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ONKOLOGIE/1047: Brustkrebs - Bestrahlung während der Operation kann Therapiezeit verkürzen (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 02.02.2010

Bestrahlung während der Operation kann Therapiezeit verkürzen

- Dietmar Hopp Stiftung spendet 1, 3 Millionen Euro für Universitäts-Frauenklinik Heidelberg
- Innovatives Bestrahlungsgerät für die Behandlung von Brustkrebs


Patientinnen mit Brustkrebs können in der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg ab diesem Jahr bereits während der Operation bestrahlt werden: Die bisher deutschlandweit einmalige intraoperative Bestrahlung mit Elektronen verkürzt die anschließende Strahlentherapie und entlastet so die Patientinnen. Die Finanzierung des mobilen Bestrahlungsgerätes LIAC der Firma Sordina wird von der Dietmar Hopp Stiftung mit 1,3 Millionen Euro unterstützt.

"Ohne die Unterstützung der Dietmar Hopp-Stiftung müssten wir deutlich zurückhaltender bei der Anschaffung von Innovationen sein", bedankte sich Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, bei einer Pressekonferenz am 2. Februar 2010 bei Katrin Tönshoff, Leiterin der Geschäftsstelle der Stiftung. "Das Universitätsklinikum Heidelberg profitiert in hohem Maße von Mäzenatentum, insbesondere durch die Dietmar Hopp-Stiftung", erklärte der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg, Professor Dr. J. Rüdiger Siewert. Auch den Neubau der Universitäts-Frauenklinik auf dem Neuenheimer Feld unterstützt die Stiftung großzügig.


Deutliche Erleichterung für Patientinnen

Bei der Behandlung von Brustkrebs folgt einer brusterhaltenden Operation in der Regel eine sechs- bis siebenwöchige Strahlentherapie, um im Gewebe verbliebene Tumorzellen abzutöten. So wird das Risiko eines erneuten Tumorwachstums gesenkt. Radiologen bestrahlen dazu die Brust der Patientin von außen mit Röntgen- oder Elektronenstrahlen; dabei wird das umliegende Gewebe zwangsläufig mitbestrahlt.

Anders bei der intraoperativen Bestrahlung: Ist der Tumor entfernt, wird in der offenen Operationswunde gezielt nur das Gewebe, in das der Tumor eingebettet war, bestrahlt. Nach dieser ersten Bestrahlung während der Operation verkürzt sich die anschließende Strahlentherapie bei gleicher Gesamt-Strahlendosis um zwei Wochen. "Je nach Ausbreitung des Tumors können wir eventuell ganz auf die Bestrahlung von außen verzichten", so Professor Dr. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg. "Das ist eine deutliche Erleichterung für unsere Patientinnen, die häufig für die tägliche Bestrahlung von weit her kommen", ergänzte Professor Dr. Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik.


Elektronen-Strahlen schonen umliegendes Gewebe optimal

Ein weiterer Vorteil der intraoperativen Bestrahlung mit Elektronen ist die begrenzte Reichweite der Teilchen. Im Gegensatz zu Röntgenstrahlen dringen sie je nach Einstellung nur wenige Zentimeter in das Gewebe ein. So werden benachbarte Organe wie Rippen, Herz oder Lunge optimal geschont, Nebenwirkungen treten in der Regel nicht auf. "Die gesamte Strahlenbelastung ist bei dieser Form der Bestrahlung für die Patientin sehr gering", sagte Professor Debus.

Die intraoperative Bestrahlung bei Brustkrebs wird in Deutschland bisher nur an sehr wenigen Standorten angeboten, dann aber mit Röntgenstrahlen. Die Behandlung mit Elektronen ist bisher deutschlandweit einmalig. Trotzdem verfügen die Heidelberger Radiologen über eine große Erfahrung auf diesem Gebiet: Bereits seit 1991 werden in der Chirurgischen Universitätsklinik bei anderen Tumorarten intraoperative Bestrahlungen mit Elektronen vorgenommen. "Denkbar ist in Zukunft auch ein Einsatz dieses Verfahrens bei Tumoren der Gebärmutter oder Eierstöcke", so Professor Debus.

Die Behandlung eignet sich für die rund 80 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs, die an der Heidelberger Frauenklinik brusterhaltend operiert werden. Voraussetzung ist, dass die Tumorränder klar abgrenzbar sind. "Die Behandlung jeder einzelnen Patientin besprechen wir vor dem Eingriff in einer Tumorkonferenz. Auf diese Weise können wir sehr sicher die Patientinnen herausfiltern, die von der intraoperativen Bestrahlung profitieren", erklärte Professor Sohn. "So sichern wir höchste Behandlungsqualität."

Die eigentliche Bestrahlung dauert nur ein bis zwei Minuten. Unmittelbar nach Entfernung des Tumors wird das mobile Bestrahlungsgerät an den Operationstisch gesteuert und ein Rohr, durch das die Strahlung gelenkt wird, in die Operationswunde eingeführt. Der Operationssaal wurde eigens für dieses Behandlungsangebot umgebaut und mit Strahlenschutzvorrichtungen ausgestattet.


Weitere Informationen im Internet:

Über die Frauenklinik:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Frauenklinik.106569.0.html

Über die Radiologische Klinik:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Radiologische-Klinik.106714.0.html

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 02.02.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2010