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FESTIVAL/312: goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films, Wiesbaden 10.-16.4.2013 (DIF)


13. goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films

WIESBADEN 10.04.- 16.04.2013

Zwischen zauberhafter Poesie und ungeschönter Realität
Das Wettbewerbsprogramm von goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films ist mit zehn Spielfilmen und sechs Dokumentarfilmen komplett.



Die postkommunistischen Gesellschaften bieten weiterhin sehr abwechslungsreiche Stoffe, die im Kino reflektiert werden: goEast, veranstaltet vom Deutschen Filminstitut, präsentiert in seiner 13. Ausgabe vom 10. bis 16. April 2013 in Wiesbaden, Frankfurt, Mainz und erstmals auch in Darmstadt ein beeindruckendes Spektrum aktueller Filmproduktion aus Mittel- und Osteuropa. Der ungarische Regisseur Benedek Fliegauf übernimmt den Vorsitz der internationalen Jury. Sie entscheidet über die Vergabe der vier mit insgesamt 31.500 Euro dotierten Preise.

Aus über 350 Einreichungen wurden die 16 Beiträge für den goEast Wettbewerb 2013 ausgewählt: Geografisch spannt sich der Bogen in diesem Jahr von der Tschechischen Republik und Polen über das Baltikum, den Balkan, Rumänien und Moldawien, Russland und Georgien bis nach Armenien und Kasachstan. "Das kasachische Kino ist momentan sicherlich im Kommen. Ich freue mich sehr, dass wir das wunderbare Debüt KONSTRUKTEURE aus diesem Land als Weltpremiere präsentieren werden", erklärt Festivalleiterin Gaby Babi. "Ansonsten ist der Wettbewerb so vielfältig wie die Region selbst - sowohl thematisch als auch stilistisch. Neben dem Beziehungs-Psycho-Thriller eines Kirill Serebrennikov finden sich hier unter anderem Coming-of-Age-Geschichten, Generationskonflikte, aber auch Versöhnungsdramen. Und das rumänische Kino lässt weiterhin filmbegeisterte Herzen höher schlagen. Viele der Dokumentarfilme graben in Familien-Vergangenheiten, oft mutig und visionär."

Autorenkino in seiner gesamten Bandbreite - Die Spielfilme im goEast Wettbewerb

Den Auftakt macht PANIHIDA (Deutschland/Republik Moldau, 2012), eine poetische Liebeserklärung der Regisseurin Ana-Felicia Scutelnicu an ihr moldawisches Heimatdorf - die zeigt, wie der Abschied von einer Toten zu einer Feier des Lebens wird. KREISE (Sran Golubovi, Serbien/ Deutschland/ Kroatien/ Slowenien/ Frankreich 2012) wiederum plädiert anhand einer tragischen Episode aus der Zeit des Bosnienkrieges für die Aussöhnung mit der Vergangenheit. DOMESTIC (Adrian Sitaru, Rumänien/Deutschland 2012) beginnt mit einer Totenfeier und entwickelt sich zu einer hinreißend schrägen und lebendigen Gesellschaftsstudie anhand der Bewohner eines rumänischen Mietshauses. Wie Vater, Sohn und Enkel ihre zerrütteten Verhältnisse durch außergewöhnliche Umstände wieder versöhnen können, zeigt MEINES VATERS RAD (Piotr Trzaskalski, Polen 2012). Eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung steht auch in ROCKER (Marian Crian, Rumänien/Frankreich/Deutschland 2012) im Vordergrund. Mit eisiger Präzision erzählt VERRAT (Kirill Serebrennikov, Russland 2012) von Betrug, Schuld und der Kraft unterdrückter Gefühle in zwischenmenschlichen Beziehungen. Eine Parabel von Heimatlosigkeit und dem Kampf gegen die Willkür der staatlichen Macht entwirft KONSTRUKTEURE (Adilkhan Yerzhanov, Kasachstan 2013), unaufgeregt und mit Sinn für absurde Situationen. Vor dem Tableau des von Unsicherheit gezeichneten postsowjetischen Alltags Anfang der 1990er Jahre in Georgien erzählt BLÜTEZEIT (Nana Ekvtimishvili, Simon Groß, Georgien/Deutschland/Frankreich 2013) ein faszinierendes Coming-of-Age-Drama und eine wundervolle Mädchenfreundschaft. Die ungeschönte Realität des Lebens fernab der florierenden Metropolen ist das vorherrschende Thema in BLÜTENKNOSPEN (Tschechische Republik 2011), das Zdenk Jirásk mit beiläufiger Poesie und dem Blick für die Kraft der Träume angeht. Schließlich entführt Alexey Fedorchenko das Festivalpublikum in seinem Wettbewerbsbeitrag DIE HIMMELSBRÄUTE DER WIESEN MARI (Russland 2012) in ein sinnlich-verrücktes Schauspiel mit magischen Birken und Schamanen.

Alle Spielfilme im Wettbewerb konkurrieren um den SKODA-Filmpreis in Höhe von 10.000 Euro. Nikolaus Reichert, Leiter der Unternehmenskommunikation beim Preisstifter SKODA AUTO Deutschland, betont die Besonderheit von goEast: "Mit seinen Filmen bringt goEast die aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklung und die Kunst Mittel- und Osteuropas einem größeren Publikum näher. Dies ist auch für SKODA als Automarke aus einem Kernland europäischer Kultur ein wichtiges Anliegen." Darüber hinaus stiftet die Landeshauptstadt Wiesbaden den Preis für die Beste Regie (7.500 Euro). Das Auswärtige Amt lobt den Preis "für künstlerische Originalität, die kulturelle Vielfalt schafft" aus, dessen Bedeutung es in diesem Jahr durch die Verdopplung des Preisgeldes von 2.000 auf 4.000 Euro unterstreicht. Über die Vergabe der hoch dotierten Preise entscheidet eine internationale Jury. Den Vorsitz übernimmt in diesem Jahr der ungarische Regisseur Benedek "Bence" Fliegauf. Mit dem mehrfach preisgekrönten Film DEALER, 2004 bei goEast mit dem Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet, gelang ihm der internationale Durchbruch. 2012 erschien sein neuester Film NUR DER WIND (Ungarn/ Deutschland/Frankreich 2012) - auf der letztjährigen Berlinale mit dem Großen Preis der Jury bedacht, den goEast als Special im diesjährigen Programm zeigt. Eine Jury der FIPRESCI vergibt den Preis der Internationalen Filmkritik.

Gegenwart und Vergangenheit im Blick - Der Dokumentarfilmwettbewerb bei goEast

Die internationale Jury entscheidet auch über den mit 10.000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis "Erinnerung und Zukunft", der von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) gestiftet wird. Dr. Ralf Possekel, Programmbereichsleiter der Stiftung EVZ, verweist auf den gesellschaftlichen Beitrag, den Dokumentarfilme leisten: "Wir möchten engagierte junge Filmemacher auszeichnen, die die Relevanz der Geschichte des 20. Jahrhunderts für die Herausforderungen unserer Gegenwart verdeutlichen." Eine eher absurde Realität nimmt der erste Beitrag im Dokumentarfilmwettbewerb FESTUNG (Lukás Kokes, Klára Tasovská, Tschechische Republik 2012) in den Blick - und fragt, wie es sich in einem Land lebt, das es offiziell gar nicht gibt: Transnistrien. Lyubov Arkus geht über die Beobachtung hinaus und betreibt in ANTON IST HIER (Russland 2012) Filmemachen als Intervention - und verdeutlicht damit die existenzielle Dimension eines Kampfes für das humane Leben des autistischen Teenagers Anton im heutigen Russland. Dana Budisavljevi erzählt in DAS LEBEN IST KEIN WUNSCH-KONZERT (Kroatien 2012) die Geschichte ihres Coming-Outs und konfrontiert ihre Angehörigen, aber auch sich selbst mit Fragen, die das gemeinsame Beziehungsgeflecht berühren und belasten. In EMBERS (Armenien/Libanon/Katar 2012) reist Tamara Stepanyan nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter in ihre alte Heimat Armenien - und entwickelt einen bewegenden Dialog zwischen zwei Generationen über die Vergangenheit und die Gegenwart. Filip Antoni Malinowski begleitet in MARIA MUSS PACKEN (Polen/Österreich 2012) seine Großeltern, die sich die gestiegene Miete ihrer Wohnung in Posen nicht mehr leisten können, bei der Suche nach einem neuen Zuhause. Ein subtiles und doch eindringliches Beispiel für die Auseinandersetzung mit besorgniserregenden gesellschaftlichen Zuständen zeichnet IGRUSHKI (Lina Luzyt, Litauen 2012), indem die Kamera "illegale" Kuscheltierverkäufer auf einem Bahnhof in der belarussischen Provinz begleitet.

goEast in Frankfurt, Darmstadt und Mainz

goEast und sein Veranstalter, das Deutsche Filminstitut, freuen sich, auch in diesem Jahr dem Frankfurter Publikum die Spielfilme des Wettbewerbs im Kino des Deutschen Filmmuseums zu präsentieren. Auch NUR DER WIND wird dort gezeigt, der aktuelle Spielfilm von Jurypräsident Benedek Fliegauf. In Mainz werden in Zusammenarbeit mit dem Programmkino PALATIN ebenfalls zwei Filme des Festivalprogramms gespielt. Zum ersten Mal ist goEast 2013 in Darmstadt vertreten. Dank der Kooperation mit dem Deutschen Polen-Institut werden dort zwei polnische Filme in einer Deutschlandpremiere zu sehen sein: NACHLESE (Wladyslaw Pasikowski, Polen/ Niederlande/ Russland/ Slowakische Republik 2012), der in Polen eine große gesellschaftliche Debatte auslöste, sowie IM SCHLAFZIMMER (Tomasz Wasilewski, Polen 2012) aus der Sektion Beyond Belonging.

goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird von zahlreichen Partnern unterstützt: Hauptförderer sind das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Landeshauptstadt Wiesbaden, die Robert Bosch Stiftung, die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ), SKODA AUTO Deutschland, die BHF-BANK-Stiftung, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Nassauische Sparkasse.

Veranstalter: Deutsches Filminstitut - DIF, Schaumainkai 4, D-60596 Frankfurt am Main

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Quelle:
Presseinformation: Wiesbaden, 12. März 2013
goEast Festivalbüro
Friedrichstraße 32, 65185 Wiesbaden
Cornelia Reichel, Presseleitung
Telefon: +49-611-236 843-14
Fax: +49-611-236 843-49
E-Mail: reichel@filmfestival-goEast.de
Interne: www.filmfestival-goEast.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2013