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BILDUNG/993: Verbesserung der Arzt-Patient-Kommunikation als Herausforderung (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 3 vom 16. Februar 2016

Verbesserung der Arzt-Patient-Kommunikation als Herausforderung

Start des EU-Projektes »Health Communication Training for Health Professionals« an der TU Dresden

von Stephan Wiegand


Zwanzig, dreißig, fünfzig Patienten und mehr sehen manche Ärzte täglich. Permanent stehen sie vor der Herausforderung, innerhalb weniger Minuten die treffende Diagnose zu stellen, ein individuelles Gespräch zu führen, und in kürzester Zeit müssen meist alle Informationen dem Gegenüber verständlich erklärt werden. Schon diese knappe Bestandsaufnahme macht deutlich: Kommunikation ist eines der wichtigsten Handwerkszeuge in der Medizin. Studien belegen, dass etwa die Hälfte aller ärztlichen Diagnosen bereits nach einer sorgfältig und kompetent durchgeführten Anamnese gestellt werden könnten. Die deutsche Approbationsordnung für Ärzte schreibt die Vermittlung ärztlicher Gesprächskompetenz als allgemeines Ziel der ärztlichen Ausbildung seit 2012 verpflichtend vor.

Die Arzt-Patienten-Interaktion wird im Studium trainiert und kann über Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für praktizierende Ärzte weiter verbessert werden. Im Alltag gibt es bezüglich solcher Gesprächsführungscurricula und der Akzeptanz in Europa große Unterschiede. Während in Deutschland sehr gute und intensiv genutzte Angebote vorhanden sind, fehlen diese unter anderem größtenteils in Polen oder Zypern.

Vor diesem Hintergrund wurde von einem europäischen Partnerkonsortium das Projekt »Health Communication Training for Health Professionals« (H-COM) entwickelt, das seit September 2015 für drei Jahre mit dem Programm Erasmus+ der EU gefördert wird.

Prof. Hendrik Berth und Diplom-Psychologin Maike Lippmann (Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie) sowie Dr. Anja Zscheppang (Forschungsverbund Public Health Sachsen) von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus arbeiten als deutsche Konsortiumsmitglieder gemeinsam mit fünf Partnern aus Polen, Zypern, Spanien und Griechenland an der Optimierung der Patient-Arzt-Kommunikation.

Im Projekt werden europaweit existierende Trainingsprogramme zur Weiterbildung von Ärzten erfasst und beurteilt. Darauf aufbauend wird ein neues, grenzenübergreifend einsetzbares Curriculum entwickelt und evaluiert. Dieses neue Trainingsprogramm soll dazu beitragen, die kommunikativen Fähigkeiten der Mediziner in ganz Europa weiter zu verbessern. Das Ziel, welches die Wissenschaftler mit dem Projekt verfolgen, sind praktikable Trainingsmaterialen in fünf Sprachen, sowohl als e-learning-Module als auch in Form von Materialien für Workshops zu entwickeln.

Für die Fokusgruppen, die demnächst im Rahmen des Projektes durchgeführt werden, können sich noch Interessenten anmelden. Mit dem Programm werden Ärzte, Patienten und Dozenten angesprochen.


Kontakt: Prof. Hendrik Berth
Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
E-Mail: hendrik.berth@tu-dresden.de

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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 27. Jg., Nr. 3 vom 16.02.2016, S. 7
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden
Telefon: 0351/463-328 82, Telefax: 0351/463-371 65
E-Mail: uj@tu-dresden.de
Internet: www.tu-dresden.de
www.universitätjournal.de, www.dresdner-universitätsjournal.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2016

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