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MELDUNG/344: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.05.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neue Arbeitsgruppe "Netzhautforschung und Optogenetik" an der Uni Würzburg
→  Uni Greifswald: Neues Ausbildungsprojekt "Überbrückungsjahr für Abiturienten"
→  Universität Duisburg-Essen:
      Neues Graduiertenkolleg in der biomedizinischen Strahlenforschung


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Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 17.05.2011

Neue Arbeitsgruppe - Netzhautforschung und Optogenetik

Blinden Menschen das Augenlicht zurückgeben: Auf dieses große Zukunftsziel arbeitet Jens Dübel (38) hin. Der Biologe ist seit April 2011 neu am Institut für Klinische Neurobiologie der Universität Würzburg, wo er eine Arbeitsgruppe für Netzhautforschung und Optogenetik aufbaut.

Ein wichtiges Anwendungsgebiet der Optogenetik ist die gentherapeutische Behandlung von Netzhauterkrankungen. Auf diesem Feld kann Jens Dübel Erfolge vorweisen - am Tiermodell und in Zellkulturen. Publiziert hat er die Ergebnisse gemeinsam mit Forscherkollegen im Juli 2010 im renommierten Fachjournal "Science", noch in seiner Zeit am Friedrich-Miescher-Institut in Basel in der Arbeitsgruppe von Botond Roska.

Vorgestellt wurde eine erfolgreiche Gentherapie bei Mäusen, die der Forschung als Modell für die Augenkrankheit Retinitis pigmentosa dienen. An dieser Erkrankung leiden weltweit mehr als zwei Millionen Menschen; allein in Deutschland gibt es 30.000 bis 40.000 Betroffene. Die Ursachen für diese Erbkrankheit sind vielfältig, doch das Leiden verläuft bei den meisten Patienten ähnlich.

In einer ersten Phase sterben im Auge die hoch empfindlichen Stäbchenzellen ab, die das Sehen bei schwacher Beleuchtung ermöglichen. Die so genannten Zapfen, die für das Sehen bei Tageslicht und für das Farbsehen verantwortlich sind, bleiben länger erhalten, verlieren aber zunehmend ihre Lichtempfindlichkeit. Dadurch lässt die Sehkraft der Patienten immer weiter nach, oft bis zur vollständigen Erblindung. Eine Heilung der Krankheit ist bislang nicht möglich.

Ionenpumpe für die Gentherapie

Der Forschungsgruppe des Friedrich-Miescher-Instituts ist es mit einer Gentherapie am Mausmodell gelungen, beschädigte Zapfen wieder zu aktivieren. Die Wissenschaftler nahmen ein Gen für eine lichtempfindliche Ionenpumpe (Halorhodopsin) aus einem Bakterium und schleusten es in die Zapfen blinder Mäuse ein. Danach reagierten diese Zellen wieder auf Licht und leiteten Signale an die Nervenzellen in der Netzhaut weiter.

"Unsere Messungen ergaben, dass durch die Gentherapie auch komplexe Funktionen der visuellen Informationsverarbeitung in der Netzhaut wieder aktiviert wurden, beispielsweise die Wahrnehmung von Kontrasten und gerichteten Bewegungen", sagt Jens Dübel. Verhaltensexperimente hätten außerdem gezeigt, dass die Mäuse wieder einfache Aufgaben bewältigen konnten, für die sie ihre Sehfähigkeit benötigen.

Methode funktioniert auch in Netzhaut des Menschen

Lässt sich die Methode auch bei der Netzhaut des Menschen anwenden? Das haben die Forscher aus Basel in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Institut de la Vision in Paris getestet: In ersten Experimenten an Zellkulturen aus lichtunempfindlichen Netzhäuten gelang es tatsächlich, die bakterielle Ionenpumpe zu aktivieren. Die behandelten Zellen reagierten danach wieder auf Licht.

Jens Dübel ist überzeugt, dass die Gentherapie bei Augenkrankheiten Zukunft hat: In den USA sei mit einer ähnlichen Methode bei Patienten, die an der erblichen Augenkrankheit LCA leiden (Leber's congenital amaurosis), bereits eine deutliche Verbesserung der Sehfähigkeit erzielt worden.

"Die Kollegen in den USA verwenden für ihre erfolgreiche Gentherapie den gleichen Vektor wie wir", sagt Dübel. Mit Vektor meint er eine Art Taxi, das die "heilenden" Gene in die "kranken" Zellen transportiert - in diesem Fall ist das Taxi ein adeno-assoziiertes Virus. "Es konnten bisher keinerlei krankheitserregende Eigenschaften, nachgewiesen werden, und rund 80 Prozent der Menschen tragen es ohnehin schon in sich", so der Forscher.

Kontakt:
Dr. Jens Dübel
Institut für Klinische Neurobiologie
Universität Würzburg
Duebel_J@klinik.uni-wuerzburg.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image142200
Jens Dübel baut an der Uni Würzburg eine Arbeitsgruppe für Netzhautforschung und Optogenetik auf.

Zur Person von Jens Dübel
Jens Dübel, geboren 1972 in Hanau, hat in Darmstadt und Marburg Biologie studiert. Seine Doktorarbeit fertigte er in der Abteilung Biomedizinische Optik des Max-Planck-Instituts für Medizinische Forschung in Heidelberg an. Als Postdoc ging Jens Dübel in die Arbeitsgruppe Netzhautforschung unter der Leitung von Botond Roska am Friedrich-Miescher-Institut für Biomedizinische Forschung in Basel. Von dort wechselte er zum April 2011 an die Universität Würzburg. Hier wird er eine eigene Forschungsgruppe aufbauen, um unter anderem optogenetische Methoden zur Netzhauttherapie weiterzuentwickeln.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution99

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 17.05.2011


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Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 17.05.2011

Das ÜfA kommt
Universitätsmedizin Greifswald führt Überbrückungsjahr für Abiturienten ein

Peter Hingst:
Das ÜfA soll medizinische Berufe insgesamt stärken

Zum Wintersemester startet die Universitätsmedizin Greifswald mit einem neuen Ausbildungsprojekt. Abiturienten mit einem medizinischen Berufswunsch können ein bezahltes Überbrückungsjahr in den Universitätsfachkliniken absolvieren.

"Das sogenannte ÜfA ist keine Kompensation für den Zivildienst", sagte Pflegevorstand Peter Hingst (Foto). "Vielmehr verstehen wir unser Konzept als Imageoffensive für medizinische Berufe im pflegerischen und therapeutischen Bereich. Damit wollen wir auch dem zunehmenden Fachkräftemangel mit einem innovativen Lösungsansatz entgegenwirken." "Darüber hinaus gewinnen die Abiturienten einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit. Somit kann auch Interesse für ein künftiges Medizinstudium geweckt werden", ergänzte der Studiendekan, Prof. Claus-Dieter Heidecke.

Absolventen mit Hochschulreife können im Überbrückungsjahr, das sich künftig unter dem Dach des geplanten Bundesfreiwilligendienstes einordnen soll, ihren Studien- oder Berufsausbildungswunsch wahlweise neun oder zwölf Monate in der klinischen Praxis prüfen. Im Rahmen des neuen Angebotes besteht ferner die Möglichkeit, die eigenen Zugangsvoraussetzungen für die angestrebte Ausbildung zu verbessern und verschiedenste Beschäftigungsfelder in der Gesundheitsbranche kennenzulernen.

Der Einsatz erfolgt auf einer Station oder einer Intensivstation. Das Überbrückungsjahr beginnt im September 2011 und startet mit einem Schulungsprogramm in Greifswald. Während der Tätigkeit an der Universitätsmedizin steht den jungen Frauen und Männern zudem je nach persönlicher Interessenslage ausreichend Zeit für Hospitationen in spannenden Tätigkeitsfeldern der Krankenversorgung, Forschung und Lehre zur Verfügung. Die Teilnehmer erhalten eine monatliche Vergütung von ca. 600 Euro. Etwa 30 bis 50 Plätze, vorrangig für Bewerber aus Mecklenburg-Vorpommern, werden im ersten Überbrückungsjahr vergeben. Das Überbrückungsjahr gilt gleichzeitig als anerkanntes Pflegepraktikum. Zusätzlich zu dieser Sonderform ausschließlich für Abiturienten gibt es in der Universitätsmedizin nach wie vor das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und künftig auch den Bundesfreiwilligendienst (www.bundes-freiwilligendienst.de), der hauptsächlich als weiterentwickelte Ersatzmaßnahme für den ehemaligen Zivildienst gedacht ist.

"Wir wollen keine billigen Arbeitskräfte, sondern ambitionierte Schulabsolventen für die moderne Gesundheitsbranche und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten direkt am und mit dem Menschen begeistern", betonte Hingst. "Dementsprechend abwechslungsreich und verantwortungsvoll gestalten wir das Überbrückungsjahr. Unser Ziel ist es, authentische Einblicke in den Klinikalltag zu gewähren und die Attraktivität von Medizinberufen insgesamt zu erhöhen."

Weitere Informationen auf
www.medizin.uni-greifswald.de
unter der Rubrik Zentrale Dienste - Pflegevorstand

Universitätsmedizin Greifswald
Pflegevorstand Peter Hingst
Fleischmannstraße 8, 17475 Greifswald
E hingstp@uni-greifswald.de
www.medizin.uni-greifswald.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Constanze Steinke, 17.05.2011


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Universität Duisburg-Essen - 17.05.2011

Neues Graduiertenkolleg in der biomedizinischen Strahlenforschung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft richtet in der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) ein weiteres Graduiertenkolleg (GRK) ein. Mit dem neuen GRK ("Molekulare Determinanten der zellulären Strahlenantwort und ihre Bedeutung für die Modulation der Strahlensensitivität") verfügt die UDE jetzt über insgesamt sechs DFG-Graduiertenkollegs, drei davon im Bereich Biomedizin.

Rektor Prof. Ulrich Radtke: "Die Förderzusage der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstreicht ein weiteres Mal unsere Exzellenz in der biomedizinischen Forschung an der Universität und am Uniklinikum im Bereich der Onkologie." Sprecherin des Graduiertenkollegs ist Prof. Dr. Verena Jendrossek, geschäftsführende Direktorin des Institutes für Zellbiologie am UKE und Mitglied des Zentrums für Medizinische Biotechnologie an der UDE.

Die beteiligten Wissenschaftler aus den Fakultäten für Medizin und Biologie der UDE wollen in dem neuen Graduiertenkolleg Moleküle identifizieren, die die zelluläre Reaktion auf ionisierende Strahlung und damit die Strahlensensitivität von Zellen und Geweben bestimmen. Die neuen Erkenntnisse sollen die Grundlage für die Entwicklung effektiver Strategien zur Modulation der Strahlenwirkung bilden.

DFG-Graduiertenkollegs sind Verbundprojekte der Hochschulen zur gezielten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Doktoranden erhalten in Graduiertenkollegs die Möglichkeit, ihre Arbeit innerhalb eines hoch qualifizierten und strukturierten, von mehreren Hochschullehrern getragenen Forschungs- und Qualifizierungsprogramms durchzuführen. Auf seiner Frühjahrssitzung hat der Bewilligungsausschuss der DFG die Einrichtung von insgesamt 18 neuen Graduiertenkollegs und die Verlängerung von vier Kollegs für jeweils 4,5 Jahre beschlossen. Im Essener Graduiertenkolleg sollen Doktoranden aus der Medizin und den Naturwissenschaften gefördert werden.

Weitere Informationen:
www.dfg.de
GRK 1739: Molekulare Determinanten der zellulären Strahlenantwort und ihre Bedeutung für die Modulation der Strahlensensitivität
Sprecherin: Prof. Dr. Verena Jendrossek
verena.jendrossek@uni-due.de

Redaktion: Beate Kostka

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution801

Quelle: Universität Duisburg-Essen, Beate Kostka M.A., 17.05.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2011