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MELDUNG/340: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 11.05.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Charité stellt sich dem Qualitätswettbewerb
→  Experte warnte vor Gefahr durch mikrobielle Infektionserreger
→  Medizinische Hochschule Hannover veröffentlicht zum zweiten Mal IQM-Qualitätsergebnisse
→  Ein besseres Verständnis für die Entstehung von Blutkrebs

Raute

Charité-Universitätsmedizin Berlin - 10.05.2011

Charité stellt sich dem Qualitätswettbewerb

IQM-Zahlen zeigen Licht und Schatten bei 48 Krankheitsbildern

Die Charité - Universitätsmedizin Berlin veröffentlicht zum zweiten Mal unter der Webadresse http://qualitaetsmanagement.charite.de ihre Qualitätsergebnisse für 48 wichtige Krankheitsbilder und Behandlungsverfahren. Ziel ist, durch aktives Qualitätsmanagement Behandlungsprozesse zu verbessern und Komplikationsraten zu verringern. "Die Werte für 2010 belegen unsere Stärken, zeigen aber auch, in welchen Bereichen Optimierungspotenzial besteht", erklärte Prof. Ulrich Frei, der Ärztliche Direktor der Charité, auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Bereits im Jahr 2008 ist die Charité freiwillig der trägerübergreifenden "Initiative Qualitätsmedizin" (IQM) beigetreten. In diesem Rahmen veröffentlichen ab heute 132 Mitgliedskliniken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Qualitäts-Kennzahlen in einer einheitlichen Datenauswertung. Hier lässt sich ablesen, wie erfolgreich die Charité Patienten bei wichtigen Krankheiten, etwa bei einem Schlaganfall oder bei einem Herzinfarkt, behandelt. "Die Charité hat sich beispielsweise in der Behandlung von Herzinfarkten weiter verbessert", erläuterte Prof. Frei. "Die Sterblichkeitsrate liegt mit 7,81 Prozent deutlich unter dem Durchschnittswert aller IQM-Mitgliedskliniken von 8,99 Prozent.

Die IQM-Zahlen weisen auch auf die große Erfahrung der Charité in der Behandlung von Schenkelhalsfrakturen hin. Diese schwere Verletzung ziehen sich ältere Menschen häufig bei Stürzen zu. In der Altersgruppe zwischen 60 und 90 Jahren ist hier die Sterberate an der Charité geringer als der statistische Erwartungswert. Mit insgesamt 4,73 Prozent Todesfällen unterschreitet das Universitätsklinikum den Bundesdurchschnitt, der bei 5,2 Prozent liegt.

Verbesserungsbedarf sieht Prof. Frei dagegen bei der Behandlung von Schlaganfällen. Hier sind im vergangenen Jahr 9,75 Prozent der Patientinnen und Patienten verstorben. Die IQM-Mitgliedskliniken schnitten mit 9,58 Prozent besser ab. "Wir werden in diesem Jahr eine Fallkonferenz zum Schlaganfall durchführen, um zu prüfen, an welcher Stelle wir unsere Abläufe weiter optimieren können", betonte Prof. Frei. "Die IQM-Auswertung gibt uns hier sehr wichtige Hinweise."

Kontakt:
PD Dr. Ortrud Vargas Hein
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Leitung zentrales Qualitätsmanagement der Charité
ortrud.vargas[at]charite.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://qualitaetsmanagement.charite.de
(Ergebnisse der Charité)
http://www.initiative-qualitaetsmedizin.de
(Initiative Qualitätsmedizin)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution318

Quelle: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Dr. Julia Biederlack, 10.05.2011


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Hochschule Harz, Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH) - 09.05.2011

Experte warnte vor Gefahr durch mikrobielle Infektionserreger

Am Dienstag, dem 3. Mai 2011, beschäftigte sich die beliebte Vorlesungsreihe GenerationenHochschule im AudiMax auf dem Wernigeröder Campus mit dem brisanten Thema "Die mikrobiellen Infektionserreger und wir - wer wird das letzte Wort haben?". Mit dem Leiter des Bereiches Wernigerode des Robert Koch-Instituts, Prof. Dr. Wolfgang Witte, bekamen die über 200 Teilnehmer einen erstklassigen Fachmann zu Gesicht.

Begrüßt wurden die Besucher vom Prorektor für Forschung und Wissenstransfer der Hochschule Harz, Prof. Dr. Frieder Stolzenburg, der dem gespannten Publikum den kompetenten Institutsleiter Witte vorstellte. Dieser nahm seine Zuhörer einleitend mit zu einem Ausflug in die Zivilisationsgeschichte und gab einen packenden Überblick über die größten zurückliegenden Infektionskrankheiten wie Pest und Syphilis. Durch die Entdeckung der Antibiotika verloren diese zunächst ihren Schrecken, allerdings "hatten die Wirte die Rechnung ohne die Gäste gemacht", so der Experte, "die Erreger lernten sich zu wehren, indem sie Mehrfachresistenzen entwickelten". Schuld daran seien unter anderem Mutationen, welche durch gewisse Umweltfaktoren begünstigt werden. So könnten beispielsweise auch Antibiotika die Resistenzentwicklung fördern, da sie den Selektionsdruck verstärken.

Im zweiten Teil der Vorlesung ging Prof. Dr. Wolfgang Witte insbesondere auf den Anstieg von Infektionen durch MRSA in Krankenhäusern ein. "In den vergangenen Jahren wurden die Krankenhäuser zunehmend auf Profit getrimmt, doch dabei wurde etwas Wichtiges vergessen: Hygiene", meinte der Dozent und besprach anschließend mögliche Vorbeugungsmaßnahmen. Dazu zählten neben obligatorischer Hygiene ein sorgsamerer Umgang mit hochwirksamen Antibiotika, um den Selektionsdruck zu vermeiden sowie die Nutzung der Standardimpfungen. Darüber hinaus müssten verstärkt in die Antibiotikaforschung investiert und Richtlinien in Krankenhäusern erhöht werden, um MRSA-Infektionen einzudämmen. "Letztendlich gleicht unser Kampf gegen die Erreger dem des Herkules gegen die Hydra: ein ständig währendes Bemühen", schloss Witte seinen Vortrag.

Die nächste GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 7. Juni 2011, zwischen 17 und 19 Uhr im AudiMax auf dem Wernigeröder Campus statt. Prof. Dr. (em.) Michael F. Jischa wird über die Thematik "Klimawandel und Energiewende" diskutieren. Anmeldungen für diese Veranstaltung sind online unter www.generationenhochschule.de möglich. Hier sind ebenfalls das gesamte Veranstaltungsprogramm sowie fotografische Impressionen abrufbar.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.generationenhochschule.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution572

Quelle: Hochschule Harz, Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH), Andreas Schneider, 09.05.2011


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Medizinische Hochschule Hannover - 09.05.2011

MHH setzt Qualitätsoffensive fort

Hochschule veröffentlicht zum zweiten Mal IQM-Qualitätsergebnisse

Vor drei Jahren hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) die landesweite Initiative Qualitätsmedizin (IQM) mit begründet - nun sind die Qualitätsergebnisse aus dem Jahr 2010 abrufbar. Unter der Webadresse www.mh-hannover.de/iqm.html lässt sich ablesen, wie erfolgreich die Hochschule Patienten bei ausgewählten Krankheiten behandelt. Die Ergebnisse stammen aus der IQM-Datenauswertung von 132 Kliniken in Deutschland und der Schweiz, die der Initiative angehören. Die MHH ist die einzige Klinik in der Region Hannover, die sich an der Initiative beteiligt. "Die Universitätskliniken wollen als Keimzellen der Spitzenmedizin ihre Qualität natürlich kontinuierlich verbessern", betont Dr. Andreas Tecklenburg, als Vizepräsident der MHH zuständig für das Ressort Krankenversorgung, "daher beteiligen wir uns auch zum Wohle unserer Patienten an dieser trägerübergreifenden Initiative. Wir sind Vorreiter bei der aktiven Qualitätsverbesserung." Die Qualitätsdaten der MHH werden dabei mit Durchschnittswerten aller IQM-Kliniken verglichen. Die Werte belegen, dass die MHH zu den führenden Kliniken in Deutschland zählt. "Die Zahlen zeigen unsere Stärken, helfen aber auch zu erkennen, was wir noch besser machen können", erläutert Dr. Tecklenburg.

Insgesamt werden von der IQM 183 Qualitätskennzahlen für 48 Krankheitsbilder und Behandlungsverfahren erfasst. Neben der Anzahl der jeweils behandelten Patienten werden auch die bei der Therapie Verstorbenen aufgeführt. Ob beim Herzinfarkt, Schlaganfall oder Hirninfarkt - die MHH bleibt in den Kategorien unter dem Durchschnittswert aller IQM-Kliniken. "Das ist umso bemerkenswerter und zeigt unsere Qualität, da wir als universitäre Klinik die besonders schwer kranken Patienten überwiesen bekommen", sagt Dr. Tecklenburg. Und genau da setzt auch ein Kritikpunkt der MHH an der Initiative an: Die Ergebnisse können ohne eignes Zutun schlechter aussehen, weil eine Klinik die kränkeren Patienten behandelt.

Die trägerübergreifende Initiative Qualitätsmedizin mit Sitz in Berlin ist offen für alle Krankenhäuser aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Vorhandenes Verbesserungspotenzial in der Medizin sichtbar zu machen und zum Wohle der Patienten durch aktives Fehlermanagement zu heben, ist das Ziel von IQM. Dafür stellt IQM den medizinischen Fachexperten aus den teilnehmenden Krankenhäusern innovative und anwenderfreundliche Instrumente zur Verfügung. Die Mitglieder der Initiative verpflichten sich, drei Grundsätze anzuwenden: Qualitätsmessung mit Routinedaten, Veröffentlichung der Ergebnisse und die Durchführung von so genannten Peer Review-Verfahren. In derzeit 132 Krankenhäusern aus Deutschland und der Schweiz versorgen die IQM-Mitglieder jährlich rund 2,25 Millionen Patienten stationär. In Deutschland liegt ihr Anteil an der stationären Versorgung bei mehr als elf Prozent.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mh-hannover.de/iqm.html
(die Zahlen der MHH)
http://www.initiative-qualitaetsmedizin.de
(mehr zur Systematik)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 09.05.2011


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Universitätsklinikum Freiburg - 10.05.2011

Ein besseres Verständnis für die Entstehung von Blutkrebs

Epigenetische Krebsforschung: Renommierte internationale und nationale Expertinnen und Experten am Wochenende in Freiburg

Am kommenden Freitag, den 13. Mai, findet das 1. Symposium des
DFG-geförderten bundesweiten Schwerpunktprogramms zum
Forschungsthema "Epigenetik bei myeloischen Leukämien und Präleukämien" in Freiburg statt.

Epigenetik ist eines der wichtigsten Forschungsgebiete unserer Zeit. "Das Zeitalter der Epigenetik hat begonnen", verkündete das US-amerikanische TIME-Magazine im vorigen Jahr. "Die epigenetische Forschung hat gerade in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erfahren und schickt sich nun sogar an, die Ära der Genomforschung abzulösen", sagt Professor Michael Lübbert vom Universitätsklinikum Freiburg.

Der Freiburger Hämato-Onkologe untersucht Veränderungen bei Leukämien und koordiniert gemeinsam mit seinem Heidelberger Kollegen Professor Christoph Plass vom Deutschen Krebsforschungszentrum ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), das die Rolle von Epigenetik bei der Bildung von Blutzellen und bei der Entstehung von Blutkrebs untersucht und im Jahr 2010 seine Arbeit aufgenommen hat.

Am Freitag und Samstag dieser Woche findet das 1. Symposium des DFG-geförderten Schwerpunktprogramms zum Forschungsthema "Epigenetik bei myeloischen Leukämien und Präleukämien" in Freiburg statt. "Wir freuen uns, führende Experten auf diesem Gebiet begrüßen zu können", sagt Professor Lübbert. 18 an dem Programm beteiligte Arbeitsgruppen aus ganz Deutschland werden ihre Projekte vorstellen. Außerdem referieren renommierte internationale und deutsche Epigenetikforscherinnen und - forscher.

Epigenetische Steuerungsmechanismen spielen bei allen Vorgängen in menschlichen, tierischen und pflanzlichen Organismen eine entscheidende Rolle. "Sie ermöglichen aufgrund der dynamischen Struktur von enzymatisch am DNA-Strang angehefteten Veränderungen eine enorme Anpassungsfähigkeit aller Zellen", erklärt Professor Lübbert: "Auch in der Krebsentstehung spielen epigenetische Veränderungen wahrscheinlich eine mindestens so große Rolle wie Genmutationen. Sie können aber im Gegensatz zu den nicht korrigierbaren Gendefekten durch Medikamente angegriffen oder rückgängig gemacht werden."

Denn die epigenetischen Strukturen wirken ähnlich wie Schalter, die je nach Zellart unterschiedliche Gene aktivieren. Wird eine Zelle falsch programmiert, so kann diese "aus dem Ruder laufen" und zum Beispiel eine Krebserkrankung verursachen. Der DFG-Forschungsverbund, der von Freiburg und Heidelberg aus koordiniert wird, hat sich zur Aufgabe gesetzt, genau jene epigenetischen Mechanismen besser zu verstehen, die der normalen Blutbildung und deren Störung bei myeloischen Leukämien und deren Vorstufen, den Präleukämien, zugrunde liegen.

Die von der DFG geförderten Forschungsverbünde geben als "Schwerpunktprogramm" (SPP) Experten aus ganz Deutschland die Möglichkeit, sich zur gemeinsamen Bearbeitung eines Forschungsgebiets zusammen zu schließen. Da bei der Erforschung der myeloischen Leukämien und Präleukämien eine verbesserte Diagnostik und Behandlung der häufig älteren Patienten mit diesen bösartigen Erkrankungen das langfristige Ziel ist, ist es besonders erfreulich, daß ein Drittel der bundesweit von der DFG finanziell geförderten Forschergruppen von klinisch tätigen Ärzten mit eigenen Forschungsprogrammen geleitet werden.

Die myeloische Leukämie und deren Vorstufe, die Präleukämie (Myelodysplastisches Syndrom, MDS) stellen Modellkrankheiten dar, da Medikamente, die seit langem im Forschungslabor zur Beeinflussung epigenetischer Steuerung verwendet werden, den Weg in die Leukämietherapie vor wenigen Jahren geschafft haben. So ist ein gemeinsames Ziel des Schwerpunktprogramms, die epigenetischen Störungen bei diesen Leukämieformen besser zu verstehen und diese Gruppe von Medikamenten sowie neue, noch nicht am Menschen getestete Substanzen weiterzuentwickeln.

"Ein weiterer großer Fortschritt, der die Möglichkeiten der epigenetischen Forschung massiv erweitert hat, ist die erst seit wenigen Jahren bestehende technische Möglichkeit, globale Veränderungen im Bereich der epigenetischen und genetischen Codes von Zellen mithilfe von Hochdurchsatzsequenzier-Technologien zu erschließen", erklärt Michael Lübbert. Daher ist ein weiteres Ziel des Konsortiums die gemeinsame umfassende Kartierung von globalen epigenetischen Veränderungen in den bösartigen Zellen. Schließlich verspricht sich die Gruppe ein besseres Verständnis für die normale Programmierung von Blutstammzellen.


Kontakt:
Prof. Dr. med. Michael Lübbert
Abteilung Hämatologie / Onkologie
Medizinische Universitätsklinik
E-Mail: michael.luebbert@uniklinik-freiburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Carin Lehmann, 10.05.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2011