Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/521: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 12.03.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Qualitätsoffensive gegen den Dr. med. "Dünnbrett"
→  Neue Strategien gegen Dickdarmkrebs


*


Universitätsklinikum Jena - 09.03.2012

Qualitätsoffensive gegen den Dr. med. "Dünnbrett"

Das Zentrum für Sepsis- und Sepsisfolgen am Universitätsklinikum Jena wird seine Doktoranden künftig in einer eigenen Research Training Group betreuen. Das strukturierte Ausbildungsprogramm umfasst Vorträge, Seminare, methodische und praktisch-experimentelle Kurse und steht sowohl Promovenden in den Naturwissenschaften als auch in der Medizin offen. Diese Nachwuchsförderung soll die Perspektiven in der klinischen Forschung verbessern und die wissenschaftliche Qualität der medizinischen Doktorarbeiten erhöhen. Die Research Training Group ist Bestandteil der Jena School of Molecular Medicine unter dem Dach der Graduiertenakademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Als Nachwuchswissenschaftlerin sucht Isabell Lenhardt nach neuen Medikamenten, die einem Leberversagen bei einer Sepsis entgegenwirken können. Die 26-jährige Biologin ist Mitarbeiterin des Zentrums für Sepsis- und Sepsisfolgen CSCC und promoviert seit einem Jahr am Institut für Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsklinikums Jena. Angeleitet und fachlich betreut wird die Mutter eines kleinen Sohnes dabei von der Pharmakologin PD Dr. Amelie Lupp und dem Direktor des Instituts, Professor Dr. Stefan Schulz. "Mit ihnen kann ich regelmäßig über den Fortgang meiner Arbeit sprechen, und ich bin in das wissenschaftliche Leben am Institut eingebunden. Darüber hinaus interessieren mich aber auch interdisziplinäre Veranstaltungen oder die Möglichkeit, Studierende fachlich zu betreuen", so Isabell Lenhardt.

Mediziner lernen von Naturwissenschaftlern und Naturwissenschaftler von Medizinern

Auch Isabell Woest promoviert in der Sepsisforschung. Die Medizinstudentin untersucht an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Aspekte der Herzmuskelschädigung bei der Sepsis und hat dafür ein Urlaubsemester genommen. Beiden jungen Frauen stehen die Angebote der Research Training Group, des neuen Doktorandenprogramms des CSCC, offen. "Unser Ziel ist eine bessere Betreuung und wissenschaftliche Ausbildung der Doktoranden über die engen Grenzen des Dissertationsthemas hinaus, vor allem wollen wir junge Mediziner für die klinische Forschung interessieren und befähigen", beschreibt Prof. Dr. Andreas Stallmach, Sprecher des Graduiertenkollegs und stellvertretender Sprecher des CSCC, das Anliegen. "Wir wissen, dass eine wissenschaftliche Ausbildung ein qualitätssicherndes und kostensparendes Herangehen in der medizinischen Versorgung ermöglicht. Sie fördert die Kritikfähigkeit der Ärzte und dient damit der Sicherheit der behandelten Patienten".

Dazu werden jedem Promovenden des CSCC mindestens zwei Betreuer zur Seite gestellt. In Seminaren, Vorlesungen und Vorträgen, sowie in methodischen Kursen können die Doktoranden ihre Kenntnisse zur Sepsis erweitern und vertiefen und ihr praktisch-experimentelles Können verbessern. Andere Angebote, z.B. zu wissenschaftlichen Vortragstechniken, gehen über die rein fachliche Qualifikation hinaus. Die Promovierenden sollen zu kritischem Denken, zu interdisziplinären Problemlösungen und zur Übernahme von Lehr- und Mentoring-Aufgaben befähigt werden. Dabei lernen Mediziner von Naturwissenschaftlern und Naturwissenschaftler von Medizinern.

Im Rahmen der Graduiertenakademie

Das CSCC-Graduiertenkolleg ist an die akkreditierte Jena School for Molecular Medicine angebunden, die Mitglied der Jenaer Graduierten-Akademie ist. Wird das Programm erfolgreich absolviert, erhalten die jungen Wissenschaftler zum Abschluss ihrer Arbeit ein Zertifikat als Qualifikationsnachweis. Zur Zeit arbeiten in den 40 Projekten des CSCC mehr als 35 Doktoranden, denen nach Aufnahme in das Kolleg die Angebote offen stehen. Regelmäßig schreibt das Zentrum Doktorandenstellen und Promotionsstipendien auf dem Gebiet der Sepsisforschung aus. Auch das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung an der Medizinischen Fakultät startet im Sommersemester ein strukturiertes Ausbildungsprogramm für seine medizinischen und naturwissenschaftlichen Doktoranden.

Daneben bietet die Medizinische Fakultät in Jena Medizinstudierenden und -absolventen die Möglichkeit, in einem Doppel- bzw. Aufbaustudium einen Master of Molecular Medicine zu erwerben. "Diese anspruchsvolle Ausbildung für forschungsinteressierte Mediziner bildet die Basis für eine naturwissenschaftliche Promotion und damit für die weltweit anerkannte Doppelqualifikation MD/PhD als Mediziner und Naturwissenschaftler", betont Professor Stallmach. Gegenwärtig absolvieren in Jena sieben Mediziner ein Masterstudium.

Terminhinweis:
Eröffnung des Graduiertenkollegs Research Training Group des CSCC
Freitag, 16. März 2012, 11.00 Uhr
Konferenzraum im Laborzentrum des Universitätsklinikums Jena
Erlanger Allee 101, 07747 Jena

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Stallmach
stellv. Sprecher des CSCC, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/ 9324220
E-Mail: Andreas.Stallmach[at]med.uni-jena.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.cscc.uniklinikum-jena.de


Hintergrund:
Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Sepsis und Sepsisfolgen (Center for Sepsis Control and Care, kurz: CSCC) ist eine Einrichtung des Universitätsklinikums Jena, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Am CSCC werden neue Strukturen mit interdisziplinärer Durchlässigkeit für Ärzte und Naturwissenschaftler geschaffen. Die klare Trennung von Aufgaben in der Forschung und in der Patientenversorgung ermöglicht neue Ansätze im gesamten Behandlungspfad septischer Patienten - von der Risikobeurteilung bis zur poststationären Langzeitbetreuung und Rehabilitation. Das CSCC fördert wissenschaftlichen Nachwuchs und bietet zahlreiche Möglichkeiten für eine zielgerichtete prä- und postgraduale Karrierenentwicklung.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Dr. Uta von der Gönna, 13.03.2012


*


Justus-Liebig-Universität Gießen - 09.03.2012

Neue Strategien gegen Dickdarmkrebs

Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung bewilligt Arbeitsgruppe der Justus-Liebig-Universität Gießen rund 304.000 Euro für ein Forschungsvorhaben zur Entstehung von Dickdarmkrebs

Darmkrebs ist die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache in der westlichen Welt. Mit Gewebsveränderungen im Magen-Darm-Trakt, die zu 0Dickdarmkrebs führen können, beschäftigt sich die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Elke Roeb, Leiterin des Schwerpunkts Gastroenterologie am Zentrum für Innere Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), schon seit Jahren. Für diese Grundlagenforschung zur Tumortherapie hat die Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung den Gießener Forscherinnen und Forschern nun rund 304.000 Euro bewilligt.

Im Fokus der Gießener Arbeitsgruppe stehen so genannte Matrix-Metalloproteinasen. Das sind Enzyme, die Eiweiße im Gewebe spalten können. Tumorzellen dringen mit Hilfe von Metalloproteinasen in gesundes Gewebe ein und bilden dort Metastasen. Tumoren des Dickdarms produzieren in großem Maße die Matrix-Metalloproteinase 9. Den Gießener Forscherinnen und Forschern ist es gelungen, in Bakterien einen Teil der Matrix-Metalloproteinase 9 künstlich herzustellen und aufzureinigen. Diese so genannte Hämopexindomäne (MMP-9-PEX) hindert Tumorzellen an einer Wanderung ins Gewebe.

Ob dies auch im lebenden Organismus funktioniert und ob MMP-9-PEX noch andere Funktionen hat, soll in dem von der Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung geförderten Forschungsprojekt analysiert werden. Darüber hinaus wollen die Forscherinnen und Forscher die Signalwege in den Tumorzellen charakterisieren, die durch die Matrix-Metalloproteinase 9 und deren Teilstücke aktiviert werden. An Zellen von Leukämiepatienten konnte die Arbeitsgruppe bereits zeigen, dass MMP-9-PEX wesentliche Überlebensmechanismen im Zellkern beeinflusst. Die Arbeiten sollen zudem den Effekt von MMP-9-PEX auf die Entstehung von Dickdarm-Tumorzellen im Mausmodell klären und die Entwicklung neuer antitumoraler Strategien ermöglichen.

Kontakt:
Prof. Dr. Elke Roeb
Leiterin Schwerpunkt Gastroenterologie
Zentrum für Innere Medizin
Klinikstraße 33, 35385 Gießen

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ukgm.de/ugm_2/deu/ugi_pne/7720.html


Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
ist eine moderne Hochschule mit über 400-jähriger Geschichte. Sie verbindet ein breites Angebot der Rechts-, Wirtschafts-, Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften mit einer in Deutschland einzigartigen Fächerkonstellation. Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Veterinärmedizin sind Fächer, die in dieser Kombination nur an sehr wenigen deutschen Hochschulen vertreten sind. Gemeinsam mit der Biologie und Medizin ermöglichen sie eine besondere Schwerpunktbildung im Bereich der Lebenswissenschaften. Mit über 25.200 Studierenden ist die JLU die zweitgrößte Universität in Hessen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Charlotte Brückner-Ihl, 09.03.2012


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2012