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MELDUNG/040: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.01.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Intelligente Arbeitsumgebung wird neues Forschungsfeld der
      Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
→  Wächter an der Darmbarriere
      Immunzellen und ihre Rolle bei Morbus Crohn und Reizdarm
→  Innovationsministerium fördert Medizinforscher aus der Region Aachen mit 15 Millionen Euro

Raute

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin - 15.01.2010

Intelligente Arbeitsumgebung wird neues Forschungsfeld der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dortmund - Mit dem Thema "Ambient Intelligence" (AmI) haben sich heute rund 90 Experten in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund beschäftigt.

"Weil Ambient Intelligence in der Zukunft ein gesellschaftsrelevantes Thema sein wird, ist es für uns heute ein Forschungsthema", eröffnete BAuA-Präsidentin Isabel Rothe die Tagung "AmI und Arbeitswissenschaft - Chancen und Risiken neuer I&K-Technologien in der Arbeitsumgebung", die Impulse für ein Forschungskonzept liefern soll. Rothe bezeichnete die Tagung als Auftakt für Partnerschaften und Kooperationen für eine langfristig anzulegende Forschung. "Die BAuA wird das wichtige Thema Ambient Intelligence nicht allein bewegen, wir wollen Katalysator von Forschung sein."

Durch Ambient Intelligence oder "Umgebungsintelligenz" können sich Arbeitsgeräte und -umgebungen eigenständig an Fähigkeiten, Bedürfnisse und Ziele ihrer Nutzer anpassen. Weitgehend vom Nutzer unbemerkt arbeitet AmI im Hintergrund. Dabei versorgen die Systeme den Beschäftigten mit Informationen oder helfen ihm bei ihrer Verarbeitung und Vermittlung. AmI kann auch die Ausführung typischer Tätigkeiten erleichtern. Die BAuA sieht vor allem die Folgenabschätzung des Einsatzes neue Technologien aus Sicht des Arbeitsschutzes und der Arbeitsmedizin als ihre Aufgabe. Hier will man Chancen, aber auch Risiken betrachten.

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt. Sie garantieren Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben - im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rund 660 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Dortmund und den Standorten Berlin, Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1087

Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Jörg Feldmann, 15.01.2010

Raute

Universität Hohenheim - 15.01.2010

Wächter an der Darmbarriere
Immunzellen und ihre Rolle bei Morbus Crohn und Reizdarm

Am Auge, im Mund und in der Lunge wehren sogenannte Mastzellen gefährliche Bakterien ab. Im Darm, wo Bakterien eine wichtige Rolle spielen, leben sie friedlich mit ihnen zusammen. Wie Mastzellen erkennen, ob Bakterien Gewinn oder Gefahr bedeuten, ist Ziel eines neuen Forschungsprojektes von Ernährungsmedizinern der Universität Hohenheim. Ist der Mechanismus erst entschlüsselt, könnte das Wissen zur Heilung von Krankheiten wie Morbus Crohn und Reizdarm beitragen oder die Wirkungsweise von probiotischen Lebensmitteln verständlicher machen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Grundlagenprojekt mit 250.000 Euro.

Mastzellen sind Entzündungszellen im Gewebe. Sie entstehen im Knochenmark und befinden sich in der Haut und den Schleimhäuten. "Als Abwehrzellen haben alle Mastzellen spezielle Rezeptoren, die auf Bakterien ansprechen. Sie funktionieren wie Antennen", erklärt Prof. Dr. Stefan C. Bischoff. "Damit können sie einzelne Bakterien unterscheiden und die Immunabwehr in Gang setzen."

Anders jedoch im Darm - dem einzigen Platz im Körper, der dauernd mit Bakterien belegt ist. Die Bakterien bilden dort die Darmflora und sind für die Verdauung zuständig. Prof. Dr. Bischoff erläutert: "Würden sich die Mastzellen im Darm genauso verhalten wie im restlichen Körper, nämlich sofort mit Immunabwehr zu reagieren, dann wäre das fatal."

Die speziellen Darmmastzellen befinden sich in der Darmbarriere - das ist die Stelle, an der die Nährstoffe aus dem Darm in das Innere des Körpers übergehen. Hier verhindern die Darmmastzellen, dass Bakterien in den Körper eindringen. Das Eigentümliche dabei ist: Die Darmmastzellen leben mit den Bakterien in friedlicher Koexistenz. Sie halten sie zwar in Schach und sorgen dafür, dass der Körper gesund bleibt. Sie reagieren aber viel schwächer auf die Bakterien als die Mastzellen im übrigen Körper.

Die Lebensbedingungen der Darmmastzellen

"Warum sich die Darmmastzellen so verhalten, genau das wollen wir herausfinden", sagt Prof. Dr. Bischoff. "Wir untersuchen, ob das an der Mastzelle selbst liegt. Es könnte sein, dass Darmmastzellen besondere Rezeptoren haben oder dass sie sich im Zellinneren durch bestimmte Moleküle von den übrigen Mastzellen unterscheidet."

Eine andere Möglichkeit liegt in der Umgebung, in der die Darmmastzellen leben. "Es könnte ebenso sein, dass dort Bedingungen herrschen, welche die Immunreaktion dämpfen." Wahrscheinlich sei, dass es sich um eine Kombination beider Möglichkeiten handelt.

Schlüssel zur Erkenntnis von Krankheiten

Die gesuchten Erkenntnisse sind sowohl bei der Forschung mit Blick auf die Gesundheit als auch auf die Heilung von Krankheiten nützlich.

Die Balance von Mastzellen und Bakterien im Darm ist die Voraussetzung, dass Probiotika, die bestimmte lebendige Mikroorganismen enthalten, überhaupt wirken können. "Dass solche Probiotika und Präbiotika die Verdauung regulieren und den Körper unterstützen können, ist unstrittig. Mit unserer Forschung wollen wir mit zur Klärung beitragen, wie sie das tun", resümiert Prof. Dr. Bischoff, der den aktuellen Forschungsstand bereits im September 2009 in einem Standardwerk zu diesem Thema veröffentlichte.

Gleichzeitig könnten Krankheiten wie Morbus Crohn oder Reizdarm darin begründet sein, dass das natürliche Zusammenspiel von Mastzellen und Bakterien im Darm gestört ist. So zeigten Untersuchungen an Kranken, die unter Morbus Crohn, einer chronischen Entzündung des Darmtrakts leiden, dass daran bestimmte Bakterien beteiligt sind.

Das gilt auch für den Reizdarm. Die Krankheit ist europaweit auf dem Vormarsch und könnte Folge einer bakteriellen Infektion sein.

Prof. Dr. Bischoff: "Wir glauben, dass das Verständnis, welche Vorgänge in der Darmbarriere ablaufen, der Schlüssel dafür ist, bestimmte lebenslange Darmerkrankungen zu heilen."

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung

Rund 26 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Forscher der Universität Hohenheim allein im Jahr 2009 - gut 20 % mehr als im Vorjahr. In loser Folge präsentiert die Reihe "Schwergewichte der Forschung" herausragende Forschungsprojekte mit einem Drittmittelvolumen von mindestens einer viertel Million Euro bzw. 125.000 Euro in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Ansprechperson:
Prof. Dr. med. Stephan C. Bischoff
Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin
E-Mail: bischoff.stephan@uni-hohenheim.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution234

Quelle: Universität Hohenheim, Florian Klebs, 15.01.2010

Raute

Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW - 15.01.2010

Innovationsministerium fördert Medizinforscher aus der Region Aachen mit 15 Millionen Euro

Sieben Teams entwickeln neue Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen

Das Innovationsministerium fördert die Medizinforschung in der Region Aachen mit bis zu 15 Millionen Euro, die aus dem NRW-EU-Ziel2-Programm bereitgestellt werden. Sieben Wissenschaftlerteams schließen sich in einem Forschungsverbund zusammen, um ihre Kompetenzen zu bündeln und dadurch die Forschung in der Region im nationalen und internationalen Vergleich weiter zu stärken. Im Mittelpunkt steht dabei die Suche nach medizintechnischen Lösungen für Herz-Kreislauferkrankungen.

"Mit dem Verbund entsteht ein gut sichtbares Aushängeschild für die Medizinforschung in der Region Aachen. Das ist ein weiterer Schritt, um das Exzellenzcluster Medizinforschung in Nordrhein-Westfalen zu etablieren", sagte Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart.

Die Wissenschaftler aus der Region Aachen hatten sich im Medizintechnikwettbewerb "InnoMeT.NRW" gegen acht andere Projektverbünde aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen durchgesetzt. "Die hohe Qualität der Projektanträge hat wieder einmal gezeigt, welche enormen Potenziale in unserem Land vorhanden sind", sagte Pinkwart. Eine Expertenjury unter dem Vorsitz von Professor Fridtjof Nüsslin, Professor am Klinikum der Technischen Universität München, hat die nachfolgend aufgelisteten Vorhaben zur Förderung vorgeschlagen.

Die sieben geförderten Forschergruppen aus Aachen sind:

RWTH Aachen, Aachener Kompetenzzentrum Medizintechnik
Patientenadaptierte Medizintechnische Lösungen für die Kardiovaskuläre Therapie
RWTH Aachen
Telemedizinisches Rettungsassistenzsystem
Philips Technologie GmbH, Forschungslaboratorien Aachen
Individualisiertes nächtliches Biomonitoring zur ambulanten Therapieführung bei Herzinsuffizienz
RWTH Aachen, Aachener Kompetenzzentrum Medizintechnik
Individual, Interactive and Integrated Cardiopulmonary Assist
Universitätsklinikum Aachen
Bildgesteuerte interventionelle Hybridtherapie
Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie, Aachen
Multifunctional Image Guides Interventions
RWTH Aachen, AME
Entwicklung und Bildgebung patientenoptimierter Implantate

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.innovation.nrw.de/wettbewerbe
http://www.ziel2-nrw.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution463

Quelle: Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW, André Zimmermann, 15.01.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2010