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MELDUNG/078: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 12.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Die Systembiologie der Bindegewebsalterung
→  IAT-Studie: Gesundheitswirtschaft trifft Kreativwirtschaft
→  Universität des Saarlandes will sich an internationaler Epigenom-Forschung beteiligen
→  Vom Labor ans Krankenbett - ONCOMIRS untersucht die Entstehung von Krebs
→  Weichmacher können Einfluss auf Fettstoffwechsel nehmen
→  Metabolomics liefern neue Ansätze für eine personalisierte Medizin

Raute

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 11.03.2010

Die Systembiologie der Bindegewebsalterung

1,1 Millionen Euro für Förderung von Düsseldorfer Arbeitsgruppen

Ein gemeinsames Forschungsvorhaben von Arbeitsgruppen des IUF (Leibniz Institut für Umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gGmbH) sowie der Institute für Humangenetik, Klinische Chemie, Neuropathologie und Virologie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre mit insgesamt 1,1 Millionen Euro gefördert.

Das Verbundprojekt " Gerontosys - Stromale Alterung" erforscht die Systembiologie von Alterungsprozessen des Bindegewebes. Auch Arbeitsgruppen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ , Heidelberg), dem Helmholz Zentrum (München) sowie den Universitäten Freiburg und Bochum sind daran beteiligt. "Gerontosys - Stromale Alterung" ist ein Teil der BMBF-Förderaktivität "Systembiologie für die Gesundheit im Alter".

Der Funktionszustand des Bindegewebes spielt für die Gesundheit alter Menschen eine große Rolle. Man vermutet, dass im Bindegewebsanteil vieler Organe ein ähnlicher Alterungsprozess abläuft. Er führt letztendlich zu Fehlfunktionen z.B. der Haut oder des Stütz- und Bewegungsapparates, die wesentlich zur Gebrechlichkeit alter Menschen beitragen.

Der Forschungsverbund "Gerontosys - Stromale Alterung" will diesen grundlegenden Prozess zunächst umfassend aufklären und dann so beeinflussen, dass Altersgebrechlichkeit erst später auftritt oder sogar vermieden werden kann. Hierfür wird ein ganzheitlicher Ansatz gewählt, den man "Systembiologie" nennt: Alle molekularen Mechanismen, die als Faktoren wesentlich zum Prozess der Alterung des Bindegewebes beitragen, werden in einem repräsentativen und standardisierten Gewebemodell experimentell erfasst. Diese Einzelergebnisse werden zu einer umfassenden, bioinformatischen Modellvorstellung zusammengesetzt, aus der heraus die Wendepunkte und Schaltstellen des multifaktoriellen Geschehens identifiziert werden können. An diesen Schaltstellen kann eine vorbeugende oder heilende Behandlung ansetzen. Im Gewebexperiment werden solche Behandlungskonzepte ausprobiert und schließlich in die präventivmedizinische Versorgung der alternden Bevölkerung eingebracht.

"Gerontosys - Stromale Alterung" ist ein weiterer Baustein des Forschungsschwerpunktes Umweltmedizin/Alternsforschung der Heinrich-Heine-Universität, zu dem auch der Sonderforschungsbereich 728 ("Umweltinduzierte Alterungsprozesse") und das Graduiertenkolleg 1033 ("Molekulare Ziele von Alterungsprozessen und Ansätze der Alterungsprävention") gehören. Es ergänzt den Forschungsschwerpunkt um den Aspekt der Systembiologie.

Kontakt:
- Prof. Dr. Jean Krutmann (SFB 728), Tel. 0211-3389-224
- Prof. Dr. Guido Reifenberger (Graduiertenkolleg 1033)
- Prof. Dr. Friedrich Boege
   (Zentralinstitut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution223

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Rolf Willhardt, 11.03.2010

Raute

Institut Arbeit und Technik - 11.03.2010

IAT-Studie: Gesundheitswirtschaft trifft Kreativwirtschaft

Auf der Suche nach Synergieeffekten

Gesundheits- und Kreativwirtschaft sind bereits vielfältig verflochten, eine engere Zusammenarbeit könnte jedoch noch beträchtliche Potenziale für Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung freisetzen: Krankenhäuser brauchen Architekten, die sich in der Branche auskennen, technische Hilfsmittel müssen handhab- und bedienbar designed werden, Presse, Buch und Film helfen bei der verständlichen Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte. Auf dem Gesundheitskongress des Westens in Essen wurde jetzt eine Studie zu den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Gesundheits- und Kreativwirtschaft vorgestellt.

Beide Branchen gehören zu den Wirtschaftszweigen mit besonders vielen Arbeitsplätzen in Deutschland - allein im Gesundheitssektor arbeiten rund fünf Millionen Menschen, in der Kreativwirtschaft sind es rund eine Million Erwerbstätige. Insbesondere für fünf Bereiche der Kreativwirtschaft hat der IAT-Wissenschaftler Stephan von Bandemer enge Verflechtungen ausgemacht: Der Werbe- und PR-Sektor, der Architekturmarkt, die Designwirtschaft, die Printmedien sowie die Filmwirtschaft beeinflussen die Gesundheitswirtschaft maßgeblich, wie die Studie zeigt, die das Institut Arbeit und Technik (IAT / Fachhochschule Gelsenkirchen) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) erstellt hat.

So ist die Werbewirtschaft bereits stark verflochten mit der Pharmaindustrie und der Medizintechnik. Im klassischen Gesundheitswesen gebe es Nachholbedarf, allerdings auch Grenzen durch Werbeverbote. Der Ausbau von Systemlösungen, die z.B. Leistungen von der Diagnose über die Behandlung bis zur Nachsorge integrieren, kann für PR- und Werbewirtschaft neue Perspektiven erschließen. "Besonders gute Entwicklungsperspektiven bestehen in den Bereichen der Kreativwirtschaft, die sich daran ausrichten, Sektor übergreifende Versorgungs- und Wertschöpfungsketten der Gesundheitswirtschaft zu unterstützen", erläuterte von Bandemer.

Ähnliches gilt auch für den Printbereich und die Filmwirtschaft. Komplexe Sachverhalte entlang der Wertschöpfungsketten müssen an Kunden und Patienten verständlich vermittelt werden. Weitere Trends sieht von Bandemer in der internationalen Ausrichtung der Gesundheitswirtschaft, die es weiter zu forcieren gilt, und der weiteren Verschmelzung von traditionellen Printmedien und Internetangeboten.

Der Architekturmarkt könne deutlich vom Nachholbedarf in Krankenhäusern profitieren, denn Neu- und Umbauten ermöglichen hohe Effizienzsteigerungen. Eine wichtige Entwicklungsvoraussetzung wäre allerdings die Loslösung von öffentlicher Finanzierung für Investitionen. Einen Engpassfaktor im Bereich Architektur bildet der Mangel an spezialisierten Fachkräften mit entsprechenden Branchenkenntnissen.

Nach Einschätzung von Bandemers bestehen vielfältige Chancen, eine engere, branchenübergreifende Zusammenarbeit für Wachstum zu nutzen. So sollten Plattformen geschaffen werden zum Austausch noch nicht ausgeschöpfter Synergiepotenziale, etwa auf den Selbstzahlermärkten, die die Gesundheitswirtschaft mit Hilfe der "Kreativen" besser ansprechen könnte. Aber auch die Verfügbarkeit von Fachkräften mit Branchenkenntnissen könne zusätzliche Synergien erschließen, wer sich aus Architektur oder Werbung auf Themen der Gesundheitswirtschaft spezialisiert, hat gute Aussichten.

Ihr Ansprechpartner:
Stephan von Bandemer
E-Mail: bandemer@iat.eu

Institut Arbeit und Technik
der Fachhochschule Gelsenkirchen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Claudia Braczko
Munscheidstraße 14, 45886 Gelsenkirchen
E-Mail: braczko@iat.eu
info@iat.eu, http://www.iat.eu

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.iat.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution220

Quelle: Institut Arbeit und Technik, Claudia Braczko, 11.03.2010

Raute

Universität des Saarlandes - 11.03.2010

Universität des Saarlandes will sich an internationaler Epigenom-Forschung beteiligen

Welche Gene in einer spezialisierten menschlichen Zelle aktiv sind und welche stumm bleiben, bestimmen chemische Markierungen auf dem genetischen Code. Diese zu entschlüsseln, ist Ziel der Epi-Genom-Forschung. Ein internationales Forscher-Konsortium hat es sich nun zum Ziel gesetzt, von allen wichtigen Zelltypen des Menschen epigenetische Karten zu erstellen. Dazu wurde das "International Human Epigenome Consortium (IHEC) gegründet, eine weltweite Vereinigung von Forschern und Förderorganisationen, die die Erstellung von 1000 Epigenomen koordinieren soll. Der Genetik-Professor Jörn Walter von der Universität des Saarlandes gehört zu den deutschen Mit-Initiatoren des Mammutprojekts.

Jede menschliche Zelle enthält sämtliche genetischen Informationen des Körpers. Entscheidend für die Ausbildung eines bestimmten Zelltypus sind allerdings weitere Informationen auf den Chromosomen: chemische Markierungen, die die Aktivität der Gene an- und ausschalten. Als Markierungen fungieren beispielsweise Methylgruppen, die auf den Genen oder den sie umgebenden Eiweißen sitzen. Sie bestimmen, ob Gene abgelesen werden, also aktiv werden können, oder nicht.

Die Verteilung der Markierungen macht aus dem Genom, dem "Gesamtdatensatz" des Menschen, in jeder Zelle ein charakteristisches Epigenom. Es ist quasi das "genetische Gedächtnis" der Zelle, in dem festgehalten wird, wie das Genom zu lesen ist. Diese epigenomische Kodierung ist ein Schlüssel zum Verständnis von normalen und krankhaften Prozessen im Leben einer Zelle. Epigenomische Fehler tragen zu systemischen Erkrankungen des Stoffwechsel-, Immun- und Nervensystems bei. Vor allem sind sie wichtige diagnostische Indikatoren, um zelluläre Entartungen, zum Beispiel bei Krebs, zu erkennen.

Epigenome umfassend zu entschlüsseln, ist in jüngster Zeit möglich geworden: Bei den erforderlichen Sequenzier-Technologien haben in den vergangenen drei Jahren wahre Revolutionen stattgefunden. Deshalb laufen die Bestrebungen, Epigenom-Kodierungen von Zellen zu entziffern, derzeit weltweit auf Hochtouren. Wie einst das Humane Genomprojekt von James Watson und Craig Venter zur Entschlüsselung des ersten menschlichen Genoms führte, soll nun ein weltweites Konsortium von Spitzenforschern und -genetikern, das "International Human Epigenome Consortium" (IHEC), die weitaus komplexere Aufgabe der Entschlüsselung des epigenetischen Codes übernehmen. Aus Deutschland nahmen an dem Gründungs-Treffen Professor Thomas Jenuwein, Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg, als Mitglied des Steuerungskomitees teil und Professor Jörn Walter, Epi-Genetiker an der Universität des Saarlandes. Walter ist Koordinator für das Arbeitspaket "Epigenomische Kartierung" im Network of excellence "The Epigenome" der Europäischen Union.

"Wir wollen in den kommenden Jahren 1000 Referenz-Epigenome entziffern - möglichst von jedem gesunden Zelltyp des Menschen eines", sagt Jörn Walter. Wer in welchem Umfang an den Forschungen beteiligt wird, hängt auch von der Finanzierung durch die Förderorganisationen der jeweiligen Partnerländer ab: Sie sollen sich mit mindestens zehn Millionen US-Dollar an dem Vorhaben beteiligen. Insgesamt rechnet man mit einer notwendigen Finanzierung von mehr als 100 Millionen Euro für die erste Phase. Ein mit Wissenschaftlern besetztes Leitungskomitee wird festlegen, welche Nation sich auf welche Zelltypen bei der Epigenom-Kartierung konzentrieren soll. "Wir müssen schnell entscheiden, in welcher Richtung wir uns in Deutschland beteiligen und welche vorhandenen Kapazitäten der Forschung hier einfließen können", sagt Jörn Walter. Er selbst hat von 2002 bis 2009 das weltweit erste epigenetische Schwerpunktprogramm, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, von Saarbrücken aus geleitet.

Gemeinsam mit der Saarbrücker Bioinformatik und der Arbeitsgruppe um Professor Thomas Lengauer vom Max-Planck-Institut für Informatik erforschen Walter und seine Forschungsgruppe epigenetische Mechanismen, die entwicklungs- und krankheitsrelevante Prozesse steuern. Daher ist die Universität des Saarlandes gemeinsam mit den umliegenden Forschungsinstituten in der Epigenetik international gut aufgestellt. "Durch computergestützte Epigenetik-Forschung können wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten, ein neues biomedizinisches Verständnis für molekulare Ursachen von Erkrankungen zu entwickeln. Die Fragen und Beobachtungen der Biologen werden dazu mit der komplexen Welt der Datenauswertung und mit innovativer Dateninterpretation verknüpft", erläutert Jörn Walter.

Die ersten Erfolge ihrer Zusammenarbeit konnten die Saarbrücker Forscher im vergangenen Jahr im Rahmen eines Pilotprojektes feiern, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde: Es gelang ihnen, die Startschalter von Genen des zweitkleinsten menschlichen Chromosoms 21 in Blutzellen, Leber- und Nierenzellen epigenetisch zu entschlüsseln. Zurzeit arbeiten die Forscher daran, die experimentellen und bioinformatischen Methoden dieser ersten Studie weiterzuentwickeln, unter anderem, um mit Hilfe der neuen Sequenzier-Technologien umfassendere Aussagen über Veränderungen epigenetischer Muster bei Erkrankungen wie Darmkrebs treffen zu können.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Jörn Walter
Universität des Saarlandes
E-Mail: j.walter@mx.uni-saarland.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution8

Quelle: Universität des Saarlandes, Gerhild Sieber, 11.03.2010 Ansprechpartner für Medienvertreter: Prof. Dr. Gunter Meister Universität Regensburg Institut für Biochemie, Genetik und Mikrobiologie Gunter.Meister@vkl.uni-regensburg.de

Raute

Universität Regensburg - 11.03.2010

Vom Labor ans Krankenbett - ONCOMIRS untersucht die Entstehung von Krebs

Regensburger Wissenschaftler an internationalem Forschungsverbund beteiligt

Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat gezeigt, dass nur ein sehr kleiner Bruchteil des Genoms für den Aufbau von Proteinen, den Grundbausteinen von Zellen, verantwortlich ist bzw. für Proteine kodiert. Zunächst ging man in diesem Zusammenhang davon aus, dass es sich beim "Rest" des Genoms um unnütze DNA handelt, die sich im Verlauf der Evolution angesammelt hat. Es wurde allerdings schnell klar, dass sich in der "Müll-DNA" wichtige Gene verbergen. Die jeweilige Funktion dieser RNAs (Ribonukleinsäuren) ist allerdings bislang nur in wenigen Fällen bekannt.

Eine sehr wichtige Klasse solcher RNAs sind sogenannte kleine nicht-kodierende RNAs, die durch ihre charakteristische Länge von ca. 20-30 Nukleotiden gekennzeichnet ist. Solche RNAs werden microRNAs, siRNAs oder piRNAs genannt. Ihre Erforschung steht noch am Anfang. Allerdings scheinen sie eine wichtige Funktion für eine Vielzahl von zellulären Prozessen zu haben. Man geht sogar davon aus, dass nicht-kodierende RNAs eine wichtige Rolle bei der Ausprägung von verschiedenen Krankheiten - insbesondere von Krebs - spielen.

Die Bedeutung dieser RNAs für die Entstehung von Krebs soll in dem europäischen Forschungsverbund "ONCOMIRS" untersucht werden, an dem neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Belgien, Israel, Dänemark und Frankreich auch Forscher der Universität Regensburg maßgeblich beteiligt sind. Leiter der Regensburger Arbeitsgruppe ist Prof. Dr. Gunter Meister vom Institut für Biochemie, Genetik und Mikrobiologie der Universität Regensburg.

Für ihre Arbeit werden die Forscher sowohl auf Mäuse als Modellorganismen als auch auf primäre Patientendaten zurückgreifen. Im Rahmen des Konsortiums arbeiten dabei in einer einzigartigen Konstellation ausgewiesene Grundlagenforscher und anwendungsorientierte Wissenschaftler zusammen, um den schnellstmöglichen Wissenstransfer vom Forschungslabor direkt zum Krankenbett des Patienten zu gewährleisten. Neben den Forschungseinrichtungen aus fünf verschiedenen Ländern ist deshalb auch die Firma Exiqon an dem Verbund beteiligt. Sie ist führend auf dem Gebiet der miRNA-Hemmung und soll die Forschungsergebnissen zügig zur Marktreife führen.

Der Forschungsverbund wird von der Europäischen Union bis zum Jahr 2013 mit rund 3 Millionen Euro gefördert. Das Budget der Regensburger Arbeitsgruppe um Prof. Meister beträgt etwa 300.000 Euro. Koordiniert wird die Arbeit des internationalen Konsortiums vom Flanders Interuniversity Institute for Biotechnology.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 11.03.2010

Raute

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 11.03.2010

Weichmacher können Einfluss auf Fettstoffwechsel nehmen

So genannte Weichmacher in Kunststoffen können Einfluss auf den Fett- und Glukosestoffwechsel von Organismen nehmen. Dies stellten die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen Juliane-Susanne Schmidt (Dipl.-Trophologin) und Kristina Hart (Diplombiologin) im Rahmen ihrer Promotion in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Dr. Bernd Fischer am halleschen Institut für Anatomie und Zellbiologie in Versuchen mit Mäusen fest. Für ihre Erkenntnisse wurden sie von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) mit einem Posterpreis während der gerade stattgefundenen Jahrestagung der Gesellschaft in Leipzig geehrt.

Ihre Doktorarbeiten, die im Rahmen eines von der EU in Brüssel geförderten Forschungsverbundes mit Teilnehmern aus zehn europäischen Ländern und den USA gewonnen wurden, beschäftigen sich mit dem Einfluss hormonähnlicher Nahrungsmittelkontaminanten (endokrine Disruptoren) wie Phthalate und polychlorierte Biphenyle (PCB) auf die weibliche Fortpflanzung und den Fett- und Glukosestoffwechsel bei Müttern und deren Nachkommen. Phthalate und PCB sind industrieller Herkunft. PCB sind eine so genannte Altlast, da sie nicht mehr hergestellt werden, aber noch in großen Mengen in der Umwelt vorkommen und über Nahrung oder Trinkwasser aufgenommen werden. Phthalate sind Weichmacher in fast allen Kunststoffprodukten (vom Duschvorhang über Kosmetika und Teppichböden bis zum Kinderspielzeug). Sie sind allgegenwärtige Schadstoffe, da sie bei fast jedem Menschen im Körper nachweisbar sind.

Welche Gesundheitsgefahren von ihnen ausgehen, ist noch nicht bekannt. Im Rahmen ihrer Untersuchungen konnten die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen Störungen im Fett- und Glukosestoffwechsel feststellen und eindrucksvoll an der signifikanten Zunahme des Bauchfettes bei Mäusen zeigen. "Besonders beunruhigend an den Ergebnissen ist, dass diese Fettzunahme auch bei den nicht behandelten Nachkommen, also in der nächsten Generation, auftrat", sagt Professor Fischer. Die Befunde aus Halle sind umweltmedizinisch und umwelttoxikologisch so relevant, dass sie der DGE einen Preis wert waren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution167

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Jens Müller M.A., 11.03.2010

Raute

Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt -
11.03.2010

Metabolomics liefern neue Ansätze für eine personalisierte Medizin

Internationales Symposium bringt Partner aus Forschung und Industrie zusammen Neuherberg/Freising, 11. März. 2010. Bis Freitag, 12. März 2010, findet am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München das erste internationale Metabolomics-Symposium Deutschlands statt.

Unter dem Titel "Metabolomics & More - The Impact of Metabolomics on the Life Sciences" gehen die über 400 Teilnehmer aus Forschung und Industrie der Frage nach, wie die neuen Methoden zur Erforschung charakteristischer Stoffwechseleigenschaften die medizinische Diagnostik und Therapieentwicklung, die Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften und die Bandbreite des analytischen Spektrums in den Lebenswissenschaften beeinflussen.

Die Munich Functional Metabolomics Initiative, ein Forschungsverbund von Technischer Universität München, Helmholtz Zentrum München und Industriepartnern, die das Symposium gemeinsam veranstalten, will in den zweieinhalb Veranstaltungstagen ein Forum für den Austausch von Ideen und Ansatzpunkten zur Nutzung der neuen Querschnittstechnologie schaffen.

In seiner Grußadresse an die Teilnehmer der Veranstaltung erklärte Prof. Dr. Thomas Hofmann, Vizepräsident der Technischen Universität München und Inhaber des Lehrstuhls für Lebensmittelchemie und Molekulare Sensorik: "Im Bereich der Lebensmittel- und Ernährungsforschung muss es uns gelingen, die Auswirkungen funktioneller Lebensmittelinhaltsstoffe auf das menschliche Stoffwechselgeschehen quantitativ zu erfassen. Mit moderner Analytik werden wir in die Lage versetzt, mit hoher Auflösung die Dynamik unseres Stoffwechsels und die interindividuellen Unterschiede als einzigartigen Fingerabdruck des Menschen zu charakterisieren. Das ist heute noch die Avantgarde in der Forschung, ist jedoch nötig, um die Fragen von Morgen zu beantworten."

Prof. Dr. Günther Wess, der Wissenschaftlich-Technische Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, betonte in seiner Grußadresse die Bedeutung metabolomischer Verfahren für Diagnostik und Therapieentwicklung von Stoffwechselerkrankungen, einem neuen Schwerpunkt des auf Environmental Health-Forschung ausgerichteten Zentrums. "Die Zukunft liegt in maßgeschneiderten Therapien und passgenau einsetzbaren Molekülen für definierte Patientengruppen. Das wird nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Sicherheit von Medikamenten erhöhen. Wir können das aber nur leisten, wenn wir zu den wichtigen häufigen Krankheiten endlich die Ursachen aufklären und die Erkenntnisse schnell zur Anwendung bringen. Für die Medizin von Morgen müssen wir die Brücke zwischen Grundlagenforschung und Klinik bauen, indem wir die führenden Forschungspartner zusammen bringen und vernetzen", sagte Wess am Mittwoch Abend im Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München.

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Redaktion:
Sven Winkler, Helmholtz Zentrum München
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Ingolstädter Landstraße 1, 85764 Neuherberg
Internet: www.helmholtz-muenchen.de
E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Michael van den Heuvel, 11.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2010