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AUGEN/316: Implantate helfen bei Glaukom (idw)


Universität Rostock - 14.05.2010

Implantate helfen bei Glaukom


Eine Neuentwicklung für Glaukom-Patienten (Grüner Star) kann die Notwendigkeit von Augentropfen reduzieren. Die Augenklinik des Universitätsklinikums Rostock beteiligt sich an einer Studie, die die Wirksamkeit der so genannten PRESVIEWTM Scleral Spacing Procedure bestätigen soll.

Der Sehnerv funktioniert wie ein Kabel, welches Bilder vom Auge zum Gehirn sendet. Wenn ein zu hoher Augeninnendruck vorliegt, werden die Sehnervenfasern geschädigt. Die Folge ist ein unwiederbringlicher Verlust des Gesichtsfeldes und der Sehschärfe. Diese Erkrankung wird Glaukom oder Grüner Star genannt.

Die Erkrankung wird häufig erst erkannt, wenn sie bereits weit fortgeschritten ist und der Sehnerv unwiederbringlich geschädigt ist. Bislang kann das Glaukom nicht geheilt werden. Augentropfen oder eine Operation können jedoch eine weitere Sehverschlechterung verlangsamen oder sogar aufhalten. Die adäquate Behandlung hängt von der Art des Glaukoms und anderen Faktoren ab.

Das "chronische Offenwinkelglaukom" ist die häufigste Glaukomform. Die fortschreitende Erkrankung bietet weder Frühwarnzeichen noch verursacht diese auch bei längerem Verlauf unmittelbare Beschwerden. Wird das Glaukom nicht erkannt und behandelt, kommt es aber zu einer fortschreitenden Schädigung.

Abhängig von der Glaukomform und des Stadiums besteht die Behandlung aus verschreibungspflichtigen Augentropfen, Lasereingriffen und/oder chirurgischer Intervention, um den Augeninnendruck zu senken und somit einer weiteren Schädigung des Sehnervs vorzubeugen. Die regelmäßige Anwendung der Augentropfen zu bestimmten Uhrzeiten ist häufig keine einfache Aufgabe, insbesondere für ältere Menschen. Viele Augentropfen sind unangenehm, weil sie brennen oder das Auge sich gereizt anfühlt. Nicht zuletzt deshalb verwenden viele Patienten die ihnen verschriebenen Tropfen nicht täglich. Während dieser ausgelassenen Tage steigt jedoch der Augendruck wieder an und der Sehnerv kann Schaden nehmen. Nicht selten müssen über die Jahre der Behandlung hinweg verschiedene Augentropfen angewendet werden, die auch unangenehme Nebenwirkungen auf andere Körperfunktionen haben. Aus diesen Gründen, versuchen Ärzte seit langem andere als medikamentöse Möglichkeiten der Glaukom-Behandlung zu finden.

Neues Verfahren der Glaukombehandlung

Wissenschaftler und Ärzte der Refocus Group, einer amerikanischen Firma für Medizinprodukte, haben eine neuartige Technik entwickelt, von der erwartet wird, dass sie bei Patienten mit Offenwinkelglaukom den Augendruck effektiv senken kann. Die entwickelte PRESVIEW Scleral Spacing Procedure (SSP) beinhaltet die Verwendung winziger Kunststoff-Implantate, die an verdeckter Stelle eingesetzt werden. Die Implantate helfen dem Auge, einen normalen Druck aufrecht zu erhalten, indem sie den natürlichen Abfluss der Augenflüssigkeit verbessern. Da die Implantate von außen in die Sklera (das Weiße am Auge) eingesetzt werden, können die Implantate auch wieder entfernt werden, wenn es gewünscht ist.

Die Anwendung der SSP Implantate steht der weiteren Verwendung von Augentropfen oder der späteren Durchführung einer weiteren Glaukom-Operation nicht im Wege.

In einer klinischen Studie in Kanada wurden im Jahr 2000 Glaukom-Patienten mit den SSP-Implantaten versorgt, und es zeigte sich, dass der Augendruck durch diese Technik signifikant gesenkt werden konnte. Während vor der SSP-Operation alle Patienten Augentropfen verwenden mussten, benötigten acht Jahre nach der Operation über 50 Prozent der Patienten keinerlei Tropfen mehr. Seit 2009 gibt es in Europa, klinische SSP-Studien um die Wirksamkeit der Scleral Spacing Procedure zu untersuchen.


Weitere Informationen:
http://www.refocus-group.com

Prof. Dr. med. R.F. Guthoff
Universität Rostock, Medizinische Fakultät
Augenklinik
Doberaner Str. 140, 18055 Rostock
rudolf.guthoff@med.uni-rostock.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/pages/de/image115857
Augenuntersuchung

http://idw-online.de/pages/de/image115858
Kunststoff-Implantat

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution210


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Rostock, Ingrid Rieck, 14.05.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2010