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MELDUNG/328: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 19.04.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Universitätsklinikum Ulm: "Wir können jetzt zahlreiche Erkrankungen noch früher erkennen"
→  4,4 Millionen Euro für weitere vier Jahre - Zentrum für Klinische Studien Köln erhält Förderung
→  Deutsches Zentrum für Lungenforschung startet im Juni
→  Paul-Ehrlich-Institut Partner im neuen Deutschen Zentrum für Infektionsforschung


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Universitätsklinikum Ulm - 18.04.2011

"Wir können jetzt zahlreiche Erkrankungen noch früher erkennen"

Wohl jedes Universitätsklinikum kann mit Stolz auf besonders leistungsfähige und innovative Kliniken und Forschungsbereiche verweisen, die mit ihrem medizinischen und wissenschaftlichen Know-how für einen so guten Ruf sorgen, dass dieser weit über die Grenzen des Einzugsgebietes hinausgeht. Am Universitätsklinikum Ulm ist die Nuklearmedizin eine dieser "Leuchtturm-Kliniken". Und so ist es auch nachvollziehbar, dass in der Bild gebenden Diagnostik seit einigen Tagen ein neues PET/CT im Einsatz ist, von dem Prof. Dr. Sven Norbert Reske, Ärztlicher Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, sagt, dass es zum besten und leistungsfähigsten gehört, was die Medizintechnik aktuell anbieten kann.

"Wir sind eine der ersten Kliniken in Deutschland, die für ihre Patientinnen und Patienten derart präzise und hoch aufgelöste Bilder realisieren kann, dass z.B. Tumoren im Millimeterbereich genau lokalisiert werden und nun mit noch größerer Sicherheit beurteilt werden können", verdeutlicht Prof. Reske. Das Universitätsklinikum Ulm investierte zwei Millionen Euro in das neue Gerät und zusätzlich 150.000,- Euro für erforderliche Umbaumaßnahmen.

Das Kürzel PET/CT steht für die Kombination aus der Positronen-Emissions-Tomograpie und der Computer Tomographie. Im Prinzip werden diese zwei Bild gebenden Verfahren in einem einzigen Gerät miteinander kombiniert - also auf Grundlage kompliziertester mathematischer Verfahren berechnet. "Heraus kommen Bilddaten, die beispielsweise eine Beurteilung kleinster Lungentumore zulassen. Ebenso können Tumorerkrankungen, wie z.B. Prostatakrebs, bei ansteigendem Tumormarker bereits im Frühstadium nachgewiesen und dann gezielt behandelt werden", sagt Prof. Reske und ergänzt: "Wir können jetzt zahlreiche Erkrankungen noch früher erkennen. Das geht soweit, dass wir biochemische Stoffwechselanomalien diagnostizieren können, bevor überhaupt organische Veränderungen auftreten. Ein gutes Beispiel dafür ist die Alzheimer-Krankheit."

Wie geht das technisch? Prof. Dr. Gerhard Glatting, Medizinphysiker an der Klinik für Nuklearmedizin: "Vereinfacht ausgedrückt erstellt das Gerät zunächst CT-Aufnahmen, also Röntgenbilder aus verschiedenen Winkeln, die im Nachhinein per Computer zu einem Datensatz zusammengefügt werden, aus dem sich dann wiederum dreidimensionale Ansichten und Schnittbilder in jeder beliebigen Ebene rekonstruieren lassen. In einem zweiten Schritt erzeugt das PET-Verfahren Bilder, indem es die Verteilung einer schwach radioaktiven Substanz (Radiopharmakon) im Organismus sichtbar macht. Diese Substanz bekommt der Patient vor der Untersuchung verabreicht. Sie ist eine wichtige Voraussetzung, um die physiologische und biochemische Funktion z.B. der Lunge zeigen zu können. Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass die PET Stoffwechselvorgänge sichtbar macht, während ein CT die anatomischen Strukturen zeigt."

Stichwort "radioaktive Substanz". Reagieren Patienten vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Japan nicht mit etwas mehr Unruhe als normalerweise? Beide Professoren schütteln den Kopf. "Dafür besteht absolut keine Veranlassung. Unsere schwach radioaktiven Kontrastmittel haben Halbwertszeiten von zehn bis hundertzehn Minuten. Wenn unsere PET /CT-Untersuchung beendet ist, wurde die Substanz im Körper des Patienten großteils bereits wieder abgebaut und ausgeschieden. Gerade auf dem Gebiet der medizinischen Nutzung radioaktiver Strahlung blicken wir in Ulm auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurück - unsere wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnisse in der Entwicklung und klinischen Anwendung radioaktiver Arzneimittel sind für uns ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Eben weil die Halbwertszeit der verwendeten radioaktiven Arzneimittel so kurz ist, stellen wir unsere Kontrastmittel selbst her, lange Transportwege sind weder möglich noch erforderlich", erläutert Prof. Reske.

Das neue PET/CT ist eine Ersatzbeschaffung. Es ist nahtlos an die Stelle eines vor zehn Jahren in Betrieb genommenen Gerätes getreten, das im Lichte des medizintechnischen Fortschritts fast schon wie ein Dinosaurier anmutet. "Unser neues Gerät hat im Vergleich eine vier- bis fünffach höhere Empfindlichkeit. Es arbeitet vier Mal schneller - ein wichtiger Vorteil für Patienten, die sich während der Aufnahmen möglichst nicht bewegen sollten. Früher dauerte eine Ganzkörperuntersuchung rund 45 Minuten in einer engen Röhre. Heute ist der gleiche Vorgang in zehn Minuten erledigt, und der Patient hat dabei noch so viel Platz, dass er die Hände hinter dem Kopf verschränken kann", verspricht Prof. Reske.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment8689
neues PET/CT

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1093

Quelle: Universitätsklinikum Ulm, Jörg Portius, 18.04.2011


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Uniklinik Köln - 18.04.2011

4,4 Millionen Euro für weitere vier Jahre

Zentrum für Klinische Studien Köln erhält Förderung

Seit seiner Gründung im Jahr 2002 und der Erweiterung 2007 hat sich das Zentrum für Klinische Studien Köln (ZKS) zu einem bundesweit gefragten Servicecenter für Forscherinnen und Forscher sowie zur aktiven Verbindungsstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Industrie entwickelt. Dies wird im Rahmen der erneuten, umfangreichen Begutachtung durch Experten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bestätigt. Das BMBF erhöht damit die Förderung für das Zentrum auf insgesamt 8,4 Millionen Euro.

Medizin braucht klinische Studien. Denn die in der Grundlagenforschung entwickelten Wirkstoffe und Techniken benötigen die Bestätigung positiver Ergebnisse in der Praxis. Dafür müssen sie ein abgestuftes und sorgfältig überwachtes Verfahren durchlaufen, bevor sie zugelassen werden können. Dafür arbeiten im ZKS Köln rund 60 Mitarbeiter und Rotationsärzte. Sie garantieren mit der Verbindung von Methodik und Medizin innovative Studien auf höchstem Niveau.

Rund 300 klinische Studien laufen momentan an der Uniklinik Köln. Damit gehört sie zu den forschungsstärksten Einrichtungen in Deutschland. Das Spektrum reicht von Untersuchungen zur Vermeidung von Medikamenten-Nebenwirkungen bei Frühgeborenen und der Entwicklung neuer Therapieansätze in der Krebsbehandlung bis hin zur Prävention von Schizophrenie oder der Prüfung chirurgischer Verfahren. "Diese Studien mit zu entwickeln, zu unterstützen und die strengen Sicherheitsvorschriften zu gewährleisten, das sind die zentralen Aufgaben des Zentrums für Klinische Studien Köln", so Prof. Oliver Cornely, Leiter des Medizinischen Bereichs des ZKS Köln. Dr. Ursula Paulus, Leiterin des Methodischen Bereichs, betont: "In der Uniklinik Köln wurde ein risikobasiertes System zur Überwachung von eigenen wissenschaftsgetriebenen Studien eingeführt, das in Deutschland beispielhaft ist."

Nun hat sich ein unabhängiges Gutachtergremium im Auftrag des BMBF erneut einstimmig für eine Verlängerung der Förderung des ZKS Köln ausgesprochen. Das engagierte Team kann seine erfolgreiche Arbeit in der patientenorientierten, klinischen Forschung damit fortsetzen. Prof. Michael Hallek, Stellvertretender Vorsitzender des ZKS Köln: "Die Forschungsideen der Uniklinik Köln haben bereits mehrfach weltweite Therapiestandards gesetzt. Damit unsere Patienten immer öfter frühzeitig vom medizinischen Fortschritt profitieren, setzen wir möglichst viele eigene Ideen in klinische Studien um." Prof. Walter Lehmacher, Vorstandsvorsitzender des ZKS Köln, ergänzt: "Die Stärken des Kölner Standortes liegen besonders in der Einbindung von Universität und Klinikum in ein abgestimmtes Qualitätsmanagement, das die Sicherheit der Patienten und die Validität der Daten gewährleistet."

Mit den Mitteln des BMBF wurden vom ZKS unter anderem Studienzentren in der Orthopädie und Unfallchirurgie, der Kinderklinik und der Klinik für Palliativmedizin gegründet. Die Gutachter bewerteten die Aktivitäten im Rahmen der Ausbildung von Studienpersonal und der Fortbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses als besonders beeindruckend. So wurden während der bisherigen Förderung rund 900 Personen für ihre Arbeit in klinischen Studien weitergebildet, darunter über 700 Ärzte.

Der Fokus der nächsten vier Jahre wird - neben der planmäßigen Weiterentwicklung der bisherigen Schwerpunkte - vor allem auf der Gründung weiterer Studienzentren und der zügigen Übertragung von Entdeckungen der Grundlagenforscher der Uniklinik Köln in die klinische Entwicklung liegen.

Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende der Uniklinik Köln, Prof. Edgar Schömig, freut sich über den Erfolg und betont: "Die erneute Förderung ist eine Anerkennung der bisher erbrachten Leistungen im Rahmen der patientenorientierten klinischen Forschung. Diese durchweg gute Bewertung verdeutlicht erneut, dass wir die Schwerpunkte richtig gesetzt haben. Nur wer stetig Forschung betreibt, kann seinen Patienten auch innovative Untersuchungstechniken und neue Behandlungsverfahren zukommen lassen."

BMBF-Förderkennzeichen: BMBF 01KN1106

Für Rückfragen:

Prof. Dr. med. Oliver Cornely
Medizinische Leitung ZKS
E-Mail: oliver.cornely@zks-koeln.de

Dr. rer. nat. Ursula Paulus
Methodische Leitung ZKS
E-Mail: ursula.paulus@zks-koeln.de

Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Kommunikation
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1051

Quelle: Uniklinik Köln, Christoph Wanko, 18.04.2011


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Justus-Liebig-Universität Gießen - 18.04.2011

Deutsches Zentrum für Lungenforschung startet im Juni

Wissenschaftliche Koordination liegt bei der Justus-Liebig-Universität Gießen

Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL), an dem die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) über das Universities of Giessen and Marburg Lung Center (UGMLC) federführend beteiligt ist, wird im Juni 2011 an den Start gehen. Das hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am 15. April 2011 bekannt gegeben. "Wir freuen uns sehr über diese Entscheidung des BMBF", sagte JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. "Sie ist eine Bestätigung für die herausragende Bedeutung des Medizinstandortes Mittelhessen."

Die besondere Bedeutung der Gießener Universitätsmedizin zeigt sich darin, dass die wissenschaftliche Gesamtkoordination des gesamten DZL bei der Leitung des UGMLC am Partnerstandort Gießen liegt. Das UGMLC wird geleitet von Prof. Dr. Werner Seeger, Prof. Dr. Dr. Friedrich Grimminger und Prof. Dr. Harald Renz. "Mit dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung wird die deutsche Expertise im Bereich der pneumologischen Forschung und Klinik gebündelt", so Seeger. "Das gibt uns die Möglichkeit, schnell neue Ansätze gegen Lungenerkrankungen zu entwickeln, um so das Leid der Patienten künftig besser lindern zu können."

Lungenerkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Zurzeit existieren noch immer kaum effektive Therapiemöglichkeiten für die meisten chronischen Lungenerkrankungen. Damit Lungenerkrankungen erfolgreicher behandelt werden können, werden im DZL die besten pneumologischen Forschungseinrichtungen zusammengeführt. Die grundlagen-, krankheits- und patientenorientierte Forschung soll zentrumsbezogen koordiniert und auf internationalem Spitzenniveau durchgeführt werden, damit die Translation grundlegender wissenschaftlicher Erkenntnisse in neue klinische Konzepte zur Verbesserung der Patientenversorgung möglichst effektiv gelingt.

Bei der Gießener Beteiligung am DZL handelt sich um einen gemeinsamen Antrag des "UGMLC - Universities of Giessen and Marburg Lung Center" der JLU, der Philipps-Universität Marburg und des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim. Standorte des DZL sind neben Gießen und Marburg die Städte München, Heidelberg, Hannover und Borstel/Lübeck.

Das DZL ist nicht das einzige Deutsche Zentrum der Gesundheitsforschung, an dem die JLU eine wichtige Rolle spielt: Die Universität Gießen ist auch Partnerstandort beim Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZI) - gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg und weiteren Partnern. Wissenschaftler der JLU sind zudem am Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) beteiligt.

Kontakt:
Prof. Dr. Werner Seeger
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Klinikstraße 36, 35392 Gießen
E-Mail: Werner.Seeger@innere.med.uni-giessen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Caroline Link, 18.04.2011


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Paul-Ehrlich-Institut / Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel - 18.04.2011

Paul-Ehrlich-Institut - Partner im neuen Deutschen Zentrum für Infektionsforschung

Das Paul-Ehrlich-Institut wird gemeinsam mit der Universität Gießen, der Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen einen der sieben Partnerstandorte des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) bilden. Das DZIF ist eines der neuen Zentren für Gesundheitsforschung, deren Ziel es ist, Spitzenforschung in Deutschland zu bündeln und die Schnittstelle zwischen präklinischer Forschung und klinischer Entwicklung zu stärken. So sollen neue Forschungsergebnisse schneller in der klinischen Praxis und damit beim Patienten ankommen. Die Erforschung neuer "Impfstoffplattformen" und regulatorische Forschung stehen dabei im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten des PEI.

"Wir freuen uns, im Verbund mit anderen Spitzenforschungseinrichtungen an neuen Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten arbeiten zu können", betont Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).

Infektionskrankheiten gar nicht erst zum Zug kommen zu lassen, sondern die Erreger genau zu untersuchen und an innovativen Impfstrategien zu ihrer Bekämpfung mitzuarbeiten, haben sich die Forscher des Instituts zur Aufgabe gemacht. Hier weisen die Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts eine besondere Expertise auf - resultierend aus der Kombination von Forschungs- und Zulassungskompetenz. So erforschen sie u.a. experimentell Erreger-Wirtsbeziehungen und deren Pathomechanismen. Seine Erfahrungen aus der regulatorischen Begleitung der Arzneimittelentwicklung nutzt das Paul-Ehrlich-Institut, um optimale Strategien und Prinzipien für die zügige Entwicklung und Zulassung von biomedizinischen Arzneimitteln zu erforschen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bmbf.bund.de/press/3080.php
(Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung)
http://www.helmholtz-hzi.de/de/presse_und_oeffentlichkeit/pressemitteilungen/ansicht/article/complete/krankheitserreger_studieren_und_bekaempfen_gemeinsam_und_deutschlandweit-1/
(Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung)
(Standort der gemeinsamen DZIF-Geschäftsstelle)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution430

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut / Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel
Dr. Susanne Stöcker, 18.04.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2011