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MELDUNG/403: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.08.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Wie Gene reguliert werden - Das Bild fügt sich zusammen
      Forscher klären Ursprung von "kleiner RNA"
→  Wechsel in den Besitzverhältnissen der Klinik für Tumorbiologie Freiburg im Breisgau


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Universität Regensburg - 17.08.2011

Wie Gene reguliert werden - Das Bild fügt sich zusammen

Forscher klären Ursprung von "kleiner RNA"

Wissenschaftler haben den Ursprung einer Klasse von kleinen Ribonukleinsäuren (sRNA für "small RNA") geklärt. Diese Entdeckung kann zu einem besseren Verständnis der gesamten menschlichen Genaktivität beitragen. So könnten die Wissenschaftler in Zukunft gezielt Gene regulieren und steuern, die an der Entstehung bestimmter Krankheiten beteiligt sind.

Vor kurzem war es noch so einfach: Jahrzehntelang betrachtete man die Ribonukleinsäure (RNA) als ein Molekül, dessen Rolle im Wesentlichen darin zu bestehen schien, als "Bote" die genetische Information von der DNA im Zellkern in die äußeren Bereiche der Zelle zu transportieren. Dort kann die genetische Information dann als Vorlage für die Produktion von Proteinen dienen. In Form der sogenannten mRNA (für "messenger RNA") fungiert die RNA dabei als Informationsträger für die Synthese von Proteinen in der Zelle. Für ihre eigene Produktion - die Transkription - ist die mRNA wiederum auf die "molekulare Maschine" RNA Polymerase II (RNAPII) angewiesen.

Technische Fortschritte haben in den letzten Jahren aber einen tieferen Einblick in die molekularen Prozesse in den Zellen ermöglicht. Dabei wurden neben der mRNA auch weitere RNA-Klassen identifiziert. Allerdings konnten der Ursprung und die Funktion nicht vollständig geklärt werden. Ein internationales Forscherteam, an dem neben Prof. Dr. Gunter Meister und Anne Dueck vom Institut für Biochemie, Genetik und Mikrobiologie der Universität Regensburg auch Wissenschaftler aus Aarhus, Kopenhagen und Martinsried bei München beteiligt waren, konnte nun den Ursprung einer großen Klasse von sRNA-Molekülen klären.

Die sRNA besteht lediglich aus bis zu 25 Nukleotiden, den Grundbausteinen der Nukleinsäuren DNA und RNA, während beispielsweise mRNA eine Länge von mehreren Tausend Nukleotiden aufweisen kann. Im Gegensatz zu "klassischer" RNA dienen die sRNA-Moleküle nicht direkt zur Herstellung von Proteinen, sondern greifen regulierend in die vielfältigen Prozesse ein, die auf dem Weg von der nackten genetischen Information zum fertigen Protein ablaufen. Obwohl klein und unscheinbar, sind sie also durchaus "big player" im Netzwerk der genetischen Regulation.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen konnten die Forscher die "Ursprungsorte" der sRNA identifizieren. Dabei konnten sie zeigen, dass die extrem kurze sRNA ein Produkt des Abbaus der mRNA durch zelluläre Enzyme sein kann. Wenn mRNA produziert wird, passiert der vordere Teil des mRNA-Moleküls einen Tunnel, der durch die RNA Polymerase II (RNAPII) gebildet wird. Die maximale Länge von sRNA-Molekülen entspricht erstaunlicherweise genau der Länge dieses Tunnels. So entstehen die sRNA-Moleküle scheinbar genau dann, wenn die Produktion bzw. Transkription der mRNA abgebrochen wird und das unvollendete mRNA-Molekül vom zellulären Enzym Dicer aufgespalten wird, während das eine sRNA-Molekül im geschützten Tunnel verbleibt. Die Wissenschaftler konnten zudem weitere sRNAs beobachten, die als Beiprodukt oder Überbleibsel eines Prozesses entstehen, den man in der Forschung "splicing" nennt. Auch dieser Prozess ist von herausragender Bedeutung für die Produktion der wichtigen mRNA.

Es ist bekannt, dass die Produktion bzw. der Transkriptionsprozess von mRNA sehr anfällig für Fehlfunktionen oder Defekte ist. Die Forscher konnten in diesem Zusammenhang zeigen, dass eine Vielzahl von mRNA-Molekülen unvollendet bleibt und diese daraufhin rasch "ausrangiert" werden. Allerdings besteht das Resultat solcher unvollendeten Transkriptionsprozesse von mRNA nicht aus "genetischem Müll", sondern aus sRNA-Molekülen, die ihrerseits wiederum wichtige Funktionen im Rahmen der Genregulation übernehmen; frei nach dem Motto: "Doppelt genäht hält besser".

Die Forscher wollen ihre Beobachtungen nun ausweiten. Dabei werden weitere Genomuntersuchungen sowie die Analyse ausgewählter Gene im Vordergrund stehen. Dadurch soll geklärt werden, wie die RNA Polymerase II (RNAPII) während der Frühphase der mRNA-Transkription kontrolliert wird. Darauf aufbauend könnten künftig auch gezielt Gene reguliert und gesteuert werden, die an der Entstehung bestimmter Krankheiten beteiligt sind.


Die Ergebnisse der Forscher sind vor kurzem in der weltweit bekannten Fachzeitschrift
"Nature Structural and Molecular Biology" veröffentlicht worden
DOI: 10.1038/nsmb.2091.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 17.08.2011


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Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 17.08.2011

Wechsel in den Besitzverhältnissen der Klinik für Tumorbiologie Freiburg im Breisgau

Prof. Dr. med. Hans Helge Bartsch und Dipl. Kfm. Arno Fritzen neue Geschäftsführer

FREIBURG. Mit sofortiger Wirkung fand ein Wechsel in der Gesellschafterstruktur der Klinik für Tumorbiologie (KTB) in Freiburg statt. Der bisherige Gesellschafter Herr Dr. Erich Marx, Berlin ist als Gesellschafter ausgeschieden. Seine Gesellschaftsanteile sowie die Mehrheit der Gesellschaftsanteile des zweiten Gesellschafters Herr Dipl. Kfm. Axel Steinwarz, Berlin wurden von dem schweizerischen Unternehmen Fimarco S.A. aus Fribourg erworben. Über den Kaufpreis wurde Vertraulichkeit vereinbart.

Als neue Geschäftsführer wurden der bisherige Ärztliche Direktor und Vorstandssprecher Prof. Dr. H.H. Bartsch sowie der Verwaltungsdirektor Dipl. Kfm. Arno Fritzen bestellt. Beide sind seit 1993 an der Klinik für Tumorbiologie tätig. Mit diesem Wechsel in den Besitzverhältnissen und der Geschäftsführung konnte einerseits eine längere Phase der Unsicherheit über die Zukunft dieser forschenden onkologischen Spitzeneinrichtung beendet, andererseits die Verantwortlichkeit zur Weiterentwicklung eines modellhaften und erfolgreichen Versorgungs- und Forschungskonzeptes gesichert werden.

"Wir stehen an einem markanten Kreuzungspunkt, der jetzt zahlreiche innovative Entwicklungsperspektiven eröffnet" kommentieren die beiden Geschäftsführer den Wechsel in den Besitzverhältnissen. Auch für die große Mehrheit der Beschäftigten in der KTB hatte die bisherige Philosophie einer an den individuellen Bedürfnissen orientierten Krankenversorgung im Sinne ganzheitlicher Gesundheitsstrategien und patientennaher Forschung höchste Priorität bei den Diskussionen um die Zukunft der Einrichtung. Die Fortsetzung der über 18 Jahre erfolgreichen Kooperation mit zahlreichen wissenschaftlichen und klinischen Einrichtungen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg gehört genauso in die Zukunftsstrategie wie die weiterhin enge Zusammenarbeit mit privaten klinischen und niedergelassenen Versorgungseinrichtungen im In- und Ausland. "Wir werden unsere Rolle als hämatologisch-onkologische Facheinrichtung durch enge Vernetzung mit bisherigen und neuen Partnern ausbauen und damit insgesamt für den Standort Freiburg die Expertise in der Versorgung Krebskranker weiter stärken" betonen die neuen Geschäftsführer. Optimistisch stimmen dabei die Absichten der neuen Mehrheitsgesellschafter in die KTB substantiell zu investieren, um die Versorgungsqualität den Erfordernissen der Zukunft anzupassen und weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit der Forschung sicher zu stellen. Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind sowohl für die klinische Versorgung von Krebspatienten wie auch die kompetitive Forschung in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden. Immer deutlicher sind daher die Erfordernisse nach überregionalen wie internationalen Netzwerken in den Vordergrund getreten. Diese Ausrichtung wird ein wesentlicher Schwerpunkt der neuen Aktivitäten in der KTB sein. Dafür bieten die bisherigen Erfahrungen der neuen Gesellschafter im Gesundheits- und biomedizinischen Forschungsbereich hervorragende Anknüpfungspunkte.


Kontakt:
Hannelore Hecker
Klinik für Tumorbiologie
Breisacher Str. 117
79106 Freiburg
E-Mail: hecker@tumorbio.uni-freiburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.tumorbio.uni-freiburg.de/01_klinik/01_03.html

Die Klinik für Tumorbiologie
wurde 1993 als An-Institut der Albert-Ludwigs Universität Freiburg in privater Trägerschaft eröffnet. Jährlich werden über 4.000 Krebspatienten in den beiden klinischen Bereichen Hämatologie/Onkologie und Rehabilitationsonkologie behandelt. Die Kliniken sind für ihr integratives, ganzheitliches Betreuungskonzept bekannt und haben mit zahlreichen Forschungsschwerpunkten Beiträge zu einer verbesserten Versorgung Krebskranker geleistet.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution770

Quelle: Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Barbara Riess, 17.08.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. August 2011