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LICHTBLICK/171: BurgNews + Böze Mädchen - Zwei neue Gefangenenzeitschriften in Berlin


der lichtblick - Gefangenenmagazin der JVA Berlin-Tegel - 2/2010

KULTUR
BurgNews + Böze Mädchen
Zwei neue Gefangenenzeitschriften in Berlin

Von Klaus-Dieter Langer


Böse Mädchen sollen ja nicht nur in die Hölle kommen, sondern überall hin. Manche von ihnen schaffen es in den Himmel, andere nach Pankow in den Knast. Nun aber haben sie eine Gefangenenzeitschrift herausgebracht, die liebevoll "Böze Mädchen" heißt. Das klingt nach Musik und erinnert schon an die Hardrockband "Böhse Onkelz". Doch wie es der Zufall so will, gibt's seit Neuestem auch eine weitere Zeitschrift von den "Bösen Buben": Sie kommen ja bekanntlich nicht überall hin, dafür manche von ihnen in die Charlottenburger "Knast-Burg". Vielleicht heißt die neue Zeitung deshalb so treffend BURGNEWS.

Die "bözen Mädchen" haben eine Auflage von mehr als 100 und sie erscheinen unregelmäßig, gleichwohl mit viel Herzlichkeit und Hingabe. Die "Mädchen" arbeiten im Rahmen eines von der EU geförderten Projektes an ihrer Zeitung. Der Bildungsträger ist "Die Wille gGmbH". Uns liegt inzwischen die 3. Ausgabe auf 54 Seiten vor. Inhaltlich frisch und zauberhaft, zugleich poetisch, werden besonders die Probleme von inhaftierten Frauen besprochen. Zu finden sind sowohl Comic-Zeichnungen als auch Berichte über den Haftalltag. So erfahren wir zum Beispiel, was der Frühling für die Menschen unterschiedlicher Kultur bedeutet und wie sich eine gefangene Frau fühlt, wenn sie morgens in einer Zelle erwacht.

Auch wenn das Heft an eine Schülerzeitung erinnert, so ist es doch von Güte und von romantischer Begeisterung beseelt. Ja, das Heft ist gar nicht so "böze", wie es der Titel verheißen mag. Die Auflagen waren rasch vergriffen, freut sich Uwe Kehl, der verantwortliche Redakteur.


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Die andere Gefangenenzeitschrift, die Erstausgabe BURGNEWS ist recht professionell aufgebaut. Uns liegt der 44 Seiten starke, bis auf das Cover in Schwarz-Weiß gehaltene Erstdruck vor. Die Zeitung befasst sich mit diversen Themen wie Stadtmission, Freizeit, Hartz-IV, Resozialisierung und Recht, aber auch Internes aus Teilbereichen der Charlottenburger Anstalt. Das Heft soll drei Mal im Jahr in einer Auflage von etwa 500 erscheinen.

Herausgeber sind laut Impressum Insassen der JVA Charlottenburg. Danach muss die Zeitung mit einem hauptamtlichen Redakteur und vier ehrenamtlichen Redakteuren auskommen. Für die Druckkosten und für den einen hauptamtlichen Redakteur komme die Anstalt auf.

Herr Dr. Grubel - Stellvertr. Vorsitzende des Berliner Vollzugsbeirats und Anstaltsbeirat der JVA Charlottenburg - zeichnet für diese Gefangenenzeitung als Verantwortlicher Redakteur im Sinne des Presserechts (V.i.S.d.P.), und unter dieser Prämisse soll eine Zensur der Zeitschrift seitens der Anstalt nicht stattfinden.


Der lichtblick wünscht den beiden funkelnagelneuen Zeitungen gutes Gelingen und viel Spaß bei der Arbeit.


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Quelle:
der lichtblick, 42. Jahrgang, 2/2010, Heft Nr. 343, S. 26
Unzensiertes Gefangenenmagazin der JVA Berlin-Tegel
Herausgeber: Insassen der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel
Redaktionsgemeinschaft der lichtblick
Seidelstraße 39, 13507 Berlin
Telefon/Fax: 030/90 147-23 29
Internet: www.lichtblick-zeitung.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2010