Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FACHMEDIZIN


SPORTMEDIZIN/310: Studie - Fit zu sein schützt vor Gesundheitsrisiken durch Berufsstress (idw)


Universität Basel - 01.11.2016

Fit zu sein schützt vor Gesundheitsrisiken durch Berufsstress


Dass Fitness und Wohlbefinden miteinander einhergehen, ist bekannt. Doch körperlich fit zu sein, bietet auch Schutz vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wenn man sich durch Stress bei der Arbeit besonders belastet fühlt. Wie Sportwissenschaftler der Universität Basel und Kollegen aus Schweden berichten, lohnt es sich also gerade bei hoher Stressbelastung, körperlich aktiv zu bleiben.

Dass Fitness und Wohlbefinden miteinander einhergehen, ist bekannt. Doch körperlich fit zu sein, bietet auch Schutz vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wenn man sich durch Stress bei der Arbeit besonders belastet fühlt. Wie Sportwissenschaftler der Universität Basel und Kollegen aus Schweden berichten, lohnt es sich also gerade bei hoher Stressbelastung, körperlich aktiv zu bleiben.

Psychosozialer Stress ist einer der wichtigsten Faktoren, die bei Berufstätigen zu krankheitsbedingten Fehltagen führen. Diese Art von Stress wird von einem eingeschränkten seelischen Wohlbefinden und erhöhten depressiven Symptomen begleitet. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Risikofaktoren wie hoher Blutdruck und ein ungünstiges Blutfettprofil. Umgekehrt ist eine gute Fitness mit weniger depressiven Symptomen und weniger kardiovaskulären Risikofaktoren assoziiert.

Fitness, Risikofaktoren und Stressempfinden

Die Daten der im US-Fachblatt "Medicine and Science in Sports and Exercise" publizierten Studie zeigen, dass eine hohe Fitness vor allem dann Schutz bietet, wenn berufstätige Personen bei der Arbeit ein hohes Mass an Stress wahrnehmen. Dafür nahmen die Forscher die Fitness von knapp 200 schwedischen Arbeitnehmenden - 51% Männer, Durchschnittalter 39 Jahre - mithilfe eines sogenannten Fahrradergometer-Tests auf. Zudem erfassten sie verschiedene bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Blutdruck, Body-Mass-Index, Cholesterol, Triglyceride und Glykohämoglobin. Die Teilnehmenden wurden schliesslich gebeten, über ihr aktuelles Stressempfinden Auskunft zu geben.

Die Studie des Departements für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Universität Basel, des Institute of Stress Medicine sowie des Sahlgrenska University Hospital in Göteborg verdeutlicht erwartungsgemäss, dass gestresste Personen in den meisten kardiovaskulären Risikofaktoren höhere Werte aufweisen. Weiter liess sich bestätigen, dass die kardiovaskuläre Fitness mit nahezu allen Risikofaktoren in Verbindung steht, wobei die Risikofaktoren bei körperlich Fitten weniger hoch ausgeprägt sind.

Grenzwerte bei Nicht-Fitten übertroffen

Erstmals haben nun die Forscher nachgewiesen, dass der Zusammenhang zwischen subjektiver Stresswahrnehmung und kardiovaskulären Risikofaktoren durch die Fitness sozusagen moderiert wird. Mit anderen Worten: Bei den gestressten Mitarbeitern waren die Unterschiede zwischen Personen mit hohem, mittlerem und tiefem Fitnessniveau besonders hoch ausgeprägt.

So übersteigen beispielsweise bei hoher Stressbelastung die LDL-Cholesterol-Werte den klinisch relevanten Grenzwert, wenn Arbeitnehmende ein tiefes Fitnessniveau aufweisen - nicht aber bei Personen mit hoher Fitness. Bei geringer Stressbelastung wurden dagegen weitaus geringere Differenzen zwischen den Fitnessniveaus beobachtet.

Aktiven Lebensstil fördern

"Diese Befunde sind vor allem deshalb wichtig, weil Menschen gerade bei Stress dazu neigen, sich weniger häufig körperlich aktiv zu betätigen", sagt Prof. Dr. Markus Gerber von der Abteilung Sport und Psychosoziale Gesundheit des DSBG der Universität Basel. Weiter habe die Studie direkte Implikationen für die Therapie und Behandlung stressbezogener Erkrankungen. Zur Förderung eines körperlich aktiven Lebensstils soll der systematischen Erfassung der kardiorespiratorischen Fitness und einer theoretisch fundierten und evidenzbasierten Bewegungsberatung ein hoher Stellenwert eingeräumt werden.


Originalbeitrag
Markus Gerber, Mats Börjesson, Thomas Ljung, Magnus Lindwall, and Ingibjörg H. Jonsdottir
Fitness Moderates the Relationship between Stress and Cardiovascular Risk Factors
Medicine & Science in Sports & Exercise (2016), doi:10.1249/MSS.0000000000001005

Weitere Auskünfte

Prof. Dr. Markus Gerber
Universität Basel
Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG)
Abteilung Sport und Psychosoziale Gesundheit
E-Mail: markus.gerber@unibas.ch

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution74

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Basel, lic. phil. Christoph Dieffenbacher, 01.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang