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VORWÄRTS/1510: Neu in Zürich - Ni-una-menos-Platz


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr.29/30 vom 20. September 2019

Neu in Zürich: Ni-una-menos-Platz

von Sabine Hunziker


So wie es Demos für's Klima gibt, wird es Demos gegen Gewalt an Frauen* geben. In Zürich treffen sich Aktivist*innen neu bei jedem in der Schweiz verübten Morde an Frauen (Femizide) am Ni-una-menos-Platz. Ein Protest, um die strukturelle patriarchale Gewalt zu benennen.


Am 21. August wurde der Helvetiaplatz in Zürich von Aktivist*innen des Frauen*streikkollektivs Zürich in den "Ni-una-menos-Platz" umbenannt. "Ni una menos" ist der Name einer feministischen Bewegung in Argentinien, die sich in ganz Lateinamerika und mittlerweile darüber hinaus verbreitet hat. Die Bewegung "Nicht eine weniger" kämpft gegen Gewalt an Frauen* und Femizide. Als Protest gegen ermordete Frauen* wurde in Zürich ein "Mahn-Ort" geschaffen, denn auch hier gehören Femizide zum Alltag. Jede zweite Woche wird eine Frau* von ihrem Partner* oder Ex-Partner* getötet.

Der Aktion in Zürich vorangegangen war ein aggressiver Einsatz der Polizei und eine darauffolgende Repression gegen eine Aktivistin. Als Mobilisierung für den Frauen*streik hatten Aktivist*innen im April eine Stadtverschönerungsaktion durchgeführt und Statuen mit Tüchern und Plakaten verziert. Violette Wimpel mit dem "Frauenzeichen" oder auch Schärpen mit der Aufschrift "Ni una menos" wurden hier umgehängt und mit Infotafeln ergänzt. Bei einer Statue am Zürichsee stoppte eine Polizeipatrouille die Gruppe. Tücher und Schilder wurden runtergerissen. Verbal wehrte sich eine Aktivistin. Resultat: Die Äusserungen legte die Staatsanwaltschaft als Ehrverletzung beziehungsweise Beschimpfung aus und verfolgte sie strafrechtlich.


Zeichen setzen

Nach dem Grundsatz: "Ein Angriff auf eine, ist ein Angriff auf alle" riefen Frauen* des feministischen Kollektivs Zürich am 21. August zu einer Solidaritätsaktion auf. Hier folgte die Idee, dass Frauen* sich bei jedem in der Schweiz verübten Femizid am "Ni-una-menos-Platz" in Zürich treffen könnten, um so ein Zeichen gegen strukturelle patriarchale Gewalt zu setzen. Eine Woche später schon hatte ein Mann in Dietikon seine Ex-Partnerin vor den Augen ihrer Kinder erstochen.

Gegen 80 Frauen* und ein paar Männer* trafen sich am 29. August, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. Das Megafon wurde herumgegeben und verschiedene Stimmen kamen zu Wort. Es gab Spontanreden, bei denen Menschen forderten, dass häusliche Gewalt nicht länger zur alltäglichen Normalität gehören und zur Privatsache erklärt werden dürfe. In einem weiteren Beitrag wurden linke Journalist*innen darauf hingewiesen, sich bezüglich Femizide klar zu positionieren und strukturelle patriarchale Gewalt zu benennen. Weiter forderten Frauen* statistische Daten und Berichte zu Femiziden und dass die Namen der Opfer bekannt gegeben werden, damit die "Fälle" ein "Gesicht" erhalten. Es gab weitere Pläne, einen parlamentarischen Vorstoss für ein Denkmal mit den darauf vermerkten Namen aller ermordeten Frauen* zu starten. Dass die Aktivist*innen wiederkommen, weiterkämpfen und mehr und lauter werden, diese Überzeugung hatten alle geteilt.

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 29/30 - 75. Jahrgang - 20. September 2019, S. 3
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2019

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