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MELDUNG/418: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 14.09.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Erster Nachweis für Viren in der Erdgeschichte: Paget-Krankheit bei Dinosaurier entdeckt
→  Neuer internationaler Masterstudiengang "Versicherungsmedizin" mit Tübinger Beteiligung


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Museum für Naturkunde / Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung
an der Humboldt-Universität zu Berlin - 12.09.2011

Erster Nachweis für Viren in der Erdgeschichte: Paget-Krankheit bei Dinosaurier entdeckt

Den Paläontologen Florian Witzmann und Oliver Hampe vom Museum für Naturkunde Berlin gelang in Kooperation mit Wissenschaftlern der Charité und des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie eine aufsehenerregende Entdeckung: An einem 150 Millionen Jahre alten Wirbel des Dysalotosaurus lettowvorbecki konnten sie den bisher ältesten Nachweis von Viren erbringen. Der Pflanzen fressende Dinosaurier aus Tendaguru/Tansania hatte zu Lebzeiten eine Paget genannte Knochenkrankheit, die durch masernähnliche Viren ausgelöst wird und bislang nur von Menschen und Primaten bekannt ist. Die Wissenschaftler berichten darüber in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Current Biology.

Die Paget-Krankheit ist eine gutartige Knochenerkrankung, bei der die Knochen sich vergrößern, deformieren und immer schwächer werden. Bekannt aus der Humanmedizin sind Viren am Erkrankungsprozess beteiligt, möglicherweise in Kombination mit genetischen Defekten. Die Entdeckung der Paget-Krankheit an einem Wirbel des Dysalotosaurus lettowvorbecki, einem kleinwüchsigen, zweibeinigen, 150 Millionen Jahre alten Dinosaurier aus Tansania gilt als Sensation, wie die jüngste Ausgabe der Zeitschrift Current Biology berichtet. Die Knochenerkrankung kann erstmalig als indirekter Beweis für das Vorhandensein von Viren in erdgeschichtlicher Zeit angesehen werden und das bereits vor 150 Millionen Jahren.

Die Mitarbeiter des Museums für Naturkunde, Florian Witzmann und Oliver Hampe, fanden in den Sammlungen des Museums den pathologisch veränderten fossilen Knochen und analysierten ihn mit ihrem Forschungsteam. Abweichend von anderen Wirbeln zeigt der erkrankte Wirbel des Pflanzenfressers eine gleichmäßige Verdickung im mittleren Abschnitt und eine blumenkohlartige Oberflächenstruktur. In der Mikro-Computertomographie offenbart der fossile Wirbel das charakteristische radiologische Erscheinungsbild der Paget-Krankheit: Knochenabbau im inneren Bereich des Wirbels und Knochenanbau im äußeren Bereich, der zu einer Verdickung der Außenschicht führt.

Die Paget-Krankheit befällt beim Menschen hauptsächlich den Schädel, die Wirbelsäule und die Beckenknochen. In der Archäologie sind einige Beschreibungen der Paget-Erkrankung an Knochen bis ins Neolithicum (Jungsteinzeit) bekannt geworden. Nur vereinzelt existieren andere Nachweise, z.B. beim Orang-Utan und den Halbaffen. Daher ist der Nachweis der Paget-Krankheit bei Fossilien von außergewöhnlicher Bedeutung. Schon bei den Dinosauriern verlief der Infekt nach dem gleichen Muster wie beim Menschen, so die radiologischen Befunde. Daraus folgt, dass es Paramyxoviren, die potentiellen Auslöser der Paget-Krankheit, bereits seit mindestens 150 Millionen Jahren geben muss.

Kontakt:

Dr. Florian Witzmann, Kurator
email: florian,witzmann@mfn-berlin.de

Dr. Oliver Hampe, Kurator
email: oliver.hampe
@mfn-berlin.de

Dr. Gesine Steiner, Öffentlichkeitsarbeit
e-mail gesine.steiner@mfn-berlin.de
www.naturkundemuseum-berlin.de


Publikation:
Witzmann, F., Claeson, K.M., Hampe, O., Wieder, F., Hilger, A., Manke, I., Niederhagen, M., Rothschild, B.M. & Asbach, P. (2011):
Paget disease of bone in a Jurassic dinosaur.
Current Biology; 21(17): õ-õ, 1 Abb., 1 Suppl.
Cambridge, MA.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image150622
Paget-Krankheit am Dinosaurierknochen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1323

Quelle: Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Gesine Steiner, 12.09.2011


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Eberhard Karls Universität Tübingen - 12.09.2011

Neuer internationaler Masterstudiengang "Versicherungsmedizin" mit Tübinger Beteiligung

Ziel ist es, den Teilnehmern die sozialen und privaten Versicherungssysteme mit deren Auswirkungen auf die medizinische Versorgung, Ökonomie und Gesellschaft zu vermitteln.

Begutachtungen zu medizinischen Sachverhalten werden in immer mehr Lebenslagen erforderlich. Die Anlässe reichen vom medizinischen Attest für die Reiserücktrittsversicherung bis hin zur Begutachtung, wenn ein noch in der Erprobung befindliches Medikament bei unheilbarer Krankheit als letztes Mittel Hilfe verspricht. Der neue Masterstudiengang "Versicherungsmedizin" kann berufsbegleitend an der Universität Basel in Kooperation mit den Medizinischen Fakultäten der Universitäten Tübingen und Wien absolviert werden und ist der erste international ausgerichtete Masterstudiengang für Versicherungsmedizin. Er hat zum Ziel, den Teilnehmern die sozialen und privaten Versicherungssysteme mit deren Auswirkungen auf die medizinische Versorgung, Ökonomie und Gesellschaft zu vermitteln. Der Studiengang richtet sich an Mediziner, Juristen, Soziologen, Ethiker, Psychologen, Fachexperten der Versicherungswirtschaft und andere akademische Fachrichtungen, die mit der Versicherungsmedizin in Zusammenhang stehen.

Tübinger Kooperationspartner ist das Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Tübingen unter der Federführung von Privatdozentin Dr. Elisabeth Simoes, Ärztliche Leiterin des Schwerpunkts Sozialmedizin und Health Management. Das besondere Anliegen des Instituts ist die Stärkung der Versorgungsgerechtigkeit durch hochqualifizierte Begutachtung. Ein weiterer Schwerpunkt ist das grenzüberschreitende Lernen, wenn es darum geht, gute Strukturen in den sozialen Sicherungssystemen in Europa zu definieren und zukunftsfähig zu erhalten.

Die Teilnehmer des diesjährigen Auslandsmoduls Deutschland, das vom 5. bis zum 9. September an der Universität Tübingen stattfand, kamen überwiegend aus der Schweiz. Zahlreiche Expertinnen und Experten aus dem deutschen Gesundheitssystem waren als Vortragende zu Gast. Im nächsten Jahr wird wieder ein Auslandsmodul in Tübingen stattfinden. "Bei erfolgreichem Verlauf der Pilotphase ist die Akkreditierung des Studiengangs auch in Tübingen denkbar", sagte der Prodekan Lehre der Medizinischen Fakultät Tübingen, Professor Dr. Stephan Zipfel bei seinem Grußwort.

In ihrem Abschlussbericht im Jahr 2006 hat die Medizinstrukturkommission Baden-Württemberg auf Defizite bei der Aus- und Weiterbildung in der Versicherungsmedizin in Deutschland hingewiesen und die Empfehlung zum Aufbau eines entsprechenden Angebots in Baden-Württemberg gegeben. Weitere europäische Länder, so die Planung, sollen im weiteren Verlauf in den Masterstudiengang einbezogen werden. Damit soll das Zusammenwachsen in Europa auch beim Thema Soziale Sicherung gefördert werden.

Kontakt:
Dr. Elisabeth Simoes
Universität Tübingen
Medizinische Fakultät
Institut für Arbeits- und Sozialmedizin
Wilhelmstr. 27 - 72074 Tübingen
Elisabeth.simoes[at]med.uni-tuebingen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution81

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 12.09.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2011