DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 9/10 - September/Oktober 2019 (DGK)
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(dgk) Etwa 440.000 neue Hüft- oder Kniegelenke werden in Deutschland jährlich eingesetzt. Es sind sichere und erfolgreiche Maßnahmen zur Wiederherstellung von Schmerzfreiheit, Beweglichkeit und sozialer Teilhabe.
Zugleich aber gehört die Infektion eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks zu den gefürchtetsten Komplikationen. Etwa 0,5 bis zwei Prozent aller Patienten neuen Gelenken erleiden eine solche sogenannte periprothetische Infektion.
Infektionen noch Jahre nach Implantation möglich
Die AE (Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V.) empfiehlt
Trägern von Gelenkprothesen, jede Infektion und Entzündung ernst zu
nehmen und sich im Zweifel ärztlich beraten zu lassen. Erreger aus
einem Infektherd können sich über die Blutbahn auf das Implantat
ausbreiten und dort vermehren.
"Die Besiedelung mit schädlichen Bakterien kann sowohl in der frühen Phase nach der Operation als auch Monate bis Jahre danach auftreten", sagt Professor Dr. med. Rudolf Ascherl, Präsident der AE und Direktor der Klinik für spezielle Chirurgie und Endoprothetik am Krankenhaus in Tirschenreuth. Dabei rufen die Erreger zunächst eine Entzündung in der Umgebung des Implantats hervor. Später löst sich der prothesentragende Knochen auf. Schmerzen und eine Lockerung des künstlichen Gelenks sind die Folge.
Vorbeugend auch kleine Wunden desinfizieren und beobachten
Die Fachgesellschaft rät deshalb, auch kleine Wunden, wie vom
Nägelschneiden, von der Gartenarbeit oder dem Spiel mit dem Haustier,
immer sofort fachgerecht zu desinfizieren und im Auge zu behalten.
Rötung oder Schwellung des Gelenks und vor allem anhaltende
Belastungsschmerzen, sollten umgehend vom Arzt abgeklärt werden.
Riskofaktor Infektionskrankheiten
In seltenen Fällen werden Bakterien bereits während der Operation
eingebracht, daneben kommen Erreger durch Zirkulation im Blut zur
Prothese. "Auslöser dieser über den Blutweg gestreuten Infektionen
können größere Entzündungen, etwa von Blase oder Lunge sein", sagt
Professor Dr. Karl-Dieter Heller, AE-Vizepräsident aus Braunschweig
und Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital
in Braunschweig. Weitere mögliche Ursachen sind Bakterienquellen wie
offene Beine (Durchblutungsstörungen), eine blutig verlaufende
Zahnbehandlung, eine Darmspiegelung, bei der Polypen abgetragen
werden, oder eine eher unscheinbare Verletzung beim Heimwerken, so
Ascherl, der auf die Behandlung solcher Infektionen spezialisiert ist.
"Trägt der Patient weitere Fremdkörper, etwa künstliche Herzklappen,
die sich infiziert haben, können auch diese Keime auf die
Gelenkprothese verschleppt werden."
Implantate bieten Angriffsfläche für Bakterien
Normalerweise schützt das Immunsystem den Körper vor einer Ausbreitung
von Infekten und bekämpft Keime, die über den Blutweg streuen. Ein
Implantat ist jedoch ein unbelebter Fremdkörper. Er kann sich nicht
selbst vor der Besiedelung mit Bakterien schützen. "Deshalb bleiben
Bakterien dort bevorzugt haften. Da sie sich auf der künstlichen
Oberfläche ungestört vermehren können, sind sogar schon
verhältnismäßig wenige Keime in der Lage, eine ernsthafte Infektion
auszulösen", erläutert Ascherl die Problematik.
Schnelle Behandlung wichtig
Auf der Oberfläche der Prothesen beginnen sie bereits innerhalb von
wenigen Tagen, einen Schleimfilm zu bilden. "Bakterien, die sich
innerhalb dieses sogenannten Biofilms befinden, sind vor dem Angriff
durch Antibiotika und des Immunsystems geschützt", so der Orthopäde
und Unfallchirurg weiter. Eine realistische Chance, die Infektion
durch Antibiotika in den Griff zu bekommen, besteht deshalb nur in den
ersten drei Wochen nach Beginn der Symptome." Umso wichtiger sei es,
schnell eine Behandlung einzuleiten.
Vorsicht und Aufmerksamkeit ein Leben lang notwendig
"Patienten mit einem künstlichen Gelenk sollten deshalb ihr Leben lang
ihren Körper von Kopf bis Fuß besonders aufmerksam pflegen", so
Ascherl. "Schmerzen am operierten Gelenk sind immer ein Alarmzeichen
und müssen umgehend vom Arzt abgeklärt werden." Die anspruchsvolle
Behandlung eines Protheseninfektes setze sehr viel Erfahrung voraus.
Zudem sei eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, etwa
Mikrobiologen, Infektiologen, Internisten, Orthopäden und
Fachpflegekräften wesentlich. Doch die adäquate Versorgung sei
unterfinanziert, betont Ascherl: "Die wenigen Zentren, die sich
hierzulande dieser Patienten noch annehmen, weisen jährliche
Finanzierungslücken in Millionenhöhe auf." Hier müsse von der Politik
dringend nachgebessert werden.
Quelle:
AE - Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik: Künstliches Knie- und
Hüftgelenk: Lebenslange Wachsamkeit bei Infekten und kleinen
Verletzungen; Pressemitteilung von Juli 2019
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60.000 Männer erkranken hierzulande Jahr für Jahr an einem Tumor der Vorsteherdrüse. Eine weltweite Umfrage zeigt, dass mehr als jeder dritte betroffene Mann zwar Beschwerden wahrnimmt - aber nicht mit seinem Arzt darüber spricht. Das sollte sich unbedingt ändern. Der 'Ratgeber aus Ihrer Apotheke' zeigt auf, warum das so wichtig ist.
(RaIA / dgk) Den Krebs so früh wie möglich erkennen und rechtzeitig mit der bestmöglichen Therapie beginnen: Das sind die wesentlichen Voraussetzungen dafür, dass Betroffene geheilt werden und ihre Lebensqualität voll erhalten können. Leider macht sich Prostatakrebs im frühen Stadium nicht bemerkbar - Beschwerden treten meist erst auf, wenn der Tumor so groß geworden ist, dass er auf die Harnröhre übergreift oder sich sogar schon Metastasen gebildet haben.
Als mögliche Symptome nennt die Deutsche Krebsgesellschaft:
Den Krebs früh erkennen
Das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, steigt ab dem 50.
Lebensjahr stark an. Deshalb richtet sich das gesetzliche
Früherkennungsprogramm an Männer ab 45. Sind Bruder oder Vater
erkrankt, wird es schon ab 40 angeraten. Dabei tastet der Arzt die
Prostata rektal, also über den Darm, ab und kann so Veränderungen
feststellen. Ein weiterer Indikator ist der PSA-Wert
(Prostata-spezifisches Antigen). Das von der Prostata gebildete Eiweiß
gilt als Tumormarker. Ist es erhöht, kann das ein Hinweis auf
Prostatakrebs sein. Allerdings muss nicht nur der Wert an sich,
sondern auch sein Verlauf bewertet werden. Besteht Verdacht auf
Prostatakrebs, wird meist eine Gewebeprobe aus der Prostata entnommen
und analysiert. Bei Nachweis von Prostatakrebs folgen weitere
Untersuchungen wie CT, MRT oder Knochenszintigraphie.
Gute Heilungschancen
Im Anfangsstadium, wenn der Krebs noch auf das Organ begrenzt und
nicht metastasiert ist, reichen oft eine Entfernung der Prostata
und/oder Strahlentherapie aus. Die meisten Männer können so geheilt
werden. "Steigt trotz dieser Primärtherapie der Tumormarker PSA wieder
an, sprechen wir von nicht-metastasiertem Prostatakrebs und verordnen
eine Hormonentzugstherapie", sagt Privatdozent Dr. Martin Bögemann vom
Uniklinikum Münster. Aber auch diese Waffe kann mit der Zeit stumpf
werden, der PSA-Wert steigt wieder an. "Ziel der Therapie ist es dann,
die Bildung von Metastasen möglichst lange zu verzögern. Damit wird
die Lebenszeit des Patienten verlängert, die Lebensqualität weitgehend
erhalten und das Auftreten von Symptomen deutlich herausgezögert",
erklärt Bögemann.
Intensivere Therapien nötig Wenn der Prostatakrebs bei der Diagnosestellung bereits in umliegende Bereiche eingedrungen ist, ist eine Heilung nur noch mit einer sehr intensiven Therapie möglich. Auch hier wird zunächst befallenes Gewebe entfernt, danach folgt eine Strahlentherapie. Alternativ kann auf eine Operation verzichtet und nur bestrahlt werden. Haben sich bereits Metastasen gebildet, kann der Betroffene nur noch palliativ, also nicht mehr heilend, behandelt werden. Wieder stehen zwei Ziele im Mittelpunkt: das Leben zu verlängern und dabei die Lebensqualität zu erhalten. Neun von zehn Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom entwickeln schmerzhafte Knochenmetastasen. In diesem Fall können Ärzte mit überlebensverlängernden Therapien wie neuartigen Antihormontherapien, Chemotherapie, Strahlentherapie oder einem Radiopharmazeutikum die Patienten mit Knochenmetastasen behandeln.
Probleme offen ansprechen
Mit welcher Therapie behandelt wird, hängt nicht nur vom Stadium der
Erkrankung, sondern auch von den Lebensumständen ab. In intensiven
Gesprächen entwickeln Arzt und Patient gemeinsam eine Strategie.
Allerdings neigen viele Männer dazu, nicht über ihre Ängste vor einem
Voranschreiten der Erkrankung zu sprechen und auch Symptome sehr lange
zu verdrängen. Eine internationale Patienten-Befragung mit mehr als
1300 Menschen spricht eine deutliche Sprache: Männer mit
fortgeschrittenem Prostatakrebs reden zum Beispiel nicht über
Erschöpfung, Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Schwäche in Armen und
Beinen sowie Schlafstörungen. Einer von fünf Männern hält es sogar für
ein Zeichen von Schwäche, über seine Schmerzen zu reden. 39 Prozent
ignorieren ihre Symptome manchmal und beinahe jeder Dritte glaubt,
dass er mit seinen Beschwerden einfach leben muss.
Die Kampagne "Männer.Reden.Jetzt" will Betroffene und
Angehörige u.a. übers Internet und mit Broschüren informieren und
ihnen Mut machen, sich mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. Carlo
Thränhardt, ehemaliger Hochspringer und Botschafter der Kampagne,
sagt: "Als Leistungssportler war es eine wichtige Lektion für mich,
auf die Signale meines Körpers zu achten. Dass man ein Problem, wie
z.B. Schmerzen allein lösen kann, ist fast immer ein Irrtum. Probleme
klar beim Namen zu nennen, ist eine der entscheidenden Voraussetzungen
dafür, dass man rechtzeitig die notwendige Unterstützung erhält."
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Weitere interessante Themen finden Sie im Ratgeber aus Ihrer Apotheke,
der ab dem 1. Oktober in der Apotheke bereit liegt.
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Krebserkrankungen kindgerecht erklärt
Als Lotte blaue Flecken auf ihren Beinen entdeckt, wundert sie sich und fährt mit ihrer Mutter zum Arzt. Der stellt fest, dass sie schwarze Steinchen im Blut hat, die schnell wieder verschwinden müssen. Er schickt sie ins Krankenhaus. Dort erfährt Lotte viel über die klitzekleinen Bausteine in ihrem Körper und über die Chemo-Männchen, die wegräumen, was da nicht hingehört. Sie lernt andere Kinder kennen, die ebenfalls schwarze Steinchen haben. Als Lotte endlich wieder gesund ist, hat sie viel über das Leben gelernt.
(dgk) Jedes Jahr erkranken rund 1800 Kinder an Krebs. Das sind jedes Jahr 1800 betroffene Familien mit Eltern, Geschwistern, Großeltern, Verwandten, Freunden, Nachbarn, Kollegen, MitschülerInnen und Kindern im selben Kindergarten.
Wie kann man Kindern erklären, was die Krankheit bedeutet, wie sie therapiert wird, welche Komplikationen es gibt? Mutig und ermutigend, realitätsnah, warmherzig und kindgemäß tritt die Autorin Sonja Marschall der Sprachlosigkeit bei Krebserkrankungen im Kindesalter entgegen. Dabei werden auch heikle Themen, wie die emotionalen Reaktionen der Eltern oder das Sterben eines anderen Kindes nicht ausgespart - denn auch damit sind betroffene Kinder konfrontiert.
Marschall war 14 Jahre alt, als eines ihrer Kinder, das sie als Babysitter hütete, erkrankte. Sie beschloss, ein Krebsbuch für Kinder ab etwa vier Jahre zu schreiben: "Mein Wunsch ist es, mit dem Buch einen kleinen Beitrag zu leisten, der Kinder aufklärt und ihnen hilft, der Bedrohung ein Gesicht zu geben, sodass sie sich damit auseinandersetzen können. Für mich ist Bildung ein Schlüssel, der Türen öffnet und neue Wege entstehen lässt, denn Wissen gibt Kraft!"
Sonja Marschall
Lotte und die Chemo-Männchen
Mit Illustrationen von Sonja Kurzbach
19 x 23,5 cm, 40 Seiten
Hardcover, 14,- €
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Pink Lady hat sich in den vergangenen Jahren zu einer beliebten Apfelsorte in Deutschland gemausert. Doch die Kritik an der Frucht ist groß.
(dgk) Unter der Marke "Pink Lady" liegen makellos aussehende Äpfel in Supermarktregalen. Was viele nicht wissen: Sie stammen von Apfelplantagen in Südamerika und Südeuropa, weshalb Pink Lady eine schlechtere Klimabilanz aufweist als deutsche Äpfel in der Saison und zu Beginn der Lagerung. Die Apfel-Kreuzung ist zudem anfällig für Krankheiten und Schädlinge, daher sind mehr chemische Spritzmittel nötig, von denen sich laut Ökotest noch Spuren auf den Äpfeln finden lassen.
Pink Lady ist eine sogenannte Clubsorte, das heißt keine Sorte im züchterischen Sinn, sondern eher eine Marke. Die Apfel-Bauern müssen einem Club beitreten, Lizenzgebühren bezahlen und bekommen vorgeschrieben, wie groß und rot die Äpfel sein müssen. Das berichtet Greenpeace. Viele Apfel-Bauern machen sich mit dem Anbau von Pink Lady abhängig von der "International Pink Lady Alliance", die hinter der Marke steckt. Denn sie müssen sich verpflichten, die Äpfel zu einem festen Preis nur an die Pink Alliance abzugeben. Hof-Verkäufe oder Kooperationen mit Supermärkten sind den Bauern nicht erlaubt.
Mit großen Werbekampagnen preist Pink Lady seine Äpfel als besonders gesund an. Das sind sie aber gerade nicht, denn die in den Äpfeln vorkommenden gesunden Polyphenole (siehe Kasten unten) sind in dem Designer-Apfel nur noch in geringen Mengen enthalten.
Zu guter Letzt: Durch die große Nachfrage nach einer bestimmten Sorte werden andere Apfelsorten nicht mehr angebaut. Umweltschützer sehen die Sortenvielfalt in Gefahr und heimische Apfelbauern ihre Existenzgrundlage.
Bessere Äpfel finden
Sie können dem entgegentreten. Lassen Sie Pink Lady und Co im
Supermarkt liegen und kaufen Sie Äpfel lieber direkt vor Ort bei
Hofläden oder auf dem Wochenmarkt. Fragen Sie bei Obstbauern nach
alten Apfelsorten. Und vielleicht können Sie auch selbst mal ernten?
Auf vielen Streuobstwiesen oder an Feldrändern biegen sich die Bäume
unter ihrer Last, das Obst vergammelt nicht selten am Baum. Fragen Sie
doch mal nach, wem die Bäume gehören, und ob Sie einige Äpfel pflücken
dürfen!
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Apfelallergie mit alten Sorten austricksen
Pelziges Gefühl auf der Zunge, Juckreiz im Rachen und Lippenschwellung
- immer mehr Menschen leiden unter Lebensmittelallergien. Äpfel sind
einer der häufigsten Auslöser, genauer gesagt bestimmte Eiweißstoffe
im rohen Apfel. Aber es gibt Unterschiede: Auf alte Sorten reagieren
Apfelallergiker seltener als auf neuere Züchtungen wie Granny Smith,
Golden Delicious, Jonagold oder Pink Lady. Eine Schlüsselrolle spielen
dabei sogenannte Polyphenole, die in Pflanzen als Farb- oder
Geschmacksstoffe vorkommen.
Durch Polyphenole verlieren die Apfeleiweiße ihre Allergenität.
Besonders phenolreich sind die alten Apfelsorten wie Berlepsch,
Goldparmäne oder Boskoop. Die neuen Sorten weisen dagegen nur geringe
Mengen auf - sie wurden wegen des säuerlichen Geschmacks weitestgehend
herausgezüchtet. Welche Apfelsorten sind verträglich und welche nicht?
Informationen dazu bietet ein Projekt des Bundes für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND), Ortsgruppe Lemgo. In einer Liste mit
über 80 Apfelsorten werden Rückmeldungen zur Verträglichkeit von
Allergikern gesammelt. Seit kurzem lassen die Apfelexperten zudem den
Polyphenolgehalt einzelner Sorten bestimmen.
Interessierte können sich die Liste sowie Bezugsquellen der Sorten auf
der BUND-Homepage von Lemgo ansehen:
http://www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html
Hinweis: Hochgradig sensibilisierte Allergiker sollten auf keinen Fall
eigene Versuche mit dem Verzehr von Äpfeln durchführen!
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Quellen:
1. BUND-Lemgo: Apfelallergie
http://www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html
2. Utopia: Pink Lady: Das ist faul an dieser Apfelsorte, Meldung vom
19.8.2019 unter www.utopia.de
3. Greenpeace: Pink Lady: Warum eine Apfelwerbung sauer aufstößt;
Meldung vom 21.2.2019
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Die Braune Hundezecke lebt eigentlich im Mittelmeerraum, wird aber immer wieder nach Deutschland verschleppt. Unachtsame Urlauber bringen sie mit ihren Hunden mit nach Hause. In der warmen, trockenen Wohnung findet diese Zeckenart dann optimale Bedingungen.
(dgk) Auch unsere heimischen Zecken, wie der gemeine Holzbock, sind unerwünschte Gäste, doch sie halten es in unseren Häusern nicht lange aus. Lieber sitzen sie auf feuchten Wiesen. Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) hingegen kommt in Wohnungen sehr gut zurecht, zumal wenn sich Menschen diese mit Hunden teilen.
Forscherinnen untersuchen eingeschleppte Zeckenart
Dann können die bewegungsfreudigen Parasiten zur echten Plage werden,
wie Wissenschaftler der Universität Hohenheim warnen. Sie haben einen
Aufruf gestartet, Exemplare der Zecken einzusenden, wenn Hundebesitzer
fündig werden. Katrin Fachet vom Fachgebiet Parasitologie und ihr Team
möchten herausfinden, wie stark die aus Nordafrika und Südeuropa
stammenden Hundezecken hier zu Lande schon verbreitet sind. Im
Vergleich zur heimischen Zecke ist der Rücken einheitlicher braun
gefärbt und sie sind etwas größer.
Vorbeugen ist möglich
Die Braune Hundezecke bevorzugt warme, trockene Bedingungen von 25
Grad Celsius aufwärts, was in gut isolierten Häusern und Wohnungen in
Deutschland erreicht werden kann. Zudem begünstigen die letzten warmen
Sommer die Art ebenfalls. Sie befällt gerne Hunde und wird dann von
unachtsamen Touristen, die mit ihrem Haustier reisen, nach Norden
verschleppt. Wer ein vom Tierarzt empfohlenes Antizeckenmittel
verwendet, muss sich keine Sorgen machen. Ebenso wer seinen Hund
abends - oder spätestens vor der Abreise - nach Zecken absucht.
Zecken finden neues Zuhause in Ritzen und hinter Leisten
Zuhause im warmen Gebäude angekommen, können die Zecken sich schnell
ausbreiten: Weibchen legen bis zu 4000 Eier und der Nachwuchs kann
sich lange unbemerkt unter Fußbodenleisten, hinter Schränken oder in
Ritzen aufhalten und von dort aus auf Wirtssuche gehen. Beim
Blutsaugen beschränken sie sich nicht nur auf Hunde, sondern gehen
auch auf Menschen - vor allem, wenn das Haustier schon übermäßig
befallen ist. Nach der Blutmahlzeit ziehen sich diese Zecken in ihre
Verstecke zurück, wo es erwachsene Tiere bis zu einem Jahr ohne
Nahrung aushalten können. Im Idealfall ist das Versteck in der Nähe
des Hundeschlafplatzes.
Gesundheitliche Gefahren durch Braune Hundezecken
"FSME- oder Borrelioseerreger wurden bisher nicht in dieser Zeckenart
festgestellt. Dafür kann sie andere Krankheiten übertragen", warnt
Fachet. Hunde könnten beispielsweise dadurch schwer erkranken. Für
Menschen problematisch sei das Mittelmeer-Fleckfieber, dessen Erreger
die Zecken weitergeben.
Fachleute helfen Ihnen bei Befall
Wer befürchtet, dass sein Haushalt bereits mit den Hundezecken
kontaminiert ist, solle sich mit Bekämpfungsexperten in Verbindung
setzen, schreiben die Wissenschaftler. "Werden in Eigeninitiative die
falschen Maßnahmen ergriffen, kann es zu einer erheblichen
Verschlimmerung des Befalls mit stark erhöhtem Gesundheitsrisiko für
Mensch und Tier kommen", warnt Katrin Fachet.
Sie bittet um Hilfe bei ihrem Forschungsprojekt: Betroffene möchte sie vom Anfang bis zum Ende des Befalls betreuen. Sollten Sie häufiger eine ungewöhnliche Anzahl an braunen Zecken in einem Gebäude bemerken oder sollte Ihr Hund sehr stark von Zecken befallen sein, die der braunen Hundezecke ähnlich sehen, dann schicken Sie eine E-Mail mit einem Bild der Zecke an hundezecken@uni-hohenheim.de.
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Sehr ausführliche und interessante Informationen zum Thema Zecken
(Holzbock) finden Sie auf der Internetseite des Deutschen Grünen
Kreuzes e. V. www.dgk.de
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Quellen:
1. Universität Hohenheim: Hundezecken
2. Spektrum.de: Urlauber schleppen Braune Hundezecke ein; Meldung vom
8.7.2019 unter www.spektrum.de
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Zu vielen Themen in dieser Ausgabe finden Sie weitergehende
Informationen auf unserer Homepage unter www.dgk.de
Haben Sie Fragen?
Für Rückfragen steht Ihnen unsere Pressestelle täglich
(außer Mittwoch) von 8.30 bis 13.30 Uhr zur Verfügung:
Unter der Telefonnummer (06421) 293-140
Per E-Mail unter heike.stahlhut@dgk.de
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Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
60. Jahrgang, Nr. 9/10 - September/Oktober 2019 (DGK)
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Biegenstraße 6, 35037 Marburg
Redaktion dgk: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
- verantwortlich -
Telefon: (06421) 293-140; Telefax: (06421) 293-740
E-Mail: presseservice@dgk.de
Internet: www.dgk.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2019
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