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MELDUNG/453: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 10.11.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Auswirkungen von Hyperkapnie (Erhöhung von CO2 in Blut und Geweben) auf Mitochondrien
→  Förderung des Forschungsprojekts "Funktionalisierte Nanopartikel
      zur selektiven Stimulation von B-Zell-vermittelten Immunantworten"
→  Hohe DFG-Förderung für biomedizinische Analytik


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Justus-Liebig-Universität Gießen - 08.11.2011

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit US-Lungenforschern

Wissenschaftler der Northwestern University Chicago, USA, haben in enger Zusammenarbeit mit Gießener Lungenforschern die Auswirkungen von Hyperkapnie, die Erhöhung von CO2 in Blut und Geweben, auf Mitochondrien untersucht. Hyperkapnie beeinflusst die Funktion des Krebszyklus, insbesondere die Funktion des Enzyms Isozitratdehydrogenase 2 (IDH-2). Die Ergebnisse der Forschungen könnten auf eine mögliche Bedeutung von IDH2 als neuartige Strategie in der Therapie von chronischen Lungenerkrankungen mit Hyperkapnie hinweisen. Gemeinsame Publikation im renommierten "Journal of Biological Chemistry".

Bei einer Reihe von Lungenerkrankungen, wie zum Beispiel Asthma, Mukoviszidose oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD ist die Erhöhung von CO2 in Blut und Geweben, die so genannte Hyperkapnie, von klinischer Bedeutung und mit einer schlechten Prognose verbunden. Die Mechanismen der Auswirkungen von Hyperkapnie sind allerdings weitgehend unbekannt. Jetzt haben Wissenschaftler der Northwestern University Chicago, USA, unter der Leitung von Prof. Jacob Sznajder in enger Zusammenarbeit mit Gießener Lungenforschern die Auswirkungen von Hyperkapnie auf Mitochondrien untersucht. Mitochondrien sind Zellorganellen, die für den Energiehaushalt der Zelle und für deren Überleben und für die Zellproliferation, das schnelle Wachstum von Zellen, verantwortlich sind. Dabei zeigte es sich, dass Hyperkapnie die Funktion der Mitochondrien beeinträchtigt und die Zellproliferation hemmt. Hyperkapnie beeinflusst damit die Funktion des Krebszyklus, insbesondere die Funktion des Enzyms Isozitratdehydrogenase 2 (IDH-2). IDH2 ist eines der wichtigsten Enzyme des Krebszyklus, und in neueren Studien wurden Mutationen der IDH-2 bei Tumoren und Leukämien gefunden. Die Forscherinnen und Forscher aus Chicago und Gießen konnten zeigen, dass Hyperkapnie das Enzym IDH-2 reduziert, indem es bestimmte kleine RNA-Moleküle, miR183, induziert. Die Reduktion von IDH2 durch miR183 führte zu einer verminderten Zellproliferation. Diese Daten könnten auf eine mögliche Bedeutung von IDH2 als neuartige Strategie in der Therapie von chronischen Lungenerkrankungen mit Hyperkapnie hinweisen.

Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten wurden kürzlich im renommierten Journal of Biological Chemistry veröffentlicht. Diese Veröffentlichung entstand durch eine enge Kooperation des Gießener Lungenzentrums UGLC mit dem Labor von Prof. Sznajder (Northwestern University, Department of Pulmonary and Critical Care Medicine, Chicago). Dr. Istvan Vadász (Gießen, UGLC) verbrachte dort zwei Jahre als Post-Doc. Im Gegenzug arbeitet Dr. Christine Vohwinkel von der Northwestern University jetzt seit kurzem an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo sie eine geteilte Stelle am Kinderherzzentrum (Prof. Schranz) und im University Giessen Lung Center im Labor von Dr. Vadász hat. Natascha Sommer ist Assistenzärztin und in der Forschung im Labor bei Prof. Weissman, ebenfalls University Giessen Lung Center, tätig.

Kontakt:
Dr. Christine Vohwinkel
University Giessen Lung Center (UGLC)
Medizinische Klinik II
Gaffkystraße 11, 35392 Gießen
E-mail: Christine.Vohwinkel@gmx.de

Publikation:
Elevated CO2 Levels Cause Mitochondrial Dysfunction and Impair Cell Proliferation
Vohwinkel CU, Lecuona E, Sun H, Sommer N, Vadász I, Chandel NS, Sznajder JI.
The Journal of Biological Chemistry, Vol. 286, Issue 43, 37067-37076, October 28, 2011

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21903582

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Christel Lauterbach, 08.11.2011


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Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 09.11.2011

Hoffmann-Klose-Stiftung unterstützt Forschungen an der Universitätsmedizin Mainz

34.000 Euro für ein Forschungsprojekt zur Verbesserung von Impfungen und Immuntherapien

Die Hoffmann-Klose-Stiftung unterstützt ein Forschungsprojekt auf dem Gebiet der Immuntherapie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) mit 34.000 Euro. Eine symbolische Übergabe der Fördermittel fand in der vergangenen Woche im Beisein von Vertretern der Hoffmann-Klose-Stiftung, der Universität und der Universitätsmedizin in Mainz statt. "Wir danken der Hoffmann-Klose-Stiftung für die erneute Unterstützung zugunsten eines wichtigen Forschungsprojekts in der Medizin", sagte der Kanzler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Götz Scholz, bei der Übergabe der Mittel. "Wir freuen uns sehr über dieses Engagement. Stiftungen sind für uns nicht nur ein Zeichen besonderer Wertschätzung, sondern eine wichtige Möglichkeit, besondere Forschungsvorhaben voranzutreiben."

Bei dem Forschungsprojekt "Funktionalisierte Nanopartikel zur selektiven Stimulation von B-Zell-vermittelten Immunantworten" handelt es sich um ein Vorhaben, um die Wirksamkeit von Impfungen und Immuntherapien zu verbessern. Impfungen gehören zu den erfolgreichsten Entwicklungen der Medizin. "Wie kaum ein anderes Behandlungsverfahren haben Impfungen und die dadurch ausgelöste Bildung von Abwehrfaktoren im Blut Krankheiten praktisch ausgelöscht oder ihre Gefährlichkeit wesentlich reduziert", erläutert Projektleiter Prof. Dr. Stephan Grabbe von der Hautklinik der Universitätsmedizin. Während vorbeugende Impfungen gegen akut infektiöse Erreger äußerst wirkungsvoll sind, ist dagegen bei bereits vorhandenen chronischen Infektionen oder gar bei Tumorerkrankungen die Wirkung einer Impfung unzureichend. Eine Heilung der Krankheit ist in der Regel nicht möglich.

Das Forschungsvorhaben unter der Leitung von Prof. Grabbe zielt nun darauf ab, die Immunantwort im Vorfeld einer Infektion, aber auch bei bereits erfolgter Erkrankung zu verbessern. Zum einen sollten die B-Lymphozyten, die eine wichtige Rolle bei der Produktion von Abwehrfaktoren spielen, von den Impfstoffen besser erreicht und zum anderen auch ganz gezielt aktiviert werden. "Unsere Arbeitsgruppe untersucht seit einigen Jahren das immuntherapeutische Potenzial von funktionalisierten Nanopartikeln verschiedener Art. In eigenen Voruntersuchungen konnte gezeigt werden, dass sich bestimmte Eisenoxid-Nanopartikel sehr selektiv in den Arealen des Körpers anreichern, in denen B-Lymphozyten zu finden sind", erklärt Grabbe. Daher sei es naheliegend, dass diese Nanopartikel hochgradig effiziente Trägersubstanzen für Impfstoffe sein könnten und möglicherweise eine wesentliche Weiterentwicklung für Impfungen aller Art darstellen.

Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnte es neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn eine Option zur Verbesserung der Behandlung von chronischen Infektionen und Tumorerkrankungen bieten.

Es ist vorgesehen, entsprechende Ergebnisse zu patentieren. Die Hoffmann-Klose-Stiftung mit Sitz in Kronberg wurde 2005 errichtet. Stiftungszweck ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Humanmedizin. Die Stiftung vergibt Forschungsaufträge und Stipendien, beteiligt sich u.a. an der Finanzierung von Forschungsvorhaben und der Bezuschussung von Sachaufwendungen.

Weitere Informationen:

Petra Giegerich
Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
D 55099 Mainz
E-Mail: presse@uni-mainz.de
http://www.uni-mainz.de

Prof. Dr. Stephan Grabbe
Projektleiter
Hautklinik der Universitätsmedizin
Johannes Gutenberg Universität Mainz (JGU)
D 55131 Mainz
E-Mail: Stephan.grabbe@unimedizin-mainz.de
http://www.hautklinik-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution218

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 09.11.2011


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Gemeinsame Pressemitteilung vom 08.11.2011
Forschungszentrum Jülich
Jülich / Aachen Research Alliance
Universitätsklinikum Aachen

Hohe DFG-Förderung für biomedizinische Analytik

Jülich / Aachen, 8. November 2011 - Demenz und Alzheimer, aber auch Hepatitis und Tumoren haben etwas gemeinsam: Bei all diesen Erkrankungen ändert sich die Verteilung von Metallionen und metallhaltigen Eiweißen im Gewebe der betroffenen Organe. Mit Massenspektrometrie und Imaging lassen sich geringste Änderungen der Metallverteilungen beobachten. Jülicher und Aachener Wissenschaftler haben nun rund 900.000 Euro Fördergelder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten, um die Technologie weiterzuentwickeln und Untersuchungen dieser Erkrankungen an Gewebe von Patienten und Tiermodellen durchzuführen. Mit den jetzt zur Verfügung stehenden Geräten der neuesten Generation kann zudem das Metallom / Proteom analysiert werden: ein wichtiger Schritt, um Krankheitsmechanismen zu verstehen.

Metalle sind für den menschlichen Organismus lebensnotwendig - so sind sie zum Beispiel zentraler Bestandteil in etwa einem Drittel der körpereigenen Eiweiße (Metalloproteine) und an wichtigen Prozessen im Gehirn beteiligt. Bei zahlreichen neurodegenerativen Erkrankungen schädigen pathologische Metallanreicherungen das Gehirn und führen zum Zelltod. Zudem werden Proteine angereichert, deren Ablagerungen ebenfalls verheerende Folgen haben. Ähnlich werden bei Tumoren Proteine fehlgesteuert, was entscheidend für die aggressive Tumorentwicklung ist. Mit der neuen Technologie lässt sich genau messen, welche und wie viele unterschiedliche metallhaltigen Proteine gebildet werden.

Mit der von der Jülicher Wissenschaftlerin Dr. habil. J. Sabine Becker entwickelten speziellen Technik zur massenspektrometrischen Verteilungsanalyse (Bioimaging) an medizinischen Proben können die Forscher die Verteilung von Metallen quantitativ in Gewebeschnitten verschiedener Organe untersuchen. Die DFG-Förderung ermöglicht die Anschaffung neuer Großgeräte, mit denen die Jülicher und Aachener Chemiker, Mediziner und Biochemiker die bildgebende Analysemethode für Metalloproteine weiterentwickeln und auf die Analyse von anderen Hirnerkrankungen (z. B. Parkinson und Epilepsie) sowie Lebererkrankungen ausdehnen können.

Beteiligte Projektpartner sind: Dr. habil. J. Sabine Becker, Leiterin des Jülicher BrainMet-Labors im Zentralinstitut für Chemische Analysen (ZCH), Prof. Katrin Amunts, die in Jülich das Institut für Neurowissenschaften und Medizin, INM-1, und als Professorin eine Sektion in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums der RWTH Aachen leitet, Prof. Karl Zilles, Direktor des INM-2 und Neurowissenschaftler, sowie aus dem Aachener Universitätsklinikum Prof. Ralf Weiskirchen, Spezialist für die Leber und ihre Erkrankungen, und Prof. Bernhard Lüscher, Biochemiker mit Schwerpunkt in der molekularen Tumorbiologie und der Regulation der Gentranskription.

Das Projekt ist Ergebnis und zugleich ein neuer wichtiger Baustein der Jülich-Aachener Zusammenarbeit im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA), der die Themen der Sektion JARA-Brain um wichtige Fragestellungen erweitert.

Weitere Informationen:

zur Methode
(Bioimaging of Metals in Brain and Metallomics, BrainMet)
http://www.brainmet.de

Forschungszentrum Jülich
Zentralabteilung für chemische Analysen
http://www.fz-juelich.de/zch/DE/Home/home_node.html

Forschungszentrum Jülich
Institut für Neurowissenschaften und Medizin
http://www.fz-juelich.de/portal/DE/UeberUns/InstituteEinrichtungen/Institute/InstitutNeurowissenschaftenMedizin/_node.html

Universitätsklinikum der RWTH Aachen:
http://www.ukaachen.de/index.jsp

Jülich Aachen Research Alliance, Sektion Brain (JARA-BRAIN):
http://www.jara.org/de/research/jara-brain/

Ansprechpartner:

• Forschungszentrum Jülich:

Dr. habil. J. Sabine Becker
Leiterin BrainMet-Labor im Zentralinstitut für Chemische Analysen (ZCH),
s.becker@fz-juelich.de

Prof. Dr. med. Katrin Amunts
Institut für Neurowissenschaften und Medizin, INM-1 und
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, UK Aachen
kamunts@ukaachen.de

Prof. Dr. med. Karl Zilles
Institut für Neurowissenschaften und Medizin, INM-2
k.zilles@fz-juelich.de

• Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen:

Prof. Dr. rer. nat. Ralf Weiskirchen
Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie
rweiskirchen@ukaachen.de

Prof. Dr. rer. nat. Bernhard Lüscher
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
luescher@rwth-aachen.de


Das Forschungszentrum Jülich
betreibt interdisziplinäre Spitzenforschung, stellt sich drängenden Fragen der Gegenwart und entwickelt gleichzeitig Schlüsseltechnologien für morgen. Hierbei konzentriert sich die Forschung auf die Bereiche Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Informationstechnologie. Einzigartige Expertise und Infrastruktur in der Physik, den Materialwissenschaften, der Nanotechnologie und im Supercomputing prägen die Zusammenarbeit der Forscherinnen und Forscher. Mit rund 4.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, zu den großen Forschungszentren Europas.

Quelle: Forschungszentrum Jülich, Zeiss Erhard, 08.11.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2011