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BILDUNG/1202: Zu viele Abbrecher in der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 4, April 2022

Zu viele Abbrecher in der MFA-Ausbildung

von Cornelia Mozr


MFA. Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse zur Medizinischen Fachangestellten (MFA), die vorzeitig abgebrochen werden, steigt. Häufig sind Meinungsverschiedenheiten mit dem Arbeitgeber oder Unstimmigkeiten im Team der Auslöser, wie eine Analyse der Akademie zeigt.


Der Fachkräftemangel an MFA hat sich in den letzten zwei Jahren pandemiebedingt weiter verschärft. Niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gelingt es häufig nicht, freigewordene Stellen mit MFA zu besetzen. In dieser Zeit wurden auch mehr Ausbildungsverhältnisse aufgelöst als in den Jahren zuvor.

Daher haben wir eine Umfrage unter ausgelernten MFA zu ihrer Arbeitssituation in der Corona-Pandemie durchgeführt. Wir wollten wissen, wie sich der Arbeitsalltag der MFA durch die Corona-Pandemie verändert und welche Auswirkungen dies hat.

Seit Beginn der Pandemie sei ihre Arbeit anstrengender geworden gaben 95 % der Befragten an, 93 % empfänden sie als zeitintensiver und 78 % hielten die Aufgaben für anspruchsvoller. Auch die Unverständlichkeit vieler Maßnahmen wurde von 62 % der Befragten negativ bewertet. Befragt, welche Belastungen besonders gravierend sind, führten sie insbesondere gereizte Patienten (90 %), Nachfragen zu den Impfungen (89 %), Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (83 %), Desinfektion der Räume und Materialien (79 %) sowie einen hohen Zeitdruck (79 %) an. Sehr eindrücklich waren auch die angeführten Beschreibungen der Auswirkungen. Dort wurden häufig chronische Erschöpfung, Arbeit am Limit und mangelnde Wertschätzung angeführt. In dieser Situation treten ihre Arbeitgeber in den Praxen in direkte Konkurrenz zu Krankenhäusern, die gezielt gut ausgebildete MFA abwerben und dabei deutlich bessere Verdienstmöglichkeiten und Arbeitszeiten bieten können.

Der 2019er Jahrgang, der in diesem Sommer die Prüfung ablegen wird, weist die höchste Zahl an MFA-Ausbildungsverträgen auf, die jemals in Schleswig-Holstein abgeschlossen wurden. Dennoch mussten wir feststellen, dass in diesem Jahr eine deutlich geringere Zahl die Sommerprüfung als in den Vorjahren absolvieren wird. Deshalb haben wir die Auszubildenden, deren Ausbildungsverhältnis geendet haben, nach den Gründen gefragt. Mit 62 % wurde der Umgang im Team und mit 54 % Unstimmigkeiten mit den Vorgesetzten angeführt. Eine geringere Rolle spielten das Verhalten der Patienten (6 %), die Wahl des falschen Ausbildungsberufes (17 %) sowie Corona-bedingte Überlastung (13 %).

Dennoch geben 31 % der befragten Auszubildenden an, die Ausbildung zur MFA nicht fortführen zu wollen. In den geäußerten Anmerkungen wurden die Unstimmigkeiten im Team und mit den Vorgesetzten häufig noch einmal betont. Auch eine fehlende Unterstützung wurde mehrfach benannt. In den vergangenen Jahren haben zwischen 500 und 600 junge Menschen diesen Ausbildungsberuf gewählt. Bei einer Abbruchquote von 31 % kommen zwischen 150 und 180 MFA nicht in der Versorgung an. Das ist bei einem bereits bestehenden Fachkräftemangel inakzeptabel. Aus Umfragen und Rückmeldungen, die wir in unserer täglichen Arbeit erhalten, ergibt sich, dass ein wertschätzender Umgang mit den MFA einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten kann.


Die Grafik zeigt die verschiedenen Gründe für einen Abbruch der MFA-Ausbildung: Unstimmigkeiten mit Vorgesetzten, Umgang im Team, Verhalten der Patienen, Falscher Ausbildungsberuf und Coronabedingte Überlastung. - © Cornelia Mozr

MFA Nachwuchs Umfrage - Was hat zu der Entscheidung maßgeblich beigetragen?
© Cornelia Mozr


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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 4, April 2022
75. Jahrgang, Seite 19
Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-0, Fax: 04551/803-101
E-Mail: info@aeksh.de
Internet: www.aeksh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 21. Mai 2022

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