Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/044: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 22.01.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neue Genom-basierte Diagnostikverfahren und
      Therapieansätze zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten
→  Pharmazeutische Biotechnologie
→  Rückenbeschwerden erfolgreich behandeln
→  Erste internationale Fachkonferenz zur Patientenedukation bei Multipler Sklerose

Raute

Bayerische Forschungsallianz GmbH - 20.01.2010

Forschungsverbund "Forprotect":
neue Genom-basierte Diagnostikverfahren und Therapieansätze zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten

In vivo veritas:
Neu gegründeter Bayerischer Forschungsverbund FORPROTECT entwickelt neue Genom-basierte Diagnostikverfahren und Therapieansätze für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten und Krebs

Am 14.01.2010 fand das erste Kick-Off-Meeting des neuen Bayerischen Forschungsverbundes FORPROTECT statt. Sein Ziel ist es, neue Genom-basierte Diagnostik- und Therapie-Lösungen zu entwickeln, die große Fortschritte bei der Bekämpfung von bakteriellen und viralen Infektionskrankheiten wie bestimmte Krebsarten, Herpes und Krankenhausinfektionen mit Aspergillus und Pseudomonas ermöglichen. Das mit einem Budget von 2,6 Millionen EUR dotierte Projekt ist auf eine dreijährige Laufzeit ausgelegt. In dem von der Bayerischen Forschungsstiftung geförderten Forschungsverbund arbeiten Wissenschaftler des Max von Pettenkofer-Instituts (LMU München), des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (Universität Regensburg) sowie des Instituts für Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung in Würzburg mit sieben Industrie-Partnern aus der Biotech-Branche zusammen.

"Der Verlauf der aktuellen Influenza-Pandemie zeigt uns, wie wichtig zuverlässige Diagnostik-Verfahren, Risikobewertung und vor allem die schnelle Entwicklung von neuen, hocheffizienten Impfstoffen sind", sagt Prof. Ulrich Koszinowski, Sprecher von FORPROTECT. "Erreger werden zunehmend resistent gegen bislang wirksame Therapien. Durch unsere Forschungsarbeit wollen wir dazu beitragen, dass die Medizin auf immer bessere Diagnostik- und Therapieansätze zurückgreifen kann, um diesen ständigen Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen. Zusätzlich möchten wir durch diese Forschungsinitiative die Attraktivität des Standortes Bayern für den Bereich Biotechnologie weiter steigern."

Problematische Analyse von Krankheitserregern

Im Rahmen der Tagung wurden Forschungsprogramme vorgestellt, die sich unter anderen mit einer wichtigen Voraussetzung für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten befassen: dem Erkennen von Erregern und ihren Eigenschaften. Das Entschlüsseln dieser Informationen erfordert die Isolierung und Vermehrung der Erreger in vitro. Dieser Prozess ist allerdings fehlerbehaftet, denn im Patienten verhalten sich Bakterien und Viren anders als im Reagenzglas.

Tatsächlich beeinflussen Faktoren wie die Gewebe-Eigenschaften des erkrankten Wirts und das Zusammenspiel mit anderen Erregern die Ausbreitung des zu beobachtenden Keimes. So hängen das Entstehen und der Verlauf einer Krankheit stark mit der lokalen Umgebung zusammen. Die Anforderungen an eine protektive Immunantwort des Organismus sind daher entsprechend spezifisch und komplex.

Genom-basierte Lösungsansätze für Diagnostik und Therapie

Die Forschungsarbeit im Rahmen von FORPROTECT wird sich um acht konkrete Projekte in drei Themenbereichen organisieren, in denen Industrie und Wissenschaft eng zusammen arbeiten:

Im Bereich der bakteriologischen Diagnostik werden in drei Projekten neue Verfahren der Proteinanalyse anhand von sogenannten MALDI-TOF-Analysatoren (Matrix Assisted Laser Desorption/Ionisation) entwickelt. Diese Systeme dienen der Massenanalyse chemischer Verbindungen und ermöglichen die Ermittlung von immer präziseren Expressionsprofilen von Bakterien. Durch Expressionsprofile können Wissenschaftler analysieren, welche Gene in einer bestimmten Situation tatsächlich in Proteine übersetzt werden. Unter Berücksichtigung des in vivo-Milieus können so die Proteineidentifiziert werden, die eine Erkrankung definieren. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Wege für weitere, hochmoderne diagnostische Verfahren.

Der Bereich der virologischen Diagnostik hat sich unter anderen die Verbesserung von Impfstoffen als Ziel gesetzt. Die Forscher wollen innerhalb von zwei Projekten neue verfeinerte Verfahren der T-Zell-Analyse entwickeln und so spezifische virale Epitop-Muster definieren. Hierbei steht die Beschreibung viraler Proteine im Vordergrund, die nur in bestimmten Zelltypen oder Geweben wirken. Diese Forschungsergebnisse können Grundlagen für neue Diagnostik-Verfahren und erfolgreiche Impfstoffentwicklungen darstellen.

Ein aus drei Projekten bestehender Therapie-Verbund möchte durch die gezielte genetische Veränderung von Krankheitserregern gewünschte biologische Eigenschaften wie Replikation, veränderte Zellspezifität und Expression von Prodrugs oder anderer Effektormoleküle erzielen. Als Prodrug wird ein inaktiver oder wenig aktiver pharmakologischer Stoff bezeichnet, der erst durch Verstoffwechselung im Organismus in einen aktiven Wirkstoff überführt wird. Die modifizierten Bakterien oder Viren können direkt als Impfstoff oder als Vektor (Transfer des Wirkstoffes) zu therapeutischen Zwecken verwendet werden.

Weitere Informationen zu FORPROTECT finden Sie in Kürze unter:
www.bayfor.org/forprotect

Zu den Bayerischen Forschungsverbünden

FORPROTECT ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Forschungsverbünde, abayfor, die seitens der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) in einem eigenen Geschäftsbereich betreut wird. Die BayFOR setzt sich als gemeinnützige Gesellschaft für die Förderung des Wissenschafts- und Innovationsstandortes Bayern im Forschungsraum Europa ein. In Bayerischen Forschungsverbünden arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Hochschulen und zum Teil auch aus Unternehmen interdisziplinär zusammen, um komplexe Fragestellungen in zukunftsrelevanten Bereichen zu beantworten. Durch die Kooperation im Verbund wird eine Bündelung und Vernetzung der bayernweit bestehenden Kompetenzen erreicht.

Weitere Informationen zu den bayerischen Forschungsverbünden finden Sie unter:
www.bayfor.org/forschungsverbuende

Kontakt FORPROTECT:
Professor Dr. Ulrich Koszinowski
LMU München
Max von Pettenkofer-Institut, Virologie
Pettenkoferstr. 9a
80336 München
Email: koszinowski@mvp.uni-muenchen.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bayfor.org/forprotect
http://www.bayfor.org/forschungsverbuende

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution282

Quelle: Bayerische Forschungsallianz GmbH, Emmanuelle Rouard, 20.01.2010

Raute

Universität Ulm - 21.01.2010

Pharmazeutische Biotechnologie

Lebhaftes Interesse an neuem Masterstudiengang

Keine Überraschung für die Verantwortlichen der Universität Ulm wie der Hochschule Biberach: Der von beiden Hochschulen zum kommenden Sommersemester erstmals angebotene Masterstudiengang Pharmazeutische Biotechnologie verzeichnet lebhaftes Interesse bei den Studienberechtigten. Für das Auftakt-Semester haben sich rund 60 Interessierte beworben, sechs also für jeden der momentan zehn Studienplätze. Ersten Reaktionen aus den Träger-Hochschulen zufolge bewerten diese das zahlenmäßige Interesse positiv. Noch wichtiger war ihnen allerdings nicht zuletzt im Hinblick auf das Promotionsrecht der Absolventen schon von vornherein die Qualität der Bewerbungen. Für den viersemestrigen und vor dem Hintergrund der starken pharmazeutischen Industrie in der Region Ulm/Biberach konzipierten Masterstudiengang zugelassen sind neben Absolventen des Biberacher Bachelorstudiengangs Pharmazeutische Biotechnologie und Absolventen der Ulmer Uni-Studiengänge Biochemie sowie Molekulare Medizin auch weitere Uni- oder Hochschulabsolventen von anderen Studiengängen mit vergleichbaren Inhalten.

Themenschwerpunkte des neuen Masterstudiengangs sind unter anderem Bioprozesstechnik, Qualitätssicherung, praxisnahe Laboranwendungen, Stammzellen und regenerative Medizin sowie Impfstoffe und -strategien. Das abschließende vierte Semester ist für die Master-Thesis vorgesehen. Bewerbungen sind jeweils zum Sommer- und Wintersemester möglich.

Weitere Infos
unter www.hochschule-biberach.de oder www.uni-ulm.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution22

Quelle: Universität Ulm, Willi Baur, 21.01.2010

Raute

Universitätsklinikum Leipzig AöR - 21.01.2010

Rückenbeschwerden erfolgreich behandeln

Wissenschaftliches Symposium soll helfen, Versorgungsqualität zu verbessern

Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in den Industrienationen. Ihre Erscheinungsformen sind dabei so vielfältig wie die Ursachen und Therapiemöglichkeiten. Die erfolgreiche Behandlung von Rückenbeschwerden stellt daher für Mediziner, Therapeuten und Patienten eine große Herausforderung dar. Rund 250 Experten aus ganz Deutschland treffen sich am kommenden Samstag zum ersten Neujahrssymposium der Physikalischen Therapie und Rehabilitation des Universitätsklinikums Leipzig. Unter dem Motto "Lenden-Becken-Hüft-Region in Prävention, Kuration und Rehabilitation eine facettenreiche Thematik" setzt sich die Veranstaltung mit der ganzheitlichen Betrachtung von Rückenerkrankungen auseinander. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der interdisziplinäre Austausch. In Vorträgen vermitteln renommierte Experten verschiedener Fachrichtungen und Berufsgruppen neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis und diskutieren Möglichkeiten, die Versorgung betroffener Patienten zu verbessern.

Zeit: Samstag, 23. Januar 2010, 8.30 - 16 Uhr
Ort:  Universitätsklinikum Leipzig AöR, Großer Hörsaal im Operativen Zentrum
Liebigstraße 20, 04103 Leipzig

Drei von vier Deutschen erkranken mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen - Tendenz steigend. Experten sprechen schon lange von einer Volkskrankheit. Doch Beschwerden im Rücken haben viele Gesichter und reichen von Ischias, Skoliose, Osteoporose und bandscheibenbedingten Erkrankungen bis hin zu Hüftgelenksarthrose oder Schenkelhalsfrakturen. Fachleute sprechen hier von Dysfunktionen der Lenden-Becken-Hüft-Region (LBH). "Diese Bezeichnung basiert auf der praktischen Erfahrung vielfältiger funktioneller Zusammenhänge der zugehörigen gelenkigen Verbindungen," erklärt Dr. Claudia Winkelmann, Leiterin der Stabsstelle Physikalische Therapie und Rehabilitation des Universitätsklinikums Leipzig und Veranstalterin des Symposiums. "Das Becken z.B. spielt als nichtstatische, bewegliche und bewegte Basis der Wirbelsäule eine wesentliche Rolle für das ganze Bewegungssystem. Steht es schräg, steht sozusagen alles schräg: Die Wirbelsäule muss sich durch Seitkrümmung anpassen, die Hüftgelenkpfannen stehen schief in der Luft, alle beteiligten Muskeln werden in typischer Weise verzogen, " verdeutlicht Winkelmann.

Störungen im LBH-Bereich wirken sich zudem nicht nur entlang der Wirbelsäule bis zur Kopfgelenksregion aus. Sie haben auch Auswirkungen auf andere Körperregionen, z.B. das Kausystem und die Extremitäten.

Für die optimale Versorgung von Rückenschmerz-Patienten sei auch die Schmerzursache verstärkt in Diagnostik und Therapie einzubeziehen, so Winkelmann. Chronische Rückenschmerzen stünden z.B. in der deutlichen Mehrzahl der Fälle unter dem Einfluss psycho-sozialer Belastungsfaktoren, wie z.B. Stress.

Die beschriebene große Komplexität des Themengebietes Dysfunktionen der Lenden-Becken-Hüft-Region verdeutlicht, dass ein Richtungswechsel weg von der Kuration einer bestimmten Region hin zur Betrachtung des ganzen Menschen erforderlich ist. Damit verbunden ist auch ein Umdenken hin zu mehr Interdisziplinarität. "Die enge, fachübergreifende Zusammenarbeit von Medizinern, Physiotherapeuten und Psychologen ist elementar für einen optimalen Behandlungserfolg", so Winkelmann.

Das Symposium soll diesbezüglich Brücken schlagen. "Es ist wichtig, dass alle an der Patientenversorgung Beteiligten eine Sprache sprechen und als Partner agieren. Ich bin überzeugt, dass wir durch regelmäßigen Austausch und fortwährende Gespräche in den kommenden Jahren diesen Prozess weiter stärken können."

Die Veranstaltung ist mit 8 Fortbildungspunkten zertifiziert.

Weitere Informationen:
Dr. rer. med. Claudia Winkelmann
Leiterin der Stabsstelle Physikalische Therapie und Rehabilitation
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Liebigstraße 18, 04103 Leipzig
Email claudia.winkelmann@uniklinik-leipzig.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://db.uni-leipzig.de/~ifabdez5/_veranstaltungen/data/dokumente/php20091208150054.pdf
Programm

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/pages/de/attachment1917
Programm Neujahrssymposium

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1298

Quelle: Universitätsklinikum Leipzig AöR, Dipl.-Journ. Heiko Leske, 21.01.2010

Raute

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - 21.01.2010

Erste internationale Fachkonferenz zur Patientenedukation bei Multipler Sklerose

Erstmalig beschäftigt sich ein internationaler Fachkongress mit dem Themenkomplex Patientenedukation bei Multipler Sklerose. Am 22. und 23. Januar tagen Experten aus der ganzen Welt in Hamburg, um sich über evidenzbasierte Patienten-Information auszutauschen.

Patienten-zentrierte Medizin ist ein Qualitätskriterium für Gesundheitssysteme. Patienten als Experten ihrer Erkrankung mit einer hohen Selbst-Mangementkompetenz rücken zunehmend in den Fokus der Gestaltung der Gesundheitsversorgung. Dennoch werden Patientenwünsche zur Beteiligung an medizinischen Entscheidungen immer noch unterschätzt.

Gerade Entscheidungen zur Immuntherapie der Multiplen Sklerose sind oft sehr abhängig von den individuellen Präferenzen. Sie machen ein patientenseitiges Abwägen von Nutzen und Schaden bzw. Risiken notwendig. Insbesondere mit den neueren Substanzen mit möglicherweise tödlichen Nebenwirkungen wird eine optimale Risikokommunikation und partizipative Entscheidungsfindung zunehmend bedeutsam. Das gegenwärtige Wissen zu Autonomiepräferenzen, Risikowissen und Faktoren, die für eine gute Entscheidung bei MS wichtig sind ist gering.

Erstmalig beschäftigt sich auf Einladung des Instituts für Neuroimmunologie und Klinische MS-Forschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in Zusammenarbeit mit einem Mailänder Institut ein internationaler Fachkongress mit diesem Themenkomplex. Am 22. und 23. Januar tagen Experten aus der ganzen Welt im UKE, um sich über evidenzbasierte Patienten-Information auszutauschen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution347

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Kathrin Herbst, 21.01.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2010