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MELDUNG/427: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 29.09.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Forschungsschwerpunkt Medizintechnik an der Mannheimer Medizinfakultät
→  Die Thoraxklinik-Heidelberg wird als Tochter
      in das Universitätsklinikum Heidelberg eingegliedert


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Universitätsmedizin Mannheim - 28.09.2011

Forschungsschwerpunkt Medizintechnik an der Mannheimer Medizinfakultät

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer informiert sich vor Ort über das Potenzial in Mannheim im Zukunftsfeld Medizintechnik

Mannheim und insbesondere die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg hat in der Medizintechnik die Nase vorn. Davon konnte sich gestern die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer überzeugen. Bei ihrem Besuch der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) gewann sie einen Überblick über die vielfältigen Forschungsaktivitäten und Potenziale dieses Schwerpunktes an der Mannheimer Medizinfakultät und Einblick in ausgewählte medizintechnische Innovationen.

"Die Universitätsmedizin Mannheim ist für die Metropolregion Rhein-Neckar von größter Bedeutung - als Arbeitgeber, als Krankenhaus der Maximalversorgung für die Patientinnen und Patienten aus der Region, aber auch als Forschungseinrichtung. Einen beeindruckenden Schwerpunkt bildet hier die Medizintechnik, in dem die Universität Heidelberg, die Hochschule Mannheim und die Fraunhofer-Gesellschaft eng zusammenarbeiten. Die Art und Weise, wie hier mit viel Enthusiasmus auch Hochschularten-übergreifend kooperiert wird, um neue Entwicklungen voranzutreiben, aber auch Studiengänge zu schaffen, die wir brauchen und die von den jungen Menschen angenommen werden, beeindruckt mich sehr." Die vom Land Baden-Württemberg gegründete Fraunhofer-Projektgruppe ermögliche den Aufbau eines neuartigen Arbeitsgebietes mit großem Potenzial sowohl für die Forschung als auch für die Wirtschaft.

Die Medizintechnik ist einer der vier Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät Mannheim und gleichzeitig eines von vier Kompetenzfeldern der Stadt Mannheim. Die neu eingerichtete Fraunhofer-Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie (PAMB), die sich in den nächsten Jahren zu einem eigenständigen Fraunhofer-Institut entwickeln soll, zeugt von dem Potenzial in punkto Medizintechnik. Anfang des Jahres hatte das Land Baden-Württemberg diesem Projekt eine Zukunft gegeben, indem es grünes Licht für die erforderlichen Mittel gab, zunächst für fünf Jahre. Die inzwischen zentral in der Universitätsmedizin Mannheim angesiedelte Abteilung ist spezialisiert auf die Entwicklung von Automatisierungslösungen für den Umgang mit biologischen Materialien. Hier analysieren künftig auf Automatisierungstechnik spezialisierte Ingenieure von Fraunhofer gemeinsam mit Medizinern und Biotechnologen der UMM, welche technischen Entwicklungen die Medizin voranbringen könnten, und arbeiten daran, diese umzusetzen. Projekte mit verschiedenen Forschungsgruppen in der UMM sind bereits angelaufen.

"Die Medizintechnik ist ein wichtiger Schwerpunkt der neuen wirtschaftspolitischen Strategie der Stadt Mannheim. Die Einrichtung einer Fraunhofer-Projektgruppe in unmittelbarem Zusammenhang mit der Universitätsmedizin Mannheim werte ich als großartigen Schritt für den Ausbau des Medizintechnik-Standortes Mannheim. Mannheim hat die entsprechende wissenschaftliche und wirtschaftliche bzw. unternehmerische Umgebung für ein solches Institut. Vor allem aber bietet Mannheim eine kontinuierliche Linie von der Ausbildung über die Forschung zur Anwendung. Und mit der Medizinischen Fakultät auch eine entsprechende Applikationsplattform - alles in allem ein absolutes Alleinstellungsmerkmal" erklärte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.

Dr. Jan Stallkamp, Leiter der Projektgruppe PAMB, vermittelte seine Vision von neuen Produkten der Automatisierungstechnik, die künftig die medizinische Forschung vorantreiben könnten: von chirurgischen Assistenzsystemen und multifunktionellen Instrumenten, die in der Diagnostik und Therapie die Grenzen des manuellen (Un-) Vermögens des Menschen überwinden, Geräten und Methoden zur Steigerung von Qualität und Effizienz in biotechnischen Laboren bis hin zu "intelligenten" Implantaten.

Voraussetzung für die Gründung einer Fraunhofer-Projektgruppe ist das Einrichtungs-übergreifende Umfeld, das eine anwendungsbezogene Forschung in einem technischen Zukunftsfeld möglich macht. Dies bietet die Universitätsmedizin Mannheim etwa mit dem Institut für Medizintechnologie (IMT), einer wissenschaftlichen Einrichtung der Universität Heidelberg und der Hochschule Mannheim. Hier finden medizintechnische Forschung und eine integrierte Nachwuchsförderung gleichermaßen statt. Mehrere akkreditierte Studiengänge wurden in diesem Institut eingerichtet, die von den Lehrenden beider Hochschulen gemeinsam betrieben werden.

Bei ihrem Besuch konnte sich die Ministerin anhand von drei praktischen Beispielen unterschiedlicher Fachgebiete ein Bild von der praktischen Anwendung medizintechnischer Entwicklungen machen, an denen Wissenschaftler der Universitätsmedizin beteiligt sind. Präsentiert wurden:

- das "schlaue" Pflaster, mit dem die Organfunktion minimal-invasiv, nämlich mittels Lichtsignalen gemessen werden kann

- die Intraoperative Radiotherapie, die langwierige strahlentherapeutische Behandlungseinheiten beim Brustkrebs ersetzen kann

- ein neues MRT-System (Magnetresonanztomograph) mit einer Feldstärke von 3 Tesla, mit dem unter Einsatz neu entwickelter Empfangsspulen Tumorgewebe in Niere und Prostata besser charakterisiert werden kann.

Praxisorientiert und hochdekoriert

Das "schlaue Pflaster" ist ein in Mannheim unter der Federführung von Professor Dr. Norbert Gretz entwickeltes Verfahren, mit dem in der Zukunft Organfunktionen gemessen werden können, ohne dass der Körper - etwa durch regelmäßige Blutentnahme - angetastet werden müsste. Professor Gretz ist Geschäftsführender Direktor des IMT und Direktor des Zentrums für Medizinische Forschung der Medizinischen Fakultät Mannheim. Bei dem neuartigen Messverfahren ermittelt eine in einem Pflaster verborgene Leiterplatte in regelmäßigen Abständen die Konzentration eines vorher injizierten Diagnostikums im Gewebe. Die gemessenen Werte geben Auskunft über die Aktivität des zu untersuchenden Organs. Die Kommunikation sowohl zwischen dem Pflaster und dem Gewebe, als auch die Weiterleitung der Information vom Pflaster zum Computer, findet über Lichtsignale statt. Da das Pflaster in regelmäßigen, kurzen Abständen ein Lichtsignal an den PC sendet, ist das Ergebnis eine detaillierte Verlaufsgrafik der Organfunktion. Das Forschungsprojekt ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt beim Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen 2011".

Die Intraoperative Radiotherapie (IORT) ist eine der innovativsten Behandlungsmethoden in der brusterhaltenden Krebstherapie. Sie zeichnet sich durch eine besonders hohe Präzision bei der Bestrahlung und verkürzte Behandlungsserien aus. Bei der IORT kommt ein Miniaturröntgenstrahlengenerator von Zeiss Meditec zum Einsatz, dessen jahrelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit Professor Dr. Frederik Wenz als klinischer Partner eng begleitet hat.

Bei dem Verfahren wird noch während der Operation, nachdem der Tumor entfernt wurde, eine einmalige Bestrahlungsdosis mit hoher Präzision direkt im Tumorbett appliziert, um möglicherweise noch unerkannt vorhandene Krebszellen zu vernichten. Professor Wenz hat die Behandlungsmethode vor einem Jahrzehnt an der Universitätsmedizin Mannheim eingeführt - als erstem Zentrum in Deutschland. Zukunftsperspektiven zeigen sich für die IORT auch in anderen Einsatzbereichen, etwa bei der Behandlung von Wirbelkörpermetastasen. An der UMM wird dazu ein kombiniertes Therapieverfahren erprobt, die so genannte Kypho-IORT. Professor Wenz erhielt Anfang dieses Jahres für seine Arbeit zur Intraoperativen Radiotherapie bei Brustkrebs den mit 20.000 Euro dotierten Claudia von Schilling-Preis. Im selben Jahr sind drei weitere Wissenschaftler seiner Klinik im Zusammenhang mit der IORT mit Preisen ausgezeichnet worden.

Als erstes Institut der Welt hat das Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin (IKRN) zusammen mit der Industrie ein neues MRT-System (Magnetresonanztomographie) mit einer Feldstärke von 3 Tesla und 64 separaten Empfangskanälen implementiert und am Mannheimer Standort weiter entwickelt. Das Hochleistungsgerät leistet sowohl in der Diagnostik von Tumorerkrankungen als auch zur Überwachung von modernen Therapien der interventionellen Tumorbehandlung hervorragende Dienste. Gemeinsam mit MR-Physikern konnten die Mannheimer Wissenschaftler unter Einsatz des MRT-Systems innovative Methoden entwickeln, mit denen Normal- und Tumorgewebe in der Niere und Prostata funktionell und in ihrem Stoffwechsel charakterisiert werden können. Sie dienen als Grundlage sowohl für eine verbesserte Planung der Strahlenbehandlung als auch der Nachsorge.

Professor Dr. Stefan Schönberg, Direktor des IKRN, stellte der Ministerin das "Mannheimer Konzept für bildgestützte Therapie" vor, das er gemeinsam mit seinen klinischen und wissenschaftlichen Kooperationspartnern im Institut für Medizintechnologie etabliert hat. Das Besondere dieser Innovation ist eine schnelle Übertragung neuester medizintechnischer Entwicklungen in die Praxis, die den Patienten sowohl im Bereich der Diagnostik als auch der Therapie zugute kommt.

Auch die Wissenschaftler des IKRN werden für ihre Forschung immer wieder ausgezeichnet, in der nahen Vergangenheit etwa mit zwei Forschungspreisen der weltweit größten radiologischen Vereinigung, Radiological Society of North America (RSNA), dem Fellow Trainee Research Prize und dem Resident Trainee Research Prize, als auch mit dem Röntgenring und dem Walter-Friedrich-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment11292
Pressemitteilung Ministerin Bauer in Mannheim

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
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Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Dr. Eva Maria Wellnitz, 28.09.2011


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Universitätsklinikum Heidelberg - 28.09.2011

Die Thoraxklinik-Heidelberg wird als Tochter in das Universitätsklinikum Heidelberg eingegliedert

Wissenschaftsministerin Bauer: "Fächerspektrum des Uniklinikums wird vervollständigt" / Engere Zusammenarbeit in Krankenversorgung und Forschung

Am 28. September 2011 haben das Universitätsklinikum Heidelberg und die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg rückwirkend zum 1. Juli 2011 einen Vertrag zur Übertragung der Anteile der Thoraxklinik Heidelberg-Rohrbach auf das Klinikum geschlossen. Die Thoraxklinik, die über 310 Betten verfügt und rund 800 Mitarbeiter hat, wird künftig als GmbH in das Universitätsklinikum eingegliedert. Das Klinikgebäude und das Gelände bleiben im Besitz der Rentenversicherung und werden vom Universitätsklinikum gepachtet.

"Die Thoraxklinik ist eine der größten Akut-Lungenfachkliniken in Deutschland und für ihre exzellente Krankenversorgung und Forschung bekannt", sagte die Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Theresia Bauer, bei der Pressekonferenz am 28. September 2011 in Heidelberg. "Deshalb freue ich mich, dass sie nun das Fächerspektrum des Universitätsklinikums Heidelberg vervollständigt."

Früherer Gesellschafter Rentenversicherung zieht sich aus Akutversorgung zurück

Gesellschafter der Thoraxklinik war bis zum 1. Juli 2011 die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg. "Der Übertragungsvertrag bildet den logischen Schlussstein der im Jahr 2003 begonnenen Kooperation mit dem Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät Heidelberg", sagte Andreas Schwarz, Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg. Die Rentenversicherung ziehe sich in Heidelberg aus der Akutversorgung lungenkranker Patienten zurück und könne sich dadurch stärker auf ihr Kerngeschäft der sozialen Absicherung im Alter und der Rehabilitation bei drohender Erwerbsunfähigkeit konzentrieren.

"Das Universitätsklinikum Heidelberg profitiert von der noch engeren Zusammenarbeit mit der Thoraxklinik", betonte der Leitende Ärztliche Direktor Professor Dr. J. Rüdiger Siewert. Mit der Ergänzung durch das Fach Lungenheilkunde könne das Universitätsklinikum seinen Patienten nun alle wichtigen Bereiche der Krankenversorgung anbieten. Bereits bestehende Kooperationen würden ausgebaut und neue Synergien entwickelt, vor allem gemeinsam mit den Abteilungen Radiologie, Strahlentherapie, Kardiologie und Herzchirurgie und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen NCT, in dem die Thoraxklinik bereits aktives Mitglied ist.

Die Thoraxklinik zeichne sich nicht nur durch ihre hervorragenden medizinischen Leistungen aus, sondern sei auch finanziell und baulich in einem sehr guten Zustand, erklärte die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Irmtraut Gürkan. Bereits geplante Neubauten wie ein neuer OP-Trakt würden umgesetzt; im Wirtschaftsbereich und in der Logistik, z.B. Apotheke und Labor, wird eine enge Kooperation aufgebaut. "Für die Beschäftigten haben wir in Abstimmung mit der Deutschen Rentenversicherung ein gutes Paket zur Beschäftigungssicherung schnüren können."

"Ich bin davon überzeugt, dass der eingeschlagene Weg der "richtige" für die Zukunftsentwicklung der Thoraxklinik ist", erklärte der Geschäftsführer der Thoraxklinik, Roland Fank. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum werden wir den noch folgenden Herausforderungen und dem Wandel im Gesundheitswesen besser begegnen können.

Gemeinsamer Erfolg beim Wettbewerb "Deutsches Zentrum für Lungenforschung"

In der Forschung profitieren Klinikum und Thoraxklinik ebenfalls von dem engeren Verbund. "Ohne die Thoraxklinik hätten wir den Zuschlag als einer der Standorte des Deutschen Zentrums für Lungenforschung im vergangenen Jahr nicht bekommen", sagte der Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg, Professor Dr. Claus Bartram. Die damit verbundenen Drittmittel kommen der Thoraxklinik sowie Abteilungen des Klinikums zugute.

Die Thoraxklinik verfügt bereits über zwei Lehrstühle an der Medizinischen Fakultät; ein dritter ist derzeit ausgeschrieben. Im vergangenen Jahr konnten Drittmittel in Höhe von 2,1 Millionen Euro eingeworben werden. In der Lehre werde sich nichts ändern, sagte der Dekan. Mit ihren Lehrstuhlinhabern und als Akademisches Krankenhaus beteilige sich die Thoraxklinik bereits seit vielen Jahren am Studentenunterricht.

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung 138 / 2011:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 28.09.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2011