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MELDUNG/196: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 15.09.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  3,8 Millionen Euro für die Genaktivität-Forschung
→  Erste sächsische Professur für Tumorepidemiologie am Universitäts KrebsCentrum

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Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 14.09.2010

3,8 Millionen Euro für die Genaktivität-Forschung

Mit der Regulation der Genaktivität befasst sich eine überregionale Forschergruppe, an der Biochemiker der Uni Würzburg federführend beteiligt sind. Für die Weiterführung der Gruppe stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den kommenden drei Jahren 3,8 Millionen Euro bereit.

Das Wohl eines Organismus hängt auch davon ab, dass seine Gene zum jeweils richtigen Zeitpunkt im richtigen Ausmaß aktiv sind. Ist das nicht der Fall, können Krebs und andere Krankheiten entstehen. Die Regulation der Genaktivität ist darum für die Wissenschaft von grundlegendem Interesse - dies umso mehr, da in jüngster Zeit völlig neue Regulationsmechanismen entdeckt wurden.

Die Information der Gene wird im Zellkern von der DNA abgeschrieben. In Form spezieller Moleküle (Boten-RNA) wird sie dann aus dem Kern hinaus transportiert. Dort dienen diese Moleküle als Bauanleitung für die Bildung von Proteinen, etwa für Verdauungsenzyme oder Muskelbausteine.

Nutzung der Boten-RNA wird kontrolliert

"Nach der traditionellen Vorstellung wird die Auswahl und Menge der Proteine, die eine Zelle produziert, vor allem durch die Ablesung der Gene bestimmt", sagt der Würzburger Biochemiker Utz Fischer. Inzwischen seien aber immer mehr Beispiele dafür gefunden worden, dass nicht nur die Herstellung, sondern auch die Nutzung der Boten-RNA einer biologischen Kontrolle unterliegt. Das heißt: Nicht jede Boten-RNA wird sofort und bedingungslos in Proteine umgesetzt.

Fakten über die Forschergruppe

Diese zum Teil erst seit Kurzem bekannten Vorgänge untersuchen die Mitglieder der DFG-Forschergruppe "Cytoplasmic regulation of gene expression" im Detail. Professor Fischer vom Würzburger Biozentrum leitet die Gruppe gemeinsam mit Professor Elmar Wahle von der Universität Halle.

Biochemiker, Zellbiologen und Genetiker aus ganz Deutschland haben sich in der Gruppe zusammengeschlossen. Die DFG fördert darin zwölf einzelne Projekte. Deren Leiter arbeiten an den Universitäten Würzburg, Heidelberg, Halle, Köln, München und Aachen, an Max-Planck-Instituten in Dresden und Tübingen sowie am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg.

Kontakt
Prof. Dr. Utz Fischer
Lehrstuhl für Biochemie der Universität Würzburg
utz.fischer@biozentrum.uni-wurzburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution99

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Gunnar Bartsch, 14.09.2010

Raute

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 14.09.2010

Erste sächsische Professur für Tumorepidemiologie am Universitäts KrebsCentrum Dresden geschaffen

Seit März hat Stefanie Klug die sachsenweit erste Professur auf dem Fachgebiet der Tumorepidemiologie inne, die am Universitäts KrebsCentrum (UCC) des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden angesiedelt ist. Mit ihrer Berufung werden die Forschung über die Verteilung von Krebserkrankungen in der Bevölkerung und sich daraus ableitende Präventionsmaßnahmen am UCC etabliert. Die 44-jährige Epidemiologin übernimmt ebenfalls die Leitung der Tumordokumentation am UCC. Zusätzlich wird sie das Regionale Klinische Krebsregister Dresden fachlich leiten. Die Deutsche Krebshilfe e.V. fördert die Professur durch das Schwerpunktprogramm "Onkologische Spitzenzentren".

Der "Blick aufs Volk", wie die Wissenschaft Epidemiologie auch genannt wird, bringt neue Erkenntnisse, um Risikofaktoren auch für Krebserkrankungen zu identifizieren. "Die Tumorepidemiologie will mit innovativen Methoden helfen, Krebs künftig früher zu erkennen oder gar zu verhindern", erläutert Prof. Stefanie Klug. Denn jedes Jahr erkranken in Deutschland 450.000 Menschen neu an Krebs, 216.000 Menschen sterben jährlich daran. Experten schätzen, dass die Zahl der Krebserkrankungen bis zum Jahr 2050 um 30 Prozent zunehmen wird. Der Grund: Die Menschen werden immer älter und Krebs ist eine Erkrankung, von der insbesondere ältere Menschen betroffen sind.

Mit Prof. Stefanie Klug konnte für das UCC eine Expertin gewonnen werden, die mit ihren Forschungsprojekten und Studien vor allem im Bereich Tumorepidemiologie, molekulare Epidemiologie, Zervixkarzinom und HPV-Infektionen (Humane Papillomaviren) sowie Krebsprävention und Screening in der internationalen Fachwelt bekannt ist. Zuletzt war die Epidemiologin an der Universitätsmedizin in Mainz als Leiterin der Arbeitsgruppe Epidemiologie am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik tätig.

Den neuen Lehrstuhl sieht Professor Gerhard Ehninger, geschäftsführender Direktor des Universitäts KrebsCentrums (UCC), als Stärkung des "Onkologischen Spitzenzentrums" UCC und des international anerkannten, medizinisch-wissenschaftlichen Krebs-Netzwerkes in Dresden: "Mit der Berufung der Tumorepidemiologin Stefanie Klug ist nun endlich eine angemessene Vertretung dieses Fachgebiets in Dresden gewährleistet. Hiermit werden auch die fachlich-wissenschaftlichen Grundlagenarbeiten für die Tumordokumentation am UCC sowie für das Regionale Klinische Krebsregister Dresden des Universitätsklinikums sicherstellt und methodisch einheitliche Standards weiter aufgebaut. Wir erhoffen uns künftig auch regionale Daten, die beispielsweise Rückschlüsse zulassen, wie die Teilnahme an der Krebsvorsorge und die Krebsfrüherkennung verbessert werden kann."

Stefanie Klug plant neue bevölkerungsbezogene onkologische Studien für die Region, um ihre Forschungsarbeiten aus Rheinland-Pfalz auch in Sachsen fortzuführen. Unter ihrer Leitung läuft derzeit noch an der Universität Mainz eine Studie zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Für die so genannte MARZY-Studie, die von der Deutschen Krebshilfe e. V. gefördert wird, lädt sie seit 2005 in der Region Mainz mit Unterstützung der dort niedergelassenen Gynäkologen Frauen zwischen 30 und 65 Jahren zur Krebsvorsorge ein. Professorin Klug geht hierbei insbesondere der Frage nach, in welcher Häufigkeit die Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) in der Bevölkerung zu finden ist, da als Folge einer lokal andauernden HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs entstehen kann.

Neben den Forschungsarbeiten gehört es zu den Aufgaben der am UCC angesiedelten Professur, epidemiologische Erkenntnisse durch regelmäßige und aktive Beteiligung an der Lehre und Weiterbildung innerhalb der Medizinischen Fakultät zu vermitteln. "Mir ist es sehr wichtig, die Medizin-Studenten auch für epidemiologische Methoden zu begeistern, damit sie klinische Studien verstehen und wissenschaftliche Veröffentlichungen kritisch lesen lernen", so Prof. Stefanie Klug. Als Beispiel führt sie eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie an, die sie als Tumorepidemiologin der Universität Mainz geleitet hat. Sie hatte gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe die Daten von 49 internationalen Studien aus 26 Ländern zusammengeführt und nachgewiesen, dass manche dieser Studien mit methodischen Fehlern behaftet waren, die die Ergebnisse beeinflussten. Die am UCC neu berufene Professorin für Tumorepidemiologie erklärt: "Es ist somit unabdingbar, solide epidemiologische Kriterien und Methoden in medizinischen Studien anzuwenden und weiterzuentwickeln. Nur so lassen sich beispielsweise wissenschaftlich fundiert Risikofaktoren für Krebserkrankungen identifizieren."

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinikum-dresden.de
http://www.KrebsCentrum.de

Kontakte
Universitäts KrebsCentrum Dresden - UCC
Professur für Tumorepidemiologie
Prof. Dr. rer. nat. et med. habil. Stefanie J. Klug, MPH
E-Mail: sekretariat.klug@uniklinikum-dresden.de

Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsprojekte
Birte Urban-Eicheler
E-Mail: Birte.Urban@uniklinikum-dresden.de


Das Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC)
ist bundesweit eines von elf "Onkologischen Spitzenzentren" der Deutschen Krebshilfe e.V. Diese Auszeichnung erhielt das UCC 2007 nach einer internationalen Begutachtung als eines der ersten Spitzenzentren in Deutschland. Das Universitäts KrebsCentrum Dresden wurde 2003 gemeinsam vom Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus als Comprehensive Cancer Center für umfassende interdisziplinäre Versorgung krebskranker Patienten, Krebsforschung und Lehre gegründet. Seit 2004 ist das UCC nach DIN EN ISO 9001:2000 zertifiziert.
Im Universitäts KrebsCentrum Dresden arbeiten in sämtlichen onkologischen Disziplinen hoch spezialisierte Fachärzte zusammen, um für die einzelnen Patienten eine individuell abgestimmte, optimale multidisziplinäre Therapie zu erzielen. Viele Spezialisten sind nicht nur erfahrene Ärzte, sondern darüber hinaus als Hochschullehrer und Krebsforscher tätig. Damit ist sichergestellt, dass der modernste Wissensstand bei jedem Schritt von der Diagnostik bis zur Behandlung berücksichtigt wird.

Am Universitäts KrebsCentrum hat das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg im März 2010 eine Dresdner Außenstelle des Krebsinformationsdienstes (KID) eingerichtet, die Fragen von Patienten, Angehörigen und Ärzten in den neuen Bundesländern zum Thema Krebs unabhängig, kostenlos und fachlich fundiert beantwortet.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 14.09.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2010