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ETHIK/1282: Zehn Jahre Deutscher Ethikrat - ein Rückblick (Infobrief - Deutscher Ethikrat)


Infobrief des Deutschen Ethikrates Nr. 23 - Juli 2018 - 02/18

In eigener Sache
Zehn Jahre Deutscher Ethikrat


Am 11. April 2008 wurde der Deutsche Ethikrat ins Leben gerufen - ein Rückblick.

Es war die erste Begegnung zwischen Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und den Mitgliedern des Deutschen Ethikrates. Der Bundespräsident hatte aus Anlass dieses Jubiläums zu einem offiziellen Empfang am 26. Juni ins Schloss Bellevue eingeladen.

Steinmeier würdigte die ertragreiche Arbeit des Ethikrates, der sich in den vergangenen Jahren bereits zu vielen ethischen Grenzfragen geäußert habe, aber auch "den Blick voraus auf die großen ethischen Herausforderungen am Horizont der Wissenschaft" werfe, zu denen er Eingriffe in das menschliche Genom und in das menschliche Gehirn sowie zu Fragen der künstlichen Intelligenz zählte. "Zu dieser gesellschaftlichen Debatte leisten Sie mit Ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag" resümierte Steinmeier. "Die Würde des Menschen ist dabei Ihr Kompass. Ihren Rat wird die Politik auch in den nächsten zehn Jahren und darüber hinaus dringend brauchen."

Für den Ethikrat seien diese nachdenkenswerten und anregenden Worte Ermutigung und Ansporn, so Peter Dabrock, der Vorsitzende des Ethikrates.

Vom Nationalen Ethikrat zum Deutschen Ethikrat

Steinmeiers Name ist mit der Genese des Ethikrates eng verbunden. Als Kanzleramtsminister unter Bundeskanzler Gerhard Schröder war der jetzige Bundespräsident an der Einrichtung des Nationalen Ethikrates beteiligt, der im Juni 2001 auf Beschluss der Bundesregierung als nationales Forum des Dialogs über ethische Fragen in den Lebenswissenschaften eingerichtet worden war. Seine Nachfolge trat am 11. April 2008 der Deutsche Ethikrat auf Grundlage des am 1. August des Vorjahres in Kraft getretenen Ethikratgesetzes an. Dem Deutschen Ethikrat ist per Gesetz aufgetragen, die ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft zu verfolgen, die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Öffentlichkeit zu informieren und den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern, Stellungnahmen und Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches Handeln zu erarbeiten sowie mit nationalen Ethikräten und vergleichbaren Einrichtungen anderer Staaten und internationaler Organisationen zusammenzuarbeiten.

Öffentlicher Diskurs

Seinem gesetzlichen Auftrag folgend - Impulse für einen breiten öffentlichen Diskurs zu geben und Antworten auf Fragen anzubieten, über die sich die Gesellschaft als Ganze verständigen muss -, hat der Deutsche Ethikrat in den zehn Jahren seines Bestehens zu 15 ganztägigen öffentlichen Tagungen und 17 öffentlichen Abendveranstaltungen der Reihe Forum Bioethik eingeladen und darüber hinaus weitere öffentliche Sitzungen, Anhörungen und andere Veranstaltungen zu drängenden bioethischen Fragestellungen durchgeführt. Das Themenspektrum reichte dabei von der Fortpflanzungsmedizin in Deutschland, personalisierter Medizin und Forschung am Menschen über Neuroimaging, Big Data und Gesundheit, autonome Systeme und Eingriffe in das menschliche Erbgut bis hin zu Intersexualität, Migration und Gesundheit sowie Ernährung der Weltbevölkerung. Im Mittelpunkt der jüngsten, aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums zweitägigen Jahrestagung des Deutschen Ethikrates stand die Frage, inwieweit unser Verständnis von Menschenwürde durch neue Technologien herausgefordert wird (siehe Beitrag S. 1 ff.).

Stellungnahmen und Empfehlungen

In seinen Stellungnahmen bündelt der Ethikrat die in der Gesellschaft und von seinen Mitgliedern angestellten Überlegungen, entwickelt Argumentationslinien und zeigt Lösungswege und Handlungsoptionen auf, die in konkrete Empfehlungen münden. In den vergangenen zehn Jahren hat der Deutsche Ethikrat 14 umfangreiche Stellungnahmen zu Themen wie Anonyme Kindesabgabe, Präimplantationsdiagnostik, Patientenwohl und Big Data vorgelegt. Drei Stellungnahmen - Intersexualität, Gendiagnostik und Biosicherheit - hat der Rat im Auftrag der Bundesregierung erarbeitet. Seit 2012 verfasst der Deutsche Ethikrat auch sogenannte Ad-hoc-Empfehlungen. Auf diese Weise kann der Rat auf aktuelle Themen zeitnah reagieren. Bislang hat der Rat sieben derartige Empfehlungen zu Themen wie Beschneidung, Suizidprävention und Keimbahneingriffen beim Menschen herausgegeben. Zweimal jährlich erscheint zudem der Infobrief, in dem die vom Rat erörterten Themen einer breiteren Öffentlichkeit in komprimierter Form vorgestellt werden.

Internationale Zusammenarbeit

Im internationalen Diskurs ist der Deutsche Ethikrat fest verankert. Ausdruck dieses grenzüberschreitenden Austauschs sind sowohl die regelmäßigen Treffen mit den Ethikräten Frankreichs und Großbritanniens sowie Österreichs und der Schweiz als auch der Global Summit der nationalen Ethik-/Bioethik-Komitees, dessen Gastgeber der Deutsche Ethikrat im März 2016 war.

Über all seine Aktivitäten informiert der Ethikrat ausführlich auf seinen Internetseiten, die pünktlich zum Jubiläum neu gestaltet wurden (siehe Beitrag Seite 11). (Fl)


Info

Links
Empfang beim Bundespräsidenten:
www.ethikrat.org/weitere-veranstaltungen/empfang-des-deutschen-ethikrates-beim-bundespraesidenten

Ethikratgesetz: www.ethikrat.org/ethikratgesetz

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Quelle:
Infobrief Nr. 23 - Juli 2018 - 02/18, Seite 9 - 10
Informationen und Nachrichten aus dem Deutschen Ethikrat
Herausgeber: Geschäftsstelle des Deutschen Ethikrates
Sitz: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin
Telefon: 030/203 70-242, Telefax: 030/203 70-252
E-Mail: kontakt@ethikrat.org
Internet: www.ethikrat.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2019

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