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MELDUNG/433: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.10.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Hirnforschung - Neue Erkenntnisse zur Funktion des Hippocampus
      Forscher entschlüsseln wichtigen Mechanismus zur Gedächtnisbildung
→  Immunmolekül fördert Heilung verengter Gefäße
      Neuartige Stents sollen Arterien dauerhaft freihalten


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Charité-Universitätsmedizin Berlin - 06.10.2011

Neue Erkenntnisse zur Funktion des Hippocampus

Forscher entschlüsseln wichtigen Mechanismus zur Gedächtnisbildung

Ein Forscherteam aus Berlin, München und Haifa hat neue Erkenntnisse zur Funktion des Hippocampus, einem für die Gedächtnisbildung wichtigen Gehirnareal, vorgelegt. Die Forscher untersuchten dabei zelluläre Mechanismen hochfrequenter Rhythmen, die eine wichtige Rolle bei Gedächtnisprozessen und in veränderter Form möglicherweise auch bei diversen Hirn-Erkrankungen spielen.

In der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Neuron präsentiert das Forscherteam aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Exzellenzclusters NeuroCure der Charité - Universitätsmedizin Berlin, der Bernstein Zentren in Berlin und München sowie der Universität Haifa neue Erkenntnisse zu Mechanismen von Hippocampus-Rhythmen. Im Rahmen der Gedächtnisbildung arbeitet der Hippocampus als eine Art Zwischenspeicher des Gehirns. In Ruhephasen, wie beispielsweise im Schlaf, werden Informationen, die vorher aufgenommen wurden, verfestigt und zur endgültigen Speicherung in andere Hirngebiete weitergeleitet. Diese Funktion des Hippocampus ist an Rhythmen, sogenannte Oszillationen, gekoppelt. Diese Rhythmen sind den vom Arzt mit einem EEG gemessenen Hirnströmen sehr ähnlich. Das Entstehen dieser Rhythmen setzt ein geordnetes Zusammenwirken einer Vielzahl von Nervenzellen voraus. Die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass eine Unterdrückung - oder die Verstärkung - von Gehirn-Oszillationen das Lernen verschlechtern oder verbessern kann.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzentrierten sich nun in ihrer Studie auf die sogenannte Ripple-Oszillation, einem mit 200 Hz sehr schnellen Rhythmus, dessen Mechanismen bisher wenig verstanden sind. Dabei untersuchten sie elektrische Ströme in einzelnen Zellen im Hippocampus, die während der Ripple-Oszillation auftreten. "Unsere Ergebnisse zeigen zum ersten Mal direkt, wie erregende und hemmende Impulse während der Ripples auf einer sehr schnellen Zeitskala zusammenwirken", berichtet Dr. Nikolaus Maier, Neurowissenschaftler an der Charité. Das Verständnis dieser Mechanismen ist nicht nur im Rahmen der Gedächtnisforschung von Bedeutung, sondern auch deshalb, weil eine Veränderung der synchronen Aktivität fatale Folgen haben kann. "Eine Störung der Rhythmen im Hippocampus kann eine mögliche Ursache von krankhaften Zuständen wie Epilepsien, Schizophrenie oder Gedächtnisstörungen im Rahmen der Alzheimer-Erkrankung sein", erläutert Prof. Dr. Dietmar Schmitz, Sprecher des Exzellenzclusters NeuroCure. Daher bilden die jetzt veröffentlichten Ergebnisse auch eine Basis zur Erforschung künftiger klinisch-therapeutischer Ansätze.

Kontakt:
Prof. Dietmar Schmitz
Sprecher Exzellenzcluster NeuroCure
Charité - Universitätsmedizin Berlin
dietmar.schmitz@charite.de
www.neurocure.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution318

Quelle: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Dr. Julia Biederlack, 06.10.2011


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Ludwig-Maximilians-Universität München - 06.10.2011

Immunmolekül fördert Heilung verengter Gefäße

Neuartige Stents sollen Arterien dauerhaft freihalten

Bei einer Atherosklerose bilden sich in den Schlagadern, den Arterien, Ablagerungen, die unter anderem zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Oftmals kann hier ein sogenannter Stent helfen, der die verengten Gefäße wieder aufweitet und offen hält. Wachsen in diese röhrenförmige Gefäßstütze körpereigene Zellen im Übermaß ein und unterbleibt eine vollständige Auskleidung mit Gefäßendothel, droht aber eine Restenose, also ein erneuter Gefäßverschluss. Ein Forscherteam unter der Leitung des LMU-Mediziners Professor Christian Weber konnte nun zeigen, dass bestimmte Zellen des menschlichen Immunsystems, die Neutrophile, und ihre Sekretionsprodukte dieser gefährlichen Komplikation - die in bis zu einem Drittel aller Stentimplantationen auftreten kann - entgegenwirken. Das sogenannte Cathelicidin fördert die Heilung verletzter Gefäße durch Auskleidung mit Endotehl und limitiert die Bildung der Neointima, also bestimmter Zellen der inneren Gefäßwand, die in Stents wuchern können. Im Tierversuch zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit einer Restenose in Mäusen deutlich reduziert werden kann, wenn miniaturisierte Stents mit diesem Peptid beschichtet sind. "Schon jetzt geben die meisten Stents Medikamente ab, die das Zellwachstum blocken und Entzündungen verhindern sollen - Restenosen und andere gefährliche Komplikationen wie Thrombosen können aber auch in diesen Fällen auftreten", sagt Weber, der das Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten am Klinikum der Universität München leitet. "Wir hoffen nun, dass Stents mit Cathelicidin-Beschichtung auch im Menschen die erhoffte Wirkung zeigen. Wir werden in unseren Modellen aber auch andere Neutrophilenprodukte sowie weitere Peptide mit ähnlicher Funktion testen."

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christian Weber
Leitung des Instituts für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten
Klinikum der Universität München
E-Mail: kreislaufinstitut@med.uni-muenchen.de
Web: www.kreislaufinstitut.de

Das Projekt wurde im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs 809 "Chemokine in der kardiovaskuläre Pathogenese" durchgeführt.
(Science Translational Medicine online, 05. Oktober 2011)

Publikation:
"Neutrophil-derived cathelicidin protects from neointimal hyperplasia"
Oliver Söhnlein et.al.
Science Translational Medicine online
05. Oktober 2011

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution114

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München, Luise Dirscherl, 06.10.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2011