Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

GESUNDHEIT/1048: Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 5 - Mai 2012 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 5 - Mai 2012



- Gesund in den Urlaub und zurück
   Rechtzeitig um Gesundheitsvorsorge kümmern
- Wonnemonat - Wandermonat: Vorsicht vor Zecken!
   Wie man sich vor Zeckenstichen schützen kann
- Diagnose Krebs: Suizidversuche und Herzprobleme oft die Folge
   Psychischer Stress erhöht das Sterberisiko
- Das Beste für gesunde Füße
   Die richtige Pflege ist das A und O
   KIND UND GESUNDHEIT
- Arzneimittel sind keine "Bonbons"!
   Häufigste Vergiftungen bei Kindern durch Medikamente
   AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
- Gift der Kegelschnecke zur Schmerzbekämpfung geeignet?
   MELDUNG
- "Stumme" Dialekte - auch die Gebärdensprache kennt "Mundarten"
   SERVICE

Gesund in den Urlaub und zurück

Rechtzeitig um notwendige Gesundheitsvorsorge und Impfungen kümmern

(dgk) Der Sommer naht und damit die Urlaubszeit. Doch um sie genießen zu können, sollte man vor einer Reise rechtzeitig Vorkehrungen treffen. Denn immer wenn Meldungen wie "Hepatitis-Ausbruch in Luxushotel" durch die Medien gehen, boomt zwar aktuell die Nachfrage nach Impfungen und anderen Schutzmöglichkeiten vor unliebsamen Reisemitbringseln - meist aber nur für ein paar Tage. Dann geraten sie und die guten Vorsätze, sich dieses Mal frühzeitig um die Gesundheitsvorsorge zu kümmern, oft wieder in Vergessenheit.

An eine ausführliche Reiseberatung sollte man - vor allem vor Rucksackreisen in tropische Gefilde - spätestens sechs Wochen vor der Abreise denken, denn meistens muss einiges an Impfungen aufgefrischt oder ganz neu begonnen werden. Je nach Reisegebiet sind außerdem Medikamente für die Malaria-Prophylaxe sinnvoll. Und auch mechanische Schutzmaßnahmen vor den Blutsaugern, die nicht nur Malaria, sondern zum Beispiel auch Dengue-Fieber übertragen, sollten im Reisegepäck nicht fehlen, also beispielsweise ein Moskitonetz und Repellents (Lotionen, die für einige Stunden Mücken abwehren können).

Reiseimpfungen müssen im Allgemeinen vom Reisenden selbst bezahlt werden, es gibt aber einige Krankenkassen, die inzwischen dafür die Kosten übernehmen. Es lohnt sich also nachzufragen. Alle Auffrischimpfungen, wie die gegen Tetanus, Diphtherie oder Poliomyelitis, werden grundsätzlich von den Kassen getragen.

Welche Impfungen für welche Reise?
Es ist ein großer Unterschied, ob man eine Pauschalreise gebucht hat oder einen Abenteuerurlaub plant. Oft werden bei den Standardimpfungen, die auch in Deutschland sinnvoll sind, die Auffrischimpfungen vergessen. Eine geplante Reise ist ein idealer Zeitpunkt, auch daran wieder einmal zu denken.

Pauschalreise
Standardimpfungen (Diphtherie und Tetanus alle zehn Jahre auffrischen, Keuchhusten einmalig für alle Erwachsenen), Kinderlähmung bei Reisen nach Afrika und Asien oder wenn Auffrischimpfungen fehlen
Reiseimpfungen: Hepatitis A (und ggf. auch Hepatitis B), Typhus (abhängig von den Hygienebedingungen der Reise), Gelbfieber bei Reisen in den Gelbfiebergürtel Afrikas und Südamerikas, außerdem ggf. Malaria-Prophylaxe.
FSME bei Aufenthalt in FSME-Gebieten in Deutschland und vielen europäischen Ländern
Für Reisende ab 60 Jahre: Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken
Für Kinder: alle für das entsprechende Lebensalter empfohlenen Standardimpfungen

Zusätzlich für den Trekking- bzw. Rucksackurlaub können - je nach Reiseziel - die Impfungen gegen Hepatitis B, Tollwut, Meningokokken A, C, W 135 und Y, gegen Cholera und Japanische Enzephalitis notwendig sein.

Neutrale und kostenlose Informationen zu Reiseimpfungen und Malariaprophylaxe finden Sie unter www.ibera-online.de, dem Reiseberatungsprogramm des Deutschen Grünen Kreuzes. Es beruht auf den Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der STIKO und der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft (DTG).

Raute

Wonnemonat - Wandermonat: Vorsicht vor Zecken!

Tipps, wie man Zeckenstichen vorbeugen und sich schützen kann

(dgk) Im Mai erwacht die Natur in voller Blüte - es ist die ideale Zeit für alle Wanderfreunde, durch Wald und Flur zu streifen. Doch jetzt haben auch Zecken Hochkonjunktur. Die kleinen Spinnentierchen können für den Menschen potenziell gefährliche Krankheitsüberträger sein, so zum Beispiel für die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder für Borreliose.

Aber wie schützt man sich am besten? Der einfachste Weg, Infektionen durch Zeckenstiche zu vermeiden ist, sich grundsätzlich von den Lebensräumen der Zecken fernzuhalten. Viele Menschen möchten aber verständlicherweise nicht auf die Erholung im Grünen verzichten oder sie leben in FSME-Endemiegebieten. Für sie ist es deshalb wichtig, bestimmte Verhaltensregeln zu beachten.

So sollte sich jeder, der innerhalb Deutschlands oder im Ausland eine Urlaubsreise unternehmen möchte, die mit Campen, Wandern, Beerenpflücken und anderen Aktivitäten in der Natur verbunden ist, vorher erkundigen, ob das Urlaubsziel in einem FSME-Gebiet oder in einer Gegend mit erhöhter Anzahl von Borreliose-Fällen liegt und welche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind. Die STIKO empfiehlt eine FSME-Impfung allen, die durch Beruf oder Freizeitaktivitäten Zecken in FSME-Gebieten potenziell ausgesetzt sind. Auskunft erteilt die für das Urlaubsziel zuständige Gesundheitsbehörde. Auch wer aus der Stadt aufs Land zieht, sollte sich beim örtlichen Gesundheitsamt über das Zeckenrisiko am neuen Wohnort erkundigen.

Vier goldene Verhaltensregeln
Während des Aufenthaltes in einem Zeckenbiotop helfen einige Verhaltensregeln, Zeckenstiche zu vermeiden:

- Im Wald die Wege benutzen, nicht durch dichtes Unterholz gehen.

- Durch geschlossene Kleidung Zeckenstiche vermeiden. Helle Kleidung tragen, das erleichtert das Absuchen.

- Einreiben mit Insekten abwehrenden Mitteln. Das bietet zwar keinen absoluten Schutz, ist aber für etwa zwei Stunden hilfreich.

- Möglichst alle zwei Stunden, spätestens aber nach Beenden des Aufenthalts im Wald, Kleidung und Körper systematisch nach Zecken absuchen, dabei vor allem Haaransatz, Kniekehlen und Ellenbeugen berücksichtigen.

Zecken richtig entfernen
Eine Studie aus den Niederlanden hat verschiedene Methoden zur Zeckenentfernung wissenschaftlich getestet. Dabei wurden rund 300 Zecken untersucht, die sich im Labor auf der Haut von sechs Versuchstieren festgesaugt hatten. Die Wissenschaftler nahmen chemische (z. B. Hausmittel wie Nagellack, Feuerzeugbenzin oder Brennspiritus) und mechanische Methoden der Zeckenentfernung (das Herausziehen bzw. -drehen mit Pinzetten oder Zeckenzangen) unter die Lupe.

Das Ergebnis: Chemische Methoden wie das Beträufeln mit Nagellack, Feuerzeugbenzin oder Brennspiritus erwiesen sich als vollkommen nutzlos. Selbst nach einem 30-minütigen "Bad" in den entsprechenden Substanzen hatten sich die so behandelten Zecken nicht aus der Haut der Tiere gelöst. Die Kombination von chemischen und mechanischen Methoden brachte ebenfalls keinerlei Vorteil.

Als sinnvoll erwies sich hingegen das Herausdrehen mit einer Zeckenzange. Die Empfehlung der Wissenschaftler lautet daher: Zecken sollten möglichst rasch und mit wenig Druck aus der Haut gehebelt werden. Die Richtung, in welcher die Zecke herausgedreht wird, spielt dabei keine Rolle.

Schnelles Entfernen kann vor Borreliose schützen - aber nicht vor FSME

Eine schnelle und sachgemäße Entfernung von Zecken ist nicht nur wichtig, um lokale Entzündungen an der Stichstelle zu vermeiden. Vor allem kann so, bis zu einem gewissen Grad, eine Borreliose verhindert werden. Das Risiko einer Infektion mit Borrelien lässt sich durch eine schnelle und sachgemäße Zeckenentfernung deutlich reduzieren, da es mehrere Stunden dauert, bis die Erreger beim Saugen vom Magen-Darm-Trakt der Zecke auf den Menschen übergehen.

Ganz anders ist es bei FSME: Die Viren werden sofort nach dem Stich übertragen, da sie in den Speicheldrüsen der Zecke sitzen - hier hilft nur eine vorbeugende Schutzimpfung.

Raute

Diagnose Krebs: Suizidversuche und Herzprobleme oft die Folge

Schwedische Studie belegt, dass der psychische Stress das Sterberisiko erhöht

(dgk) Die Nachricht ist niederschmetternd: Wenn ein Arzt die Diagnose Krebs stellt, gerät der Betroffene in einen seelischen Ausnahmezustand. Dies kann so weit gehen, dass diese Nachricht sogar der Auslöser für einen Suizid sein kann, denn die Diagnose Krebs weckt bei manchem Patienten Gedanken an einen Selbstmord. Außerdem kann sie auch Auswirkungen auf das Herz und das Gefäßsystem haben, wie jetzt skandinavische Wissenschaftler gezeigt haben.

Die neue schwedische Studie belegt, dass die Suizidraten in den ersten drei Monaten nach einer Krebsdiagnose stark erhöht sind. Zudem steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombose oder Embolie in der ersten Woche nach Übermittlung der Diagnose im Schnitt um das 5,6-Fache.

Dass bei Krebspatienten das Risiko für Selbsttötungen und Herzerkrankungen höher liegt als in der Allgemeinbevölkerung, haben bereits frühere Studien gezeigt. Meist wurde dieser Umstand allerdings der Belastung durch die Therapie oder die Krankheit selbst zugeschrieben. Bislang wurden dagegen kaum die körperlichen Folgen unmittelbar nach Bekanntwerden der Diagnose betrachtet. Diese haben nun Wissenschaftler an mehr als sechs Millionen Schweden ab 30 Jahren anhand des Krebs- und Sterberegisters untersucht.

Danach war die Suizidrate in der ersten Woche, nachdem der Krebspatient seine Diagnose erhalten hatte, am höchsten. Das relative Risiko für einen Selbstmord war in dieser Woche bei allen Krebspatienten durchschnittlich 12,6 Mal höher als bei Kontrollpersonen. Der Studie zufolge setzten Patienten mit Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen- oder Lungenkrebs am häufigsten ihrem Leben ein Ende. Zwar nahm das Suizidrisiko mit der Zeit ab, doch auch noch nach einem Jahr war es dreimal so hoch wie bei den Kontrollpersonen.

Auch für einen Herztod war die erste Woche nach der Diagnose mit einem 5,6-fachen Sterberisiko am gefährlichsten, und zwar für alle Krebsarten (außer dem Hautkrebs). Einen Monat nach der Diagnose war das kardiovaskuläre Risiko noch 3,3-fach erhöht. Nach dem ersten Jahr lag es für die meisten Krebsarten wieder auf dem Niveau von Personen ohne Krebsdiagnose.

Dass Krebspatienten nur noch die Selbsttötung als Ausweg sehen oder sie an einer Herzerkrankung sterben, ist offenbar dann besonders häufig der Fall, wenn die Prognose für ihren diagnostizierten Krebs ungünstig ist, das heißt den Betroffenen nicht viel Hoffnung auf Heilung gemacht werden kann, so die Wissenschaftler.

Der Umstand, dass der psychische Stress einer Krebsdiagnose für die meisten Patienten offenbar weitere tödliche Risiken - vor allem in der ersten Woche nach der Diagnoseeröffnung - mit sich bringt, sollte Ärzte und Angehörige besonders hellhörig machen und für eine verständnisvolle, fürsorgliche und liebevolle Begleitung der Krebspatienten sorgen lassen, um diese Risiken zu minimieren.


Quellen:
Akuter Ausnahmezustand Krebsdiagnose - Auslöser für Suizid und Herztod, springermedizin.de:
http://www.springermedizin.de/krebsdiagnoseausloeser-fuer-suizid-und-herztod/2874886.html Fang Fang, Katja Fall et. al., Suicide and Cardiovascular Death after a Cancer Diagnosis, N Engl J Med 2012; 366:1310-1318, April 5, 2012,
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1110307m/content/24p21k672m13k513/

Raute

Das Beste für gesunde Füße

Die richtige Pflege ist das A und O

(dgk / RaIA) Unsere Füße sind komplex konstruierte Gebilde: 26 Knochen, etwa 30 Gelenke, 60 Muskeln, über 100 Bänder und mehr als 200 Sehnen machen sie zu kleinen Meisterwerken der Natur. Und sie brauchen Pflege, damit sie uns gesund durchs Leben tragen.

Täglich eincremen
Täglich sollten mindestens zwei Dinge auf dem Fußpflege-Programm stehen: Waschen und Eincremen. Am einfachsten ist es, die Füße gleich beim morgendlichen Sprung unter die Dusche mit einer milden Waschlotion zu reinigen und anschließend gründlich abzutrocknen. Dabei auch die Zehenzwischenräume nicht vergessen, denn ein feucht-warmes Klima zwischen den Zehen begünstigt Fußpilz-Infektionen. Nach dem Abtrocknen sollte die Fußhaut immer sanft eingecremt werden. Hochwertige Fußcremes aus der Apotheke enthalten neben hautverwandten Lipiden auch Inhaltsstoffe, die Feuchtigkeit spenden, entzündungshemmend wirken, die Wundheilung fördern oder die Hautdurchblutung ankurbeln.

Pediküre mit System
In regelmäßigen Abständen brauchen die Füße eine ausgiebige Pediküre. Sie beginnt mit einem kurzen, lauwarmen Fußbad (etwa 35 bis 37 Grad Celsius). Nach dem Baden ist die Fußhaut so weich, dass überschüssige Hornhaut entfernt werden kann. Gut klappt die Prozedur mit einem Bimsstein. Wer zu starker Hornhautbildung neigt, kann von einer hornhautreduzierenden Creme aus der Apotheke profitieren.

Auch das Nägelkürzen ist wichtig: Fußnägel sollten parallel zur Zehenkuppe geschnitten werden. Die Ecken nicht rund schneiden, sonst wachsen sie ein - und das ist äußerst schmerzhaft. Spitze Kanten können mit einer Nagelfeile behutsam in Form gebracht werden.

Wenn der Fuß schmerzt
Spezialisten sind gefragt, wenn der Fuß Probleme macht, beispielsweise von schmerzhaften Blasen oder Hühneraugen geplagt wird. Schuld an diesen Fußproblemen hat oft das Schuhwerk: Vor allem zu enge oder harte Schuhe üben Druck auf die zarte Fußhaut aus, reizen sie und es kommt zu den berühmten Hühneraugen. Abhilfe schaffen spezielle Tinkturen oder Hühneraugenpflaster. Größere Hühneraugen sollten von einem medizinischen Fußpfleger (Podologen) fachgerecht entfernt werden.

Spezielle Pflaster gibt es auch gegen Blasen. Sie lindern die Beschwerden und fördern den Heilungsprozess. Auf keinen Fall sollten Blasen aufgestochen oder aufgeschnitten werden - das bedeutet Infektionsgefahr! Um Blasen vorzubeugen, ist es beispielsweise vor längeren Wanderungen sinnvoll, die Füße mit Melkfett oder Hirschtalgcreme zu schützen.

Vorsicht, Fußpilz!
Ein lästiges Leiden ist Fußpilz. Vor allem in Sport- und Wellnessanlagen, in Gemeinschaftsduschen, Hotelzimmern und Schwimmbädern besteht akute Ansteckungsgefahr. Zur Selbstbehandlung von Fußpilz gibt es in der Apotheke wirksame Antipilz-Cremes und - Sprays mit Wirkstoffen wie Ciclopirox, Terbinafin oder Bifonazol.

Nagelpilz ist ein sehr hartnäckiges Leiden, dessen Therapie viel Geduld erfordert, denn es dauert bis zu einem Jahr, bis der vom Pilz befallene Nagel komplett herausgewachsen ist. Wie Fußpilz verschwindet Nagelpilz niemals von allein. Deshalb ist eine Behandlung unerlässlich. Hat der Arzt die Diagnose gestellt, können die erkrankten Nägel zu Hause mit speziellen Antipilz-Nagellacken aus der Apotheke behandelt werden.

Mehr zu dem Thema erfahren Interessierte im "Ratgeber aus Ihrer Apotheke", Ausgabe 6A/2012, der am 1. Juni 2012 erscheint.

Raute

KIND UND GESUNDHEIT
Arzneimittel sind keine "Bonbons"!

Medikamente stellen noch immer die häufigste Vergiftungsursache bei Kindern dar

(dgk) Sie sind ja so verlockend, die kleinen bunten Pillen und Tabletten von Mama und Papa - und so geschieht schnell ein Unglück! Jedes Jahr müssen in Deutschland etwa 20.000 Kinder wegen einer Vergiftung medizinisch behandelt werden, und die weitaus häufigste Ursache von Vergiftungen im Kindesalter sind Medikamente.

Die Gesamtzahl der Vergiftungsunfälle lässt sich nur schwer schätzen, da eine Meldepflicht nur für Vergiftungen mit Chemikalien und ätzenden Stoffen besteht. Experten vermuten deutschlandweit etwa 400.000 Vergiftungen pro Jahr; etwa 90 Prozent aller Vergiftungsunfälle betreffen Fachleuten zufolge Kleinkinder im Alter zwischen zehn Monaten und viereinhalb Jahren. Denn in diesem Alter beginnen Kinder, ihre Umgebung zu erforschen, und nehmen alles Mögliche in den Mund. Meist verlaufen Vergiftungen mit weniger schweren Symptomen oder Spätfolgen. In einigen Fällen jedoch führen sie zum Tod.

Vorsichtmaßnahmen gegen Arzneimittelvergiftungen
Medikamente stellen die potenziell größte Gefahr für die Kleinen dar (vor Spülmitteln, Allzweckreinigern, Entkalkern, Verdünnungsmitteln oder Tabakwaren). Deshalb:

Arzneimittel unbedingt in einem verschließbaren Schrank aufbewahren - also auf keinen Fall beispielsweise auf dem Nachttisch, der Kommmode oder der Badezimmer-Ablage, wo sie leicht von Kindern erreicht werden können.
Auch sollte man vermeiden, Medikamente im Beisein von kleinen Kindern einzunehmen, denn Kinder imitieren allzu gern das Verhalten von Erwachsenen.
Ferner ist es wichtig, die Arzneien auch als Medikamente zu bezeichnen und nicht als Bonbons oder Zuckerl, weil Kinder sonst einen falschen Eindruck erhalten und die Medikamente als harmlos ansehen.

Eine Vergiftung erkennt man an ungewöhnlichem Verhalten wie Erregung, Bewegungsstörungen (unsicherer Gang, Greifen nach unsichtbaren Gegenständen), Schläfrigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Speichelfluss. Alle diese Symptome sind schon Vergiftungserscheinungen und erfordern ein schnelles, aber besonnen-ruhiges Handeln.

Maßnahmen im Notfall
Was ist zu tun, wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einer Vergiftung gekommen ist?

- Lösen Sie kein Erbrechen aus! Die giftige Substanz würde sonst ein zweites Mal den Hals und Rachen passieren und nochmals eventuelle Schädigungen verursachen.

- Keine Milch zu trinken geben! Bei einigen Substanzen führt die Gabe von Milch zu einer schnelleren Aufnahme des Stoffes ins Blut.

- Keine kohlensäurehaltigen Getränke zu trinken geben! Die eventuelle Schaumbildung könnte zum Eindringen der giftigen Substanz in die Lunge führen.

- Lassen Sie das Kind dennoch viel trinken, um die giftige Substanz zu verdünnen; aber nur Leitungswasser oder Tee!

- Wenn der Giftstoff bekannt ist und das Kind keine akuten Vergiftungserscheinungen zeigt: Giftnotruf: regionale Vorwahl + 1 92 40‍ ‍(bundeseinheitlich) (also zum Beispiel in Berlin: 030/1 92 40 = ärztliche Vergiftungsberatung rund um die Uhr) oder Kinderarzt anrufen, um erste Handlungsmaßnahmen zu erhalten. Hierfür die Verpackung der Substanz griffbereit haben!

- Ansonsten rufen Sie im akuten Notfall schnellstens ärztliche Hilfe über den Notruf 112 oder suchen Sie sofort eine Ambulanz auf. Bewahren Sie alle (vermuteten) Reste des Eingenommenen oder Erbrochenes auf und nehmen Sie alles mit zum Arzt.

Eine Adressenliste der Gift-Informationszentralen in Deutschland finden Sie unter:
http://dgk.de/gesundheit/unfallpraevention/unfallarten/vergiftungen-veraetzungen/adressenliste-gift-informationszentralen-in-deutschland.html

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Gift der Kegelschnecke zur Schmerzbekämpfung geeignet?

(dgk) Das Nervengift einer Meersschnecke könnte Schmerzpatienten in Zukunft möglicherweise Linderung verschaffen. Deutsche Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Bestandteile des Giftes aus marinen Kegelschnecken in kleinsten Mengen die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen blockieren können und damit potenziell als neuartige Schmerzmittel geeignet sind. Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Jena, der TU Darmstadt sowie des Leibniz-Instituts für Altersforschung in Jena haben die Struktur und Wirkung verschiedener Formen des Kegelschneckentoxins µ-PIIIA aufgeklärt und damit die Grundlage für weitere Forschungen gelegt.

Üblicherweise wartet die Kegelschnecke Conus purpurascens gut versteckt im Schlamm auf kleine Fische und betäubt ihre Opfer mit einer Art giftiger Harpune. Und für diese Nervengifte, die sogennanten Conotoxine, interessieren sich die Forscher, denn sie wirken in kleinsten Mengen, unterbrechen sehr selektiv die Signalübertragung in den Nervenbahnen und können damit die Schmerzweiterleitung gut blockieren. Damit sind diese Toxine möglicherweise geeignet für die Entwicklung von Schmerzmitteln für Krebskranke oder Patienten mit chronischen Schmerzen, bei denen keine anderen Therapeutika mehr eingesetzt werden können, glauben die Wissenschaftler. "Der Vorteil solcher Conotoxine ist, dass sie nicht abhängig machen", erläutert Prof. Dr. Diana Imhof vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn, die das Projekt federführend leitet. "Da das von uns untersuchte Peptid im Körper recht schnell abgebaut wird, braucht man aber stabilere Formen zur Verabreichung", so Imhof.

Das für die Wirkstoffuntersuchung interessante Gift Conotoxin µ-PIIIA kommt nur in außerordentlich geringen Mengen in den Kegelschnecken vor, den Wissenschaftlern gelang es jedoch, das spezielle Gift in größerem Umfang auf chemischem Wege im Labor für weitere Untersuchungen herzustellen.

Die Wissenschaftler wollen nun noch weitere Untersuchungen durchführen, um mehr über das Conotoxin herauszufinden. Es werde jedoch noch Jahre dauern, bis möglicherweise Patienten davon profitieren; die Untersuchungen befinden sich noch im Stadium der Grundlagenforschung, betonen die Wissenschaftler.


Quelle:
Gift der Kegelschnecke zur Schmerzbekämpfung, Pressemitteilung Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 03.04.2012,
http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/081-2012

Raute

MELDUNG
"Stumme" Dialekte - auch die Gebärdensprache kennt "Mundarten"

(dgk) Na klar - die Bayern sprechen anders als die Friesen, die Sachsen haben ein anderes Idiom als die Hessen, und in Österreich oder der Schweiz spricht man wieder ein anderes Deutsch. Im Norden beispielsweise isst man zum Frühstück "Brötchen", im Süden "Semmeln" und im Nordosten "Schrippen". Aber wussten Sie, dass es solche regionalen "Mundart"-Unterschiede auch für die Gebärdensprache gibt?

Neben den verschiedenen Nationalsprachen haben sich ebenso unterschiedliche Gebärdendialekte bzw. Gebärdenbegriffe entwickelt, die innerhalb eines Sprachraums variieren - je nach Geografie und Generation. Dabei erzählen auch die unterschiedlichen Gebärden stets etwas über die jeweilige Region. Auch für Gehörlose gilt daher: Wer zum Beispiel innerhalb des deutschen Sprachraums umzieht, der muss eventuell die eine oder andere Gebärde neu lernen. Im Internet gibt es verschiedene Gebärden-Lexika, mit deren Hilfe man selbst Vergleiche zu verschiedenen Begriffen anstellen kann.

Übrigens kommunizieren Gehörlose zwar schon seit Jahrhunderten in Gebärdensprache, als allgemeine Sprache anerkannt ist sie offiziell jedoch erst seit dem 1. Mai 1992.

Quelle: Mundart handgemacht, in: Menschen 2/2012, S. 40-43,
herausgegeben von der "Aktion Mensch"

Raute


SERVICE

Für Rückfragen steht Ihnen unsere Pressestelle täglich von 8.30 bis 13.30 Uhr zur Verfügung:
unter der Telefonnummer (06421) 293-140 oder per E-Mail unter presseservice@kilian.de.

*

Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
53.‍ ‍Jahrgang, Nr. 5 - Mai 2012
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Nikolaistraße 3, 35037 Marburg
Redaktion dgk: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
- verantwortlich -
Nikolaistraße 3, 35037 Marburg
Telefon: (06421) 293-140; Telefax: (06421) 293-740
E-Mail: presseservice@kilian.de
Internet: www.dgk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2012