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MELDUNG/377: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.07.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Gießener Virologie ist neues Nationales Referenzzentrum
→  Universitätsklinikum Tübingen weiterhin Spitzenzentrum der Krebsmedizin


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Justus-Liebig-Universität Gießen - 06.07.2011

Gießener Virologie ist neues Nationales Referenzzentrum

Berufung des Instituts für Medizinische Virologie der Universität Gießen durch das Bundesministerium für Gesundheit - Erstes Referenzzentrum in Hessen

Das Institut für Medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) übernimmt im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit die Aufgaben als neues Nationales Referenzzentrum (NRZ) für Hepatitis-B- und -D-Viren. Damit ist erstmals ein NRZ in Hessen angesiedelt. Die Ernennung des Gießener Instituts zum Nationalen Referenzzentrum belegt die Leistungsfähigkeit der Infektionsforschung an der JLU und zeigt die Bedeutung des Forschungsstandorts und das hohe Niveau der medizinischen Versorgung.

Dem Robert-Koch-Institut (RKI) als Bundesbehörde stehen zur fachlichen Beratung und zur Sicherstellung spezieller labordiagnostischer Angebote seit 1995 sogenannte Konsiliarlabore zur Seite; zurzeit sind dies bundesweit 49 Einrichtungen. Für Infektionskrankheiten, die bezüglich der gesundheitlichen Gefährdung und der Bedeutung für das öffentliche Gesundheitswesen besonders wichtig sind, werden derzeit acht Nationale Referenzzentren durch das Bundesministerium für Gesundheit berufen. Das Institut für Medizinische Virologie (Direktor Prof. Dr. John Ziebuhr) der Gießener Universität war unter seinem ehemaligen Direktor Prof. Dr. Wolfram Gerlich von 1996 bis zu dessen Emeritierung 2010 Konsiliarlabor für Hepatitis B und D.

Im Rahmen der Neustrukturierung der Konsiliarlabore erfolgte 2010 eine Neuausschreibung für ein Referenzzentrum. Nach einem umfangreichen Bewerbungs- und Begutachtungsverfahren durch die Kommission für Infektionsepidemiologie am RKI erhielt die Gießener Virologie den Zuschlag.

Antragsteller und zukünftige Leiter des NRZ sind zwei langjährige Mitarbeiter von Prof. Gerlich, die als Team beide Schwerpunkte eines Referenzzentrums repräsentieren: virologische Forschung auf internationalem Niveau und ärztliche Diagnostik und Beratung bei allen virologischen Fragen zur Hepatitis B und D.

Wissenschaftlicher Leiter des neuen NRZ ist Privatdozent Dr. Dieter Glebe, der in den letzten Jahren Zellkultursysteme zur Erforschung des Zelleintritts des Hepatitis-B-Virus (HBV) und Methoden zur Testung der Medikamentenresistenz etablierte. Ärztlicher Leiter des NRZ ist Dr. Christian Schüttler, der im September 2010 zum Leiter der Virusdiagnostik am Institut berufen wurde und unter anderem bereits an der Etablierung neuer diagnostischer HBV-Standardpräparate für die Weltgesundheitsorganisation WHO beteiligt war.

Besonders das Hepatitis-B-Virus wurde seit der Einführung von Impfungen als ein medizinisch weitgehend gelöstes Problem betrachtet. Die Gießener Forscher konnten jedoch in den letzten Jahren nachweisen, dass erneut erhebliche medizinische Probleme bei HBV zu beobachten sind. Dies können Impfversagen, Impfdurchbrüche, bei der Therapie entstandene Mutationen, gefährliche Verläufe bei Wiederauftreten von HBV bei Transplantationspatienten oder ein Versagen verschiedener kommerzieller Testsysteme sein.

In den kommenden Jahren wird sich das neue Referenzzentrum unter anderem der zentralen Erfassung von Mutationen und der Charakterisierung ihrer Resistenz gegenüber antiviralen Arzneistoffen widmen. Hinzu kommen Projekte im Rahmen von Erhebungen bei Personengruppen mit hoher HBV-Gefährdung und bei Organempfängern. Um diagnostische Tests für Laboratorien weltweit eichen zu können, werden wie bisher auch gemeinsam mit der WHO und dem Paul-Ehrlich-Institut Standardpräparate für HBV und HDV entwickelt. Ein umfangreiches Beratungsangebot und ein breites Spektrum an Basis- und Spezialmethoden für die Virusdiagnostik wird auch zukünftig für Einsender aus dem In- und Ausland geben.

Kontakt:
PD Dr. Dieter Glebe
Leitender Oberarzt Dr. Christian G. Schüttler
Institut für Medizinische Virologie
Frankfurter Straße 107, 35392 Gießen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Caroline Link, 06.07.2011


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Universitätsklinikum Tübingen - 06.07.2011

Universitätsklinikum Tübingen weiterhin Spitzenzentrum der Krebsmedizin

Deutsche Krebshilfe stellt erneut drei Millionen Euro bereit

Tübingen / Die Deutsche Krebshilfe hat heute, am 6. Juli 2011, in Berlin die Ergebnisse der Begutachtung von Onkologischen Spitzenzentren vorgestellt. Die gemeinnützige Organisation unterstützt mit ihrem Förderschwerpunkt-Programm die Zentrums-/Netzwerkbildung für eine Krebsmedizin auf höchstem Niveau. Weiterhin zu den Spitzenzentren gehört das Universitätsklinikum Tübingen: Das Südwestdeutsche Tumorzentrum erhielt eine Förderzusage für weitere drei Jahre. Das Team um Professor Dr. Diethelm Wallwiener - Direktor des Zentrums - konnte die internationalen Gutachter und Experten der Deutschen Krebshilfe davon überzeugen, dass die interdisziplinäre Patientenversorgung auf höchstem Niveau in Tübingen in den letzten drei Jahren gelungen ist. Insgesamt fördert die Deutsche Krebshilfe jetzt bundesweit 11 Onkologische Spitzenzentren.

Um die Krebsmedizin bundesweit zu verbessern und auf ein Spitzen-Niveau zu bringen, fördert die Deutsche Krebshilfe bereits seit 2007 im Rahmen eines Schwerpunkt-Programms so genannte "Onkologische Spitzenzentren". In diesen Zentren werden alle Tumorpatienten interdisziplinär versorgt und psychosozial begleitet, unter Einbeziehung des ambulanten Bereiches. Auch die Krebsforschung ist ein wesentliches Aufgabenfeld von Onkologischen Spitzenzentren. Jedes Zentrum wird von der Deutschen Krebshilfe mit jeweils einer Million Euro pro Jahr für zunächst drei Jahre gefördert.

"Diese Zentren sind regional vernetzt mit den Kliniken und niedergelassenen Ärzten der Umgebung und haben die Versorgung von krebskranken Menschen in Deutschland erheblich verbessert", sagte Dr. h.c. Fritz Pleitgen, Präsident der Deutschen Krebshilfe. Ein gerade abgeschlossener Evaluierungsprozess eines Teils der Zentren hat deutlich gemacht, welche Entwicklung die Deutsche Krebshilfe mit ihrem Förderprogramm vor vier Jahren angestoßen hat. Die Spitzenzentren sowie die von der Deutschen Krebsgesellschaft initiierten Organkrebszentren und Onkologischen Zentren ergänzen sich in hervorragender Weise und tragen dazu bei, dass Krebs-Patienten überall in Deutschland nach einheitlichen hohen Qualitätsstandards behandelt werden.

"Wir sind der Deutschen Krebshilfe sehr dankbar für diese überaus wichtige Initiative für die Krebs-Patienten", sagte Wallwiener. Die erneute Förderung ist Anerkennung für das in der ersten Förderperiode Geleistete, aber ganz klar auch Auftrag für die Zukunft. Wir sind in der Pflicht, eng vernetzt mit den anderen Spitzenzentren weiter daran zu arbeiten, dass in ganz Deutschland jeder Krebspatient und jede Krebspatientin nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft auf einem gleich hohen Standard behandelt wird."

Eine wichtige Rolle in dieser Zukunftsvision spielt die Krebsforschung und der schnelle Weg vom Labor ans Krankenbett. "Hier ist Tübingen sehr stark, insbesondere in den Bereichen Immuntherapie, Zelltodforschung, Bildgebung und Pharmakogenetik", bestätigt der Forschungsdirektor des CCC Tübingen, Prof. Klaus Schulze-Osthoff. "Nicht umsonst wurde Tübingen auch als ein Standort im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) ausgewählt - das ist eines der neuen Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, die die Bundesregierung zur Bekämpfung der Volkskrankheiten ins Leben gerufen hat.

Prof. Michael Bamberg, der Vorstandsvorsitzende des Klinikums, ist stolz auf die Anerkennung durch das Fachgremium. "Das Universitätsklinikum wird als exzellenter Standort für Forschung und Krankenversorgung gestärkt und die Onkologie als wichtiger Schwerpunkt für Tübingen ausgebaut", erklärt der bekannte Onkologe und langjährige Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft.

Weitere Informationen im Internet unter
www.krebshilfe.de
und
www.tumorzentrum-tuebingen.de.

Onkologische Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe
Die von der Deutschen Krebshilfe geförderten Onkologischen Spitzenzentren an den 11 universitären Standorten:
Berlin
Dresden
Erlangen/Nürnberg
Essen
Frankfurt
Hamburg
Heidelberg
Köln/Bonn
Tübingen
Ulm
Würzburg

Ansprechpartner für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen
Frauenklinik
Prof. Dr. Diethelm Wallwiener, Ärztlicher Direktor
Diethelm.Wallwiener@med.uni-tuebingen.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.krebshilfe.de
(Deutsche Krebshilfe)
http://www.tumorzentrum-tuebingen.de
(Südwestdeutsches Tumorzentrum am Uniklinikum Tübingen)

Hintergrund-Informationen: Krebs in Deutschland
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland jährlich 450.000 Menschen neu an Krebs, 216.010 starben im Jahr 2009 an den Folgen dieser Erkrankung. Brustkrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs sind die häufigsten Krebsarten bei Frauen. Männer erkranken besonders häufig an Prostatakrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs. Experten schätzen, dass rund zwei Drittel aller Krebskrankheiten durch Verzicht auf das Rauchen, gesunde Ernährung, Sport und einen vorsichtigen Umgang mit der Sonne vermieden werden könnten. Früh erkannt, haben viele Krebserkrankungen eine große Heilungschance.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution82

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 06.07.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2011