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FILM/043: Premiere von "Der Anfang vom Ende der Atomwaffen" in Madrid (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Premiere von "Der Anfang vom Ende der Atomwaffen" in Madrid

Von Pressenza IPA, 13. Oktober 2019



Premierenvorführung im vollbesezten Kinosaal - Bild: © Ariel Brocchieri [1]

Bild: © Ariel Brocchieri [1]

Madrid, Spanien - 13.10.2019. Am 23. September wurde, wie angekündigt, der Dokumentarfilm "Der Anfang vom Ende der Atomwaffen" in Spanien, Madrid, im historischen Cine Dore vor mehr als 230 Besuchern uraufgeführt. Das Ereignis wurde von Pressenza organisiert, dem Filmproduzenten sowie von ICAN, die eine Partnerorganisation unserer Agentur ist.

Den Rahmen bildeten die anstehenden Feierlichkeiten für Pressenzas zehnten Geburtstag und somit wurde die Möglichkeit genutzt, über die Ursprünge unseres Journalismus-Projekts für Frieden und Gewaltfreiheit zu sprechen, welches von Freiwilligen durchgeführt wird, von denen die meisten Aktivisten sind. Dies erklärt auch, warum wir Dokumentationen wie "Der Anfang vom Ende der Atomwaffen" produzieren. Eine Dokumentation, die zum Ziel hat, die weltweiten Bemühungen um Unterschriften zum Verbot von Nuklearwaffen zu unterstützen, indem die Bevölkerung vor den Gefahren gewarnt wird, in denen sie leben und um eine Bürgerbewegung zu erreichen, die zur Abschaffung solcher Waffen führt.

Den ersten Teil der Präsentation gestalteten der Direktor des Films, Álvaro Orús, der Produzent Tony Robinson, der London für einige Stunden verließ, um an der Premiere teilzunehmen, und David Bazo, der die Filmmusik produzierte.

Álvaro Orús betonte die nukleare Gefahr, in welcher wir unwissend leben und die Notwendigkeit öffentliches Bewusstsein zu schaffen, während er das Interesse betonte, mit dem Film Hoffnung zu wecken. Tony Robinson unterstrich den Wert und die Effektivität von gewaltlosen Aktionen zur Konfliktbeseitigung. Schließlich wies David Bazo auf die Momente hin, in denen er sich für Stille anstatt Musik entschieden hatte, sodass der Zuschauer sich voll auf das Gezeigte konzentrieren könne, da es für sich selbst spreche. Orús und Robinson ermutigten alle anwesenden Organisationen und Einzelpersonen die Dokumentation zu nutzen, um die dringende Notwendigkeit zur nuklearen Abrüstung zu verbreiten.

Danach wurde den anwesenden Botschaften, Organisationen aus den verschiedensten Bereichen und der gesamten Öffentlichkeit gedankt, die für diese Veranstaltung angereist waren. Danach folgte die Vorführung des Dokumentarfilms (deutschsprachiger Trailer [2]).

Im zweiten Teil des Events koordinierte Juana Perez Montero, Leiterin von Pressenza in Madrid, ein Gespräch zum Thema "Wie man eine Bürgerbewegung zur nuklearen Abrüstung aufbaut", dem Aufruf am Ende der Dokumentation folgend.

In dem Gespräch wurde Bezug genommen auf die Stille, die das Thema umgibt trotz der Gefahr, in welcher wir leben und die Notwendigkeit diese zu durchbrechen. Dabei wurden verschiedene Vorschläge gemacht, um dieses Ziel zu erreichen, unter anderem dass sich Institutionen, politische Parteien und soziale Organisationen dazu verpflichten. Aber auch, dass bedeutende Bewegungen, wie die feministische oder die Klimabewegung, in enger Beziehung zu Krieg und Nuklearwaffen dasselbe tun.


Gesprächsteilnehmer auf dem Podium - Bild: © Ariel Brocchieri

Bild: © Ariel Brocchieri

Ubaldo Garcia: "Costa Rica hat der Welt durch die Abschaffung der Armee den Frieden erklärt."

Im Gespräch beantwortete Ubaldo Garcia Ruiz von der spanischen Botschaft in Madrid die Frage zur Rolle seines Landes als Beispiel für Frieden und dem Prozess, der zum Verbot von Nuklearwaffen geführt hatte. Garcia Ruiz sagte, "Unser Land hat der Welt vor siebzig Jahren seinen Frieden erklärt, indem es die Armee abschaffte. Nicht nur durch unsere Anti-Kriegspolitik, sondern auch weil wir sicher sind, dass durch Bereitstellen von Geldern, welche andere Länder zur Waffenproduktion nutzen, die internationalen Beziehungen beschleunigt werden können und somit große Teile der Weltarmut und des Welthungers beseitigt werden könnten. Das Verbreiten solcher Themen [wie der Atomwaffenverbotsvertrag] liegt in unseren Genen."

Joaquín López: "Spanien hat Gesetze zugunsten der atomaren Abrüstung erlassen, das ist ein Vorteil gegenüber anderen Ländern".

Joaquin Lopez, Leiter des Zentrums für Studien des internationalen Menschengesetzes and Menschenrechte des Spanischen Roten Kreuzes, sagte, dass die Vorteile für Spanien darin bestehen, dass bereits in 2014 zwei nicht-legislative Vorschläge der großen politischen Parteien genehmigt wurden, in welchen "die Regierung dringend darum gebeten wurde, die internationale Initiative zum Nuklearwaffenverbot zu unterstützen." 2015 wurde das Strafgesetz geändert, indem strafrechtliche Sanktionen gegen die Benutzung von Nuklearwaffen aufgestellt wurden, "das Abkommen schon vorwegnehmend."

Carmen Magallón: "So wie die Atombombe eine kritische Masse braucht, braucht man heute einen kritischen Willen ... um diesen Wahnsinn zu stoppen."

Carmen Magallon, Präsidentin des Internationalen Frauenbundes für Frieden und Freiheit Spanien, erklärte das Projekt "Reaching Critical Will", welches sie in ihrer Organisation entwickeln, als eine Metapher: "So wie die Atombombe eine kritische Masse braucht, brauchen wir nun einen kritischen Willen, um Menschen dazu zu bringen, das Thema wieder in die Hand zu nehmen und wie in den 1980ern den Wahnsinn zu stoppen."

Im Hinblick auf die wichtige Rolle der Frauen im Kampf für nukleare Abrüstung und wie die derzeitige feministische Bewegung zur Verteidigung dieses Themas beitragen kann, erklärte Magallon, dass "wir dazu erzogen wurden, uns zu kümmern und wir halten das für wichtig und Nuklearwaffen zerstören es, aber wir wollen nicht nur Frauen sein, wir wollen Achtsamkeit verallgemeinern", und später fügte sie hinzu, dass es für die weltweite feministische Bewegung sehr wichtig wäre, den Kampf ebenfalls zu involvieren.

Pedro Arrojo: "Spanien hat den Atomwaffenverbotsvertrag aus Mangel an politischem Willen nicht unterzeichnet".

Pedro Arrojo, Umwelt- und Anti-Gewalt-Aktivist und ehemaliger Stellvertreter von Podemos, war dafür verantwortlich, dass fast 100 Unterschriften von spanischen Abgeordneten zugunsten des Abkommens gesammelt wurden. Nachdem er kurz die starke Friedensbewegung der 1980er Jahre beschrieb, als es aus verschiedenen Gründen noch "leichter" war, erklärte er, wie die Sozialistische Arbeiterpartei und Unidos Podemos das Programmabkommen Mitte 2018 unterschrieben hatten, wobei sich die Sozialistische Arbeiterpartei mit Unidos Podemos dazu verpflichtete zu unterschreiben und dem Abkommen zuzustimmen. Was Pedro Sanchez Regierung nicht respektiert und ausgeführt hat aufgrund eines klaren Mangels an politischem Willen. Dabei akzeptierte sie den Druck der USA und der NATO, da es "wie in den ICAN-Berichten gezeigt" keine rechtlichen Gründe gibt, es zu verhindern. In Bezug auf verschiedene Kampagnen, die zur Förderung des Vertrags zum Verbot von Atomwaffen entwickelt werden, sprach Arrojo neben dem Engagement der Parlamentarier auch vom Appell der Städte an die Regierungen, den Verbotsvertrag zu unterzeichnen und zu ratifizieren oder die Unterstützung des Atomwaffenverbotes durch den II. Weltmarsch für Frieden und Gewaltfreiheit, der am 2. Oktober in Madrid beginnen wird.


Kampagne zur Desinvestition in Kernwaffen

Juana Pérez M. erinnerte an die Desinvestitionskampagne für Atomwaffen, die in verschiedenen Ländern (in Spanien im Rahmen der Kampagne für bewaffnete Banken) durchgeführt wird, und forderte die Anwesenden auf, von den Banken, mit denen sie zusammenarbeiten und ihren Stadträten zu verlangen, keine Investitionen in Atomwaffen zu tätigen und andernfalls ihre Ersparnisse von diesen Unternehmen abzuziehen oder von den Institutionen zu verlangen, die Investitionen in diese Unternehmen abzuziehen.

Felipe Llamas: "Wir bleiben dem Städteabkommen und dem Aufbau einer Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit verpflichtet".

Felipe Llamas, Berater von Más Madrid im Stadtrat, der bei den Gesprächen zwischen ICAN und der damaligen Bürgermeisterin Manuela Carmena anwesend war, erläuterte, dass der Stadtrat von Madrid aufgrund der fehlenden Mehrheit in der Kammer den Atomwaffenverbotsvertrag nicht endgültig unterstützte, "aber es gab eine Zusage und sie besteht weiterhin und wir werden weiter dafür arbeiten."

Llamas machte einen Vorschlag: die vielen Kriegsdenkmäler in den Städten in Denkmäler für Frieden und Gewaltfreiheit zu verwandeln, die uns jeden Tag an die Kultur erinnern, nach der wir streben. Er nutzte die Gelegenheit, um daran zu erinnern, "dass die Regierung von Carmena den Anstoß gegeben hat, den Aufbau dieser Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit in den Städten zu fördern, indem sie die städtische Gewalt und ihre möglichen Lösungen während der beiden Foren über urbane Gewalt studierte, welche in Madrid stattfanden und dessen nächste Durchführungsort - wie er ankündigte - in Mexiko sein wird".

Txema Guijarro: "Heute, mit Figuren wie Trump, hat sich ein Fenster der Möglichkeiten geöffnet ... weil die Gefahr, in der wir leben, sehr deutlich ist".

Txema Guijarro, Mitglied von Unidas Podemos und Unterzeichner der parlamentarischen Zusage, schloss die Reden, indem er die Rolle der Parlamente bei der Unterzeichnung des Vertrags hervorhob und die Dringlichkeit, die Abschaffung von Atomwaffen auf die Straße zu tragen.

Neben dem Engagement, das er im vergangenen Jahr eingegangen sei, erklärte er, dass die aktuelle Krise im In- und Ausland "ein Fenster der Möglichkeiten" eröffne. "Auf der einen Seite haben wir den Druck der NATO auf die Länder, um die Militärausgaben zu erhöhen, und auf der anderen Seite haben wir einen Mann wie Donald Trump, der unberechenbar ist und der die Atomknöpfe kontrolliert. Wer sich durch diese Situation nicht beunruhigt fühlt, ist verrückt! Wenn man sieht, dass ein sichtlich verwirrter Kerl, uns in diesen Wahnsinn zurückbringt, in dem die einzige Botschaft ist, dass wir nur dann sicher sind, wenn wir bis an die Zähne bewaffnet sind, ist das das Gegenteil von gesundem Menschenverstand."

Das Panel endete mit der Bitte an die Parteien, die Unterstützung für die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages in ihr Wahlprogramm aufzunehmen und öffentlich dafür zu argumentieren, damit die gesamte Bevölkerung informiert werden kann. Etwas, das allen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf der Bühne und im Raum nahegelegt wurde, sofern sie sich eindeutig zum Vertrag bekennen.

Danach erhielt das Publikum das Wort, Menschen, die durch die Presse, social Media und unterschiedliche Organisationen von der Premiere erfahren haben.

Die Veranstaltung schloss mit der klaren Botschaft, der dringenden Notwendigkeit, für die nukleare Abrüstung zu mobilisieren.


Übersetzt aus dem Englischen von Natascha Kraft und Reto Thumiger aus dem ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam.


Anmerkungen:
[1] Instagram @abroccfotografia
[2] https://www.youtube.com/watch?v=xmSNND0oJ1E


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2019

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