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MELDUNG/149: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 30.06.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Drei weitere Forschergruppen verstärken das Deutsche Zentrum
      für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)
→  Osteoimmunology - Neu eingerichteter DFG-Schwerpunkt wird in Erlangen koordiniert
→  Neuartige Therapie bei Sichelzellenanämie - Tests bestätigen hohes Potenzial
→  Ein Neubau für die größte Universitäts-Pathologie in Deutschland

Raute

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) - 29.06.2010

Drei weitere Forschergruppen verstärken das DZNE

Bonn, 29.06.2010. Welche Parallelen gibt es zwischen infektiösen Prionen-Erkrankungen wie BSE und Creutzfeldt-Jakob einerseits und neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Chorea Huntington andererseits? Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die neue Forschungsgruppe "Zellbiologie und Pathophysiologie von Prionen", die beim Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn ihre Arbeit aufnimmt. Geleitet wird sie von der Mikrobiologin Dr. Ina Vorberg, die am Institut für Virologie der Technischen Universität München bereits seit 2004 Erfahrungen als Gruppenleiterin sammeln konnte. Zuvor war die 40-jährige Wissenschaftlerin als Postdoc am Nationalen Institut für Allergie- und Infektionskrankheiten (National Institutes of Health) in Hamilton in den USA tätig.

Hauptziel der Nachwuchsgruppe "Genomische Mathematik in der Neuroepidemiologie" wird es sein, die an der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen beteiligten Gene zu identifizieren. Sind diese bekannt, können sie zu einem besseren Verständnis der molekularen Mechanismen führen und bieten Ansatzpunkte für Therapien. Leiten wird diese Gruppe Privatdozent Dr. Tim Becker, der eng mit dem Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie der Universität Bonn zusammenarbeiten wird. Der 40-jährige Mathematiker und ehemalige Stipendiat des Karolinska-Instituts in Stockholm verfügt über langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der genetischen Epidemiologie und hat bereits eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen über Assoziationsanalysen genetisch komplexer Erkrankungen veröffentlicht.

Von der Berliner Charité kommt Dr. Sybille Krauß, die am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik promoviert hat. Sie wird die Nachwuchsgruppe "Translationsregulation und nicht-kodierende RNAs bei Polyglutamin-Erkrankungen" leiten. Polyglutamin-Erkrankungen gehören zu einer Familie von Leiden, bei denen Veränderungen des Erbguts und dadurch ausgelöste Fehlfaltungen von Proteinen zu Störungen des Nervensystems führen. Bekannt ist etwa Chorea Huntington. Sybille Krauß will die Mechanismen, die durch solche Veränderungen im Erbgut ausgelöst werden und letztlich zu Neurodegeneration führen, verstehen, um neue Therapieansätze zu entwickeln.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dzne.de

Ansprechpartnerin:
Sonja Jülich-Abbas
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: sonja.juelich-abbas@dzne.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1369

Quelle: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Daniel Bayer, 29.06.2010

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Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg - 29.06.2010

Osteoimmunology - Neu eingerichteter DFG-Schwerpunkt wird in Erlangen koordiniert

Das Zusammen- und Wechselspiel zwischen dem körpereigenen Abwehrsystem und dem Knochensystem des Menschen erforscht das neu eingerichtete Schwerpunktprogramm 1468 "Osteoimmunology - Immunobone - A program to unravel the mutual interactions between the immune system and bone" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dieses wird von Prof. Dr. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen, koordiniert. Für die ersten drei Jahre wurde "Immunobone" jetzt mit 7,1 Millionen Euro von der DFG gefördert. An dem interdisziplinären Schwerpunkt sind insgesamt 22 Institute an Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland beteiligt.

Bei der Osteoimmunologie handelt es sich um einen neuen Forschungsbereich, der an der Hypothese ansetzt, dass es eine enge Verbindung zwischen Immunsystem und Skelettsystem gibt. Die Forscher vermuten eine Kommunikation zwischen beiden Systemen und gehen davon aus, dass das Wechselspiel zwischen Knochen und Immunsystem Einfluss auf Krankheiten wie Osteoporose oder Arthrose hat.

Das interdisziplinäre Verbundprojekt "Immunobone" will helfen, dieses komplexe Wechselspiel besser zu verstehen. Es werden zum einen die Mechanismen und Botenstoffe näher betrachtet, die für übersteigerte Immunreaktionen verantwortlich sind und den Knochen schädigen. Zum anderen soll geklärt werden, wie das Skelettsystem seinerseits das Immunsystem moduliert und so möglicherweise direkt die Entzündungskrankheiten provoziert. Letztendlich soll "Immunobone" dazu beitragen, den therapeutischen Nutzen - zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen - weiter zu untersuchen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution18

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Pascale Anja Dannenberg, 29.06.2010

Raute

Universität Basel - 29.06.2010

Neuartige Therapie bei Sichelzellenanämie - Tests bestätigen hohes Potenzial

Eine neuartige Therapie zur Behandlung der Sichelzellenanämie hat die erste von drei Phasen der klinischen Prüfung erfolgreich bestanden. Nun wird der Wirkstoff GMI-1070 in Phase II an Patienten mit Sichelzellenanämie getestet. Das Forschungsprojekt basiert auf einer Kooperation zwischen dem Institut für Molekulare Pharmazie der Universität Basel und der US-Firma GlycoMimetics.

In enger Zusammenarbeit mit GlycoMimetics Inc. entwickelte die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Beat Ernst am Departement für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Basel eine neuartige Therapie zur Behandlung der Sichelzellenanämie. Vergangene Woche bestätigte GlycoMimetics den Beginn der klinischen Phase II mit dem neuartigen Pan-Selectin-Antagonisten GMI-1070.

Die Sichelzellenanämie ist eine verbreitete Erbkrankheit mit erheblicher Letalität. Ihre Ursache ist eine Mutation der Beta-Untereinheit des Hämoglobins, dem Sauerstoff transportierenden Protein der roten Blutkörperchen. Die Mutation hat zur Folge, dass sich die roten Blutkörperchen insbesondere bei Sauerstoffarmut sichelförmig verformen und die Kapillargefässe verstopfen. Dies führt zu wiederkehrenden Durchblutungsstörungen, die mit starken Schmerzen und mehrfachen Organschäden (Milzschwellung, Lungenentzündung, Herz- und Nierenversagen) verbunden sind.

Die Phase-I-Studie mit gesunden Probanden konnte im September 2009 erfolgreich abgeschlossen werden. In der Phase II werden nun in einer randomisierten Doppelblindstudie Wirkung, Sicherheit und alle Prozesse, denen ein Arzneistoff im Körper unterliegt, von GMI-1070 an hospitalisierten Sichelzellenanämiepatienten untersucht. Diese Multicenter-Studie wird an US- und kanadischen Kliniken durchgeführt. GMI-1070 hat in vorklinischen Studien ein hohes Potenzial für die Behandlung der Sichelzellenanämie bewiesen. Die Kooperation zwischen GlycoMimetics Inc. und dem Institut für Molekulare Pharmazie basiert auf einem Lizenzvertrag.

Kontakt:
Prof. Dr. Beat Ernst
Institutsvorsteher Departement Pharmazeutische Wissenschaften
Institut für Molekulare Pharmazie
Pharmazentrum der Universität Basel
Klingelbergstrasse 50, 4056 Basel
E-Mail: Beat.Ernst@unibas.ch

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution74

Quelle: Universität Basel, lic. phil. Hans Syfrig Fongione, 29.06.2010

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Universitätsklinikum Heidelberg - 28.06.2010

Ein Neubau für die größte Universitäts-Pathologie in Deutschland

- Spatenstich am 28. Juni 2010
- Heidelberger Institut national führend in molekularer Gewebediagnostik

Das Pathologische Institut am Universitätsklinikum Heidelberg erhält einen Neubau. Damit wird die national führende Einrichtung für molekulare Gewebediagnostik von Erkrankungen weiter gestärkt und modernisiert. Die Heidelberger Pathologie ist das größte Universitätsinstitut seiner Art in Deutschland und spielt eine zentrale Rolle in der Krankenversorgung: Mit der Diagnostik von 62.000 eingesandten Gewebeproben pro Jahr legt sie nicht nur am Universitätsklinikum Heidelberg, sondern an 20 weiteren Kliniken mehreren Fachpraxen die sichere Grundlage für eine adäquate Therapie.

Der Neubau wird vollständig vom Land Baden-Württemberg finanziert, zu 75 Prozent aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm. "Für fast 17 Millionen Euro entsteht ein modernes Gebäude, das die hohen Qualitätsstandards bei Krankenversorgung, Forschung und Lehre in Heidelberg sichert und weiterentwickelt", sagte Finanzminister Willi Stächele beim Spatenstich am 28. Juni 2010 in Heidelberg.

Ein Neubau wird nötig, da das im Jahr 1964 errichtete Hochhaus des Pathologischen Instituts auf dem Campus Neuenheim nicht mehr den baulichen Anforderungen an ein modernes Institut genügt und nur unter Still-Legung des Gebäudes hätte saniert werden können. Der siebenstöckige Neubau wird sich unmittelbar an den baulich intakten Flachbau des Pathologischen Instituts anschließen, in dem die Hörsäle untergebracht sind. Der Neubau wird über 3.400 Quadratmeter Fläche für Labors und Diensträume für rund 100 Mitarbeiter verfügen, die drei Abteilungen angehören (Allgemeine Pathologie: Professor Dr. Peter Schirmacher, Neuropathologie: Professor Dr. Andreas von Deimling, Angewandte Tumorbiologie: Professor Dr. Magnus von Knebel-Doeberitz). Ende 2011 soll der Neubau fertig gestellt sein.

Hohe Forschungsleistung / Zentrale Rolle im Nationalen Centrum für Tumorerkankungen NCT Heidelberg

Auf die hohe Forschungsleistung des Heidelberger Pathologischen Instituts, u.a. mit der Federführung des Sonderforschungsbereichs Leberkrebsforschung, wies der Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums Heidelberg, Ministerialdirektor Klaus Tappeser, hin. Jährlich würden rund 5 Millionen Euro an Drittmittel-Forschungsgeldern eingeworben.

"Im Heidelberger Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen NCT spielt das Pathologische Institut eine entscheidende Rolle", erklärte Professor Dr. J. Rüdiger Siewert, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg. Bei Tumorerkrankungen sei die molekulare Diagnostik eine wichtige Voraussetzung, um den Patienten möglichst individuell behandeln zu können. Gegenüber der modernen Pathologie würden die traditionell bekannten, medizinischen Leistungen in den Hintergrund treten: Jährlich werden in Heidelberg nur noch rund 250 Obduktionen durchgeführt.

Weitere Informationen
über die Heidelberger Universitäts-Pathologie im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Pathologie.106594.0.html

Zur Pressemitteilung des Finanzministeriums Baden-Württemberg:
www.finanzministerium.baden-wuerttemberg.de/de/Aktuelle%20Pressemitteilungen/233172.html?_min=_fm&template=
min_meldung_html&referer=110380in_meldung_html&referer=110380

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image119227
V.l.n.r.:
- Prof. Dr. Peter Schirmacher, Geschäftsführender Direktor der Heidelberger Universitäts-Pathologie
- Michael Weindel, Architekt von Michael Weindel & Junior
- Ministerialrätin Claudia Reusch, Finanzministerium Baden-Württemberg
- Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg
- Werner Pfisterer, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Heidelberg
- Willi Stächele, Finanzminister Baden-Württemberg
- Ministerialdirektor Klaus Tappeser, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und
   Aufsichtsratvorsitzender des Universitätsklinikums Heidelberg
- Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg
- Prof. Dr. J. Rüdiger Siewert, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg
- und Rolf Stroux, Leiter des Universitätsbauamtes Heidelberg.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 28.06.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2010