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KAZ/168: Die Totalitarismus-Doktrin oder die reaktionäre Ideologie "Links gleich rechts" - Teil 1


KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung, Nr. 334, April 2011
Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker vereinigt euch!

Die Totalitarismus-Doktrin
oder
die reaktionäre Ideologie "Links gleich rechts"

Teil 1: Idealismus contra Materialismus


Seit dem Eintritt des Kapitalismus in seine monopolistische und imperialistische Phase verkörpert die "Totalitarismus-Doktrin" in ihren unterschiedlichen Varianten die Haupterscheinungsform des Antikommunismus. "Totalitär" ist ein Begriff, der bereits mit Bezug auf die Französische Revolution 1789 sinngemäß von konterrevolutionären Kräften gegen revolutionäre gesellschaftliche Umwälzungen ins Feld geführt wird.

Aber erst seit der siegreichen Oktoberrevolution in Russland wird der "Totalitarismus" zur reaktionären Kampfparole im bürgerlichen Lager und zu einer umfassenden Ideologie ausgebaut. Denn nicht mehr nur die theoretischen Anschauungen der Arbeiterklasse, sondern die Realität des Sozialismus als Gesellschaftssystem zwingt den Imperialisten eine Auseinandersetzung auf, in der die Frage der politischen Macht einen zentralen Platz einnimmt.

Es waren die Volksmassen in vielen europäischen Ländern, insbesondere die Völker der Sowjetunion, die die völlige Zerstörung europäischer Kultur- und Lebensweise verhinderten und den deutschen faschistischen Imperialismus besiegten.

Unter Missachtung und Verzerrung dieser historischen Tatsachen und Erfahrungen entwickelten insbesondere nach 1945 die Verfechter dieser Doktrin ein formal-theoretisches System, in dem Faschismus und Sozialismus gleichen gesellschaftlichen Ursachen entspringen, wesensgleiche Staats- und Gesellschaftsformen darstellen und sich ähnlicher Unterdrückungs- und Ausbeutungsformen bedienen sollen.

Diese Doktrin basiert auf einer idealisierten Darstellung der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie als die bestmögliche Form von Demokratie, in der alle sozialen Kräfte und Klassen die Möglichkeit und Aufgabe haben, ihre Interessen zu vertreten und auf der Grundlage eines immer wieder neu auszuhandelnden Kompromisses zu "harmonisieren". Zur auch im bürgerlichen Sinn unwissenschaftlichen Praxis der Totalitarismus-Theoretiker schrieb der westdeutsche Politikwissenschaftler und Faschismusforscher Reinhard Kühnl in den 70er Jahren: "Methodisch gesehen beruht ihr Trick darauf, die Form für das Wesen der Sache auszugeben und den Inhalt zu verschweigen: Man weist auf Gemeinsamkeiten ... hin und verschweigt, dass diese nur Mittel zu einem politischen Zweck und also nur von ihm her richtig einzuschätzen ist. Die politischen Ziele und Zwecke aber sind ... völlig entgegengesetzt." (1)

Dieser Interpretation lag auch die Absicht zugrunde, den aus den leidvollen Erfahrungen zweier imperialistischen Weltkriege und insbesondere der Barbarei des deutschen Faschismus resultierenden antiimperialistischen und antifaschistischen Widerstand der Völker zu brechen. Und ihnen - gerade während des von der Weltbourgeoisie angestachelten Bürgerkrieges nach der Oktoberrevolution und des ebenfalls von ihr vorbereiteten und durch den deutschen Faschismus begonnenen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion - das Bedürfnis "auszutreiben", jenseits von Kapitalismus und bürgerlicher Demokratie nach einem Ausweg aus dem Elend zu suchen.

Totalitarismus als bürgerlich-reaktionärer Kampfbegriff widerspiegelt die Tatsache, dass der imperialistische Monopolkapitalismus ökonomisch und historisch sterbender Kapitalismus ist. Und dass sich dies ebenso im Niedergang der bürgerlichen Ökonomie und der Philosophie äußert wie in der damit gerechtfertigten Politik. An gesellschaftlichen und historischen Fragen orientierte Wissenschaftsdisziplinen verkommen immer mehr zu demagogischen Formen bloßer Rechtfertigungs-, Einmischungs- und Herrschaftssicherungsideologien.


Die Totalitarismus-Doktrin ist eine Ideologie

Mit dem Begriff "Ideologie" und seinen Wurzeln haben sich Marx und Engels gründlich auseinander gesetzt. Sie zeigen, dass Ideologien das Produkt des philosophischen Idealismus sind, der nicht etwa "Ideale" im landläufigen Sinn, sondern "Ideen" in den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellt. Schon in der "Deutschen Ideologie" (1845) entwickeln Marx und Engels ein Konzept von der Ideologie als "falschem" subjektivem Bewusstsein, das der objektiven Wirklichkeit nicht entspricht und die Klassenverhältnisse nicht erkennt. Es täuscht die Ausgebeuteten und Unterdrückten über ihre tatsächlichen Lebensverhältnisse und lähmt ihre politische Kraft. Und stützt dadurch die Macht der herrschenden Klasse.

Ihre berühmte Definition: "Die Produktion der Ideen, Vorstellungen, des Bewusstseins ist zunächst unmittelbar verflochten in die materielle Tätigkeit und den materiellen Verkehr der Menschen, Sprache des wirklichen Lebens. Das Vorstellen, Denken, der geistige Verkehr der Menschen erscheinen hier noch als direkter Ausfluss ihres materiellen Verhaltens. ... Wenn in der ganzen Ideologie die Menschen und ihre Verhältnisse wie in einer Camera obscura auf den Kopf gestellt erscheinen, so geht dies Phänomen ebenso sehr aus ihrem historischen Lebensprozess hervor, wie die Umdrehung der Gegenstände auf der Netzhaut aus ihrem unmittelbar physischen. ... Nicht das Bewusstsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewusstsein." (2)

Hinzu kommt die Grundlage für idealistisches - von der Realität losgelöstes - Denken: "Die Teilung der Arbeit wird erst wirklich Teilung von dem Augenblicke an, wo eine Teilung der materiellen und geistigen Arbeit eintritt. Von diesem Augenblick an kann sich das Bewusstsein wirklich einbilden, etwas Andres als das Bewusstsein der bestehenden Praxis zu sein, wirklich etwas vorzustellen, ohne etwas Wirkliches vorzustellen - von diesem Augenblicke an ist das Bewusstsein imstande, sich von der Welt zu emanzipieren und zur Bildung der 'reinen' Theorie, Theologie, Philosophie, Moral etc. überzugehen." (3)

Dies bedeutet im Ergebnis, dass "die Ideologie ... ein Prozess [ist], der zwar mit Bewusstsein vom sogenannten Denker vollzogen, aber mit einem falschen Bewusstsein. Die eigentlichen Triebkräfte, die ihn bewegen, bleiben ihm unbekannt, sonst wäre es eben kein ideologischer Prozess. Er imaginiert sich also falsche resp. scheinbare Triebkräfte. Weil es ein Denkprozess ist, leitet er seinen Inhalt wie seine Form aus dem reinen Denken ab, entweder seinem eignen oder dem seiner Vorgänger. Er arbeitet mit bloßem Gedankenmaterial, das er unbesehen als durchs Denken erzeugt hinnimmt und sonst nicht weiter auf einen entfernteren, vom Denken unabhängigen Ursprung untersucht, und zwar ist ihm dies selbstverständlich, da ihm alles Handeln, weil durchs Denken vermittelt, auch in letzter Instanz im Denken begründet erscheint." (4)

Die marxistische Ideologiekritik besteht also darin, die ökonomischen Formen und die scheinbar autonomen Ideen auf ihren historisch-materiellen, spezifisch gesellschaftlichen, und damit klassenmäßigen Ursprung hin zu analysieren.

"Die allgemeinen Resultate der Untersuchung der Welt kommen am Ende dieser Untersuchung heraus, sind also nicht Prinzipien, Ausgangspunkte, sondern Resultate, Abschlüsse. Diese aus dem Kopf konstruieren, von ihnen als Grundlage ausgehen und weiter daraus die Welt im Kopf rekonstruieren ist Ideologie, eine Ideologie, an der bisher auch jeder Materialismus gelitten, weil er über das Verhältnis von Denken und Sein wohl in der Natur einigermaßen klar war, aber nicht in der Geschichte, die Abhängigkeit des jeweiligen Denkens von den historisch-materiellen Bedingungen nicht einsah. - Indem Dühring von "Prinzipien" ausgeht statt von Tatsachen, ist er Ideologe, und kann den Ideologen nur vertuschen, indem er die Sätze so allgemein und leer fasst, dass sie axiomatisch, platt erscheinen, wobei denn aber auch nichts herauszufolgern, sondern nur hereinzudeuten ist." (5)

In der imperialistischen Phase des Kapitalismus wird der vorhandene Grundwiderspruch zwischen gesamtgesellschaftlicher Organisation der Arbeit und privater Aneignung der Produktion durch die Kapitalistenklasse - in der das Monopolkapital selbst eine zahlenmäßige Minderheit darstellt - aufgrund der enormen Machtzusammenballung aufs Äußerste zugespitzt. Dem kleinen Kapitalisten und den sog. Mittelschichten (Intellektuelle, Handwerker etc.) erscheint - vor die Wahl gestellt, vom Monopolkapital ruiniert zu werden oder in die Arbeiterklasse "abzurutschen" - diese Tatsache zunächst in der Tendenz als "total" im Sinne von umfassend. Diese scheinbar unausweichliche Entwicklung - Krise, Ruin und gesellschaftlicher Abstieg - und das Eingezwängtsein zwischen Monopolkapital und Arbeiterklasse erscheint ihrem subjektiven Denken als "totalitär" - als von außen aufgezwungener unverstandener Schrecken.

Die Rekonstruktion diese Aspekts der Wirklichkeit im Denken - das zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Liberalismus und Sozialreformismus bestimmt wird - ist Grundlage für die Entwicklung der Ideologie des "Totalitarismus". Dieses subjektive idealistische Denken erzeugt also in die gesellschaftlichen Verhältnisse "Hineingedeutetes" und nicht aus den Verhältnissen "Herausgefolgertes". Und glaubt sich selbst als über den Klassenverhältnissen stehende bürgerliche "Mitte" definieren zu können. Die Verewigung dieses "Dazwischen", die Hoffnung von weiteren Tritten und Einschränkungen von Oben und Unten verschont zu bleiben, die Erhaltung von Spielräumen zwischen "Links" und "Rechts", die Verminderung des Drucks von den "Extremen" machen die Totalitarismus-Ideologie für das Kleinbürgertum attraktiv und sollten es an die herrschende Klasse binden. Vor allem auch in die Arbeiteraristokratie wirkt diese Ideologie hinein als Rechtfertigungsmuster für das Paktieren mit der Bourgeoisie, für das Ruhighalten der Arbeiter. (6)

Ihre besondere Wirkung entfaltete die Totalitarismus-Ideologie nach 1945, als der in die Anti-Hitler-Koalition gezwungene Teil des Weltmonopolkapitals aus USA, Großbritannien und Frankreich nach dem Sieg über den Faschismus nun versprach, das Kleinbürgertum vor der "Vergewaltigung" durch die Proleten und ihren Sozialismus zu schützen.


Totalitarismus und Totalität

Hegel fasste Geschichte als ganzheitlich erfassbaren Prozess auf und verstand sein Ideensystem als Aufhebung (also nicht Vernichtung, sondern Aufgehen in einem neuen Ganzen) aller vorangegangenen Philosophien. Die einzelnen Denker wurden von ihm als Momente in einem totalen (= umfassenden) Geschichtsprozess gesehen, den er als fortschreitende Selbstverwirklichung des Absoluten auffasste. Zwar überging er die konkreten Zielsetzungen von Einzelnen nicht, stellte sie aber als Momente eines Ganzen dar, die von der "List der Vernunft" in größeren Zusammenhängen aufgehoben werden. Es bedarf keiner allzu großen Phantasie, sich hinter diesem Gedankengebäude einen abstrakt höheren Zweck, wenn nicht sogar ein göttliches Prinzip vorzustellen - was den allzu bekannten Denkgewohnheiten des "Idealismus" entspricht. Freiheit, Abenteuer, Risiko, Misserfolg und Erfolg trugen für ihn alle nur zu einer großartigen Theodizee (altgriechisch: Rechtfertigung Gottes) bei. Und die Freiheit der menschlichen Existenz verliert sich in der allgemeinen "Notwendigkeit des Absoluten". (7)

Hegels Philosophie ist Ausdruck dessen, was Marx und Engels als "falsches" Bewusstsein bezeichnen. Im Ergebnis liegt ein geschlossenes und totales System vor, in dem alles Gewesene und zukünftig Mögliche im doppelten Sinne des Wortes "eingeschlossen" ist, in dem und aus dem heraus nichts Neues mehr möglich sein soll. Marx und Engels haben diese Abschließung des Hegelschen Systems mit dessen eigner Waffe geschlagen, mit der Dialektik, und mit der Kritik des Hegelschen Idealismus haben sie die kopfgesteuerte Hegelsche Welt wieder auf die Füße gestellt (siehe Kasten "Hegels Idealismus").

Gegenüber der Hegelschen Sicht untersucht Marx die konkreten materiellen Verhältnisse von der ökonomischen Basis auf und erkennt in ihren Gesetzmäßigkeiten Unvermeidliches, aber auch dessen historisches Gewordensein, damit seine Bedingtheit und Widersprüchlichkeit und damit seine Überwindbarkeit - nicht als Heilsversprechen, sondern als Ergebnis des Handelns von Menschen und Klassen.

Er zerlegt die Welt nicht in ihre Ideen und fügt sie daraus zum neuen Ganzen der absoluten Idee zusammen. Marx zerlegt die Welt in ihre materiellen Bestandteile, erkennt in der Ware die Zelle der modernen Gesellschaft und aus den in dieser Ware steckenden Widersprüche die ganze Dynamik des Kapitalismus, die zu seiner Aufhebung (im obigen Sinn!) führt.

So ähnlich und so grundverschieden sind sich Hegel und Marx / Engels.

"Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wird hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D. h., es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozess auch die Entwicklung der ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt." (8)

Das Individuum bekommt also die Verhältnisse nicht mehr bloß aufgedrückt oder hat Teil am Ganzen. Es ist Teil davon und kann dadurch zum handelnden, verändernden Subjekt werden: "Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten habe. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt." (9)


Hegels Idealismus

Marx und Engels waren "beide ebenso fasziniert von der Größe und Darstellungskraft des Hegelschen Systems, wie sie unbefriedigt waren von dessen Beschränkung darauf, die Welt nur in der Form des Begriffs zu erfassen". (Hans Heinz Holz, Die Strenge des Begriffs, Von der politischen Ökonomie zur wissenschaftlichen Weltanschauung. Zum 190. Geburtstag von Friedrich Engels, jungewelt.de 2010)

Hegel konstatiert dabei eine Logik des Ganzen, in der sich das Ideal der absoluten Vernunft im Weltlauf durchsetzt. Das allgemeine Prinzip ist bei ihm zwar als Einheit von Allgemeinem und Besonderen gedacht. Im Zweifel aber hat das Besondere zu parieren. Man müsse begreifen, so Hegel, "dass der Weltlauf so übel nicht ist [...]; denn seine Wirklichkeit ist die Wirklichkeit des Allgemeinen". (Hegel, Phänomenologie des Geistes, Frankfurt am Main 1986, S. 290) Und weiter: "Was diesem Weltlauf "nicht gemäß ist, ist nur faule Existenz." (Hegel, Werke in 20 Bänden, Frankfurt am Main 1969 ff., Bd. 12, S. 53, Vorlesung über die Philosophie der Geschichte)

Das Individuum erscheint im Akkumulationsprozess des Kapitals nur als Vollstrecker eines ihm gegenüber sich autoritär und alternativlos vollziehenden Prozesses - allenfalls erscheint das Individuum als eigensinniger Vollstrecker, dessen Eigensinn dann zur Räson gebracht werden muss, wenn er ganz ausschert. Die individuelle Reflexion müsse "ein wirkliches, schon existierendes Gutes zu ihrem Zwecke" haben und nicht "gegen die Wirklichkeit ... und gegen einen Weltlauf gerichtet" (Hegel, Phänomenologie des Geistes, S. 290) sein.

Selbst die Beteuerung Hegels, am Ende seien Allgemeines und Besonderes versöhnt, bleibt innerhalb seiner Begriffskonzeption eine bloße "Kopfgeburt", deretwillen "ein paar" widerspenstige Elemente über die Klinge springen müssen, damit sich alles fügen kann. So fertigt Hegel individuelle Leiden als Gestehungskosten eines Abstrakt-Allgemeinen ab.

Gerade der Triumphalismus, mit dem das Allgemeine etwa emphatisch als "Weltgeist" verehrt wird, liefert schließlich die Voraussetzung für den bürgerlichen Totalitätsanspruch, um das Besondere zu negieren/entwürdigen und das Individuum zwecks Sicherung der Ausbeuterherrschaft letztlich verachten/vernichten zu können.



Totalität im imperialistischen Monopolkapitalismus

"Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die 'jüngste Entwicklung des Kapitalismus' das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen musste und hervorgegangen ist ... Ist das Monopol einmal zustande gekommen und schaltet und waltet es mit Milliarden, so durchdringt es mit absoluter Unvermeidlichkeit alle Gebiete des öffentlichen Lebens ..." (10)

Die Diktatur der Monopolbourgeoisie setzt nicht einfach Gleichförmigkeit oder Identität aller Elemente ihres gesellschaftlichen Systems voraus, sondern sie ermöglicht es bestimmten Gruppen/ Institutionen innerhalb der herrschenden Klasse, ihre Macht- und Geltungsansprüche gegenüber anderen Interessen, Positionen oder Zielen durchzusetzen. Und zwar sowohl innerhalb der eigenen Bourgeoisklasse als auch gegenüber der ausgebeuteten und unterdrückten Arbeiterklasse und den in Abhängigkeit und Unterentwicklung gehaltenen Völkern.

Bezeichnend ist, dass in dieser Phase des Kapitalismus alle Ausdrucksformen des ideologischen Lebens imperialistischen Charakter annehmen, aber vor allem, dass imperialistische Ideologie prägend und bestimmend in die bürgerliche Klassengesellschaft - national wie international - hineinwirkt. Und dort wirkt sie neben einer Fülle von früheren Ideologien inklusive Religionen. Ebenso wie die Monopole die freie Konkurrenz nicht beseitigen, "aus der sie erwachsen, sondern [sie] bestehen über und neben ihr und erzeugen dadurch eine Reihe besonders krasser und schroffer Widersprüche, Reibungen und Konflikte". (11)

Imperialistische Ideologie reflektiert im Bereich der Ideologieentwicklung jene Veränderungen, die mit den von Lenin 1917 analysierten ökonomischen und politischen Merkmalen der Monopolherrschaft ins Leben treten, den bedingungslosen Drang zur Expansion des Profits und damit verbunden des eigenen Einflussgebietes, die Legitimation von Demokratieabbau, verbunden mit der Ausweitung von politischer Reaktion und Gewalt. In diesem Zusammenhang zielt imperialistische Ideologie darauf, den geistigen Boden für reaktionäre Veränderungen zu bereiten. Nicht nur Zustände, sondern Absichten und Aktionen werden verschleiert und verfälscht.

"Der Imperialismus ist die Epoche des Finanzkapitals und der Monopole, die überallhin den Drang nach Herrschaft und nicht nach Freiheit tragen. Reaktion auf der ganzen Linie, gleichviel unter welchem politischen System, äußerste Zuspitzung der Gegensätze auch auf diesem Gebiet - das ist das Ergebnis dieser Tendenzen." (12)

Anfang 1919 ergänzt Lenin seine Ausführungen dahingehend, dass er seine Analyse des Imperialismus als Ergänzung der Analyse der grundlegenden Besonderheiten des Kapitalismus versteht: "Der Imperialismus gestaltet in Wirklichkeit den Kapitalismus nicht von Grund aus um, und er kann es auch nicht. Der Imperialismus kompliziert und verschärft die Widersprüche des Kapitalismus, er 'verknotet' die Monopole mit der freien Konkurrenz, aber den Austausch, den Markt, die Konkurrenz, die Krisen usw. beseitigen kann der Imperialismus nicht ... Nicht reine Monopole, sondern Monopole neben dem Austausch, dem Markt, der Konkurrenz, den Krisen - das ist überhaupt die wesentlichste Eigenschaft des Imperialismus." (13)

Und im März 1919: "Nirgendwo in der Welt hat der Monopolkapitalismus ohne freie Konkurrenz in einer ganzen Reihe von Wirtschaftszweigen existiert ... Imperialismus und Finanzkapitalismus könnten als 'Überbau über dem alten Kapitalismus' aufgefasst werden. Auf dem Standpunkt stehen, es gäbe einen einheitlichen Imperialismus ohne den alten Kapitalismus, heißt das Gewünschte für die Wirklichkeit nehmen" (14)

Was sich dann unter den voranstehenden Bedingungen artikulierte, war eine neuartige Politik. Eine Politik, die Ausdruck der Tatsache war, dass die Macht Bestandteil der Ökonomie geworden war. Eine Politik, die deshalb in besonderem Maße ideologischer Begründung und Rechtfertigung bedurfte.

Lenin unterstrich den strukturellen Zusammenhang zwischen Monopolen "in der Wirtschaft" und einem monopolistischen, gewalttätigen, annexionistischen "Vorgehen in der Politik". Es sei eine Illusion, anzunehmen, Monopolismus in der Wirtschaft könne mit einer nicht-monopolistischen Politik einhergehen. (15) Die Epoche eines "verhältnismäßig 'friedlichen' Kapitalismus" wurde abgelöst "von einer Epoche sehr viel stürmischeren, sprunghafteren, katastrophaleren, konfliktreicheren Charakters, in der für die Masse der Bevölkerung nicht so sehr der 'Schrecken ohne Ende' als vielmehr das 'Ende mit Schrecken' typisch wird" (16).

Die imperialistische Politik der Gewaltakte und Kraftproben, des Betruges, der Plünderung und der Kriege - hebt Rosa Luxemburg hervor - beherrsche "so gut als übermächtiges, blindwaltendes Gesetz die Politik der einzelnen kapitalistischen Staaten, wie die Gesetze der wirtschaftlichen Konkurrenz die Produktionsbedingungen des einzelnen Unternehmens gebieterisch bestimmen" (17).

In historischen Schüben setzte sich die von Lenin beschriebene Tendenz einer "Wendung von der Demokratie zur politischen Reaktion" als politischer "Überbau über der neuen Ökonomik, über dem monopolistischen Kapitalismus" durch. (18)

Diese Veränderung trat auf allen Gebieten in Erscheinung. Im ideologischen Bereich geschah der Übergangsprozess besonders frühzeitig und nachhaltig. Und in Ländern mit einer besonders reaktionären Bourgeoisie wie Deutschland wurde dies schon vor der Jahrhundertwende offenkundig. In Ländern wie Deutschland und Russland dominierte die halbfeudale-bürgerliche Reaktion und zwang die aufkeimende faschistische Bewegung zunächst in die konkurrierende Rolle einer sich besonders "radikal" gebärdenden Opposition.


Marx fragt: Muss die Entwicklung der Gattung Mensch aufgehalten werden, um das Wohl der Einzelnen zu sichern?

Was vielen Kritikern des Marxismus so "unbegreiflich", zynisch und menschenverachtend erscheint, ist die historisch begründete Auffassung, dass diese Entwicklung notwendig war. So hielt Marx den Kritikern Ricardos entgegen:

"Ricardo betrachtet mit Recht, für seine Zeit, die kapitalistische Produktionsweise als die vorteilhafteste für die Produktion überhaupt, als die vorteilhafteste zur Erzeugung des Reichtums. Er will die Produktion der Produktion halber, und dies ist recht. Wollte man behaupten, wie es sentimentale Gegner Ricardos getan haben, dass die Produktion nicht als solche der Zweck sei, so vergisst man, dass Produktion um der Produktion halber nichts heißt als Entwicklung der menschlichen Produktivkräfte, also Entwicklung des Reichtums der menschlichen Natur als Selbstzweck. Stellt man, wie Sismondi, das Wohl des einzelnen diesem Zweck gegenüber, so behauptet man, dass die Entwicklung der Gattung aufgehalten werden muss, um das Wohl des einzelnen zu sichern, dass also z.B. kein Krieg geführt werden dürfe, worin einzelne jedenfalls kaputtgehn. (Sismondi hat nur recht gegen die Ökonomen, die diesen Gegensatz vertuschen, leugnen.) Dass diese Entwicklung der Fähigkeiten der Gattung Mensch, obgleich sie sich zunächst auf Kosten der Mehrzahl der Menschenindividuen und ganzer Menschenklassen macht, schließlich diesen Antagonismus durchbricht und zusammenfällt mit der Entwicklung des einzelnen Individuums, dass also die höhere Entwicklung der Individualität nur durch einen historischen Prozess erkauft wird, worin die Individuen geopfert werden, wird nicht verstanden, abgesehn von der Unfruchtbarkeit solcher erbaulicher Betrachtungen, da die Vorteile der Gattung im Menschenreich wie im Tier- und Pflanzenreich sich stets durchsetzen auf Kosten der Vorteile von Individuen, weil diese Gattungsvorteile zusammenfallen mit den Vorteilen besonderer Individuen, die zugleich die Kraft dieser Bevorzugten bilden.

Die Rücksichtslosigkeit Ricardos war also nicht nur wissenschaftlich ehrlich, sondern wissenschaftlich geboten für seinen Standpunkt. Es ist ihm aber deshalb auch ganz gleichgültig, ob die Fortentwicklung der Produktivkräfte Grundeigentum totschlägt oder Arbeiter. Wenn dieser Fortschritt das Kapital der industriellen Bourgeoisie entwertet, so ist es ihm ebenso willkommen. Wenn die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit das vorhandene capital fixe um die Hälfte entwertet, was liegt dran, sagt Ricardo. Die Produktivität der menschlichen Arbeit hat sich verdoppelt. Hier ist also wissenschaftliche Ehrlichkeit. Wenn die Auffassung Ricardos im ganzen im Interesse der industriellen Bourgeoisie ist, so nur, weil und soweit deren Interesse koinzidiert mit dem der Produktion oder der produktiven Entwicklung der menschlichen Arbeit.

Wo sie in Gegensatz dazu tritt, ist er ebenso rücksichtslos gegen die Bourgeoisie, als er es sonst gegen das Proletariat und die Aristokratie ist."

(K. Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW Bd. 26.2, S. 110 f., Hervorhebungen im Original)

Der "Entwicklung des Reichtums der menschlichen Natur als Selbstzweck" ordnet Marx die Entwicklung der Produktivkräfte zu. Und verlegt sie nicht ins Wolkenkuckucksheim, sondern mit Ricardo mitten in den Kapitalismus. Nicht umsonst nennt Marx sein Hauptwerk "Das Kapital" - und nicht etwa "Der Kommunismus". In dieser Totalität des Kapitals als gesellschaftlichem Verhältnis, in dem die Produktionsmittel in der Hand der kleinen Kapitalistenklasse konzentriert werden, der eine von Produktionsmitteln "freie" Klasse von Proletariern gegenübersteht, die ihre Arbeitskraft gegen Lohn an die Eigentümer der Produktionsmittel verkaufen müssen, um zu leben. Diese Totalität ist nicht statisch, sondern drängt mit den Produktivkräften als Treiber zur Überwindung der Aneignung des Reichtums durch die Kapitalisten, zu ihrer Enteignung und Entmachtung. Das ist Inhalt und Aufgabe der proletarischen Revolution.



Totalität und Arbeiterklasse

Das Proletariat erfährt in seiner beschränkten Lohnarbeiterexistenz ganz handgreiflich die Totalität des Verhältnisses von Kapital und Arbeit. In ihr ist zwar auch der Kapitalist auf die Arbeit des Proleten angewiesen, aber er kann warten so lange er die Hand auf den Produktions- und damit Lebensmitteln hat, die er nur herausgibt, wenn im Tausch die Arbeiter ihm ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen.

In diesem Verhältnis gilt auch: "Produktivkräfte erhalten unter dem Privateigentum eine nur einseitige Entwicklung, werden für die Mehrzahl zu Destruktivkräften, und eine Menge solcher Kräfte können im Privateigentum gar nicht zur Anwendung kommen." (19)

Eine einseitige Entwicklung erfährt auch der Mensch als Hauptproduktivkraft: "Sie verkrüppelt den Arbeiter in eine Abnormität, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch die Unterdrückung einer Welt von produktiven Trieben und Anlagen." (20) Und "... während es [das Kapital] die Tendenz hat, die Produktivkräfte ins Maßlose zu steigern", sorgt seine Entwicklung gleichzeitig dafür, "die Hauptproduktivkraft, den Menschen selbst" zu vereinseitigen und zu limitieren. (21)

Dass die kapitalistische Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte die Menschheit entwickelt, ist das, was zunächst so schwer zu begreifen ist, weil ja alle kollektiven, gesellschaftlichen Potenzen und Fähigkeiten der Arbeiter im Kapitalismus nicht ihnen selbst, sondern nur dem Kapital zur Verfügung stehen. Und im entwickelten arbeitsteiligen Produktionsprozess den Teilarbeitern sogar als Eigenschaften der Maschinerie erscheinen (siehe Kasten Marx fragt: Muss die Entwicklung ..."): "Der einzige Zusammenhang, in dem sie noch mit den Produktivkräften und mit ihrer eigenen Existenz stehen, die Arbeit, hat bei ihnen allen Schein der Selbstbetätigung verloren und erhält ihr Leben nur, indem sie es verkümmert." Und weiter: "Es ist also jetzt so weit gekommen, dass die Individuen sich die vorhandene Totalität von Produktivkräften aneignen müssen, nicht nur um zu ihrer Selbstbetätigung zu kommen, sondern schon überhaupt, um ihre Existenz sicherzustellen." (22)

"Erst wenn eine große soziale Revolution die Ergebnisse der bürgerlichen Epoche, den Weltmarkt und die modernen Produktivkräfte gemeistert und sie der gemeinsamen Kontrolle der am weitesten fortgeschrittenen Völker unterworfen hat, erst dann wird der menschliche Fortschritt nicht mehr jenem scheußlichen heidnischen Götzen gleichen, der den Nektar nur aus den Schädeln Erschlagener trinken wollte." (23) Wenn also den Fortschritt zu wollen, damit er nicht mehr dem "scheußlichen heidnischen Götzen" gleicht, der "Nektar aus den Schädeln Erschlagener" trinkt - und man kann hinzufügen: auch aus denen der Verseuchten, Verstrahlten, Verhungerten - wenn das totalitär ist, dann soll uns das recht sein!

Und der Hinweis auf die am weitesten fortgeschrittenen Völker, die Marx anspricht, ist nicht Ausdruck einer eurozentristischen Arroganz, sondern Ergebnis einer historischen Entwicklung, die sich so und nicht anders vollzogen hat. Marx spricht damit auch die Verpflichtung der Völker an, die die entwickeltsten Produktionsmittel in Händen halten und sich der Opfer bewusst werden, die soziale Revolution voranzutreiben. Daran erst erweist sich, ob sie fortgeschritten sind.

Der Faschismus, der in fortgeschrittenen Ländern wie Deutschland u. a. an die Macht gebracht wurde von den reaktionärsten Teilen des Finanzkapitals, wird damit auch erkennbar als gerade nicht auf Totalität, sondern als auf Teilinteressen ausgerichtet, als nicht auf die Entwicklung der Produktivkräfte ausgerichtet, nur negativ auf das Ganze der menschlichen Entwicklung bezogen, nicht auf die Entwicklung der menschlichen Natur als Selbstzweck - höchstens auf die Entwicklung der arischen Natur des deutschen Schäferhunds zum Zwecke der Mordlust.

Daraus kann auch geschlossen werden, dass der Sozialismus als Form der Entwicklung der Produktivkräfte und ihrer Befreiung von der Aneignung durch eine kleine radikale Minderheit von Monopolclans zwar Fehler, Verbrechen und andere Ungemütlichkeiten aufweisen mag, die im Übrigen nicht zu verstehen sind ohne den existenziellen Druck der imperialistischen Mächte auf alle Regungen des Widerstands gegen ihre Herrschaft. Wir haben die sozialistischen Länder darauf kritisch zu untersuchen, welchen Beitrag sie zur Befreiung der Produktivkräfte leisten, welchen Beitrag sie zur Entwicklung der menschlichen Natur als Selbstzweck leisten.

Und dazu hat die Sowjetunion Erstes und deshalb schon Großartiges geleistet. Gezeigt, welche Potenzen in den von der Arbeiterklasse und ihrer Kommunistischen Partei geführten Werktätigen stecken und wie sie freigesetzt werden. Welche Produktionsmittel sie sich in historisch kurzer Zeit entwickeln und aneignen, welche Kraft in den Massen steckt, wenn sie nach Jahrhunderten des Geducktseins anfangen (und bisher sind sie nur zum Anfangen gekommen) ihr Haupt zu erheben und ihre Zukunft in die eigene Hand nehmen. Anfangen den Reichtum der menschlichen Natur zunächst für die Zwecke der Werktätigen zu entwickeln, aber damit endlich zum Zweck schon der Mehrheit der Menschen und nicht mehr einer kleinen Minderheit.

Darin liegt der Unterschied. Wenn man dagegen das von den Nazis im Auftrag der Kapitalisten geführte Deutschland denkt, das über alle technischen Hilfsmittel verfügt und seine Werktätigen mobilisiert zur Unterdrückung, Ausplünderung und Ausrottung der halben Welt. Aber wer sich vor der Klassenfrage drückt, muss sich an oberflächlichen Ähnlichkeiten aller Art berauschen. Aufmärsche sind schlecht, Fahnen sind schlecht, Ein-Parteien-Herrschaft ist schlecht, überhaupt Führung ist schlecht (außer natürlich in "freien" Unternehmen in einer "freien" Marktwirtschaft ...). Über den Formen die Inhalte vergessen - das ist der Weg in den Sumpf.


Der Antikommunismus in Europa darf nicht durchkommen!

Am 14. Dezember 2010 forderten die Außenminister von sechs EU-Staaten in einem Brief an EU-Justizkommissarin Viviane Reding, "die öffentliche Billigung, Leugnung und Verharmlosung von totalitären Verbrechen" künftig zu bestrafen. Am Mittwoch verabschiedeten die Vertreter von 38 kommunistischen und Arbeiterparteien aus 32 OSZE-Ländern in Athen dazu folgende Stellungnahme:

Die kommunistischen und Arbeiterparteien Europas verurteilen die provokative und ungeheuerliche Initiative der Außenminister Bulgariens, Lettlands, Litauens, Ungarns, Rumäniens und Tschechiens, mit der die Forderung erhoben wird, dass die EU eine gesetzliche Verfolgung all jener Personen innerhalb der EU anstrebt, die nicht bereit sind, die sogenannten "Verbrechen des Kommunismus" anzuerkennen.

Es handelt sich dabei um einen gefährlichen Versuch, die bereits bestehenden gesetzlichen Verfolgungen und ähnliche Maßnahmen zu generalisieren, die in mehreren EU-Ländern schon jetzt gegen all jene Personen in Kraft sind, die die Verleumdungen gegen den Sozialismus, wie wir ihn kennen, zurückweisen. Es ist ein Versuch, all jene Menschen zu verfolgen, die gegen die Entstellungen der Geschichte des Zweiten Weltkrieges und die nicht akzeptable Gleichsetzung von Kommunismus und Faschismus auftreten.

Es ist kein Zufall, dass diese Initiative zu einem Zeitpunkt vorgetragen wird, zu dem die Kämpfe der Arbeiterklasse und der werktätigen Menschen stärker werden. Die Ausweitung der arbeiterfeindlichen Angriffe gehen einher mit der Verstärkung antikommunistischer Maßnahmen. Die Kommunisten sind zum Angriffspunkt der Bourgeoisie geworden, weil sie in der ersten Reihe der Kämpfe stehen, mit denen verhindert werden soll, dass ausschließlich den Schaffenden die Lasten der kapitalistischen Krise aufgebürdet werden, und sie stehen auch deshalb im Zentrum der Attacken, weil sie die einzigen sind, die eine Lösung bezüglich der kapitalistischen Barbarei haben. Die letzten Illusionen bezüglich der Heuchelei der bürgerlichen Demokratie brechen zusammen, da die bürgerliche Klasse die Unzulänglichkeiten des kapitalistischen Systems und seine unlösbaren Widersprüche selbst erkennt und als Folgerung daraus die Verfolgungen, Drohungen und den Terror verstärkt. Aber welche Maßnahmen auch immer ergriffen werden, sie können die nicht aufzuhaltenden Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung, die Notwendigkeit der Ablösung des kapitalistischen Systems und den Aufbau des Sozialismus und Kommunismus nicht stoppen.

Wir erklären in fester Entschlossenheit, dass die antikommunistischen Pläne der Bourgeoisie scheitern werden. Die Überlegenheit unserer Weltanschauung, die gerechte Sache unserer Klasse können auch den härtesten Mechanismen widerstehen. Wir werden mit noch größerer Entschlossenheit und kompromisslos unseren Kampf fortsetzen, um die volksfeindliche Macht, die Macht der Wenigen zu brechen. Auch antikommunistische Hysterie wird nicht in der Lage sein, die Arbeiterklasse und die schaffenden Menschen aufzuhalten, die den Problemen der Arbeitslosigkeit, des Abbaus sozialer Errungenschaften und der Rechte der Arbeiter sowie der kapitalistischen Barbarei selbst ausgesetzt sind.
(Quelle: jw vom 01.12.2010, S. 10)



Resümee

Die Apologetik (= Rechtfertigungslehre) der bürgerlichen Wissenschaft kennzeichnet eine Gesellschaftsordnung, die von der imperialistischen Ideologie und Politik nach innen und außen gekennzeichnet ist, die alle ihre Formen und Inhalte ebenso wie ihre Ziele bestimmt. Sie ist der konzentrierte Ausdruck der allgemeinen Krise des Monopolkapitalismus, seiner historischen Perspektivlosigkeit und seines theoretischen, kulturellen und geistigen Niedergangs.

An die Stelle des Erkenntnisinteresses des aufstrebenden Bürgertums bis zum 19. Jahrhundert tritt das Partikularinteresse der herrschenden Monopolbourgeoisie. Gemeinsam ist ihr nur noch das Interesse am Niederhalten des Bewusstseins der produzierenden Massen.

Der von Lenin aufgezeigte Drang nach Gewaltherrschaft erreicht ebenso Wissenschaft und Forschung. Auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaft liegt die Erkenntnis des Gesamtzusammenhangs nicht nur gar nicht mehr im Interesse der Monopolbourgeoisie, sie gehen mit Gewalt dagegen vor (siehe Kasten "Der Antikommunismus in Europa ...").

Die herrschenden Monopolkapitalisten lassen bereits das Ziel, ein Gesamtbild der Wirklichkeit zu bekommen zum totalitären Schlechten an sich erklären. Dabei bedient sich ihre "Wissenschaft" beliebiger Versatzstücke, nicht einmal mehr im Sinne der idealistischen falschen Widerspiegelung der Realität. In Vergewaltigung bürgerlicher wissenschaftlicher Erkenntnismethoden werden die Ergebnisse lediglich noch an ihrer propagandistischen Wirksamkeit gemessen.

Das Interesse der Erkenntnis des Gesamtzusammenhangs, der Totalität, geht auf die Klasse über, die damit die Welt nicht nur verstehen sondern verändern will - die Arbeiterklasse. Die Erkenntnistheorie dieser Klasse, die den Imperialismus überwinden muss, der Marxismus-Leninismus, muss die Einheit der Weltsicht wiederherstellen, um zur Einheit von Theorie und Praxis zu kommen.

Allerdings gilt auch hier - den beliebten Freunden "mit linkem Anspruch" ins Stammbuch geschrieben: "Die bloße Erkenntnis, und ginge sie weiter und tiefer als die der bürgerlichen Ökonomie, genügt nicht, um gesellschaftliche Mächte der Herrschaft der Gesellschaft zu unterwerfen. Dazu gehört vor allem eine gesellschaftliche Tat." (24)


Im zweiten Teil wird die Anwendung der Totalitarismus-Doktrin in der politischen Praxis untersucht werden.

Teil 2: Reaktion und Konterrevolution in Worten und Taten

- Historische Betrachtung im Zusammenhang mit der Debatte über den Imperialismus (Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg).

- Geschichte der BRD und Einstieg in die heutige Debatte.

- Perspektive: Aufhebung des KPD-Verbotsurteils.


KAZ Fraktion Ausrichtung Kommunismus, AG Totalitarismus


Anmerkungen:

(1) Reinhard Kühnl, Zur politischen Funktion der Totalitarismustheorien in der BRD. In: Totalitarismus - Zur Problematik eines politischen Begriffs, München 1972, S. 18

(2) MEW Bd. 3, S. 26 f, Die deutsche Ideologie

(3) Ebenda, S. 31 f.

(4) MEW Bd. 39, S. 97, F. Engels an F. Mehring 14.7.1893

(5) MEW Bd. 20, S. 574, Aus Engels Vorarbeiten zum "Anti-Dühring"

(6) Die Anknüpfungspunkte der Totalitarismus-Doktrin zum Revisionismus und zum sog. "Demokratischen Sozialismus" sind nicht zu übersehen. So wird auch Karl Kautsky als Gewährsmann gerne herangezogen, der den Sozialismus so verträglich für die Bourgeoisie gemacht hat, so demokratisch, dass sich das Proletariat schließlich 1914 zur Schlachtbank des 1. Weltkriegs führen ließ und 1933 dem Machtantritt des Hitlerfaschismus nicht wirkungsvoll entgegentreten konnte. Vgl. hierzu z.B. die Broschüre "Karl Kautsky über Sozialdemokratie und Kommunismus", hrsg. von D. Shub und J. Shaplen, mit einem Vorwort von Sidney Hook, München 1948

(7) Zusammenfassung nach: Jean Hyppolite, Hegelianismus, Existentialismus und strukturales Denken, Verlag Herder&Herder Frankfurt 1973, S. 303

(8) MEW Bd. 3, S. 26, Die Deutsche Ideologie

(9) Ebenda, S. 6

(10) LW Bd. 22, S. 241, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus

(11) Ebenda, S. 269 f.

(12) Ebenda, S. 302

(13) LW Bd. 24, S. 465, Materialien zur Revision des Parteiprogramms

(14) LW, Bd. 29, S. 153, VIII. Parteitag der KPR(B)

(15) LW Bd. 22, S. 274, Vorwort zu Bucharins Broschüre "Weltwirtschaft und Imperialismus"

(16) Ebenda, S. 102

(17) Rosa Luxemburg, Die Krise der Sozialdemokratie, Gesammelte Werke Bd. 4, S. 138

(18) LW Bd. 23, S. 34, Über eine Karikatur auf den Marxismus

(19) MEW Bd. 3, S. 60, Die Deutsche Ideologie

(20) MEW Bd. 23, S. 318, Das Kapital, Band 1

(21) Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Dietz Verlag Berlin, 2. Auflage 1974, S. 325

(22) MEW Bd. 3, S. 67, Die Deutsche Ideologie

(23) MEW Bd. 13, S. 9, Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie

(24) MEW Bd. 20, S. 295, F. Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft ("Anti-Dühring")


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Seite 24:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)

Seite 25:
Marx und Engels, Zeitgenössische Darstellung von 1867


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Quelle:
KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung, Nr. 334, April 2011, S. 23-29
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2011