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FESTIVAL/298: goEast 2012 - erste filmische Highlights vorgestellt (DIF)


goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films
in Wiesbaden vom 18. bis 24. April 2012

Experimentell, kritisch, gewagt: Erste filmische Highlights goEast 2012

- GOPAK von Tschechanowskij in einer Weltpremiere nach seiner Wiederentdeckung
- Erste komplette Werkschau Sergei Loznitsas in Deutschland
- Protest ist Thema der Sektion Beyond Belonging


In ein Schaufenster des Filmschaffens Mittel- und Osteuropas verwandelt goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films die Stadt Wiesbaden vom 18. bis 24. April 2012. Erste Höhepunkte seiner zwölften Ausgabe stellte das Festival beim Empfang seines Trägers, des Deutschen Filminstituts, während der Berlinale vor.


goEast-Symposium

Das Symposium "RealAvantGarde - Mit Lenfilm durch das kurze 20. Jahrhundert" ist dem ältesten (sowjet-)russischen Filmstudio gewidmet. In den vergangenen Monaten machte Lenfilm weltweit von sich reden, als die geplante Privatisierung nur durch den Protest seiner international bekannten Regiegrößen Aleksandr Sokurov und Aleksej German - vorerst - verhindert werden konnte. Seit seiner Gründung 1918 bis in die späte Perestroika-Phase war das Studio vor allem Nährboden für filmische Experimente und einen subtilen, kritischen Realismus. Ob in der Auseinandersetzung mit Geschichte, im Spiel mit verschiedenen Filmgenres oder alternativen (Sur)Realismen: Lenfilm verbindet künstlerische Erfindungslust und Faszination für soziale Wirklichkeit; Avantgarde und Alltag. Die Slavistin und Filmwissenschaftlerin Barbara Wurm sowie der Filmkritiker Olaf Möller leiten das Symposium, das sich in Einzelvorträgen und einer Podiumsrunde den Entwicklungsphasen des Studios sowie den Wechselwirkungen von Zeit- und Filmgeschichte widmet. In einer Auswahl aus den insgesamt 1.500 Produktionen zeigt das Filmprogramm Langfilme wie OBLOMOK IMPERII / DIE ÜBERRESTE EINES IMPERIUMS (1929, Fridrich Ermler), BOLSCHAJA SEMJA / EINE GROSSE FAMILIE (1954, Joseph Heifitz) oder DNI ZATMENIJA / TAGE DER FINSTERNIS (1988, Aleksandr Sokurov). Unter den Kurzfilmen sind auch verschollen geglaubte Produktionen zu sehen, wie zum Beispiel GOPAK (1931, Michail Tschechanovskij) als Weltpremiere nach seiner Wiederentdeckung.


goEast-Porträt

Das diesjährige Porträt präsentiert die erste komplette Werkschau des russischen Regisseurs Sergei Loznitsa: Der mit ukrainischem Pass in Deutschland lebende, gebürtige Weißrusse sorgte mit seinem Spielfilmdebüt STSCHASTJE MOJE (MEIN GLÜCK) 2010 international für Furore. Zuvor hatte er sich bereits als Dokumentarfilmer einen Namen gemacht. Seine Filme, die sämtlich bei goEast zu sehen sind, zeigen mit kompromisslosem Blick und cinetechnischer Raffinesse den postsowjetischen Alltag im russischen Hinterland. Doch auch die Geschichte Sowjetrusslands lässt Loznitsa wieder auferstehen: In den zwei Footage-Filmen BLOKADA (BLOCKADE, 2005) und PREDSTAWLENIE (VORSTELLUNG, 2008) setzt er sich anhand von Original- und Archivmaterial mit der Belagerung Leningrads und mit der sowjetischen Kulturideologie der 50er, 60er und 70er Jahre auseinander.


Beyond Belonging

Im vergangenen Jahr erfolgreich ins Leben gerufen, ist Beyond Belonging nun fester Bestandteil des goEast-Festivalprogramms. Hier finden bemerkenswerte Filme auch über das mittel- und osteuropäische Kino hinaus Aufmerksamkeit, sofern der Bezug zu Mittel- und Osteuropa sichtbar bleibt. Die Festivalsektion trägt der Tatsache Rechnung, dass das sich verändernde Europa einen neuen Blick fordert. Jenseits von nationalen und regionalen Schranken, veralteten Denkmustern und Konzepten gilt es, eine gemeinsame Perspektive auf Transformationsprozesse zu entwerfen. Inspiriert durch die weltweit zu beobachtenden Protestbewegungen und die zahlreichen Coming-of-Age-Filme im osteuropäischen Kino, widmet sich Beyond Belonging dieses Jahr dem Thema Protest. Jugendliche im Konflikt mit der Elterngeneration, Studentenunruhen oder der Zusammenbruch des Ostblocks: Das Programm der Sektion versammelt verschiedene Perspektiven auf Protest und präsentiert historische und neuere Werke.


Wettbewerb und Nachwuchsförderung

Im Hauptwettbewerb von goEast stehen zehn Spiel- und sechs Dokumentarfilme. Eine internationale Jury vergibt die vier Hauptpreise im Gesamtwert von 29.500 EUR (SKODA-Preis "Die Goldene Lilie" für den Besten Film, Dokumentarfilmpreis "Erinnerung und Zukunft" der Stiftung EVZ, Preis der Stadt Wiesbaden für die Beste Regie, Preis des Auswärtigen Amtes "für künstlerische Originalität, die kulturelle Vielfalt schafft"). Die FIPRESCI-Jury verleiht den Preis der Internationalen Filmkritik. goEast setzt auf junge Talente: Das Young Professionals Programm bietet zahlreiche Workshops und Vorträge an. Die Robert Bosch Stiftung vergibt bei goEast den Filmförderpreis für Koproduktionen in den Kategorien Kurzspielfilm, Dokumentarfilm und Animationsfilm mit einer Gesamtsumme von bis zu 210.000 EUR. Die BHF-BANK-Stiftung fördert den Hochschulwettbewerb, in dem dieses Jahr Filmklassen aus Belgrad, Bukarest, Berlin, Kassel und dem Rhein-Main-Gebiet um die mit insgesamt 4.500 EUR dotierten vier Preise konkurrieren.


goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird von zahlreichen Partnern unterstützt:
Hauptförderer sind das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Landeshauptstadt Wiesbaden, die Robert Bosch Stiftung, die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", SKODA AUTO Deutschland, die BHF-BANK-Stiftung, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Naspa.

Veranstalter:
Deutsches Filminstitut - DIF, Schaumainkai 4, D-60596 Frankfurt am Main


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Quelle:
Pressemitteilung: Wiesbaden, 21. Februar 2012
goEast-Festivalbüro: Friedrichstraße 32, 65185 Wiesbaden
Telefon: +49 - 611-236 843 -0, Fax: +49 - 611-236 843 -49
E-Mail: info@filmfestival-goEast.de
Internet: www.filmfestival-goEast.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2012