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MELDUNG/430: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 04.10.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Integrierte Gewebediagnostik solider Tumore: Genauer erkennen - besser heilen
→  Europäisches Forschungsprojekt zur Sturzprävention in der alternden Gesellschaft
→  Duales Pflege-Studium startet an der Hochschule Osnabrück


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Forschungsschwerpunkt Biophotonik - 30.09.2011

Genauer erkennen - besser heilen

Das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderte Forschungsprojekt "EXPRiMAGE" definiert einen Meilenstein in der integrierten Gewebediagnostik solider Tumore. In Zukunft werden Mediziner Krebs genauer erkennen und individueller therapieren können. Eine neue Mikroskopieplattform verbunden mit modernster Auswertungssoftware sowie molekularbiologische Werkzeugkästen sind die Erfolge.

Wie aggressiv ist ein Tumor und wie sieht die optimale Behandlung aus? Die Fragen stehen für Patienten und Mediziner im Mittelpunkt. Um diese zukünftig besser beantworten zu können, kombinierten Wissenschaftler, Mediziner und Softwareentwickler die Stärken der klassischen Histopathologie mit denen der Molekularbiologie und neuartiger optischer Methoden. Das Ziel war die Verbesserung der Diagnostik und der Behandlung solider Tumore, wie zum Beispiel Brustkrebs.

In den letzten vier Jahren untersuchten die Forschungspartner über 50.000 Gewebeschnitte. So konnte in der Pathologie Hamburg-West eine der größten Tumordatenbanken Europas aufgebaut werden. Sie umfasst Daten und Gewebe von über 10.000 Brust- und Lungenkrebsfällen und stellt für weitere Forschungsvorhaben eine ideale Grundlage dar. Um zukünftig den Routineanforderungen bei der automatisierten Digitalisierung der Objektträger gerecht zu werden, hat die Carl Zeiss MicroImaging GmbH eine neue Mikroskopieplattform entwickelt. Sie erlaubt das robuste Einscannen der Objektträger mit hoher Geschwindigkeit und Qualität. Bei der Beurteilung der dabei anfallenden riesigen Datenmengen wird der Arzt zukünftig von modernster Auswertungssoftware unterstützt. Das von der RWTH Aachen und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT entwickelte Programm ermöglicht es bestimmte Gewebe- oder Zellbestandteile automatisch zu erkennen, diese zu klassifizieren und die Bilder in eine Datenbank zu speichern.

Zusätzliche Informationen über die chemische und molekularbiologische Zusammensetzung einer Tumorzelle liefern neue optische Diagnostikmethoden wie die Raman-Spektroskopie. Die Firma WITec und das Institut für Physikalische Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena konnten Unterschiede zwischen verschiedenen Tumorzellen berührungslos ermitteln. Das Verfahren kann auch auf Gewebeschnitte angewendet werden. Die Zellen oder das Gewebe werden während der Messung nicht verändert. Die Proben können für weiterführende Untersuchungen verwendet werden.

Auf der Basis von Genexpressionsmessungen wurde ein molekulares Verfahren zur Tumorcharakterisierung untersucht. Dazu entwickelte die Firma Qiagen molekularbiologische Kits, die die Extraktion von Nukleinsäuren (DNA und RNA) aus fixierten und eingebetteten Gewebeproben ermöglicht. Diese sind exakt auf die Bedürfnisse des Pathologen zugeschnitten. Er kann zusätzliche molekularbiologische Charakterisierungen vornehmen und neben den gemessenen Tumormarkern auch die strukturelle Zusammensetzung des Tumors berücksichtigen. Die Methode übertrifft klassische Verfahren in der Vorhersagegenauigkeit.

Zukünftig lassen sich Aussagen über eine entnommene Tumorzelle mit einer optischen Elastizitätsmessung treffen. Mit dem optischen Strecker des Instituts für Experimentelle Physik der Uni Leipzig können lebende Zellen vollautomatisiert zwischen zwei Laserstrahlen gefangen und kontaktfrei deformiert werden. Krebszellen lassen sich stärker zusammendrücken und strecken als gesunde Zellen. Die mechanischen Eigenschaften primärer Brustkrebszellen wurden in einer weltweit erstmaligen klinischen Studie untersucht.

Die Ergebnisse des mit ca. 5 Millionen Euro vom BMBF (beteiligte Unternehmen investierten zusammen noch einmal die gleiche Summe) geförderten Forschungsverbundes werden zukünftig helfen, Krebs genauer zu erkennen, leichter zu differenzieren und somit besser zu heilen. Innovationen aus den optischen Technologien haben in den Lebenswissenschaften bereits heute erhebliche wirtschaftliche Bedeutung und sichern Arbeitsplätze in Deutschland. Ziel dieser und weiterer Fördermaßnahmen ist es, die Anwendungspotenziale weiter auszuschöpfen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Jürgen Popp
Sprecher des Forschungsschwerpunktes Biophotonik
Institut für Photonische Technologien, Jena
juergen.popp@ipht-jena.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.biophotonik.org

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment11342
Pressemitteilung als pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution759

Quelle: Forschungsschwerpunkt Biophotonik, Dr. Andreas Wolff, 30.09.2011


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Universität Siegen - 30.09.2011

Europäisches Forschungsprojekt zur Sturzprävention in der alternden Gesellschaft

Zum 1. Oktober startet unter der Federführung des Instituts für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen (Leitung: Prof. Dr. Volker Wulf) ein europäisches Forschungsprojekt zur Sturzprävention und -vorhersage bei alten Menschen, die eigenständig zu Hause leben.

Ob Treppenstufe, rutschiger Untergrund oder Trittunsicherheit durch altersbedingt nachlasssende Physis: Stürze und deren Folgen stellen ein immenses und zunehmendes Gesundheits- und Kostenproblem unserer Gesellschaft dar. Nicht zuletzt die demographisch bedingte veränderte Altersstruktur wird diese Problematik in Zukunft weiter verschärfen. Prophylaxe und Vermeidung von sturzbedingten Unfällen: dieses Forschungsfeld rückt sowohl national als auch auf europäischer Ebene zunehmend in den Fokus, um moderne, kostengünstige und alltagstaugliche Lösungen zur Sturzvermeidung zu entwickeln.

Der aktiven Sturzprävention, vor allem durch gezielte Bewegungs- und Trainingsprogramme, kommt hier eine entscheidende Rolle zu. Dabei können moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) aus den Bereichen Sensorik, Telemedizin und Home-Entertainment (Xbox/Kinect) entsprechende Aktivitäten unterstützen, da sie bei zielgruppengerechter Gestaltung zunehmend auch von alten Menschen zu Hause genutzt werden können.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, IKT-basierte Technologien zu entwickeln, die einfach und kostengünstig in das tägliche Leben der älteren Mitbürger integriert werden können. Durch unaufdringliche Messtechnologien sowie lernfähige Assistenzfunktionen kann so sowohl eine effektive Prävention als auch eine zuverlässige Vorhersage von Stürzen ermöglicht werden. "Insbesondere die nachhaltige Aktivierung von älteren Mitbürgern zu selbständigen Training daheim, das durch geeignete Techniken initiiert, angeleitet und überwacht wird, ist gleichzeitig Potential und Herausforderung unseres Forschungsprojekts" erklärt Dr. Rainer Wieching, Leiter und Initiator des Projekts an der Universität Siegen. "Ein erfolgreiches Projekt führt so zu einer verbesserten Lebensqualität für den Einzelnen und zu reduzierten Kosten für die Gesellschaft". Die Universität Siegen koordiniert das europäische Forschungsprojekt. Beteiligte Projektpartner sind die Deutsche Sporthochschule (Köln), das Austrian Institute of Technology (Österreich), das Instituto Biomechanica de Valencia (Spanien), Philips Research Europe (Niederlande), Kaasa Solution (Düsseldorf) und Neuroscience Research Australia (Sydney). Das Forschungsvorhaben wird unter dem Titel iStoppFalls (ICT based System to Predict and Prevent Falls) von der Europäischen Kommission mit mehr als 3 Millionen Euro gefördert.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Volker Wulf & Dr. Rainer Wieching
Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien
Universität Siegen
Mail: volker.wulf@uni-siegen.de & rainer.wieching@uni-siegen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution198

Quelle: Universität Siegen, Kordula Lindner-Jarchow M.A., 30.09.2011


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Hochschule Osnabrück - 30.09.2011

Duales Pflege-Studium startet an der Hochschule Osnabrück

Studienprogramm Duale Pflege kooperiert mit Fachschulen aus der Region Weser-Ems

An den beiden Standorten der Hochschule in Osnabrück und Lingen kann zum Wintersemester 2011/2012 nun auch im Fachgebiet Pflege dual studiert werden. Das neue Studienprogramm baut auf einem neuen Ausbildungsmodell auf und hat das Ziel, gemeinsam mit kooperierenden Fachschulen für Pflegeberufe aus den Regionen Osnabrück, Oldenburger Münsterland, Emsland, Grafschaft Bentheim und der Region Diepholz hochqualifizierte Pflegende auszubilden. Damit will die Hochschule Osnabrück unter Anderem auch dem drohenden Fachkräftemangel in der Pflege entgegenwirken.

"Die Anforderungen an Pflegefachpersonen steigen aufgrund des wachsenden und komplexer werdenden Pflegebedarfs der Bevölkerung. Auch die Zunahme hochtechnisierter Leistungsangebote und stetiger Behandlungsfortschritte erfordern mehr Wissen, höhere Handlungskompetenzen und kommunikative und kooperierende Fähigkeiten der Fachkräfte. Da setzten wir mit unserem dualen Studienprogramm an: Die Absolventinnen und Absolventen sollen in der Lage sein, Versorgungsprozesse verantwortlich zu steuern und Organisationsstrukturen zu optimieren," erläutert Ute Schöniger, Studiengangsbeauftragte der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück.

Das integrativ aufgebaute duale Studienprogramm führt in 4 Jahren sowohl zum Bachelor of Science als auch zum Berufsabschluss in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege oder der Altenpflege. Durch das neue Studienprogramm möchte die Hochschule die Attraktivität des Berufsfeldes "Pflege" steigern helfen. Auch die internationale Vergleichbarkeit von Ausbildungsniveau und Kompetenzen ist ohne eine wissenschaftliche Qualifikation oft nicht gegeben, der Studiengang soll diese Lücke schließen.

Weitere Information zum Studienprogramm können unter
http://www.wiso.hs-osnabrueck.de/pflege-bsc.html
abgerufen werden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution14

Quelle: Hochschule Osnabrück, Ralf Garten, 30.09.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2011