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MELDUNG/091: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 31.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Bochum im Biotechnologie-Wettbewerb
→  Interaktive Lehre in der Pharmazie verbessert Prüfungsergebnisse
→  Marburger Virologen gehen bei Grippeforschung voran

Raute

Ruhr-Universität Bochum - 30.3.2010

Bochum im Biotechnologie-Wettbewerb
Neue Antibiotika aus NRW ...
... und Früherkennung von Alzheimer und Lebererkrankungen

"Bio.NRW": Gleich zwei Projekte und eine Beteiligung der RUB aus Ziel-2-Programm gefördert

Gleich zwei Projekte unter Federführung von Forschern der Ruhr-Universität und eins mit Beteiligung der RUB werden im Wettbewerb "Bio.NRW" des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (MIWFT) gefördert, für den insgesamt rund 25 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Der Verbund InA - Innovative Antibiotika aus NRW sucht neue Waffen gegen die wiedererstarkenden Infektionskrankheiten, der Verbund molFDAD entwickelt neue Strategien zur Früherkennung der Alzheimer-Krankheit. Forscher der Ruhr-Universität sind außerdem beteiligt am Konsortium PROFILE - Prädiktive Biomarker und Drug Targets für das individualisierte Management von Lebererkrankungen.

InA - Innovative Antibiotika

Dank der Entwicklung von Antibiotika, Hygienemaßnahmen und Impfungen hat sich die Lebenserwartung zwischen 1930 und 1990 fast verdoppelt. Leider sind multiresistente Krankheitserreger dabei, diesen Fortschritt wieder zunichte zu machen. "Wir befinden uns heute am Anfang einer Antibiotika-Krise", sagt Arbeitsgruppenleiterin Juniorprofessorin Dr. Julia Bandow. "Über Jahrzehnte schien es, als seien schwere Infektionskrankheiten endgültig besiegt, doch sind sie bereits wieder die dritthäufigste Todesursache in den Industrienationen." Trotz dieses alarmierenden Trends haben sich viele große Pharma-Unternehmen aus der Antibiotika-Forschung zurückgezogen. Durch innovative Ansätze wollen Bandow und Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte einen Beitrag dazu leisten, dass NRW zu einem führenden Standort für Antibiotika-Forschung und -Entwicklung in Deutschland und Europa wird. Der Verbund aus sechs Arbeitsgruppen - neben den beiden Bochumer Gruppen je eine aus Bonn und Düsseldorf sowie die mittelständischen Unternehmen Squarix (Marl) und AiCuris (Wuppertal) - wird gemeinsam die gesamte Wertschöpfungskette abdecken: Die Forscher evaluieren unterexplorierte Naturstoff-Klassen als Startpunkte für die Antibiotikaentwicklung und optimieren sie zu Entwicklungskandidaten. In einem zweiten Ansatz screenen sie "small molecules" aus originären Substanzbibliotheken auf antibiotische Aktivität. Außerdem suchen sie in einem völlig neuartigen, bioinformatikbasierten Ansatz Leitstrukturen für Antibiotika auf Grundlage von Peptiden.

Strategien zur Früherkennung von Alzheimer

Die molekularen Ursachen der Alzheimerdemenz sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Im Gegensatz zu den bisherigen Studien zielen die im molFDAD-Projekt verfolgten Ansätze erstmals darauf ab, vermutete "Schlüsselproteine" für die Diagnostik einzusetzen. Sie zeigen die für Alzheimer typische, krankhafte Veränderung des Tau-Proteins an (pathologische Tau-Hyperphosphorylierung). Durch die Untersuchung von Protein-Kinasen in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) sowie von bestimmten Rezeptoren soll es möglich sein, frühzeitiger relevante pathologische Veränderungen aufzuspüren und zu behandeln. Im Konsortium molFDAD arbeiten Forschergruppen um Prof. Helmut Meyer und Priv.-Doz. Dr. Kai Stühler (Neuroproteomics, Medizinisches Proteom-Center, Bochum) und Prof. Jens Wiltfang (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Essen) bei der Proteomanalyse sowie Blut- und Liquordiagnostik zusammen. Sie entwickeln neue Biomarkertests zur Unterstützung der molekularen Frühdiagnostik der Alzheimerdemenz. In Deutschland leiden gegenwärtig ungefähr 1,1 Millionen Menschen an Demenzerkrankungen, die meist erst im Alter von über 65 Jahren auftreten und die Gedächtnis, Sprache, Orientierung und Urteilsvermögen einschränken. Alzheimer ist mit ca. 165.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Demenzerkrankung. "Obwohl sich das Erkrankungsrisiko in den letzten Jahren nicht erhöht hat, steigt die Anzahl der Alzheimerpatienten aufgrund der höheren Lebenserwartung und einer längeren Überlebensdauer der Erkrankten an", sagt PD Kai Stühler.

Biomarker für Lebererkrankungen

Das "PROFILE-Konsortium Ruhrgebiet" ist ein Verbund der Universitätsklinik Essen (Prof. Dr. Jörg Friedrich Schlaak) und des Medizinischen Proteom-Centers der RUB (Prof. Dr. Helmut Meyer). Das Projekt "Prädiktive Biomarker und Drug Targets für das individualisierte Management von Lebererkrankungen" wird über drei Jahre gefördert. Es bietet die Chance, das europaweit einmalige Patientenpotenzial des Ruhrgebiets zu nutzen, um neue Biomarker und molekulare Drug Targets für akute und chronische Lebererkrankungen zu finden. Im Mittelpunkt stehen Erkrankungen, die zusammengenommen mehr als 90 Prozent aller Hepatopathien ausmachen: akutes Leberversagen, chronische Hepatitis B und C, Fettleber, Leberzirrhose, hepatozelluläres und cholangiozelluläres Karzinom. Sieben Projektpartner aus Essen und Bochum untersuchen diese Erkrankungen im breiten experimentellen Ansatz - beginnend mit der Generierung und Bearbeitung der Patientenproben sowie anschließenden Analysen zur Detektion der Biomarker und der Targets mittels unterschiedlicher Verfahren (Untersuchung der RNA- und miRNA-Expression, Studien von epigenetischen Veränderungen sowie zirkulierender Tumorzellen, differenzielle Proteomanalysen und Phosphoproteomics). Alle gewonnenen Daten werden auf einer neuen Bioinformatik-Plattform verwaltet und ausgewertet. Die Forscher validieren zudem potenzielle Biomarker und Targets, so dass sie antikörper-basierte, marktreife Diagnostika entwickeln können (Firma CIRES). Die gesamten Koordinierungs- und Transfertätigkeiten des Verbundprojektes übernimmt die MedEcon Ruhr GmbH. Der Schwerpunkt der beiden Projektpartner im Medizinischen Proteom-Center der RUB liegt in Proteomics (Dr. Barbara Sitek) und Bioinformatik (Dr. Christian Stephan).

Weitere Informationen

Juniorprofessorin Dr. Julia Bandow
Fakultät für Biologie und Biotechnologie der
Ruhr-Universität
E-Mail: Julia.Bandow@rub.de

Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte
Fakultät für Chemie und Biochemie der Ruhr-Universität
E-Mail: Nils.Metzler-Nolte@rub.de

PD Dr. Kai Stühler
Prof. Dr. Helmut E. Meyer
Medizinisches Proteom-Center der Ruhr-Universität
E-Mail: kai.stuehler@rub.de
E-Mail: Helmut.E.Meyer@rub.de

Dr. Barbara Sitek
Medizinisches Proteom-Center der Ruhr-Universität
E-Mail: barbara.sitek@rub.de

Redaktion:
Meike Drießen / Jens Wylkop

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.innovation.nrw.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/archiv2010/pm100326.php
Presseinformation des MIWFT (Übersicht der geförderten Projekte)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution2

Quelle: Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 30.03.2010

Raute

Goethe-Universität Frankfurt am Main - 30.03.2010

Schluss mit dem "Vorlesungsmarathon" in Physiologie

Interaktive Lehre in der Pharmazie verbessert Prüfungsergebnisse

FRANKFURT. Computerbasierte Experimente und die Diskussion von Fallbeispielen machen Physiologie-Kurse bei Studierenden nicht nur beliebter, sondern vertiefen auch ihr Verständnis des Stoffes. Diese Vorzüge gegenüber dem reinen Frontalunterricht belegt die Evaluation einer drei Semester umfassenden Studie in der Pharmazie: Im ersten Staatsexamen erreichten die Studenten im Teilfach Humanbiologie eine bemerkenswert höhere Punktezahl im Vergleich zu vorherigen Jahrgängen. Damit liegt die Erfolgsquote an der Goethe-Universität über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

"Das Curriculum in der Pharmazie ist sehr dicht und setzt Studierende unter einen starken Druck, wenn sie innerhalb der Regelstudienzeit fertig werden wollen", erklärt Privatdozent Dr. Gunter P. Eckert vom Pharmakologischen Institut für Naturwissenschaftler. Die Vorbereitung auf das Examen werde häufig missverstanden als das Auswendiglernen einer möglichst großen Anzahl von Fakten. "Oft fehlt das tiefere Verständnis", ergänzt seine Kollegin Dr. Martina Zimmermann. Das falle unter anderem im Physiologie-Kurs des vierten Semesters auf. Zu diesem Zeitpunkt haben die Studierenden bereits eine zweisemestrige Vorlesung über Physiologie gehört. Aber selbst guten Studierenden fehlt danach oft noch ein solides Basiswissen, auf das sie aufbauen können. Eckert und Zimmermann führen dies auf den üblichen Frontal-Unterricht in Vorlesungen zurück. Sie starteten deshalb gemeinsam ein Lehrforschungsexperiment, bei dem interaktive Elemente in den Unterricht integriert wurden.

Die Studierenden lernten in Gruppen von 20 bis 25 unter der Anleitung eines Tutors. In drei der insgesamt acht Lehreinheiten wurden computerbasierte Experimente eingeführt, wobei für je vier bis fünf Studierende ein computergestütztes System zur Verfügung stand. Die Experimente umfassten die Aufzeichnung eines Elektroencephalogramms (EEG), das Messen des Blutdrucks an unterschiedlichen Stellen des Körpers sowie Lungenfunktionstests, bei denen unter anderem die Situation eines Asthmatikers simuliert wurde. Die Anschaffung der interaktiven Computersysteme wurde durch den universitären Fond zur Qualitätssicherung in der Lehre ermöglicht. Fallbeispiele wurden in zwei der acht Lehreinheiten diskutiert. Zum besseren Verständnis des zentralen Nervensystems erhielten die Studierenden unter anderem Beispiele für die Intoxikation mit Nervengiften; Reaktionen des Immunssystems wurden anhand diverser Allergien verdeutlicht. Nach der Diskussion in Kleingruppen präsentierten die Studierenden ihre Ergebnisse der gesamten Gruppe und besprachen sie gemeinsam mit dem Tutor.

In der anschließenden Evaluation zeigte sich, dass die Studierenden eine stärkere Beteiligung am Unterricht durch interaktive Elemente bevorzugen. In vorangegangenen Jahren waren die jeweils vierstündigen Vorlesungseinheiten von vielen als "verpflichteter Lernmarathon" gefürchtet gewesen. Als positiv bewerteten sie, dass die Tutoren sich mehr Zeit für die Beantwortung von Fragen nahmen und häufiger Gelegenheit zu offenen Diskussionen bestand. So konnten die angehenden Pharmazeuten ein tiefes Verständnis der Zusammenhänge gewinnen und sich Inhalte länger merken, was sich letztlich in besseren Prüfungsergebnissen niederschlug.

Auch die Tutoren, die sich zu Anfang und Ende des Semesters über ihre Erfahrungen austauschten, profitierten von dem verstärkten Austausch mit den Studierenden. Beispielsweise werden sie für falsche Konzepte und Verständnisschwierigkeiten sensibilisiert. In den Unterrichtseinheiten, die weiterhin als Frontralunterricht abgehalten wurden, erhielten sie insgesamt bessere Bewertungen als zuvor. Ermutigt durch diese positiven Effekte wollen Eckert und Zimmermann nun weitere interaktive Elemente in den Unterricht integrieren und mehr computergestützte, interaktive Lehrmodule zur Verfügung stellen.

Publikationen:

Martina Zimmermann, Gunter P Eckert
Enhanced student experience: An analysis of subjective evaluation and objective learning success following the transformation of a pharmaceutical physiology course.
Advances in Physiology Education 2010;34:1-10.

Martina Zimmermann
Case studies in a physiology course on the autonomic nervous system: design, implementation and evaluation.
Advances in Physiology Education 2010; im Druck.

Informationen:
Privatdozent Dr. Gunter P. Eckert
Pharmakologisches Institut für Naturwissenschaftler
Campus Riedberg
g.p.eckert@em.uni-frankfurt.de

Dr. Martina Zimmermann
martina.zimmermann@em.uni-frankfurt.de

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigte sie sich als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

Herausgeber:
Der Präsident
Abteilung Marketing und Kommunikation
Postfach 11 19 32
60054 Frankfurt am Main

Redaktion:
Dr. Anne Hardy
Referentin für Wissenschaftskommunikation
E-Mail: hardy@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution131

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy, 30.03.2010

Raute

Philipps-Universität Marburg - 30.03.2010

Marburger Virologen gehen bei Grippeforschung voran

Im Kampf gegen die Grippe beteiligen sich Marburger Virologen an aktuellen Forschungsprojekten der Europäischen Kommission. Wissenschaftler der Philipps-Universität sind in zwei von vier neuen Vorhaben involviert, deren Finanzierung vor Kurzem bewilligt worden ist. Die Hochschule ist somit die europaweit erfolgreichste Institution, die sich um Fördermittel dieses Programms beworben hat.

Die Influenza hält die Welt immer wieder in Atem. Virusgene bedrohen die Gesundheit von Mensch und Tieren, indem sie Kontinentgrenzen und Artbarrieren überschreiten. Die Europäische Kommission hat für die Forschung auf diesem Gebiet jetzt weitere 18 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die neu bewilligten wissenschaftlichen Verbünde "FLU-PIG" und "FLU-PHARM" beschäftigen sich zum einen mit Influenzaerkrankungen bei Schweinen, zum anderen mit neuen Grippewirkstoffen für Menschen.

Zwei Marburger Arbeitsgruppen führen Teilprojekte im Rahmen der EU-Konsortien durch: Professor Dr. Hans-Dieter Klenk und sein Team unterstützen die Wirkstoffsuche, indem sie in Zellkultur und im Tiermodell studieren, wie so genannte Polymerase-Enzyme arbeiten, die für die Vervielfältigung des Virusgenoms verantwortlich sind. Dabei nehmen die Forscher auch unter die Lupe, wie Virus und Wirtszelle miteinander interagieren.

Die Wissenschaftler um Dr. Mikhail Matrosovich erforschen diejenigen Faktoren von Virus und Wirt, die bestimmen, wie effizient sich die Viren in Schweinen vervielfältigen. Die Arbeitsgruppe untersucht außerdem, welche Gene an der Übertragung von Influenzaviren beim Schwein beteiligt sind.

Weitere Informationen:
Ansprechpartner:
Dr. Christian Maarten Veldman
Referent für Europäische und Internationale Forschungsförderung
E-Mail: veldman@verwaltung.uni-marburg.de

Professor Dr. Hans-Dieter Klenk
Arbeitsgruppe "Human and avian influenza viruses"
E-mail: klenk@staff.uni-marburg.de

Dr. Mikhail Matrosovich
Arbeitsgruppe "Influenza virus interactions with cellular receptors"
E-Mail: mikhail.matrosovich@staff.uni-marburg.de

EU-Influenzaforschung im Internet:
http://ec.europa.eu/research/index.cfm?pg=newsalert&lg=de&year=2010&na=na-090310-annexes

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image112719
Das Hochsicherheitslabor des Marburger Instituts für Virologie bietet beste Voraussetzungen, um neue Influenza-Erreger zu erforschen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution376

Quelle: Philipps-Universität Marburg, Johannes Scholten, 30.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2010