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CHIRURGIE/429: Fachübergreifende Empfehlungen für die Diagnostik vor Operationen (DGCH)


Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) - Mittwoch, 3. November 2010

Chirurgische Patienten und das Budget schonen

Fachübergreifende Empfehlungen für die Diagnostik vor Operationen


Berlin - Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) hat sich mit der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) auf interdisziplinäre Empfehlungen für die präoperative Evaluation nichtherzchirurgischer Eingriffe verständigt und diese jetzt zeitgleich in ihren Fachzeitschriften publiziert. Denn in der Phase vor einer Operation sei es besonders wichtig, dass die beteiligten Ärzte sich gemeinsam um größtmögliche diagnostische Sicherheit im Sinne der Risikoabklärung für die Patienten bemühen, so die DGCH. Die Empfehlungen sollen auch dazu beitragen, Patienten überflüssige Diagnostik zu ersparen - mit dem positiven Effekt, damit auch unnötige Kosten zu vermeiden.

Eine sorgfältige präoperative Diagnostik hilft, das Risiko einer Operation zu minimieren, "Wichtig ist dabei, dass sich Narkosearzt, Chirurg und auch der konsiliarisch hinzugezogene Internist an abgestimmten, möglichst evidenzbasierten Konzepten orientieren", sagt Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCH in Berlin.

Standard vor jeder geplanten Operation sind eine Befragung des Patienten und die körperliche Untersuchung. Letztere muss in ausreichendem zeitlichem Abstand zum operativen Eingriff erfolgen, damit Zeit für ergänzende Untersuchungen bleibt, heißt es in den Empfehlungen. Eine Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße etwa wird dann erforderlich, wenn der Patient in den drei Monaten vor der Operation einen Schlaganfall erlitten hat. Ein präoperatives Elektrokardiogramm ist zum Beispiel bei klinischen Symptomen einer Erkrankung der Herzkranzgefäße oder der Herzklappen angezeigt. Röntgenaufnahmen sind nur in Ausnahmefällen bei begründetem Verdacht auf bestimmte Lungenerkrankungen erforderlich. Der Nutzen nach wie vor verbreiteter fester Altersgrenzen für eine routinemäßige Röntgenaufnahme der Lunge ist wissenschaftlich nicht belegt.

Diese technischen Zusatzuntersuchungen sind somit bei nichtherzchirurgischen Operationen in vielen Fällen verzichtbar - unabhängig von Art und Dauer des Eingriffs oder Alter des Patienten. Denn durch eine sorgfältige Anamnese und eine körperliche Untersuchung des Patienten nach einem standardisierten Schema lässt sich das Narkoserisiko in der Regel gut abschätzen. "Deshalb können wir Patienten in vielen Fällen vor überflüssigen technischen Untersuchungen verschonen und auf diese Weise auch unnötige Budgetbelastungen vermeiden", betont Professor Bauer.

Die neue Empfehlung legt auch fest, welche Medikamente Patienten vor Operationen absetzen sollten. "Wichtig ist deshalb, dass Patienten alle Vorerkrankungen und einzunehmenden Medikamente nennen", sagt Professor Bauer. Mitunter muss vorübergehend die Dosis gesenkt oder das Medikament gewechselt werden. Das gilt etwa für die medikamentöse Hemmung der Blutgerinnung die zum Beispiel aufgrund bestehender Gefäßerkrankungen erforderlich ist .Denn sie erhöht das Risiko für Blutungen während und nach der Operation. Durch transparente und verbindliche Absprachen ließe sich eine hohe Patientenorientierung erreichen, so die Fachgesellschaften. Gleichzeitig vermeide dieses Vorgehen unnötige Voruntersuchungen, entlaste Patienten und spare Kosten. "Die Risikoabschätzung muss dabei immer individuell für jeden einzelnen Patienten erfolgen - nach klaren Kriterien unter Einbeziehung der beteiligten Fachärzte", ergänzt Professor Bauer. Da bislang nicht zu jeder angesprochenen Frage wissenschaftliche Evidenz besteht, werde die Empfehlung regelmäßig überprüft und aktualisiert, sobald sich neue gesicherte Erkenntnisse ergeben.


Präoperative Evaluation erwachsener Patienten vor elektiven, nicht kardiochirurgischen Eingriffen;
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 4/2010; Thieme Stuttgart. 2010

Siehe auch im Internet:
www.dgch.de/Mitteilungen


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Pressestelle DGCH
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711/89 31 552, Fax: 0711/89 31 567
E-Mail: voormann@medizinkommunikation.org
Internet: www.dgch.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2010