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BERICHT/001: Präsentation der Hellboy-Hörspiele in Berlin (SB)


Klangvolle Präsentation der neuen "Hellboy-Hörspiele" im herbstlichen Berlin


Am Mittwoch, dem 15. Oktober, lud der LAUSCH Verlag einige Vertreter der Presse zur Präsentation seiner neuen "Hellboy-Hörspiele" in einem gemütlichen kleinen Kinosaal im Cineplex Titania Palast in Berlin ein.

Nachdem der Produzent und Regisseur Günter Merlau uns alle auf eine sehr freimütige, symphatische Weise begrüßt hatte, kam er ohne große Umschweife auf sein jüngstes Werk zu sprechen. Kurz erläuterte er, daß die hörbare Umsetzung der Hellboy Abenteuer sich eng an den erfolgreichen Comics von Mike Mignola orientiert und zudem durch die Stimme des Schauspielers Tilo Schmitz bereichert wird, der den roten Muskelprotz bereits in beiden deutschen Fassungen der Kinofilme synchronisiert hat. Herr Merlau machte außerdem deutlich, wie sehr er sich freute, daß sein Verlag die Geschichte des Höllenjungen mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und engagierten Sprechern akustisch wirkungsvoll umsetzen konnte. Doch im Grunde schien er es kaum erwarten zu können, sein Produkt endlich für sich selbst sprechen zu lassen und präsentierte den Anwesenden sogleich stolz eine Kostprobe aus dem ersten Teil der Serie namens "Saat der Zerstörung".

Man kann als Hörspiel Fan wohl von sich behaupten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wenn man die Klangfülle der ausdrucksstarken Aufnahmen in einem abgedunkelten Kinosaal von allen Seiten und akustisch voll entfaltet genießen darf. Da wünscht man sich, einfach sitzen zu bleiben, um sich auch noch den Rest des Spektakels auf so luxuriöse Art anhören zu können. Mit tiefer, kerniger Stimme gab sich Hellboy die Ehre und stellte sich dem Publikum Zigarre schmauchend als bester paranormaler Ermittler der Welt vor. Mit einem unverkennbarem Augenzwinkern ließ er vor dem inneren Auge des Zuhörers ein sehr plastisches Bild von seiner Person entstehen.

Anschließend versetzten uns einige fiktive Radioberichte zurück in das Jahr 1944 und die Wirren des zweiten Weltkriegs. Kurz darauf fand man sich zu jener Zeit im strömenden Regen Englands wieder, wo eine spezielle Einheit der Alliierten mit Hilfe eines Mediums den obskuren Machenschaften einer Gruppe von Nazis auf der Spur ist... Im schummrigen Halbdunkel des Kinos konnte einem die ungemütliche, nasskalte Atmosphäre des Ortes ungehindert durch die Ohren in den Kopf kriechen, so wie man es sich bei einer gut erzählten Geschichte eben wünscht.

Obwohl die Hörprobe nur ungefähr zehn Minuten lang vorgespielt wurde, überschlugen sich doch die erzählten Ereignisse in dieser kurzen Zeit derart, daß den Anwesenden eine gute Vorstellung von der Bandbreite der Produktion vermittelt wurde. Übernatürliche Rituale vor einer realen historischen Kulisse, ein Hauch wissenschaftlicher Sondierung und schließlich das dramatische Erscheinen von Hellboy in irdischen Gefilden ergeben zusammen eine bunte Mischung, die vom ersten Moment an spannend ist.

Inmitten all der düsteren Gegebenheiten und Mysterien kommt dank des roten Teufelskerls aber auch der Humor nicht zu kurz. Mit trockenen Kommentaren zu seinem Job oder coolen Sprüchen über seine Herkunft sowie einer offenbar angeborenen Vorliebe für Schokoriegel nimmt die Hauptfigur der Geschichte dem Drama gekonnt die Spitze.

Was uns da innerhalb der ersten Minuten um die Ohren sauste, verspricht gute Unterhaltung mit ausgefeilten Soundeffekten und einem überaus symphatischen Protagonisten aus der Hölle.

Nachdem also alle Anwesenden einen nachhaltigen Eindruck von den Qualitäten dieses brandneuen Hörspiels bekommen hatten, standen Regisseur Günter Merlau und der Hellboy-Sprecher Tilo Schmitz uns noch kurz Rede und Antwort zu verschiedenen Fragen.

Natürlich lag eine davon gleich auf der Hand, nämlich woher Herr Schmitz bei einer rein akustischen Produktion die Inspiration für die Darstellung der Hellboy Figur nehme. Schließlich hätte er bei der Vertonung der Filme gewöhnlich jede Menge Bilder zur Orientierung vorliegen, wohingegen bei einem Hörspiel keine vergleichbaren Anhaltspunkte existieren. Der Schauspieler gab dazu an, daß es für ihn kein Problem sei, eine Figur wie Hellboy darzustellen, da er ohnehin eher solche Charaktere vorziehen würde, die mit Ecken und Kanten versehen wären. Es fiele ihm leichter, jemanden zu spielen, der nicht nur gut, freundlich und glatt wäre, sondern als Monster durchaus auch abgründige, böse Seiten hat.

Vom Regisseur Günter Merlau wollte der Schattenblick wissen, ob er keinerlei Bedenken gehabt hätte, ausgerechnet ein so visuell orientiertes Konzept wie das von Hellboy in ein Hörspiel umzusetzen. Der Erfolg des Kinofilms beruht ja in erster Linie auf den starken Bildern und special effects, die den Zuschauer mit einer Flut sehenswerter Eindrücke unterhalten.

Herr Merlau gab zu, daß diese Frage sich geradezu aufdrängen würde. Er sei jedoch der Meinung, daß gerade die Bilder in erster Linie in unseren Köpfen entstünden. Die Darstellung bestimmter Eindrücke auf der Leinwand brächte natürlich auch eine Einschränkung der eigenen Vorstellungsmöglichkeiten mit sich. Aus der Wahrnehmung von Stimmen und Geräuschen würden im Kopf der Zuhörer ebenso leicht individuelle Interpretationen von dem Gehörten entstehen. Zudem hätte man bei der Produktion einer Hörspielserie glücklicherweise die Möglichkeit, beim Erzählen der Geschichte ganz andere Schwerpunkte zu setzen als im Film. Die Produktionskosten für das Vertonen der Comicvorlage seien schließlich wesentlich geringer als bei einer Filmproduktion, weshalb man nicht gezwungen sei, große Teile der Erzählung auf das Format einer Spielfilmlänge zu kürzen. Alles in allem hätte man eine große Freiheit bei der inhaltlichen und kreativen Gestaltung einer solchen Hörspielserie.

Während Herr Merlau von seiner Arbeit schwärmte konnte man nicht umhin, sich von seiner Begeisterung anstecken zu lassen. Seine Antwort war geradezu ein Plädoyer für die akustische Umsetzung jedweden Stoffes.

Weiterhin interessierte sich der Schattenblick aber auch für die Frage, ob die Figur des Hellboy, welche sich in den ersten Teilen des Hörspiels eher durch einen ziemlich flachen Charakter auszeichnet, sich in den kommenden Teilen der Serie planmäßig noch weiterentwickeln würde.

Auch diesen etwas kritischen Punkt konnten Regisseur und Sprecher gleichermaßen in eine viel versprechende Zukunftsaussicht umwandeln. Sie gaben zu bedenken, daß sich im Laufe der Geschichte die Konflikte zwischen Hellboy und der Behörde, für die er als Ermittler tätig sei, noch erheblich zuspitzen würden. Mit seiner Rolle als eine Art Freak, der für eine geheime Organisation der Menschen im Grunde ständig die Drecksarbeit verrichten müsse und doch nicht wirklich akzeptiert würde, hätte der rote Draufgänger große Schwierigkeiten. Allein seine Reibung an den Auseinandersetzungen mit der B.U.A.P werde ihn und seine gesamte Situation noch verändern. Zumindest für die Macher der Hellboy Serie scheint also fest zu stehen, daß die Figur dieses zwiespältigen Helden zwangsläufig noch an Vielschichtigkeit und Tiefe gewinnen wird. In den folgenden Teilen der Serie werden sich die Hörer letzten Endes selbst davon überzeugen können, wie intensiv die Entwicklung des monströsen Helden betrieben werden wird.

Herr Merlau stellte während der Präsentation das Erscheinen von insgesamt 16 Teilen in Aussicht, von denen zwölf noch in diesem Jahr fertig produziert werden sollen. Außerdem versprach Tilo Schmitz, den Hörspielen als Sprecher auf jeden Fall weiterhin treu zu bleiben. Seiner Meinung nach geschähe es viel zu häufig, daß die Stimme einer bekannten Figur plötzlich geändert würde, weil die Schauspieler oder Sprecher soviel Geld für ihre Arbeit fordern könnten, daß sie für die Produzenten nicht mehr bezahlbar wären. Ihm persönlich sei es aber sehr wichtig, einem beliebten Film- oder Hörspielgeschöpf auf keinen Fall mittendrin die bekannte Stimme zu rauben. Für die Fans eines Helden wie Hellboy oder anderen Wesen wäre so etwas sehr schade. Bleibt zu hoffen, daß auch seine Schauspielkollegen diese seriöse Arbeitseinstellung teilen, denn natürlich tragen unter anderem auch die Original Film-Synchronstimmen einiges zur fesselnden Atmosphäre des mysteriösen Actionspektakels bei.

Alles in allem war die Präsentation der Hörspielserie in Berlin zwar ein kurzes aber auch aufschlußreiches Ereignis in lauschiger Umgebung. Den zeitlichen Rahmen gab die Preview des neuen Kinofilms "Hellboy, Die Goldene Armee" vor, welche wir direkt im Anschluß genießen durften.

LAUSCH-Phantastische Hörspiele
Hörspieladaption von Mike Mignolas Comicserie
Die ersten 4 Teile ab 10. Oktober im Handel
Infos unter www.hellboy.de oder www.merlausch.de

26. Oktober 2008