Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → MEINUNGEN


STANDPUNKT/017: Wie die CIA in Italien wütete (Gerhard Feldbauer)


Wie die CIA in Italien wütete

Auf Order von Präsident Truman wurde sie vor 70 Jahren gebildet. 1978 inszenierte sie den Mord an Aldo Moro

von Gerhard Feldbauer, 28. Januar 2016


Italien gehört zu den Ländern, die am meisten unter den verbrecherischen Machenschaften der CIA zu leiden hatten. In einem Beitrag erinnert die staatliche italienische Nachrichtenagentur ANSA daran, dass die Weisung zur Bildung des angeblich zivilen Geheimdienstes im Januar 1946 US-Präsident Truman erließ. Sie nannte als Aufgabe, mit "verdeckten Operationen politisch und militärisch im Ausland Einfluss zu nehmen". Um was es dabei ging, verdeutlichte dann die von Truman am 22. März 1947 verkündete berüchtigte Doktrin zur "Eindämmung des Kommunismus", die de facto die Erklärung des kalten Krieges an die UdSSR und ihre Verbündeten war, und, wie ANSA schreibt, zur "tödlichen Waffe in der politisch-militärischen Konfrontation" wurde. Offiziell wurde die Central Intelligence Agency dann am 18. September 1947 durch die Verabschiedung des National Security Act gebildet. Sie ging "aus der Asche des 1942 von Allen W. Dulles gebildeten Office of Strategic Service (OSS) hervor". Dulles beschäftigte sich schon nach Stalingrad mehr mit "der Bedrohung durch die Sowjetunion als mit dem deutschen Faschismus". Als "eine seiner Hauptaufgaben" nennt ANSA "den Kommunismus in Osteuropa durch die Unterstützung der antikommunistischen Gruppen zu infiltrieren und zu sabotieren". Wie in Frankreich habe sich die CIA bei ihrem Ziel, "den Einfluss des Kommunismus zu begrenzen", vor allem in die Wahlen vom April 1948 in Italien eingemischt, dank der die Democrazia Cristiana (DC) mit 48,5 Prozent einen triumphierenden Wahlsieg erzielte, den sie nie wiederholen konnte. Wie 1994 durch die Freigabe von Geheimdienstdokumenten durch die Clinton-Regierung bekannt wurde, hatten CIA und Pentagon "für den Fall, dass die Kommunisten in Italien mit legalen Mitteln an die Macht kommen sollten" eine sofortige Intervention und die Abtrennung Sardiniens und Siziliens geplant.

Auf der "langen schwarzen Liste der Verbrechen" des Geheimdienstes in Langley/Virginia, in der Nähe von Washington DC standen, so ANSA, die Staatsstreiche gegen Mohammed Mosadeq in Iran, in verschiedenen südamerikanischen Ländern, wie gegen Arbenz Guzmann in Guatemala, Morde und Mordversuche an führenden ausländischen Politikern wie an Salvatore Allende in Chile oder die Rekrutierung der Contras gegen die sandinistische marxistische Junta in Nicaragua. Darunter der Mord an dem DC-Führer Aldo Moro, der ein Regierungsabkommen mit den Kommunisten geschlossen hatte. Zur Organisierung der Spannungsstrategie wurden, wie ANSA erinnert, "hochrangige Mitglieder der Nazi-Faschisten, einschließlich eines Karl Hass, der neben dem zu lebenslanger Haft verurteilten SS-Hauptsturmführer Erich Priebke an dem Massaker (durch Genickschuss Mord an 335 Geiseln) in der Fosse Ardeatine beteiligt war", herangezogen.

Der Bericht erwähnt "peinliche Fehler", wie das Fiasko in der Schweinebucht in Kuba 1961 und den Watergate- Spionageskandal 1972, nach dem Präsident Richard Nixon zurücktreten musste. Erwähnt wird die völkerrechtswidrige Operation, die die CIA im Februar 2003, gedeckt durch die Regierung des faschistoiden Berlusconi zusammen mit dem italienischen Militärgeheimdienst SISMI vollführte. Auf offener Strasse wurde in Mailand der ägyptische Geistliche, der Iman der Stadt, Osama Mustafa Hassan, überfallen und nach dem USA-Stützpunkt Aviano in Venetien gebracht, von da aus über die US-amerikanische Luftwaffenbasis Ramstein in Deutschland nach Kairo geschafft und dort im Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert, wo er grausamen Folterungen ausgesetzt war. Nachdem der Skandal publik wurde, musste der Iman Anfang 2007 aus dem Gefängnis entlassen werden. Er sagte aus, er sei in einer unterirdischen Zelle eingesperrt gewesen, in der Kakerlaken, Ratten und Insekten über seinen Körper krabbelten. Er sei "wie Schlachtvieh" mit dem Kopf nach unten aufgehängt und mit Elektroschocks misshandelt worden. Die Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft ergaben, dass 26 CIA-Agenten und weitere 13 Italiener an dem Piratenakt beteiligt waren. Die CIA-Agenten hatten sich aus Italien abgesetzt. In dem Verfahren wurde bekannt, dass die CIA auch auf italienischem Territorium Terrorverdächtige kidnappte, in Drittstaaten transportierte, wo diese ohne rechtsstaatlichen Schutz verhört und dabei gefoltert wurden.

Der Bogen der Enthüllungen spannt sich bis zu den Operationen der CIA, die nach dem Ende der Sowjetunion weitergeführt wurden, zum Cyber-Krieg und den durch "die Offenbarungen Edward Snowden, ausgelösten Sturm des NSA-Gate". Erinnert wird an falsche Informationen an Obama, an die peinlichen Enthüllungen von Wikileaks, die Ineffizienz der CIA beim Aufstand von Bengasi im September 2012, bei dem der US-Botschafter Chris Stevens getötet wurde.

*

Quelle:
© 2016 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang