Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/479: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 16.12.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Startschuss für neues Helmholtz Virtuelles Institut
      Multifunktionale Biomaterialien für die Medizin
→  Verbesserte Diagnose von Lungenkrankheiten


*


Freie Universität Berlin - 15.12.2011

Startschuss für neues Helmholtz Virtuelles Institut

Multifunktionale Biomaterialien für die Medizin

Mit einem Festakt an der Freien Universität Berlin wird am Montag, dem 19. Dezember, ein neues Helmholtz Virtuelles Institut (HVI) eröffnet. Das Institut "Multifunktionale Biomaterialien für die Medizin" wird fünf Jahre durch die Helmholtz-Gemeinschaft gefördert. Kernpartner sind neben dem federführenden Helmholtz-Zentrum Geesthacht in Teltow (HZG) das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und die Freie Universität Berlin.

Ziel des HVI unter Leitung von Prof. Dr. Matthias Ballauff (HZB), Prof. Dr. Rainer Haag (Freie Universität Berlin) und Prof. Dr. Andreas Lendlein (HZG) ist es, die Wechselwirkungen zwischen Proteinen und polymeren Biomaterialien zu untersuchen, die bislang noch nicht ausreichend verstanden und kontrollierbar sind.

Angestrebt wird, die Vernetzung der Freien Universität mit den beiden Helmholtz-Partnern zu stärken. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung hält Prof. Dr. Michael Grunze von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) einen Vortrag zum Thema "Strategien zur Vermeidung von Biofilmen". Die Veranstaltung im Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität ist öffentlich.

Für moderne Konzepte medizinischer Therapien ist häufig der Einsatz multifunktionaler Biomaterialien erforderlich. Dabei kann es sich beispielsweise um Implantatmaterialien im Körper handeln, um Träger von Wirkstoffen oder um Materialien, die in Kontakt mit Körperflüssigkeiten außerhalb des Körpers stehen, etwa Membranen bei der Dialyse. Die Wechselwirkungen zwischen körpereigenen Proteinen und diesen Biomaterialien können allerdings grundlegend die Eigenschaften und das Verhalten der Materialien verändern: Oft bilden körpereigene Proteine eine feste Schicht auf der Oberfläche von Biomaterialien, sie beeinflussen oder initiieren damit weitere biologische Reaktionen oder bestimmen, wie Zellen aneinanderhaften.

Die drei Partner werden das Forschungsthema in den kommenden Jahren in enger Kooperation mit weiteren Partnern aus dem In- und Ausland bearbeiten. Assoziierte Partner des Forscherteams sind die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Harvard-Universität in Cambridge (USA), die Universität Tokyo (Japan) und die Sichuan-Universität in Chengdu (China); hinzu kommen als Industriepartner die Mivenion GmbH und die Fresenius Medical Care AG.

Die Freie Universität bringt mit dem "Center for International Cooperation" (CIC) und der "Dahlem Research School" (DRS) ausgezeichnete Dachstrukturen für internationale Kooperationen und Wissenschaftlerkontakte sowie die begleitende Ausbildung von Doktoranden in Schlüsselkompetenzen ein.

Hintergrund:

Helmholtz Virtuelle Institute
sind ein Instrument der Helmholtz-Gemeinschaft, um die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Helmholtz-Zentren neu zu initiieren und zu festigen. Sie besitzen eine eigene Managementstruktur und werden von der Helmholtz-Gemeinschaft und den beteiligten Partnern bis zu fünf Jahre mit einer Summe von bis zu 900.000 Euro pro Jahr gefördert. Ziel ist die Stärkung universitärer Forschung durch die Errichtung sichtbarer Kompetenzzentren und die Vernetzung mit Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft als der größten deutschen Wissenschaftsorganisation. Virtuelle Institute sollen als Kern für künftige größere strategische Forschungsvorhaben dienen. Schwerpunkte der Virtuellen Institute sind neben einer Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auch eine starke internationale Vernetzung.

Die Freie Universität Berlin
ist eine von deutschlandweit neun Universitäten, die in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder den Status einer Exzellenzuniversität erhalten haben. Die Freie Universität wurde für ihr Zukunftskonzept "Internationale Netzwerkuniversität" ausgezeichnet. Im Jahr 2007 wurde an der Universität die Focus Area "Nanoskalige Funktionsmaterialien" als zentrale Forschungsplattform gegründet, in der Wissenschaftler aus den Fachrichtungen Chemie, Physik, Biochemie und Pharmazie bis in die Veterinär- und Humanmedizin hinein eng vernetzt an Themen aus den Gebieten Supramolekulare Interaktionen, Biomembranen, Hybride Materialien und Nanomedizin forschen. Die starke Verbindung von Naturwissenschaftlern des Forschungscampus Dahlem der Freien Universität Berlin mit klinischen Forschern der Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, sowie die enge Kooperation mit den lokalen außeruniversitären Forschungsinstituten der Helmholtz-Gemeinschaft sowie mit weiteren Institutionen der Region trägt zu einer Festigung des Forschungsstandorts im Berliner Südwesten bei.

Das Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie (HZB)
betreibt und entwickelt Großgeräte für die Forschung mit Photonen (Synchrotronstrahlung) und Neutronen mit international konkurrenzfähigen oder sogar einmaligen Experimentiermöglichkeiten. Diese Möglichkeiten werden jährlich von mehr als 2500 Gästen aus Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen weltweit genutzt. Das Helmholtz-Zentrum Berlin betreibt Materialforschung zu solchen Themen, die besondere Anforderungen an die Großgeräte stellen. Forschungsthemen sind Materialforschung für die Energietechnologien, Magnetische Materialien und Funktionale Materialien. Am HZB arbeiten rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon etwa 800 auf dem Lise-Meitner-Campus in Wannsee und 300 auf dem Wilhelm-Conrad-Röntgen-Campus in Adlershof.

Im Mittelpunkt der Forschung am Zentrum für Biomaterialentwicklung des Helmholtz-Zentrums Geestacht (HZG)
in Teltow steht die Entwicklung von innovativen polymerbasierten Biomaterialien, die die komplexen Anforderungen für medizinische Anwendungen insbesondere für Regenerative Therapien erfüllen. Ein besonderes Anliegen ist der Brückenschlag zwischen der Grundlagenforschung und der Umsetzung der Ergebnisse in klinischen Anwendungen. Dazu verfolgt das HZG einen interdisziplinären Forschungsansatz und steht in enger Kooperation mit Kliniken und der Industrie. Alle Anforderungen an medizinische Produkte können so von Anfang an bei der Entwicklung berücksichtigt werden. Damit leistet das HZG einen Beitrag zur Vorsorgeforschung durch zukunftsorientierte Technologien.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution9

Quelle: Freie Universität Berlin, Carsten Wette, 15.12.2011


*


Technische Hochschule Mittelhessen - 15.12.2011

Verbesserte Diagnose von Lungenkrankheiten

Mit knapp 500.000 Euro fördert das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst ein gemeinsames Projekt der Technischen Hochschule Mittelhessen, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der im Anwenderzentrum Medizintechnik ansässigen ThoraTech GmbH. Unter der Federführung von Prof. Dr. Martin Fiebich vom TH-Institut für Medizinische Physik und Strahlenschutz wollen die Forscher ein Verfahren zur besseren Erkennung von Lungenkrankheiten entwickeln.

Die neue Technologie ist zunächst für den Einsatz in der Tiermedizin bestimmt. Partner an der JLU ist Prof. Dr. Martin Kramer vom Fachbereich Veterinärmedizin. Langfristig ist der Einsatz in der Humanmedizin geplant. Erkrankungen der Atemwege zählen beim Menschen wie beim Tier zu den häufigsten Krankheiten. Die Bestimmung der Lungenbelüftung ist für Diagnostik und Therapie häufig von entscheidender Bedeutung. Zur Darstellung der Lungenanatomie stehen zum Beispiel Röntgenverfahren oder die Computertomografie zur Verfügung. Sie liefern lediglich Momentaufnahmen, sind relativ teuer, belasten die Patienten durch Röntgenstrahlung und sind für den mobilen Einsatz nicht geeignet. In der Tiermedizin sind invasive Methoden mit einem Ballonkatheter gebräuchlich. Die neue Methode, für die ThoraTech bereits einen Prototypen entwickelt hat, basiert auf der Analyse von Atemgeräuschintensitäten und Schallleitungseigenschaften der Lunge. Sie funktioniert damit ähnlich wie das klassische Abhorchen der Lunge mit einem Stethoskop, das dem Arzt Informationen zur Ventilationsverteilung in der Lunge gibt. Das Aufnahmesystem besteht aus einer Messeinheit mit kombinierten akustischen Sensoren und Vibrationssensoren für die Datenaufnahme, Verstärkern, die die Eingangssignale zusätzlich filtern, einer Auswerte- und Anzeigeeinheit sowie einem Schallgenerator.

Die Untersuchung ist nicht-invasiv, verursacht keine Strahlenbelastung, und die Ergebnisse können sofort visualisiert werden. Die Gießener Forscher sehen darin eine deutliche Vereinfachung der Diagnostik. In der Anästhesie könnten Beatmungsgeräte schnell an die aktuellen Patientenbedürfnisse angepasst werden. Die Wirksamkeit inhalativer Therapien ließe sich anhand der Lungenbelüftungsdaten rasch erkennen und die Medikamentengaben anpassen.

Das Forschungsvorhaben, das bis Ende 2013 läuft, wird im Rahmen der Förderlinie 3 der "Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz" (LOEWE) unterstützt. Damit bezuschusst die Landesregierung Projekte, bei denen Hochschulen mit kleinen und mittleren hessischen Unternehmen zusammenarbeiten.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.thm.de/imps

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution315

Quelle: Technische Hochschule Mittelhessen, Erhard Jakobs, 15.12.2011


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2011