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ROTER BRANDENBURGER/005: Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg 5/11


Roter Brandenburger - Mai 2011

Roter Brandenburger - Mai 2011


In dieser Ausgabe:
- Immer mehr Krieg
- Endlich abschalten!
- UZ-Pressefest 2011
- Kommunistische Parteien in Osteuropa
- Faschismus (Teil XII)
- Aus dem Maiheft der Roten Kalenderblätter
- Geschichtskommentar
- Brandenburger Nachrichten in Rot
- Interview
- Roter Bücherwurm
- Impressum

Raute

Bebel und Liebknecht an der Seite der Pariser Kommunarden

Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, hat sich die Partei Bebels und Liebknechts an die Seite der Pariser Kommunarden gestellt und sich mit deren Zielen solidarisiert. Die Mitglieder der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei haben die Maßnahmen der Kommune gegen alle Angriffe und Verleumdungen ihrer Feinde mit einem Engagement verteidigt, als ginge es um ihre eigene Sache. Doch nicht allein darauf beschränkte sich der proletarische Internationalismus der Eisenacher Partei. Kennzeichnend für ihre Haltung zur Pariser Kommune war, dass sie sich nicht mit Grußbotschaften und Sympathieerklärungen begnügte, sondern von Anfang an die Verteidigung der Kommune mit dem Kampf gegen die Machenschaften Preußen-Deutschlands bei der Niederschlagung des Pariser Arbeiteraufstandes verbunden hat. In Vorwegnahme der Jahrzehnte später von Karl Liebknecht geprägten Losung: "Der Hauptfeind steht im eigenen Land!" haben die Eisenacher die hinterhältige Politik der Bismarcks und Moltkes gegenüber der Kommune bekämpft.

Als die ersten Nachrichten über den Pariser Arbeiteraufstand in Deutschland eintrafen, befanden sich Bebel und Liebknecht noch in Untersuchungshaft, weil sie im Reichstag die Kriegskredite verweigert hatten. Sofort nach ihrer Freilassung am 28. März, stürzten sie sich in die politische Arbeit. Bebel vor allem in Berlin, wo er im Reichstag als einziger Abgeordneter einer Arbeiterpartei zum Anwalt der Kommune wurde, Liebknecht als Redakteur des in Leipzig erscheinenden Parteiorgans "Der Volksstaat". Da authentische Nachrichten über die Kommune in Deutschland spärlich waren, wandte sich Liebknecht sogleich nach seiner Haftentlassung an Marx, seinen alten Lehrer und Kampfgefährten, mit dem er 13 Jahre das Los eines politischen Emigranten geteilt hatte.

Seine Bitte - "Schreibe mir umgehend Deine Ansicht über die Pariser Vorgänge..."(1) - veranlassten Marx und Engels, der Eisenacher Partei in den Wochen der Pariser Kommune noch mehr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, als es zu anderen Zeiten der Fall war.

Die Informationen, Hinweise und Artikel aus dem Londoner Freundeskreis machten die Eisenacher Partei nicht nur schlagkräftiger in den Auseinandersetzungen mit den Verleumdern der Kommune, sondern unterstützten auch die politisch-ideologische Festigung ihrer Reihen.

Das Zentralorgan der Eisenacher Partei verbreitete als eine der ersten Zeitungen bereits am 5. April die alarmierende Nachricht: "Neueste Depeschen berichten, dass die Versailler Regierung die Commune mit Gewalt zu unterdrücken versucht, erforderlichen Falls mit Hilfe der deutschen Truppen".(2) Und schon in einer der nächsten Nummern informierte "Der Volksstaat" ziemlich genau über alle wesentlichen Punkte der in Rouen vereinbarten Militärkonvention und wusste sogar darüber Bescheid, dass Moltke gedroht habe, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, falls die Versailler noch länger mit ihrer Strafexpedition zögern würden. "Preußen-Deutschland brennt vor Begierde, seine internationale Polizeimission an der Pariser Kommune zu vollbringen,"(3) kommentierte Liebknecht.

Anfang April berichtete die Zeitung der Eisenacher von zahlreich besuchten Versammlungen in Leipzig und Dresden, deren Teilnehmer ihre "Sympathien für die Pariser Arbeiter"(4) erklärt hatten. In Mainz endete eine Versammlung über die neuesten revolutionären Ereignisse in Frankreich "unter stürmischen Hochs auf die Pariser Commune"(5) In Frankenberg bei Chemnitz bekannten sich die Versammlungsteilnehmer "entschieden zu dem Prinzip der roten Republik"(6)

Der revolutionäre Funke der Pariser Kommune erfasste auch die Mitglieder des lassalleanischen Arbeitervereins. Seine Mitglieder solidarisierten sich in einer Reihe eindrucksvoller Massenkundgebungen mit der revolutionären Erhebung ihrer Klassenbrüder in Paris. In Elberfeld und Berlin begrüßten tausende Teilnehmer "die soziale Revolution" in Paris.(7) In Hannover solidarisierten sich 3.000 Versammlungsteilnehmer mit den Kommunarden als ihren "Vorkämpfern".(8) Hamburger Arbeiter stellten sich hinter ihre Klassengenossen, weil sie "die heutige moderne Ausbeutung und Abschlachtung des arbeitenden Volkes für immer aus der Welt schaffen wollen".(9)

August Bebel nutzte die Tribüne des Parlaments, um den Hetztiraden der konservativen und liberalen Abgeordneten mannhaft entgegenzutreten. Jenen, welche die Maßnahmen der Kommune zu verteufeln suchten, fuhr er mit der Feststellung in die Parade, dass die Kommune in Paris gegenüber den herrschenden Klassen mit einer Mäßigung verfahre, "die wir vielleicht in einem ähnlichen Falle in Deutschland schwerlich anwenden würden".(10) Zu einem absoluten Höhepunkt seines parlamentarischen Wirkens wurde Bebels Auftritt vor dem Reichstag am 25. Mai 1871.

Es war dies jener Tag, an dem die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ihren Lesern schon morgens zugerufen hatte: "Es ist vollbracht!" Mit sichtlicher Erleichterung berichtete der Pariser Korrespondent des Bismarckschen Leiborgans, "dass der blutgefärbte Meteor der roten Revolution nunmehr am Himmel Frankreichs und Europas niedergeht". Die anfängliche Ratlosigkeit der Regierungen und die von Woche zu Woche wachsende Wut der herrschenden Klassen über die revolutionären Umwälzungen in Paris entluden sich in einer blutrünstigen Hetze, in einem Schrei nach Rache und Vergeltung an den Kommunarden. "Die Vergeltung wird hoffentlich nicht ausbleiben! Gnade darf allenfalls den Verführten oder wider Willen Gezwungenen gewährt werden! Den Führern aber, und zwar allen, Strenge, unerbittliche Strenge!"(11) Die internationale Konterrevolution war sich darin einig, dass nunmehr die Stunde der Abrechnung mit der Kommune gekommen war.

Es hätte dieser Mahnung an die Versailler aus Berlin und den anderen Hauptstädten nicht bedurft. In den Mittagsstunden des 25. Mai ließ Regierungschef Thiers in einer Siegesbotschaft an die Statthalter in den Provinzen depeschieren: "Der Boden von Paris ist mit Blut getränkt und mit Leichnamen bedeckt. Dieses schreckliche Schauspiel wird als Lehre dienen".(12) Während der Telegraph die Nachricht über das Massaker in Paris verbreitete, trat etwa zur gleichen Stunde Bebel an die Rednertribüne des Deutschen Reichstags.

Im Namen seiner Partei und im Namen der deutschen Arbeiter solidarisierte sich August Bebel in dieser schicksalsschweren Stunde mit den "Himmelsstürmern von Paris", die zum ersten Mal den heroischen Versuch unternommen hatten, die Ideen des Sozialismus zu verwirklichen. In der Stunde ihrer Niederlage verteidigte Bebel das Werk der Pariser Kommunarden gegen alle Angriffe, Lügen und Verleumdungen ihrer Feinde. Er bekannte sich zu ihren Zielen und ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass trotz der Niederlage in Paris auch in Deutschland dem Sozialismus die Zukunft gehören wird.

Mit der Kraft seiner Überzeugung und dem Elan seiner Jugend erklärte August Bebel den Vertretern des Adels und der Bourgeoisie im Namen seiner Partei: "Meine Herren, wenn auch im Augenblick Paris unterdrückt ist, dann erinnere ich sie daran, dass der Kampf in Paris nur ein kleines Vorpostengefecht ist, dass die Hauptsache in Europa uns noch bevorsteht und dass, ehe wenige Jahrzehnte vergehen, der Schlachtenruf des Pariser Proletariats 'Krieg den Palästen, Friede den Hütten, Tod der Not und dem Müßiggange' der Schlachtruf des gesamten europäischen Proletariats werden wird."(13)

Prof. Dr. Erich Kundel


Literatur

1) Wilhelm Liebknecht an Karl Marx am 1. April 1871 In: Karl Marx/Friedrich Engels: Tagebuch der Pariser Kommune, Berlin 1971, S. 89.
2) Der Volksstaat, Leipzig, 5. April 1871.
3) Der Volksstaat, Leipzig, 15. April 1871.
4) Der Volksstaat, Leipzig, 12. April 1871.
5) Der Volksstaat, Leipzig, 10. Mai 1871.
6) Ebenda.
7) Social-Demokrat, Berlin, 29. und 31. März 1871.
8) Social-Demokrat, Berlin, 21. April 1871.
9) Social-Demokrat, Berlin, 19. April 1871.
10) August Bebel: Die Folgen des Raubkrieges und die Zukunft Deutschlands. In: Ausgewählte Reden und Schriften, Bd. 1 1863-1878, Berlin 1983, S. 146.
11) Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Berlin, 25. Mai 1871
12) Zitiert in: Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Berlin, 27. Mai 1871.
13) August Bebel: Die Pariser Kommune - Vorpostengefecht des europäischen Proletariats", in Ausgewählte Reden und Schriften, Bd. 1, a.a.O., S. 150.

Raute

Immer mehr Krieg

Aggressoren lügen immer. Die Belogenen sollten ins Geschichtsbuch schauen. Seit wie viel Jahrzehnten toben Frankreich, Großbritannien und Italien ihre Herrschaftsgelüste in Nordafrika aus? Seit wann mischen dabei auch die USA und Israel mit? Plötzlich bomben und schießen sie aus purer Menschenliebe? Auch ein Blick ins solide Jahrbuch kann den Belogenen helfen. Die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse und Positionen sind in den nordafrikanischen Ländern dermaßen unterschiedlich, ja gegensätzlich, dass gleichzeitige Unruhen mit gleicher Grundlosung ("Der Staatschef muss weg") nur mit Fremdlenkung zu erklären sind.


Mörderische Flugverbotszone
Am 18. März wurde der heuchlerische "Flugverbotszonen"-Beschluss des UN-Sicherheitsrates bekannt. Kein Veto! Die Arabische Liga wünschte den Beschluss. (Kasten 2) Und die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) enthielten sich gemeinsam der Stimme. Sollten sie anderen Staaten nicht erwünschte Hilfe aufdrängen? Noch wichtiger: Wer irgendeine Hoffnung auf NATO und USA setzt, der kann nur infolge eigener Erfahrung klüger werden. Prompt griffen am 19. März französische Kampfflugzeuge - was heißt hier "Flugverbotszone" - libysche Einheiten am Boden an. Es folgten Raketenangriffe auf die Hauptstadt Tripolis. Längst lagen Kriegsschiffe aller Art, auch Landungsschiffe(!), vor Libyens Küste bereit. Tarnkappenbomber, Marschflugkörper, Drohnen, Feuerführung per AWACS und aus dem All - wie üblich demonstrierte die NATO ihre mörderische Gewalt. Folgerichtig traf die auch die angeblich von ihr beschützten "Zivilisten". Nun erklärte die Arabische Liga, "so hatten wir eine Flugverbotszone nicht gemeint". (Kasten 1)

Kasten 1: Der Krieg gegen Libyen

• Bereits im März hatten US-Zeitungen berichtet, dass Britische und US-Amerikanische Geheimdienstagenten seit Wochen in Libyen agierten. Demnach erteilte Obama "vor einiger Zeit" dem Auslandsgeheimdienst auch die Erlaubnis zu Geld- und Waffenlieferungen für die Kämpfer gegen Gaddafi.

• Britische Politiker machten öffentlich, dass britische Spezialkommandos und zahlreiche MI5-Agenten in Libyen operieren. Kampfflugzeuge der NATO handelten als Bomberstaffeln der bewaffneten Aufständischen. CIA-Kommandos hielten die Verbindungen und klärten die Ziele ab.

• Der apostolische Vikar in Tripolis, Bischof Martinelli, verurteilte die Angriffe des Westens und berichtete u.a. vom Einsturz eines Hauses im Stadtteil Buslim nach einem Bombardement, bei dem 40 Menschen getötet wurden. Immer häufiger erreichen Nachrichten von zivilen Opfern der westlichen Militärschläge die Öffentlichkeit. Bischof Martinelli appellierte dringend an den Vatikan, sich für das Ende der Angriffe zu engagieren.

• Nicht nur Russland und Syrien enthüllen die Rolle des Westens bei den Vorgängen in Libyen und insgesamt in Nordafrika. Als Staaten, die selbst seit langem und unentwegt von dergleichen Vorgehen betroffen sind, wissen sie worüber sie urteilen. Als solche sind sie selbstverständlich parteiisch.

• Parteiisch ist, trotz Stimmenthaltung im Sicherheitsrat, auch die Bundesrepublik. Kampfflugzeuge starten zu ihren Kriegseinsätzen auch von deutschem Boden und Bundeswehroffiziere in NATO-Stäben managen das Kampfgeschehen in Libyen mit. Das ist leider nicht die einzige Verwicklung Deutschlands in den unsäglichen Vorgang - der hier einseitig und heuchlerisch den Deutschen dargestellt wird.


Kasten 2: Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga:
Ägypten (75 Millionen Einwohner), Algerien (33 Millionen), Bahrain (740.000), Dschibuti (819.000), Irak (28 Millionen), Jemen (22 Millionen), Jordanien (6 Millionen), Katar (821.000), Komoren (614.000), Kuwait (3 Millionen), Libanon (4 Millionen), Libyen (6 Millionen), Marokko (31 Millionen), Mauretanien (3 Millionen), Oman (3 Millionen), Saudi-Arabien (23 Millionen), Somalia (8 Millionen), Sudan (38 Millionen), Syrien (20 Millionen), Tunesien (10 Millionen), Vereinigte Arabische Emirate (4 Millionen)


Schreckgespenst Gaddafi
Alles war plötzlich auf Libyen fokussiert. Ausgerechnet auf das Land, welches unter den nordafrikanischen Staaten den niedrigsten Armutsanteil, die geringste Arbeitslosigkeit, das für dortige Verhältnisse umfassendste Bildungswesen, die hilfreichste Altersversorgung sowie kostenfreie ärztliche Betreuung hat. Damit punktet man bei NATO-Menschenrechtlern nicht. Schon gar nicht, wenn man die antikolonialen Kräfte Afrikas unterstützt, auch den palästinensischen Freiheitskampf, sich für die Einheit Afrikas einsetzt und dazu einen US-Flotten-Stützpunkt des Libyschen Landes verweist. Zum Glück für die Aggressoren hatte Libyen auch Gegensätze. Stammesstrukturen und Vormacht für den Stamm Gaddafis sowie soziale und Status-Unterschiede sind da wohl zuerst zu nennen. Auch mit Kommunisten ging Gaddafi im eigenen Land nicht gerade menschenfreundlich um. Was die Aggressoren bei US-abhängigen Staaten bekanntlich nicht im Geringsten stört.


Heimtückische Kleinkriege
Das Vorgehen der Imperialisten macht es einfacher, die anfangs schwer zu durchschauende Entwicklung zu begreifen. Für aufmerksame RB-Leser ohnehin, denn die kommunistische Monatszeitschrift lenkt den Blick seit Jahren auf die Tendenz der weltweiten Verbreitung heimtückischer Kleinkriege. An der Zerschlagung Jugoslawiens ließ sich exemplarisch studieren, wie so etwas gemanagt wird. Leider liegt manchen "Demokraten" die "Aufarbeitung" weniger blutiger Zeiten und Territorien viel näher. Gottes eigenes Land nebst Verbündeten hingegen "qualifizieren" die Erfahrungen jener Jahre, man könnte sagen, diese Erfahrungen werden globalisiert. Zunehmende Privatisierung der Kriege macht sie immer undurchsichtiger. Militärische Einsatzkräfte von Großunternehmen, Todesschwadronen aus Söldnern, geführt von Schlapphüten, internationale Landsknechtseinheiten, Berufsarmeen, gedeckt von den modernen Massenvernichtungsmitteln der Aggressoren - so entfaltet sich der imperialistische Krieg in Afrika, in Asien und Amerika. Europa glaubt man wohl im Griff zu haben. Russland, China und andere wird es wieder und wieder treffen. Die scheinen sich darauf einzustellen. Manchmal ist das Ziel der Kriegsanstifter nicht einmal Eroberung. Die Unruhe selbst, die Schwächung des zum Feind erklärten Landes, erfüllt für sie schon ihren Zweck. Zwischen "Jugoslawien" damals und Libyen, Syrien und so weiter heute liegt eine Zeit strategischer und taktischer Umstellungen. Die ist mit dem Namen Obama verbunden und ergibt sich unter anderem aus dem heutigen Platz Chinas in der Welt. Das Ziel, Globalisierung der US-Vorherrschaft, bleibt unverändert. Also wird die Periode der zu Kriegen geschürten Unruhen andauern - bis die militärische Übermacht des Imperialismus gebrochen ist. Das hat entsprechende Wirtschaftskraft zur Voraussetzung. Daran lässt sich die Zeitspanne dieser kriegerischen Periode ungefähr ermessen.


Armes Deutschland
Und die Bundesrepublik? Ihr dankten die Araber, als die scheinbar gemeinsam mit den BRIC-Staaten bei der Abstimmung im Sicherheitsrat votierte. Inzwischen erleben sie die Kabale der BRD. Mag Dr. Merkel fürchten, die Sache könnte schließlich für den Westen noch mehr nach hinten losgehen, als Irak und Afghanistan. Erheblicher dürfte das systematische, aber bei der Aggression bisher gar nicht beachtete Streben Frankreichs und Italiens nach einer Mittelmeerunion sein. Wie würde sich eine Mittelmeerunion für die EU im Allgemeinen und für die deutsche Führungsrolle in der EU im Besonderen auswirken? Nur in dieser Führungsrolle kann Deutschland wieder Weltmacht werden. Und damit zu Lothar Bisky. Der hatte in der Vorbereitungszeit der NATO-Angriffe auf Libyen im Europaparlament den Antrag der grün/linken Fraktion eingebracht, gegen Gaddafi vorzugehen und eine "Flugverbotszone" durchzusetzen. Dann stimmte er im EU-Parlament auch für diesen Beschluss. Um auf typisch sozialdemokratische Art sofort danach zu erklären, das habe er getan, obgleich er selbstverständlich dagegen ist. Der Mann ist wirklich in der BRD angekommen. Die Linkspartei auch? Jedenfalls stehen die Kommunisten in Deutschland im Kampf gegen den Imperialismus einstweilen wieder alleine und haben sehr viel zu lernen.

Hans Stahl

Raute

Endlich Abschalten!

Dr. Ulf Rassmann

Fukushima ist weit weg. Von sechs Reaktorblöcken sind mindestens vier außer Kontrolle geraten. Ein Reaktorgebäude wurde durch eine Explosion zerstört. In einem Reaktor wird Mischoxid als Brennstoff benutzt. Mal übersteigt die Jod-Konzentration im Meer den Grenzwert millionenfach, kurz darauf isst der Ministerpräsident im Fernsehen eine Tomate, zur Demonstration, dass das alles nicht so schlimm ist. Uns ist nur eins klar; wir werden belogen! Die Politiker beschwichtigen. Was sich dort, in Fukushima, an Leid abspielt ist nicht zu erfassen, die Folgen für die Welt nicht absehbar. Das Gezerre um den Atomausstieg in Deutschland, legt klar offen, dass Politik nicht durch Sachverstand geleitet wird.

Im Folgenden möchte ich einige Dinge zusammentragen, damit man sich selbst einen Reim auf die täglichen Nachrichten machen möge. Und er soll zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema anregen, dass die Energiegewinnung und militärische Nutzung (Kernwaffen, Munition mit abgereicherten Uran!) unverantwortlich sind, wie auch ein sicheres Endlager ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Radioaktivität ist eine Eigenschaft der Natur. Alle chemischen Elemente ab der Ordnungszahl 83 (Bismut) sind radioaktiv. Aber auch bei den leichteren Elementen gibt es radioaktive Isotope, von Bedeutung ist das Kalium-40 und Kohlenstoff-14. Kohlenstoff-14 wird in der Atmosphäre aus Stickstoff durch den Einfluss kosmischer Strahlung gebildet.

Es gibt drei Arten radioaktiver Teilchenstrahlung, α, β und Neutronen, sowie die elektromagnetische Welle als γ-Strahlung. Die γ-Strahlung tritt immer als Begleitstrahlung jeder Teilchenstrahlung auf.

Bei der α-Strahlung handelt es sich um ein Teilchen aus zwei Protonen und zwei Neutronen, also einen Heliumkern. Es ist zweifach positiv geladen. Ein Beispiel eines α-Zerfalls ist die Umwandlung von Radium-226, das als Begleitstoff in Uran- und Thoriumerzen vorkommt und zur Zerfallskette des Uran-238 gehört, in Radon-222. Radium ist verwandt mit dem Element Kalzium und verbleibt im Erz, während Radon ein Edelgas ist, was das Gestein verlässt und aus der Erde tritt. Ein starker Austritt von Radon findet sich im Erzgebirge in der Gegend um Jachymov. Die α-Strahlung ist am wenigsten durchdringend, sie kann schon mit einem Blatt Papier einigen Zentimeter Luft abgeschirmt werden. Aber durch die hohe Ruhemasse des Teilchens sind biologische Wirkungen enorm. Durch Einatmen von Staub oder durch Wunden aufgenommene α-Strahler verursachen starke Schäden durch Zerstörung von Biomolekülen und Bildung von Radikalen.

Beim β-Zerfall handelt es sich um ein Elektron oder Positron. Das β-Teilchen entsteht bei der Umwandlung eines Neutrons in ein Proton oder, im Falle eines Positrons (Anti-Elektron) umgekehrt. Ein Beispiel wäre der Zerfall des (auch in Fukushima freigesetzten) Cäsium-137, das mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren, in Barium-137 zerfällt. β-Strahlung durchdringt bis zu einigen Metern Luft, einige Millimeter Aluminium. Beim Auftreffen auf biologisches Gewebe werden durch Ionisierung chemische Bindungen zerstört, außerdem entstehen dabei Röntgenstrahlen (Bremsstrahlung), die zu weiteren Ionisierungen führen. Auf der Haut werden schwere Verbrennungen verursacht, am Auge kommt es zur Eintrübung der Linse.

Die Neutronenstrahlung entsteht beim Zerfall eines schweren Kerns in zwei große Bruchstücke bei der Kernspaltung. So zerfällt Uran-236 in Cäsium-140 und Rubidium-94 unter Aussendung von zwei Neutronen. Im Kernreaktor werden diese Neutronen zur Fortsetzung der Kettenreaktion benötigt. Sie sind äußerst durchdringend, selbst meterdicker Beton wird durchschlagen. Durch elastische Stöße an Wasser (Moderator im Kernreaktor!) wird aber die Energie vermindert. Dabei kommt es allerdings auch zur Spaltung der chemischen Bindung, so dass dabei Wasserstoff und Sauerstoff entstehen (Explosionsursache im Reaktorgebäude in Fukushima). Der menschliche Körper wird von den Neutronen ebenfalls durchstrahlt und sie hinterlassen dabei eine Spur zerschlagener chemischer Bindungen.


Wird in der nächsten Ausgabe fortgesetzt

Quellen:
- W. Koelzer; Lexikon zur Kernenergie, Forschungszentrum Karlsruhe, 1997 Strahlenschutzverordnung - StrlSchV, in der Fassung vom 20.07.2001
- H. Kleffe: Als das Atom in Stücke sprang, Kinderbuchverlag Berlin
- Wikipedia - Suchworte Jod, Strontium, Uran und Plutonium

Raute

UZ-Pressefest 2011

Am letzten Juni Wochenende des Jahres treffen sich wieder zehntausende Leser und Sympathisanten im Revierpark Dortmund Wischlingen zum Volksfest der UZ. Mittlerweile ist es das 17. Fest mit dem die Deutsche Kommunistische Partei für ihre Politik und ihre Wochenzeitung wirbt. Das UZ Pressefest ist das größte Fest der Kommunisten der BRD, es ist das Fest der Solidarität.

Mehr als 20 Parteien aus verschiedenen Kontinenten werden Gäste sein. Es werden unter anderem Gäste aus Kuba, Vietnam, China, Bolivien, Venezuela und Nicaragua dabei sein.

Die Brandenburger werden traditionsgemäß auf dem Fest vertreten sein. Wir werden unser Zelt diesmal gemeinsam mit der Berliner Landesorganisation, den Landeskoordinierungsräten von Sachsen, Thüringen und Sachsen Anhalt, sowie der Gruppe Stralsund gestalten.

Solidarisch Debattieren, solidarisch Feiern, solidarisch Handeln steht über unserem gemeinsamen Auftritt. Wir wollen damit die spezifischen Bedingungen, unsere Erfolge aber auch auf die Probleme unserer Landesorganisationen darstellen.

Inhaltliche Schwerpunkte sind der 60. Jahrestag der Grenzsicherung der DDR, die Darstellung der Lage der Arbeiterklasse im Osten der Republik, der 140. Jahrestag der Pariser Kommune, die DKP in Aktion beim erfolgreichen Wassertisch und bei den Kommunalwahlen in Berlin. Wir führen die Kommunismus Debatte weiter und die Assoziation revolutionärer, antikapitalistischer Künstler stellt sich gemeinsam mit den Interbrigadistas und Genossen aus Argentinien bei einem Workshop vor.

Wir laden alle Genossinnen und Genossen ein, sich zu beteiligen und nach Dortmund zu kommen. Traditionsgemäß wird es für Besucher ein Busangebot geben. Der Bus wird am Sonnabend, dem 25. Juni, von Berlin aus nach Dortmund und am Sonntag wieder zurück fahren.

Aber wie immer, ein solcher Auftritt kostet Geld. Zentral finanziert wird das Pressefest vor allem über den Verkauf der Pressefest Button zum Preis von 5,00 Euro. Die Button sind über den Landesvorstand zu beziehen. Darüber hinaus, für die Finanzierung unseres eigenen Auftritts, bitten wir um Spenden. Bitte nutzt den beiliegenden Spendenvordruck für eine Spende speziell für das Pressefest. Dafür unseren aufrichtigen Dank.   LV

Raute

WORKING CLASS, KICK YOUR ASS!

Die SDAJ Berlin und die SDAJ Leipzig veranstalten mit Unterstützung verschiedener Antifa-Gruppen und Jugendinitiativen dieses Jahr zum ersten Mal das Ostcamp: Vom 10. bis zum 13. Juni, im Nordosten von Berlin, in Bernau. Unter dem Motto "working class, kick your ass" stehen diverse politische Diskussionsrunden, unter anderem zu den Themen Krise & Jugend, Antifa-Situation in Ostdeutschland, Antimilitarismus und Schüler-Politik auf dem Programm. Daneben werden verschiedene Bands spielen, elektronische Tanzmusik und Arbeiterlieder reichen sich die Hand. Das ausführliche Programm und alle weiteren Infos fidet Ihr unter www.ostcamp.de.

Raute

Kommunistische Parteien in Osteuropa (Teil 3)

Von Anton Latzo

Die konterrevolutionären Entwicklungen Ende der 1980er und Beginn der 1990er Jahre hatten dramatische Folgen für die Kommunistischen und Arbeiterparteien in den sozialistischen Staaten Europas. Die Parteien wurden nicht nur isoliert und reformiert, sondern auch gespalten, aufgelöst und sogar verboten. Die Zahl von ehemals 8 Parteien in den europäischen sozialistischen Staaten hat sich in der Zwischenzeit vervielfacht.

Gegenwärtig bestehen kommunistische Parteien, die sich zum Antikapitalismus und zum Sozialismus als Ziel bekennen, in folgenden Staaten Osteuropas:

Russland. Die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF) wurde 1990 von Mitgliedern der KPdSU gegründet, die den Kurs von M. Gorbatschow abgelehnt haben. Im August 1991 wurde vom russischen Präsidenten B. Jelzin sowohl die KPdSU als auch die KPRF verboten. 1992 wurde durch Beschluss des Russischen Verfassungsgerichts die Auflösung des Politbüros und des Zentralkomitees der KPdSU bestätigt. Die Basisorganisationen der Partei wurden aber wieder zugelassen. In Jahre 1993 wurde die KPRF wieder gegründet und versteht sich seither als Rechtsnachfolgerin der KPdSU.

Außer der KPRF gibt es noch andere Gruppierungen, die die Bezeichnung "kommunistisch" in Anspruch nehmen. Sie ist aber die mit Abstand stärkste Partei.

Die zweitstärkste ist die RKRP-RPK (Russische Kommunistische Arbeiterpartei - Revolutionäre Partei der Kommunisten). Es gibt zur Zeit noch die WKPB (Allunions Kommunistische Partei der Zukunft), eine vor ein paar Jahren erfolgte Abspaltung von der KPRF, das "Arbeitende Russland".

Außerdem gibt es die SKP-KPdSU (Union der Kommunistischen Parteien-KPdSU) als Sammelorganisation im Rahmen der Nachfolgestaaten der UdSSR. Sie versteht sich als Nachfolgerin der KPdSU. Ihr gehören 19 Kommunistische Parteien an.

In den vergangenen Jahren sind zudem immer wieder Gruppen unter der Firmierung als Kommunistische Partei aufgetaucht, von denen man aber weiter nichts oder nur sporadisch etwas hört.

Die KPRF ist die zweitstärkste Partei in der Staatsduma (Parlament) und in den meisten regionalen Parlamenten.

Sie bekennt sich zum Marxismus-Leninismus. Gleichzeitig spielen auch patriotisch-nationalistische Positionen in der KPRF eine wichtige Rolle.


Tschechien. Die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens (KSCM) wurde am 31. März 1990 als Nachfolgepartei der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei gegründet. Sie sieht im Marxismus ihre theoretisch-programmatische Grundlage.

Da die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei bis 1989 sowohl Tschechien als auch die Slowakei vertrat wurde am 20. Dezember 1989 beschlossen, aus dieser Partei zwei selbständige Parteien (jeweils eine für Tschechien und eine für die Slowakei) zu gründen.

Sie ist im zentralen Parlament und in allen 14 regionalen Parlamenten vertreten. Die Partei hat Vertreter im Parlament der EU und ist Beobachter in der Partei der Europäischen Linken. In der Bevölkerung ist die Partei gut verankert (siehe auch Wahlerfolge).

Die Antikommunisten Tschechiens haben den KSCM wiederholt mit Verbot gedroht und den Kommunistischen Jugendverband durch Gerichtsbeschluss verboten, weil er für vergesellschaftetes Eigentum an den Produktionsmitteln eintrat.

In Tschechien besteht auch noch eine Partei des Demokratischen Sozialismus, die von ehemaligen Mitgliedern des KSCM gegründet wurde.


Slowakei. Die Kommunistische Partei der Slowakei (KSS) wurde 1992 gegründet. Sie entstand durch Zusammenschluss zweier Parteien (Zvaz Komunistov Slowenska und Komunisticka Strana Slowenska), die sich 1991 von der ehemaligen Kommunistischen Partei der Slowakei, der Nachfolgerin der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, getrennt haben, bevor sich diese als Demokratische Linkspartei der Slowakei (SDL) "undogmatisch" umorientiert hat und kurz danach in der politischen Versenkung verschwand.

Die KSS ist mit Unterbrechung im Parlament der Slowakei vertreten. Sie besitzt den Beobachterstatus in der Europäischen Linkspartei, ohne alle europapolitischen und geschichtspolitischen Standpunkte der EL zu vertreten.


Polen. Nach den konterrevolutionären Entwicklungen in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben sich aus der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) zwei aktuell bestehende sozialdemokratische Parteien entwickelt. Aus dem Apparat der PVAP hat sich 1990 die Demokratische Linke Allianz konstituiert, die unter dem späteren Staatspräsidenten Aleksander Kwasniewski zur Sozialdemokratischen Partei Polens (SLD) gestaltet wurde. Sie vertritt innenpolitisch sozialdemokratische Ziele und ist außenpolitisch auf EU und NATO ausgerichtet. Aus einer Abspaltung im Jahre 2004 entstand eine zweite sich als "links" titulierende sozialdemokratische Partei, die SDPL.

Parallel bildete sich der Bund Polnischer Kommunisten "Proletariat", der durch ein Parteiengericht des Staates wegen angeblicher Formalien aus dem Parteienregister gestrichen, also verboten wurde.

Nach mehreren Zwischengründungen und zersplittertem Dasein mehrerer Gruppen, wurde im Juli 2002 die Kommunistische Partei Polens (KPP) gegründet. Die KPP ist eine zahlenmäßig noch schwache Partei. Aber sie ist eine Kraft, die gewillt ist, eine gesellschaftliche Alternative zum kapitalistischen System zu entwickeln. Sie strebt "radikale Wandlungen der Gesellschaft, der Wirtschaft und des politischen Systems" an, darunter die Nationalisierung der Industrie und des Großgrundbesitzes, das Ersetzen der bürgerlichen Demokratie durch eine Demokratie, die sich auf direkte Wahlen von Vertretern stützt, die aus den Belegschaften der Betriebe stammen. Sie fordert weltanschauliche Freiheit und lehnt die Beteiligung Polens an der NATO und an der Europäischen Union ab.

Die Kampfbedingungen sind sehr schwierig, der beherrschende Einfluß der Reaktion auf die politischen und ideologischen Verhältnisse, neben dem politisch begründeten ist der religiös begründete Antikommunismus sehr stark ausgeprägt. Das kommt unter anderem auch darin zum Ausdruck, dass per Gesetz die Verbreitung "kommunistischer Symbole" verboten und kriminalisiert ist. Danach kann jeder bis zu zwei Jahren Gefängnis erhalten, der "faschistische, kommunistische oder andere totalitäre Symbole" aus anderen als "künstlerischen" oder "Forschungszwecken" "herstellt, beibehält oder importiert, aufbewahrt, besitzt, zeigt, trägt oder versendet".

Raute

Faschismus
(Teil XII)

Wer einem üblichen Bundesbürger Übereinstimmungen mit dem "Hitler-Regime" vorhält, erntet (meist ehrlich gemeinte) Empörung. Nur leider trauert oft derselbe Bundesbürger an üblichen Denkmalen und verordneten Gedenktagen nicht um irregeführte oder gar gezwungene Krieger des "Hitler-Regimes", die in Aggressionskriegen den Tod fanden. Er ehrt vielmehr Hitlers Krieger als Helden! Die deutsche Obrigkeit führt die Heldenverehrung regelmäßig an, vielerorts werden die Listen der Toten mit Tafeln als Helden im öffentlichen Bewusstsein gehalten und allzu oft wird in Kirchen für die toten Helden ihres deutschen Heimatortes gebetet. Das Schlimmste an dem öffentlichen Vorgang liegt darin, dass den üblichen Bundesbürgern nicht im Ansatz bewusst ist, was sie tun. Sie bekunden damit, nicht nur vor 75 Jahren bestand die Mehrzahl der Deutschen aus Hitleranhängern, sondern mehr als sechseinhalb Jahrzehnte nach Zerschlagung des Faschismus ist eine Mehrheit trotz eigener Leiden und Opfer immer noch nicht von Zorn und Empörung über die Aggressorenbande erfüllt!

Vielmehr dürfen die Steinbach-Anhänger 70 Jahre nach der Aggression ungestraft Forderungen gegenüber Tschechen, Polen und anderen Völkern erheben. Diese Bundesbürger wollen für die unsäglichen deutschen Verbrechen allerhöchstens unter einer Vorbedingung gerade stehen: Die damals Überfallenen, Deportierten, Entwürdigten, Gefolterten, Getöteten und Ermordeten hätten einzig und allein wie himmlische Engelein auf die Aggressoren reagiert. Blind vor nationalistischer Anmaßung vermögen sie nicht zu sehen: Von ihrer, ihrer Eltern oder Großeltern "Heldentaten" waren hunderte Millionen Menschen betroffen. So viele Engelein gibt es nicht einmal im christlichen Himmel. Aber die CDU-Bundestagsfraktion machte die Steinbach ausgerechnet zu ihrer Menschenrechtsbeauftragten...

Eine ähnliche Verwirrung erleben wir bei der subjektiv oft ehrlichen Abneigung des üblichen Bundesbürgers gegen heutige deutsche Kriegsbeteiligung. Nicht nur, dass der immer wieder Parteien wählt, die zu ihren Regierungszeiten Kriegseinsätze betrieben haben oder betreiben. Nicht nur, dass er in "deutscher Treue" zu Freundschaft und Militärbündnis mit unentwegten Aggressorstaaten hält. Ihm wird nicht einmal bewusst, dass er fortwährend deren Feindbilder übernimmt. Ob es sich um den edlen Ho Chi Minh handelte, den wunderbaren Patrice Lumumba, den längst "rehabilitierten" Nelson Mandela, den mutigen Jasir Arafat, den im Kerker umgekommenen Slobodan Milosevic oder um Muammar al-Gaddhafi, der ihnen im Augenblick als schlimmster Teufel auf Erden gilt. Was macht solche Bundesbürger so unbelehrbar? Was lässt sie (auch bei Abneigung gegen Kriegsbeteiligung) immer wieder auf Seiten der Aggressoren stehen? Wissen sie nicht, dass Aggression seit 1945 als das schwerste aller Verbrechen gilt? Halten sie das trotz Gleiwitz immer noch für eine Definitionsfrage? Oder ist mancher gar in seinem Innersten ein weißer Rassist? Ein Herrenmensch mit Glacehandschuhen? ....

Dergleichen Gegensätze in der Ideologie des üblichen Bundesbürgers ließen sich Seiten lang bloßstellen. Diese wirren Denk- und Gefühlsgewohnheiten machen Deutschland auch heute so anfällig für Faschismus. Die herrschende Klasse ist es, die (unter anderem) mit Heldenehrungen, Vertriebenenmahnmalen und ihrer Bündnistreue zu Aggressoren dieses unglaublich rückständige Bewusstsein füttert und konserviert. Warum wohl?

H. St.

Raute

Aus dem Maiheft der roten Kalenderblätter

"Der 140. Jahrestag der Pariser Kommune ist Anlass, einer ihrer Heldinnen zu gedenken, der leidenschaftlichen Kämpferin für die Befreiung der Menschheit, Louise Michel." Mit diesen Worten beginnt Gerhard Feldbauer seine biographische Skizze über eine Frau, die 1871 auf den Barrikaden von Paris für eine sozialistische Gesellschaft gekämpft hat und von der Clara Zetkin sagte, sie wäre das "Synonym der unerschrockenen, aufopfernden Heldenhaftigkeit der Pariser Commune-Kämpferinnen". Wer mehr über diese Frau erfahren möchte, dem empfehlen wir das 2001 in Berlin erschienene Buch von Bernd Kramer "Leben, Ideen, Kampf - Louise Michel und die Pariser Kommune von 1871".

Vor einem Jahr haben viele unserer Leser in Potsdam an der Gründung einer Bibliothek der im Faschismus verbotenen Bücher und der Sammlung antifaschistischer Biographien teilgenommen. Herbert Driebe, der Leiter dieser das fortschrittliche, demokratische und revolutionäre Potsdam repräsentierenden Einrichtung, berichtet in seinem Beitrag über die Ergebnisse der bisherigen Arbeit. Veranstaltungen zur Diskussion politischer Themen, Filmabende und Buchbesprechungen finden eine zunehmende Akzeptanz. Für Aufsehen sorgte eine Ausstellung über "eingemauerte Bücher" aus dem Besitz des Kommunisten und Widerstandskämpfers Artur Dorf, der nach 1945 der erste Polizeipräsident für das Land Brandenburg war. Es lohnt sich also, nach Anmeldung bei Herbert Driebe, einmal vorbeizuschauen.

Vom Beginn des zweiten Weltkrieges berichtet Heiner Schultz in seinem Beitrag über die Schlacht am Chalchyn gol, in welcher G. Shukow den Japanern eine empfindliche Niederlage bereitete. Während die Japaner in Bezug auf die Kampfkraft der Sowjetarmee daraus entsprechende Schlussfolgerungen zogen, ließen sich die deutschen Faschisten von ihrem Überfall auf die Sowjetunion nicht abhalten. Mit dem Ergebnis, dass Marschall Shukow, der 1939 die Japaner in Chalchyn gol geschlagen hatte, 1945 die rote Fahne auf dem Berliner Reichstag hissen ließ. Den Tag des Sieges über den Faschismus erlebte Genosse Leonhard Helmschrott in Lunowo bei Moskau als Mitglied des "Nationalkomitees Freies Deutschland". Sein Bericht macht neugierig auf das im letzten "Roten Brandenburger" angekündigte Buch von ihm, das demnächst unter dem Titel "Sag nie, ich kann nichts tun" erscheinen wird.

Über die Maßnahmen an der Demarkationslinie zum Schutz der DDR im Mai 1952 berichtet Günter Freyer, der während seiner Dienstzeit im Grenzabschnitt zwischen Brocken und Vogtland die Aggressivität des westdeutschen Imperialismus und seines Bundesgrenzschutzes persönlich kennen gelernt hat. Und wer noch irgendeinen Zweifel hat, dass wir jetzt in einem reichen Land oder, genauer gesagt, in einem Land der Reichen leben, der findet die Antwort im Geschichtskommentar von Georg Polikeit.

Prof. Dr. Erich Kundel


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Marschall Shukow 1945 in Berlin-Karlshorst

Raute

Geschichtskommentar des Monats

Weltrekord an Milliardären

Es boomt und boomt! Gleich zwei Weltrekorde meldet das US-Magazin "Forbes" bei der Veröffentlichung der jüngsten Liste der reichsten Männer und Frauen der Welt am 9. März 2011.

Die Gesamtzahl der Milliardäre in der Welt ist auf 1210 Personen gewachsen, 214 mehr als vor einem Jahr und um so viel, wie in den letzten 25 Jahren, seit "Forbes" diese Listen veröffentlicht, noch nie gezählt worden sind. Und zugleich ist auch die Summe des Vermögens, das diese 1210 Personen ihr Eigen nennen, so hoch wie noch nie zuvor; insgesamt 4,5 Billionen Dollar (4.500 Milliarden). Das ist, wie "Forbes" kommentiert, mehr als das Jahres-Bruttoinlandsprodukt Deutschlands.

Die meisten Milliardäre sind nach wie vor in den USA zu Hause. Ihre Zahl wuchs um 10 auf insgesamt 413. Allerdings ist der reichste US-Amerikaner "nur noch" der zweitreichste Mann auf der Welt. Der Reichste ist, wie schon im letzten Jahr, der mexikanische "Telekom-Mogul" Carlos Slim mit einem Vermögen, das im letzten Jahr um 20,5 auf 74 Milliarden Dollar anwuchs. Man muss sich das einmal vorstellen. Selbst wenn diese Summe nur mit einem Prozent im Jahr verzinst würde, bringt das 740 Millionen Zinsen pro Jahr oder mehr als 61 Millionen pro Monat oder zwei Millionen pro Tag!

An zweiter Stelle folgen der Microsoft-Gründer Bill Gates und an dritter Stelle der Investment-Banker Warren Buffet (beide USA). Deren Vermögen wuchs jeweils um drei Milliarden auf 56 bzw. 50 Milliarden Dollar. Auf Platz vier kommt der erste Europäer: der Franzose Bernard Amault mit 41 Milliarden Dollar Vermögen, das er mit Luxusgütern, teurem Champagner, Parfüms und Modeartikeln (Dior), aber auch mit Immobiliengeschäften und Ferienanlagen in aller Welt zusammenbrachte. Er ist ein Freund von Frankreichs Staatschef Sarkozy, dessen Trauzeuge er 1996 war.

In den EU-Staaten haben laut "Forbes" insgesamt 178 Milliardäre ihren Sitz, der Löwenanteil davon in Deutschland (52 Milliardäre). In Großbritannien gibt es 32, in Spanien 15, in Frankreich und Italien je 14, in Schweden zehn Milliardäre. Es folgen die Niederlande mit sechs, Irland und Österreich mit je fünf, Polen mit vier, Belgien, Dänemark, Portugal und Tschechien mit je drei, Griechenland, Monaco, Rumänien und Zypern mit je zwei und Finnland mit einem. In der Schweiz haben neun ihren Sitz, in Norwegen vier, in der Türkei 38.

Der reichste Deutsche ist nach wie vor der Aldi-Süd-Inhaber Karl Albrecht mit einem Vermögen von 25,5 Milliarden Dollar auf Platz 12 der Weltliste, während sein Bruder Theodor und Familie mit 14,4 Milliarden auf Platz 42 steht.

Die 15 reichsten deutschen Milliardäre
Name

Vermögen
in Mrd. $
Branche

Weltlisten-
Platz
Karl Albrecht
Familie Otto
Susanne Klatten
Theo Albrecht u. Fam.
Stefan Quandt
Klaus-Michael Kühne
Johanna Quandt
Maria-Elisabeth Schaeffler u. Sohn
August von Finck
Hasso Plattner
Curt Engelhorn
Karl-Heinz Kipp
H.-H. Deichmann
Otto Belsheim
Familie Haub
25,5
16,6
14,6
14,4
10,7
10,0
9,8
9,8
8,4
6,9
6,6
5,1
4,6
4,5
4,5
Aldi-Süd
Otto-Versand-Gruppe
BMW, Pharma
Aldi-Nord
BMW
Kühne&Nagel - Logistik
BMW
Maschinenbau, Autozulieferer
Investor und Großgrundbesitzer
Software - SAP
Pharma - Boehringer
Hotels
Schuhe
Metro
Tengelmann
12
38
44
48
72
81
89
89
108
141
149
200
232
235
235

In dem Kommentar zu der Liste hebt "Forbes" hervor, dass im vergangenen Jahr ein besonders starker Zuwachs an Milliardären in den "BRIC-Staaten" (Brasilien, Russland, Indien, China) zu verzeichnen war. Die Zahl der russischen Milliardäre wuchs um 41 auf jetzt 101, die der indischen um 6 auf jetzt 55. In Brasilien gibt es 30 Milliardäre und in China 115, 46 mehr als ein Jahr zuvor.

Georg Polikeit

(Entnommen der "UZ" vom 18. März 2011)

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Brandenburger Nachrichten in Rot

Mindestlohn-Gerede

(Frankfurt/O.) Ab 1. Mai dürfen sich Polen, Tschechen, Slowaken und andere Europäer freizügig auf dem reizvollen deutschen Arbeitsmarkt anbieten. Arbeitsminister Baaske (SPD) meint, die sicherste Abwehr gegen ausländische Überng dieses Menschenmarktes, bildet die Einführung von Mindestlohn. Wer aber wird gegen den Willen des Unternehmertums der BRD Mindestlöhne durchsetzen? Zumal die Grünen in der Zuwanderung die Rettung der Unternehmer vor dem gefährlichen Fachkräftemangel im ungebildeten Deutschland sehen. Fraglich bleibt, ob deutsche Mindestlöhne abschreckend auf Ausländer wirken würden. Vor allem: Hat eine Landesregierung nicht einmal dann die Kraft, Mindestlöhne durchsetzen zu helfen, wenn sie sich gleich doppelt rot nennt?


Deutsche Einheit

(Potsdam) Immer schärfer wird der Ton zwischen den Demokraten der Brandenburger Enquetekommission. CDU-Fraktionschefin Ludwig griff die Nachwende-Regierungen des Landes an, weil sie MfS-Leuten, die sich nicht verleugneten, "Persilscheine ausgestellt" hätten. Besonders Ministerpräsident i. R. Stolpe sei Schuld, dass die Schüler Brandenburgs so wenig über die DDR wissen. Sie selbst weiß jedoch nicht einmal, dass dieselben Schüler noch weniger über die BRD wissen. Doch prangert sie die Schreckensherrschaft der SED an, für deren Opfer Brandenburg seit zwei Jahrzehnten viel zu wenig tue. Prof. Dr. Angelow, der sich hergegeben hatte, für diese Kommission ein Gutachten auszuarbeiten, wurde von Kommissionsmitgliedern als "Stütze der DDR-Diktatur" beschimpft, weil er in Potsdam vor dem BRD-Anschluss militärhistorische Studien betrieben hatte.


Gentechnik siegt

(Potsdam) Auch in Brandenburg wächst unentwegt der Anteil gentechnisch veränderter Feldfrüchte, seit die EU die Nutzung der Gentechnik freigab. Vor allem bei Mais, Raps und Sojabohnen wächst das Angebot, welches an die "Nutztierarten" verfüttert wird. Die Landesregierung habe dieser Entwicklung gegenüber zwar eine ablehnende Haltung, erklärte Ministerin Tack (Linkspartei), es fehlen jedoch "die Instrumente", um die Positionen der Landesregierung durchzusetzen. Keinem Landwirt könne untersagt werden, Gentechnik für sich zu nutzen. Wer nachweisbaren Schaden erleidet, möge den gerichtlichen Klageweg beschreiten.


Bildungsterrorismus

(Potsdam) er wohl wichtigste Beschluss des Landesparteitages der Brandenburger Linkspartei im März d. J. gilt der Einführung einer Gemeinschaftsschule im Verlauf künftiger Legislaturperioden. Das charakterisierte CDU-Generalsekretär Dombrowski postwendend als "ideologischen Bildungsterrorismus". Ganz so schrecklich wird es angesichts der religiösen und Privatschulen nicht kommen, denn die nennt selbst "rot-rot" freie Schulen. Und die Freiheit der Wohlhabenden ist unantastbar. Der Parteitag will auch in der nächsten Legislaturperiode, also nach 2014, eine rot-rote Landesregierung. Dafür gab Fraktionsvorsitzende Kaiser das Versprechen ab, in Brandenburg 2020 nicht den Kommunismus einzuführen. Eine gewisse Garantie dafür schuf der Parteitagsbeschluss, ab 2014 die Trennung von Landtagsmandaten und Ministerposten durchzusetzen. Denn das weiß jeder Westgebildete, ohne Postenkonzentration funktioniert keine rot-rote Terrorherrschaft.


Eifrige Reformer

(Potsdam) Vor 17 Jahren strukturierte man Brandenburg neu, aus 34 Kreisen wurden 18. Vor 12 Jahren nahmen SPD und CDU eine Gebietsreform der Gemeinden in Angriff und realisierten sie dann als Regierungsparteien. Nun soll bis 2013 das Konzept einer nochmaligen Reform der Landesgliederung erarbeitet werden. Brandenburgs eifrige Reformer leiten deren Notwendigkeit aus dem unendlichen Schwund sowohl der Einwohner Brandenburgs als auch der Haushaltsmittel des seit 20 Jahren der reichen BRD gehörenden Landes. Die Grünen wollen bei der Gelegenheit gleich die Länderfusion Berlin-Brandenburg wieder mit ins Spiel bringen. Ob's den Brandenburgern bekommt? Noch eine Enquetekommission soll es beurteilen.

Raute

"Mein Urteil klar zugunsten der DDR aus."

Interview mit Regina und Uwe Draba

Der Rote Brandenburger sprach mit Regina und Uwe Draba aus der GO Teltow-Fläming.

RB: Wie wurdet Ihr politisiert?

Regina Draba: Meine Eltern waren beide Genossen und haben sich viel im Ort und darüber hinaus politisch engagiert. So war ich schon mit 14 Jahren, als ich zur EOS und in ein Internat ging, politisch durch das Elternhaus geprägt.

Uwe Draba: Meine Lehrer hatten den größten Einfluss auf mein politisches Verständnis. Schon in der 3. oder 4. Klasse habe ich gelernt, wie im Kapitalismus Krieg und Krisen entstehen und dass man dort arbeitslos wird, wenn man krank ist. Ich war damals gerade 3 Monate im Krankenhaus und konnte das deshalb gut nachvollziehen. Ich habe noch die offene Grenze nach Westberlin erlebt und bin mit Westfernsehen und -radio aufgewachsen. Mein Urteil klar zugunsten der DDR aus.

In der FDJ habe ich gelernt, dass man selber etwas tun muss, wenn man was verbessern will. Ab der 10. Klasse war ich in der FDJ-Leitung.

RB: Ihr habt beide studiert, als Ihr Euch kennen gelernt habt. Wie ist es danach weiter gegangen?

R.D.: Durch die Absolventenlenkung habe ich eine Anstellung als Bereichsleiter Schweinezucht in einer LPG vermittelt bekommen. Später sind wir in den Kreis Prenzlau umgezogen, wo ich als Ökonom arbeitete. Dort wurde uns die SED-Mitgliedschaft angetragen und 1977 sind mein Mann und ich Mitglied geworden. Zugleich arbeitete ich auch in der Arbeiter- und Bauerninspektion und im Elternaktiv der Schule mit, was neben der Arbeit, den 3 Kindern und dem Garten nicht einfach war.

U.D.: Ich bin Regina aufs Dorf gefolgt. Ich hatte ein Elektronikstudium begonnen, was ich durch Erkrankung und die Heirat abgebrochen habe. In dem Dorf, in dem wir im Kreis Prenzlau gewohnt haben, wurde ich als Bürgermeister vorgeschlagen und gewählt. Für mich als Berliner, gerade 26, wurde das zur prägenden Erfahrung. In dieser Zeit habe ich auch ein Studium mit dem Abschluss als Staatswissenschaftler absolviert. Als die Schule, in der teilweise nur noch 5 Kinder je Klasse eingeschult werden konnten, geschlossen wurde, habe ich aus Protest mein Amt als Bürgermeister niedergelegt, und wir sind dort weggezogen. In Anbetracht der vielen großen Schulen, die dann nach 1990 überall plattgemacht wurden, muss ich mich fast schämen, dass ich damals so uneinsichtig war.

RB: Bis 1989 habt Ihr Euch weiter eingebracht. Was hat sich dann geändert?

R.D.: Zunächst haben wir uns in der PDS, besonders in der KPF, engagiert.

U.D.: Wir haben 1989 nicht blauäugig reagiert. Ich hatte mich vorher mit der Demagogie des Hitlerfaschismus beschäftigt und bin deshalb nicht auf alles hereingefallen, was damals gekräht wurde. Wir wussten was uns verloren gehen kann und haben die DDR verteidigt.

RB: Seit 2003 seid Ihr Mitglied der DKP und in der GO Teltow-Fläming organisiert. Wie seid Ihr zu unserer Partei gekommen?

U.D.: Nach dem Beschluss des neuen Parteiprogramms der PDS im Oktober 2003 sind wir aus dieser Partei ausgetreten. Durch unsere Arbeit in der KPF hatten wir Verbindung zur DKP. Dort erhielten wir im Dezember unsere Mitgliedsbücher.

RB: Worin seht Ihr schwerpunktmäßig Eure Aufgaben.

U.D.: Unser Schwerpunkt liegt in der Gruppenarbeit. Mit einigen Bauchschmerzen habe ich mich entschlossen, wieder für den neuen Landesvorstand zu kandidieren. Neben der Arbeit für die DKP bin ich im Erwerbslosenarbeitskreis der IG-Metall tätig.

R.D.: Ich arbeite noch in der Landeschiedskommission mit. Diese Aufgabe würde ich bei einer Wiederwahl gerne weiterführen. Wir sind beide Mitglied im Deutsch-Chinesischen Freundschaftsverein.

RB: Welche Vorschläge habt Ihr für die Weiterentwicklung der Partei?

R.D.: Wichtig finde ich die Bildungsarbeit für alle Genossen. Der Besuch zentraler Veranstaltungen ist nicht allen möglich. Daher könnte man in allen GO ein gemeinsames Thema bearbeiten und untereinander darüber diskutieren.

U.D.: Die Partei stärken, aufklären, DDR verteidigen, Mitglieder gewinnen, fundamentale Kapitalismuskritik üben.


Die Fragen stellte Jana Berg

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Der rote Bücherwurm empfiehlt

"Die Algebra der Revolution"

Gedanken über den Philosophen Hans Heinz Holz und sein neustes Buch

Der marxistische Philosoph Hans Heinz Holz gehört zu den profiliertesten Denkern unseres Jahrhunderts. Im Sinne von Marx, Engels und Lenin verbindet er wissenschaftliches Arbeiten mit politischem Engagement. Holz hat sich die Erforschung und Weiterentwicklung der dialektisch materialistischen Philosophie zur Lebensaufgabe gemacht. Meiner Meinung nach gehört er zu den marxistischen Theoretikern, die sich darum bemühen, den großen ideologischen Graben, der durch unsere Partei geht, zu überwinden, indem er im internen Streit über das Selbstverständnis des Kommunismus in unserer Zeit, immer wieder sachlich Stellung nimmt und nicht müde wird zu zeigen, wie wichtig für uns Kommunisten, besonders nach dem Scheitern des ersten Versuchs zur Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft, die Erkenntnisse über die historisch gesellschaftlichen Bedingungen sind: Es "zwingt uns mehr denn je die Frage, was die theoretischen Grundlagen in den kommunistischen Parteien in der Zukunft sein sollen". In diesem Sinne kommt sein neustes, auf drei Bände angelegtes, Werk "Aufhebung und Verwirklichung der Philosophie" wie gerufen. Es soll "Bausteine zu einem marxistisch-leninistischen Verständnis von Philosophie zusammentragen." Der erste Band "Die Algebra der Revolution" (so nannte Alexander Herzen die dialektische Philosophie Hegels) erschien bereits 2010. Hier geht es um die Bausteine, die Marx und Engels den Prozess zur dialektisch materialistischen Philosophie ermöglichten.

Denken und Forschen des Philosophen Hans Heinz Holz richtet sich auf die "großen Schübe der Erkenntnis der Welt". In diesem Sinne sieht er eine "direkte Problemlinie von Leibniz über Hegel zu Marx bis zu Lenin." Mit Leibniz beginnt für ihn das moderne Denken in der Philosophie: "Das Denken in Substanzkategorien, das seit Aristoteles die Philosophie beherrscht hatte, wird bei Leibniz zu einem Denken substantieller Formen, von Relationen."

Mit Hegel kommt wieder die Dialektik in die Philosophie, die aus der Betrachtung eines konkreten Phänomens erwächst (man denke nur an Heraklit: Wir steigen nie wieder in denselben Fluss) und somit den Blick auf das Veränderliche richtet. Erst danach fragt Hegel nach dem Grund allen Seins, dem Absoluten, und hat damit, wenn auch auf einer rein begrifflichen Ebene, wieder einer Philosophie die Tore geöffnet, die ihre Erkenntnisse aus dem Sinnlichen ableitet. Im Gegensatz zu Kant, der "dem Urteil den Vorrang gibt."

Marx und Engels haben sich mit Hegel und den Hegelkritikern auseinandergesetzt. Doch erst über Feuerbach gelang es ihnen, den Hegel nicht nur "vom Kopf auf die Füße zu stellen", sondern auch von Hegel weg zu einer dialektisch materialistischen Philosophie zu finden. So heißt es bei Feuerbach: "Die Philosophie muss sich wieder mit der Naturwissenschaft, die Naturwissenschaft mit der Philosophie verbinden." Nach anfänglicher Begeisterung, "Feuerbach hat den Materialismus wieder auf den Thron gesetzt", kam die Enttäuschung, der Marx in den elf Thesen über Feuerbach Ausdruck verlieh. Damit wurde die dialektisch materialistische Philosophie geboren. Sie ist eine "Philosophie, die sich als Politik - eingreifend, nicht nur als Denken über Politik begreifend - erweist. Sie ist eingetreten in den Prozess, den Marx selbst 'Aufhebung und Verwirklichung der Philosophie' nannte."

Dass dem Blick zurück zur klassischen Philosophie nicht der Griff nach verstaubten Folianten folgen muss, zeigt uns Hans Heinz Holz. Wir erleben mit ihm ein Stück Philosophiegeschichte als schöpferischen Prozess, der nicht mit Lenin abschlossen hat. Holz zeigt, dass der Marxismus keine dogmatische Weltanschauung ist, ihm liegt eine dialektisch materialistische Philosophie zugrunde, die "für jede weitere Entwicklung offen bleibt. ... indem sie die aktuellen Entwicklungen, die neuen Möglichkeiten in sich aufnimmt." - ohne die revolutionäre Veränderung aus dem Auge zu verlieren.

Ulla Ermen

Hans Heinz Holz
Die Algebra der Revolution. Von Hegel zu Marx:
Aufhebung und Verwirklichung der Philosophie I:
Aufhebung und Verwirklichung der Philosophie Bd. 1
Aurora Verlag 320 Seiten
ISBN: 978-3-359-02510-8 Preis: 24,95 Euro

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Der rote Bücherwurm empfiehlt

Die Lebensgeschichte eines Schwarzen in Deutschland

Dass Biografien geschrieben werden, ist nichts Ungewöhnliches. Bei dem vorliegenden Buch ist bemerkenswert, dass Gert Schramm als ein schwarzer Deutscher darüber berichtet, wie seine Entwicklung in Nazideutschland beeinflusst wurde und wie er sein Leben nach der Befreiung vom Faschismus gestaltete.

Aufgewachsen als Sohn einer weißen deutschen Mutter und eines Schwarzen, der als US-Amerikaner im Auftrag einer amerikanischen Firma in Deutschland arbeitete, passte er nicht ins Bild der reinrassigen deutschen Herrenmenschen. Bereits in seinem dreizehnten Lebensjahr war sein Schicksal von Thüringer Nazibeamten bestimmt worden, als sie feststellten, "[...] dass wir allzu großen Wert auf die geistige Erziehung des Jungen nicht zu legen brauchen. Es ist ein Negerbastard und muss ja doch aus der deutschen Volksgemeinschaft ausgeschlossen werden." Als er sechzehn war, sperrten die Nazis ihn ins Gefängnis, schließlich in das Konzentrationslager Buchenwald. Wegen seiner Hautfarbe, seiner Jugend und der ungezügelten Brutalität der SS-Leute, er kann die Täter heute noch beim Namen nennen, war er besonders gefährdet. Die Kameradschaft und Solidarität der Häftlinge ließ ihn Misshandlungen, Verletzungen und Demütigungen überleben. Er schreibt darüber, wie ihm, scheinbar von Geisterhand, immer wieder geholfen wurde. Selbst nie Mitglied einer Partei, hebt Gert Schramm hervor, dass es deutsche Kommunisten waren, die ihm selbstlos das Leben retteten. Dass sie dem von der Kommunistischen Partei organisierten illegalen Häftlingswiderstand angehörten, erfuhr er erst nach der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ.

Anlässlich des Totengedenkens am 19. April 1945 auf dem Appellplatz in Buchenwald gehörte Gert Schramm zu jenen Überlebenden, die den Schwur von Buchenwald leisteten und dieser Schwur ist für ihn bis heute verbindlich. Der damals Jugendliche mit Häftlingserfahrung wurde nach der Befreiung von der amerikanischen Besatzungsmacht als Depotverwalter eingesetzt. Als sie aus Thüringen abzogen und die Rote Armee die Verwaltung übernahm, nutzte die Sowjetische Militäradministration seine russischen Sprachkenntnisse und beschäftigte ihn als Dolmetscher. Abenteuerlich verlief sein Leben als Bergmann unter Tage in Frankreich, später bei der sowjetisch-deutschen Aktiengesellschaft Wismut und nach episodenhafter Tätigkeit beim Freien Deutschen Gewerkschaftsbund wieder im Schacht - im Ruhrgebiet, bis er 1964 aus familiären Gründen in die DDR zurückkehrte. In Eberswalde mühte er sich mit seinem Beitrag zur Schaffung "einer neuen Welt", wie es im Schwur von Buchenwald heißt. Er stieß an Grenzen und immer wieder versuchte er, diese zu durchbrechen. Gert Schramm schreibt darüber, wie er sich, konfrontiert mit jungen Neonazis in Eberswalde und nach dem Mord an dem Afrikaner Amadeu Antonio, dafür einsetzt, insbesondere junge Menschen vor den Verführungen der faschistischen Ideologie zu bewahren. Unermüdlich spricht er mit Jugendlichen und wird verstanden, wenn er vor dem verbreiteten latenten Rassismus in Deutschland und den Gefahren des Neofaschismus warnt.

Gert Schramm hat seinen Lebensbericht geschrieben, ein einfühlsam und sorgfältig betreutes, ästhetisch ansprechendes Buch ist entstanden, das besonders geeignet erscheint für die jüngeren Generationen. In diesem Sinne versteht der Autor das Buch, wie er in einem Verlagsgespräch äußerte, nicht als Ende, sondern als Anfang.

Gerhard Hoffmann

Gert Schramm
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann.
Mein Leben in Deutschland.
Aufbau Verlag 267 Seiten
ISBN 978-3-351-02727-8 Preis: 19,95 Euro

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IMPRESSUM

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Redaktionsschluss für Nr. 06/2011: 10. Mai 2011


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Quelle:
Roter Brandenburger 5/2011, 16. Jahrgang
Herausgeber: Deutsche Kommunistische Partei (DKP),
Landesvorstand Brandenburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2011