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BERICHT/207: Symposium zur Internet-Privacy in Berlin (idw)


acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften - 26.03.2012

Internet-Privacy:
Deutschland muss zu einer Online-Kultur der Privatsphäre und des Vertrauens finden


Wie definieren wir Privatheit im Internet? Können wir unsere Daten wirklich noch schützen, wenn das Internet den Alltag immer stärker durchdringt? Wie kann eine Vertrauenskultur im Internet aussehen und wohin gehen die aktuellen Trends? Diese und weitere Fragestellungen untersucht das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte acatech Projekt "Internet Privacy - Eine Kultur der Privatsphäre und des Vertrauens im Internet". Im Rahmen eines internationalen Symposiums diskutierte die interdisziplinäre Projektgruppe am 26. März 2012 in Berlin ihre umfangreiche Bestandsaufnahme mit Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.

Beim Symposium stellte die Projektgruppe ihre Bestandsaufnahme zum Thema Privatheit aus der Sicht von Soziologie, Ethik, Technik, Recht und Wirtschaft zur Diskussion vor. In Panels zu den fünf vertretenen Gebieten haben die rund 120 Teilnehmer des Symposiums wichtige Beiträge zur Bestandsaufnahme geleistet. Dieser Status Quo von Privatheit und Vertrauen im Internet bildet die Basis für die Empfehlungen an Politik und Gesellschaft, die von der Projektgruppe bis Februar 2013 erarbeitet werden.

Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, hob in seiner Begrüßung die hohe Bedeutung der interdisziplinären Forschung hervor: "IT Werkzeuge zum Schutz der Privatsphäre müssen von allen Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt werden können, damit der Schutz der Privatsphäre nicht zum Privileg von Experten wird." Schütte weiter: "Auch das deutsche Datenschutzrecht muss weiterentwickelt werden und neue technische und gesellschaftliche Realitäten abbilden. Und für Anbieter im Internet müssen der Respekt vor der Privatsphäre der Nutzer und deren Sicherheit zu einer Selbstverständlichkeit werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung baut daher seine Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung weiter aus, um rasch zu praktikablen, ausgewogenen Lösungen zu kommen."

"Wir haben noch keine stimmige deutsche Online-Vertrauenskultur", sagte Henning Kagermann, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. "Angesichts der immer stärkeren Verschmelzung der physischen und virtuellen Welt ist es sehr wichtig, dieses Thema offen zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Die Vernetzung von Dingen, Daten und Diensten wird klassische Bereiche wie Mobilität, Produktion, Medizin und auch die Städte der Zukunft erreichen. Wenn wir dann immer noch zwischen naiver Nutzung und übertriebenen Schutzbedürfnis schwanken, wird dies die Innovationskultur in Deutschland erheblich einschränken."

Projektleiter Johannes A. Buchmann sagte auf dem Symposium: "Eine Vertrauenskultur im Internet bezieht sich nicht allein auf den Schutz der Daten per se. Letztlich geht es um das Wohlergehen der Personen, die das Internet und die vielfältigen Anwendungen im Alltag sicher nutzen wollen. Das ist eine rechtliche, technische, aber vor allem eine gesellschaftliche Aufgabe. Die wertvollen Diskussionsbeiträge aus dem Symposium haben unsere Bestandsaufnahme komplettiert und aus diesem Gesamtdokument werden wir nun Optionen und dann Empfehlungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft herausarbeiten."

Die interdisziplinäre Projektgruppe widmet sich einem Paradoxon der Internetnutzung: Einerseits nutzen wir häufig, intensiv und teils auch unachtsam Internetdienste wie Suchmaschinen und soziale Netzwerke und hinterlassen dabei mehr persönliche Daten, als uns häufig bewusst ist. Doch ebenso ausgeprägt wie die Sorglosigkeit im alltäglichen Umgang mit dem Internet ist oftmals der Anspruch auf Schutz der Privatheit. Dieser Widerspruch kann die Entfaltung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Potentials des Internets und aller damit verbundenen Technologiebereiche empfindlich hemmen.

Keynote-Sprecher waren Ian Brown, Senior Research Fellow am Oxford Internet Institute, University of Oxford und Helen Nissenbaum, Professorin für Media, Culture and Communication & Computer Science an der New York University sowie Senior Faculty Fellow am Information Law Institute und Autorin des Buches "privacy in context". Des Weiteren wurden auf interaktiven Panel-Sessions zu Soziologie, Technologie, Wirtschaft, Informationsethik und zum Privacy-Recht die Impulse der Teilnehmer eingebunden und diskutiert.

Das acatech Projekt Internet Privacy wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von den Unternehmen Google Germany, Nokia, Deutsche Post und IBM unterstützt. Die Projektgruppe erarbeitet Vorschläge für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie technische Lösungsansätze. Das Projekt begann am 1. August 2011 und hat eine Laufzeit von 18 Monaten. Die Projektergebnisse werden im ersten Halbjahr 2013 vorgestellt.

Weitere Informationen unter:
http://www.acatech.de/privacy
- Informationen zum Projekt und zur Projektgruppe

http://www.acatech.de/symposium-privacy
- Weitere Informationen zum Symposium sowie das Programm

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution858


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften,
Christoph Uhlhaas, 26.03.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2012