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MELDUNG/333: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 28.04.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Stammzelltransplantation: bessere Überlebenschancen mit Qualitätsmanagementsystem
→  Universität Tübingen wird Partnerstandort bei zwei weiteren Zentren der Gesundheitsforschung
→  Herz- und Diabeteszentrum NRW investiert 1. Mio. Euro in moderne Angiologie


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Universität Basel - 27.04.2011

Stammzelltransplantation - bessere Überlebenschancen mit Qualitätsmanagementsystem

Mit der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems verbessert sich das Überleben von Patienten nach Stammzelltransplantationen merklich. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Universität Basel zusammen mit Kollegen der Europäischen Gruppe für Stammzelltransplantation. Ihre Forschungsergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazin "Journal of Clinical Oncology" veröffentlicht.

Komplexe industrielle Prozesse sind heute ohne integrierte Qualitätsmanagementsysteme (QMS) undenkbar. Mit diesen werden Verantwortlichkeiten, Abläufe und Prozesse für alle verbindlich festgehalten, Abweichungen werden protokolliert und alle Systemeinheiten werden regelmässig auf Verbesserungen überprüft. In der Medizin ist die Fokussierung auf die Qualität ebenfalls anerkannt, doch verbindliche Qualitätsmanagementsysteme stiessen bisher häufig auf Ablehnung, da der Beweis eines Nutzens fehlte.

Die Transplantation blutbildender Stammzellen ist eine etablierte und erfolgreiche medizinische Behandlungsart. Sie ist komplex und immer noch mit einem substantiellen Risiko der Morbidität und Mortalität verbunden. Forschende des Kompetenzzentrums für Stammzelltransplantationen der Universität Basel ("Basel Stem Cell Network") konnten im Rahmen eines Projekts zur Erarbeitung eines verbindlichen QMS in Europa und Nordamerika zusammen mit Kollegen der Europäischen Gruppe für Stammzelltransplantation in einer gemeinsamen Analyse von mehr als 100.000 Transplantationen zeigen, dass sich mit der Einführung eines QMS in Europa die Überlebenschancen der Patienten in akkreditierten Zentren um 10-15 % verbessern. Die Daten belegen erstmals die positive Wirkung von QMS auf die Gesundheit von Patienten in der klinischen Medizin. Sie dürften modellartig auch für andere komplexe Verfahren in der Medizin gelten und dazu beitragen, dass in absehbarer Zeit auch in der Medizin das Arbeiten nach einem QMS zum Standard wird.

Basel Stem Cell Network

Stammzellenforschung ist einer der Schwerpunkte der Universität Basel. Im neu 2009 etablierten universitären Kompetenzzentrum "Basel Stem Cell Network" suchen Grundlagenforschende, Pharmaindustrie, Medizinerinnen, Juristen und Ethiker gemeinsam nach Antworten auf Fragen in diesem faszinierenden Forschungsgebiet, das von vielen als "Regenerative Medizin" und als die vielversprechendste Therapieform des 21. Jahrhunderts betrachtet wird.

Weitere Auskünfte
Prof. Dr. Alois A. Gratwohl
Universität Basel
Dekanat der Medizinischen Fakultät
Klingelbergstrasse 61, 4056 Basel
Departement für Innere Medizin, Abt. Hämatologie
Kantonsspital
Petersgraben 4, 4031 Basel
E-Mail alois.gratwohl@unibas.ch

Originalbeitrag
Gratwohl A, Brand R, Niederwieser D, Baldomero H, Chabannon C, Cornelissen J, de Witte T, Ljungman P, McDonald F, McGrath E, Passweg J, Peters C, Rocha V, Slaper-Cortenbach I, Sureda A, Tichelli A, Apperley J.
Introduction of a Quality Management System and Outcome After Hematopoietic Stem-Cell Transplantation.
J Clin Oncol. 2011 Apr 11. [Epub ahead of print]

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution74

Quelle: Universität Basel, lic. phil. Hans Syfrig Fongione, 07.04.2011


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Eberhard Karls Universität Tübingen - 27.04.2011

Universität Tübingen wird Partnerstandort bei zwei weiteren Zentren der Gesundheitsforschung

Ausbau von Infektiologie und Onkologie für bundesweite Vernetzung

In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschriebenen Wettbewerb für Partnerstandorte der Gesundheitszentren der Helmholtz-Gemeinschaft haben sich zwei weitere Anträge von Universität und Universitätsklinikum Tübingen erfolgreich durchgesetzt: Infektiologie und Onkologie treten neben die bereits 2009 als Partnerstandort bewilligten Bereiche Diabetesforschung und Neurodegenerative Erkrankungen.

"Dieser Erfolg nach einer sehr kompetitiven Begutachtung durch ein international besetztes Gutachtergremium wird das Profil der sehr erfolgreichen Tübinger Lebenswissenschaften weiter schärfen und die internationale Sichtbarkeit des Standortes Tübingen deutlich steigern", kommentierte Universitätsrektor Bernd Engler das Ergebnis des Wettbewerbs.

Ziel der neuen Gesundheitszentren zu Volkskrankheiten ist es, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung rasch in klinische Anwendungen zu überführen. Dadurch sollen Früherkennung und Vorbeugung von Krankheiten entscheidend verbessert sowie gezielte Therapieformen entwickelt werden. Dies soll insbesondere durch die Zusammenarbeit universitärer Forschung mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen erreicht werden.

Im neuen Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) ist Tübingen, neben sechs weiteren Standorten und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, mit dem neuen Comprehensive Infectious Disease Research Center (CIDRE) vertreten. An diesem übergreifenden Zentrum zur Erforschung von Infektionskrankheiten sind Arbeitsgruppen der Universität Tübingen, des Universitätsklinikums Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen beteiligt. Mitwirken werden die Bereiche Immunologie, Mikrobiologie und Infektionsmedizin, medizinische Virologie, Kinderheilkunde, Tropenmedizin, Dermatologie, Klinische Pharmakologie, Pathologie, Biochemie, Pharmazeutische Biologie sowie Bioinformatik. Die Forscher haben sich zusammengeschlossen, um Forschungsergebnisse schneller in die klinische Anwendung umsetzen zu können und somit Patienten durch die Entwicklung neuer diagnostischer Methoden, Therapien und Präventionsmaßnahmen effektiver helfen zu können. "Die Universität Tübingen wird zur Verstärkung der translationalen Infektionsforschung ein in Deutschland einzigartiges Zentrum für Infektionsforschung (CIDRE) einrichten und eine Professur für Klinische Infektiologie in der Medizinischen Klinik neu schaffen", sagt Prof. Dr. Ingo Autenrieth, der Koordinator des Zentrums.
Forschungsschwerpunkte, an denen die Tübinger Forscher im DZIF hauptsächlich beteiligt sein werden, sind Infektionen durch Staphylokokken, die vor allem durch das immer häufigere Auftreten von Antibiotikaresistenzen ein Problem darstellen, Infektionen und Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, Malaria, chronische virale Infektionen und die Entwicklung neuer Wirkstoffe und Präventionsmaßnahmen und Impfungen gegen Infektionskrankheiten.

Im Deutschen Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK) wird sich die Universität Tübingen unter Federführung des Südwestdeutschen Tumorzentrums Tübingen mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und sechs weiteren universitären Standorten vernetzen. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, wichtige Fragestellungen der modernen Onkologie gemeinsam zu bearbeiten und Forschungsergebnisse rasch aus dem Labor in den klinischen Alltag zu überführen. "Tübingen wird sich hierbei besonders durch vielversprechende innovative klinische Studien in der Immuntherapie von Krebserkrankungen beteiligen", erläutert Prof. Klaus Schulze-Osthoff, Tübinger Koordinator des neuen Zentrums. Das neue GMP (Good Manufacturing Practice)-Zentrum des Universitätsklinikums bietet hierfür ideale Voraussetzungen und erlaubt erstmalig die Produktion patientenindividueller Impfstoffe und Antikörper für klinische Studien in der Krebstherapie.

Weitere Schwerpunkte der translationalen Krebsforschung bestehen auf den Gebieten Signalwege der Krebsentstehung, Molekulare Diagnostik, Stammzellen und Krebs, Bildgebung und Strahlentherapie, Therapieresistenz sowie Krebsvorbeugung und Früherkennung. Beteiligt sind die Bereiche Immunologie, Biochemie, Onkologie, Chirurgie, Kinderheilkunde, Frauenheilkunde, Radiologie und Radioonkologie, Urologie, Pathologie, medizinische Genetik, Klinische Pharmakologie sowie Zellbiologie.

Die wissenschaftlichen Gesamtkonzepte der ausgewählten Partnerstandorte wurden in den vergangenen Monaten durch international besetzte Expertengremien begutachtet. Bewertet wurden unter anderem die langfristige Vision und das geplante Leitbild des jeweiligen Zentrums, die wissenschaftliche Exzellenz des Konzepts, der Innovationsgehalt der gemeinsamen Forschungsaktivitäten, die Integration von Grundlagen- und klinischer Forschung sowie die Management-Strukturen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution81

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 27.04.2011


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Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen - 27.04.2011

Herz- und Diabeteszentrum NRW investiert 1. Mio. Euro in moderne Angiologie

Spezielle Diagnostik- und Therapie-Einrichtung für Gefäßerkrankungen des Universitätsklinikums bietet besonders schonende Verfahren für Herz- und Diabetespatienten an.

Eine mit modernster Medizintechnik ausgestattete neue Diagnose- und Behandlungseinheit für Gefäßerkrankungen (Angiologie) hat jetzt in der Kardiologischen Klinik des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Horstkotte ihren Betrieb aufgenommen. Die neue Bildgebung macht nicht nur eine genaue 3D-Ganzkörper-Darstellung aller Gefäße möglich, sondern erlaubt aufgrund einer integrierten Ultraschall- und Computertomographietechnik auch eine wesentlich schnellere und besonders schonende Diagnose und Therapie. Dies gilt für alle schon bislang im HDZ NRW durchgeführten komplexen Gefäßeingriffe, z.B. an der Körperschlagader oder Gefäßwand-Eröffnungen an den Unterschenkeln zur Vermeidung von Amputationen. Eine diagnostische Untersuchung mit dem Herzkatheter wird dadurch in vielen Fällen nicht mehr notwendig. Rund eine Million Euro hat das Herz- und Diabeteszentrum in die neue angiologische Behandlungseinheit investiert. "Wir setzen damit unsere Ausrichtung auf besonders schonende, den Patienten wenig belastende Verfahren der Spitzenmedizin konsequent fort", betont Geschäftsführer Wilhelm Hecker.

Schonendere Untersuchungen von Arteriosklerosepatienten möglich 4,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Störung der arteriellen Durchblutung, die als arterielle Verschlusskrankheit (AVK) oder umgangssprachlich "Schaufensterkrankheit" bezeichnet wird. Diesen Patienten kommt die neue Angiologie-Diagnose-Einheit zugute, denn die neue Ausstattung im HDZ NRW erspart dem Patienten bisher übliche zusätzliche Eingriffe. Außerdem macht sie zeitgleiche Kombinationseingriffe an den Herzkranz-, Arm- und Beingefäßen oder der Halsschlagader möglich. Die Belastung durch Kontrastmittel und Röntgenstrahlung bleibt dadurch sehr gering.

"Außerdem können wir sämtliche Gefäße von Kopf bis Fuß abbilden und eingreifen, ohne den Patienten zu verlagern", ergänzt Oberarzt Dr. Siegfried Eckert, der die Patienten im HDZ NRW als zuständiger Angiologe und Diabetologe betreut und verweist auf die spezielle deckenhängende Röntgenanlage. Der Patient kann auf dem Untersuchungstisch liegend durch den Strahlengang gefahren werden. Auf einem 8.000 Pixel großen Monitor können bis zu zwölf Bildquellen incl. 3D-Bildgebung, die Ergebnisse des integrierten Ultraschalls sowie der Kernspin- und Computertomographien gleichzeitig abgebildet werden. Dies erlaubt gerade bei schwierigeren Fällen eine sehr sichere Diagnostik und Therapie bei geringerer Anzahl von notwendigen Gesamtaufnahmen.

Arteriosklerose:
Besonders Diabetiker sind betroffen Rund ein Drittel aller Arteriosklerosepatienten sind Diabetiker. Da die verschlossenen Arterien in den Beinen oder anderen Körperregionen nicht ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden, leiden die Betroffenen unter Schmerzen, Muskelschwäche sowie kalter und blasser Haut. Bei fortschreitender Krankheit kann die Gefäßverkalkung alle Arterien des Körpers betreffen. Hauptrisikofaktoren für die Entstehung der Arteriosklerose sind Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen.

"Oft sind nicht nur die Arterien der Beine verengt, sondern gleichzeitig die herz- und hirnversorgenden Schlagadern", erläutert Dr. Eckert. Dadurch ist die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, um ein Vielfaches erhöht. Eine Blutdruckmessung an den Fußknöcheln und Armen liefert erste Aussagen darüber, welche Gefäße betroffen sind. Die anschließende Angiographie gibt dann genaue Auskunft über den Grad der Gefäßverengung und erlaubt eine unmittelbar daran anschließende Therapie, indem das Gefäß entweder aufgedehnt wird (perkutane transluminale Angioplastie - PTA) oder zusätzlich eine Gefäßprothese (Stent) eingesetzt werden kann. Sehr stark verkalkte Arterien werden im gleichen Arbeitsschritt von den erfahrenen Spezialisten des HDZ NRW punktgenau mittels Laserkatheter oder anderen Verfahren wieder eröffnet. Spezielle Gefäß-Verschlusssysteme reduzieren die Liegezeiten der Patienten und ermöglichen die direkte Nachbetreuung der Patienten auf den Stationen der Kardiologischen Klinik und des Diabeteszentrums. "Jedes Jahr können wir so bei nicht wenigen Diabetikern die Amputation von Gliedmaßen vermeiden", so Prof. Horstkotte.

Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Anna Reiss Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen
E-Mail: info@hdz-nrw.de
www.hdz-nrw.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hdz-nrw.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
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Modernste Medizintechnik zum Wohle der Patienten: Prof. Dr. Dieter Horstkotte (links), Direktor der Klinik für Kardiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen und Oberarzt Dr. Siegfried Eckert, Angiologe und Diabetologe am HDZ NRW an der neuen Diagnose- und Behandlungseinheit.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1268

Quelle: Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen, Anna Reiss, 27.04.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2011