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PREIS/1466: CIVIS Medienpreis 2009 verliehen (WDR)


Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) - Pressemitteilung vom 8. Mai 2009

CIVIS Medienpreis 2009 verliehen - sieben Programme ausgezeichnet!


Mit dem begehrten CIVIS Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt sind am Donnerstagabend während einer festlichen TV Gala in Berlin sieben europäische Radio- und Fernsehprogramme ausgezeichnet worden. Der CIVIS Medienpreis wird für Programmleistungen vergeben, die das friedliche Zusammenleben in der europäischen Einwanderungsgesellschaft fördern. Der mit insgesamt 41.000 Euro dotierte Preis ging in diesem Jahr an Produktionen der europäischen Sendeanstalten BBC, BR, MTV Italy, ORF, SWR, ZDF und die Hamburg Media School.

Zahlreiche prominente Gäste nahmen an der von Anne Will moderierten TV Gala im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages teil. Zu ihnen zählten die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer, die Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, Mechtild Rothe, WDR-Intendantin Monika Piel, der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Peter Boudgoust, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, Buket Alakus, Frank Elstner, Sonia Mikich, Cherno Jobatey, Dunja Hayali, BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky und "Tatort-Kommissar" Miroslav Nemec. Schirmherren des CIVIS Medienpreises 2009 sind Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering.

Der Europäische CIVIS Fernsehpreis im Bereich Information ging an die Mailänder Fernsehautorin Gaia Chiti Strigelli für ihre Reportage "True Life: Lampedusa at the door of Europe" (MTV Italy, 2008). Der Film zeigt aus der Perspektive junger Menschen die Lage auf ihrer Insel Lampedusa, die zum "Tor nach Europa" geworden ist. Täglich erreichen halb verdurstete und verhungerte Afrikaner in kleinen, überfüllten Fischerbooten die Insel. Die Jury lobte: "Gaia Chiti Strigelli zeigt mit den Stilmitteln des jungen modernen Fernsehens die Folgen der illegalen Einwanderung auf Lampedusa. Eine beeindruckende Reportage über Flüchtlinge und Inselbewohner, aus der Perspektive junger Menschen."

Den Europäischen CIVIS Fernsehpreis im Bereich Unterhaltung erhielt die britische Autorin Abi Morgan für ihren Fernsehfilm "White Girl" (BBC, 2008). Das Fernsehdrama erzählt, wie die elfjährige Leah in die muslimische Gemeinde Bradfords zieht. Dort entdeckt sie den Islam als friedliche Gegenwelt zu ihrem bis dahin chaotischen Leben. Ihre naive Faszination kollidiert schon bald mit den Wertvorstellungen der Mutter. Als Leah das Kopftuch zuhause trägt, kommt es zum folgenschweren Zusammenstoß. "Ein Film, der Stellungnahme fordert - emotional, bewegend, provozierend! Die erstklassige schauspielerische Leistung wie die herausragende Kameraführung tragen entscheidend zum nachhaltigen Eindruck bei", so die Jury. Der Deutsche CIVIS Fernsehpreis im Bereich Information ging an die Journalisten Lutz Ackermann, Anita Blasberg und Marian Blasberg für ihre Dokumentation "Die Weggeworfenen. Geschichte einer Abschiebung" (ZDF, 2008). Die Autoren beleuchten das Schicksal der Familie Kpakou, die nach 13 Jahren in Deutschland nach Afrika abgeschoben wird. Die Kinder wollen zurück nach Hause - und das ist für sie Hessen. In Afrika leben sie unter schwierigsten Umständen in einem für sie fremden Land, dessen Sprache sie kaum beherrschen. "Ein brisantes Thema, atmosphärisch dicht erzählt - nüchtern, unsentimental, konsequent. Eine herausragende journalistische Leistung", begründete die Jury ihre Entscheidung.

Mit dem Deutschen CIVIS Fernsehpreis im Bereich Unterhaltung wurden Drehbuchautorin Beate Langmaack und Regisseur Tomy Wigand für ihren Fernsehfilm "Willkommen im Westerwald" (SWR, 2008) ausgezeichnet. Der Film zeigt, wie Ahmad, irakischer Asylbewerber mit unsicherem Aufenthaltsstatus, in einem Dorf im Westerwald die Kneipenbesitzerin Katja mit seiner Leidenschaft für den Line Dance bezaubert. Schon bald ist das ganze Dorf im Tanzfieber. Aber nicht jeder will akzeptieren, dass ein Asylbewerber neue Impulse ins Dorf bringt . Ahmads Duldung ist leicht zu gefährden. Die Jury lobte: "Hervorragend besetzt, bis in die Nebenrollen, bietet der bildstarke Fernsehfilm eine liebenswerte und unglaublich souveräne Darstellung der Flucht- und Asylproblematik in Deutschland. Eine beeindruckende filmische Leistung."

Der Europäische CIVIS Radiopreis im Bereich lange Programme ab sechs Minuten ging an die Autorin Doris Stoisser für ihr Feature "Hörbilder: Karntn is lei ans - Die Geschichte einer Abschiebung" (ORF, 2008). Der Beitrag beschäftigt sich mit der vom früheren Landeshauptmann Jörg Haider 2008 angeordneten Ausweisung dreier tschetschenischer Flüchtlingsfamilien. Vorangegangen war eine Massenschlägerei, bei der einheimische und fremde Jugendliche beteiligt waren. Obwohl der Verwaltungssenat das Vorgehen Haiders für rechtswidrig erklärte, bleibt das Urteil ohne Konsequenzen. "An einer lokalen Kärtner Geschichte wird ein gesamteuropäisches Problem deutlich: Die bürokratisch vollzogene Abschiebung von Flüchtligen untergräbt bestehende gesetzliche Regelungen - ohne juristische Konsequenzen. Ein herausragendes, ein wichtiges Feature - empörend, einprägsam", befand die Jury.

Mit dem Europäischen CIVIS Radiopreis im Bereich kurze Programme bis sechs Minuten wurde die Hörfunkjournalistin Zulayat Suli Kurban für ihre Reportage "Live on3radio - Das Magazin: Win-Place-Show. Auf dem Weg zur Premiere, Teil 2" (BR, 2008) ausgezeichnet. Die Autorin, die als Flüchtling aus China nach München kam, begleitet das Theaterprojekt "Win-Place-Show" mit Interviews, Reportagen und Eindrücken. Dort treffen im April 2008 Intellektuelle auf Schulabbrecher, Schauspieler auf Laiendarsteller und sprechen über Liebe, Erfolg, Rassismus und das Gefühl, in einer Gesellschaft überflüssig zu sein. Aus der Jurybegründung: "Ein herausforderndes Hörerlebnis - kunstvoll, unterhaltsam und sehr bewegend. Gerade die kurze Sendeform ist besonders geeignet, ein Massenpublikum positiv anzusprechen."

Der Förderpreis European Young CIVIS Media Prize ging an den Autor Serkal Kus und die Regisseurin Katrin Gebbe für ihren Kurz-Spielfilm "Sores und Sîrîn" (Hamburg Media School). Der Film zeigt, wie die kurdischen Geschwister Sores und Sîrîn, die ihre Eltern im Irak-Krieg verloren haben, zur medizinischen Behandlung nach Deutschland kommen. Bei ihrer deutschen Pflegemutter finden sie ein neues Zuhause. Während Sores zurück in den Irak möchte, will Sîrîn nicht mitkommen. "Das Leben zwischen zwei Welten wird dramaturgisch überzeugend, in intensiven Bildern einfühlsam dargestellt. Eine beeindruckende filmische Leistung", so die Jury.


Sendetermine:
ARD / Das Erste, Freitag, 8. Mai 2009, 23:30 Uhr
WDR Fernsehen, Samstag, 9. Mai 2009, 9:00 Uhr
rbb Fernsehen, Samstag, 9. Mai 2009, 11:55 Uhr
3sat, Samstag, 9. Mai 2009, 14:30 Uhr
ARD / EinsExtra, Sonntag; 10. Mai 2009, 16:00 Uhr
DW tv-world, Montag, 11. Mai 2009, nnb.


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Quelle:
Presseinformation vom 8. Mai 2009
Herausgeber:
Westdeutscher Rundfunk Köln (Anstalt des öffentlichen Rechts),
Appellhofplatz 1, 50667 Köln
Postanschrift: 50600 Köln,
Telefon: 0221/220 2407, Fax: 0221/220 2288,
Internet: www.wdr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2009