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MELDUNG/549: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 22.05.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Dresdner Zentrum stellt Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit
      medizinischen Handelns auf den Prüfstand
→  Erster Pharmazie-Studiengang an einer Fachhochschule
→  Neues Forschungsprojekt soll Risiken bei Arzneimitteltherapien verringern



Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 21.05.2012

Dresdner Zentrum stellt Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit medizinischen Handelns auf den Prüfstand

Medizinische Innovationen werden zunehmend unter dem Aspekt eines vertretbaren Verhältnisses von Aufwand und Ergebnis betrachtet. Neue Therapien haben nur noch dann eine Chance, als Standard dauerhaft in die Krankenversorgung aufgenommen zu werden, wenn sie auch in der alltäglichen Praxis bewähren. Die von der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus formierte Dresdner Hochschulmedizin hat deshalb das bundesweit erste "Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung" (ZEGV) gegründet, um Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit medizinischer Interventionen und Versorgungskonzepte unter Routinebedingungen wissenschaftlich zu untersuchen.

Als eine der deutschlandweit führenden Einrichtung der patientennahen Forschung werden Fakultät und Klinikum mit dem neuen Zentrum ihrem Anspruch gerecht, medizinische Innovationen so praxisorientiert wie möglich auszurichten: Die systematische und zeitnahe Überführung von Forschungsergebnissen in die Versorgungspraxis ist eine der zentralen Herausforderungen der universitären Medizin. Neue Therapien lassen sich künftig nur noch dann als Standard in der Krankheitsversorgung etablieren, wenn sich ihre Wirksamkeit auch im ärztlichen Alltag bei der Behandlung einer großen Zahl an Patienten belegen lässt. Dieser Anspruch einer sogenannten evidenzbasierten Gesundheitsversorgung erweitert das Überprüfungsprocedere bei der Einführung medizinischer Innovationen in die Routineversorgung.

"Die Dresdner Hochschulmedizin sieht einen großen Bedarf zur Stärkung der evidenzbasierten Medizin und Versorgungsforschung, dem wir mit dem Aufbau des neuen Zentrums als Schnittstelle von klinischer und methodischer Expertise Rechnung tragen", sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums. Hauptanliegen des ZEGV ist es, die Versorgungs- und Qualitätsforschung sowie die evidenzbasierte Medizin innerhalb der Dresdner Hochschulmedizin zu fördern, zu koordinieren sowie diese Aktivitäten fächer- und strukturübergreifend zu integrieren. Das ZEGV versteht sich dabei als interdisziplinäre Arbeits- und Organisationsstruktur der bisher 15 beteiligten Kliniken, Struktureinheiten und Einrichtungen der Dresdner Hochschulmedizin.

"Durch das Zusammenführen von fächer- und strukturübergreifender klinischer und methodischer Expertise sichert das ZEGV Effektivität, Effizienz und Nutzen medizinischer Interventionen unter Routinebedingungen und bildet damit einen weiteren Baustein für Exzellenz der Dresdner Medizinforschung. Dies trägt dazu bei, das wissenschaftliche Profil der Dresdner Hochschulmedizin weiter zu stärken und der Versorgungsforschung eine hohe nationale und internationale Sichtbarkeit zu verleihen", sagt Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät.

Leiter des neu gegründeten Zentrums ist Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, Inhaber der Professur für Sozialmedizin und Versorgungsforschung an der Medizinischen Fakultät: "Der Aufbau des ZEGV hat in Deutschland Pilotcharakter - es ist bundesweit das erste seiner Art. Es wird den Dresdner Profilschwerpunkt 'Public Health/Versorgungsforschung' stärken und innovativ weiterentwickeln", so Prof. Schmitt. Zudem stelle die Versorgungsforschung für Krankenkassen, Ärzte und politische Entscheidungsträger eine Schlüsseldisziplin dar. Die Institutionalisierung der Versorgungsforschung in der Dresdner Hochschulmedizin sei daher strategisch von besonderer Relevanz, so der Leiter des neu gegründeten Zentrums.

Unter anderem bietet die Partnerschaft mit dem Klinikums-Zentralbereich Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement (QRM) die Chance, Maßnahmen des Qualitätsmanagements und der Versorgungspfade und -prozesse sowie die Einführung von Standards am Universitätsklinikum kritisch zu evaluieren. "Unsere Ziele sind unter anderem, ungerechtfertigte Aufwendungen zu erkennen, effektive und effiziente Prozesse zu fördern und so zu einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit der medizinischen Leistungsfähigkeit am Uniklinikum beizutragen", erläutert PD Dr. Maria Eberlein-Gonska, Leiterin des Zentralbereichs QRM. Diese Erkenntnisse können direkt in kosteneffizientere Maßnahmen umgesetzt werden.

Die Forschungsschwerpunkte des neuen Zentrums, zum Beispiel die Versorgungsepidemiologie, Nutzen-Forschung oder Comparative-Effectiveness-Research sind methodenorientiert, aufeinander abgestimmt und universell auf Fragestellungen der konservativen und operativen kurativen Medizin sowie in der Qualitätsforschung und Prozessoptimierung anwendbar.

Kontakt
Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung ZEGV
Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, MPH
E-Mail: jochen.schmitt@uniklinikum-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 21.05.2012

Raute

Fachhochschule Kaiserslautern - 21.05.2012

Erster Pharmazie-Studiengang an einer Fachhochschule

Als bundesweit erste Fachhochschule startet die FH Kaiserslautern zum kommenden Wintersemester 2012/2013 den Studiengang "Angewandte Pharmazie/Applied Pharmacy" an den FH-Standorten Pirmasens und Zweibrücken. Er schließt mit dem Bachelor of Science (B. Sc.) ab und qualifiziert für die Tätigkeit eines Pharmazeuten in der Pharma-Industrie. Der deutschlandweit einzigartige Studiengang verbindet naturwissenschaftliche Grundlagen mit medizinisch-pharmazeutisch-technologischem Fachwissen. Für umfassende Informationen lädt die FH Kaiserslautern zu einer Infoveranstaltung im Internet ein.

Das Besondere am Studiengang "Angewandte Pharmazie/Applied Pharmacy" ist, dass die Studierenden gezielt das Berufsbild eines Industriepharmazeuten anstreben können. Arzneimittel seien "hochkomplexe Systeme", erläutert Studiengangsleiterin Prof. Dr. Cornelia Keck. Hier sei eine frühe Spezialisierung wünschenswert, die ein klassisches Pharmazie-Studium mit seinen wenigen Wahlmöglichkeiten gar nicht erlaube. Vielmehr werde parallel für die Apotheke und die Industrie ausgebildet. Der neue Studiengang "Angewandte Pharmazie" der Fachhochschule Kaiserslautern hingegen will Studierenden mit dem Berufsziel Industrie die wünschenswerte Tiefe der Ausbildung besonders in industriespezifischen Bereichen zuteil werden lassen, wie beispielsweise der Biotechnologie, dem Qualitätsmanagement oder der Verfahrenstechnik. Das einzigartige Studium der Applied Pharmacy an der Fachhochschule Kaiserslautern beinhaltet deshalb sowohl klassisch pharmazeutische Fächer als auch moderne Ausbildungsschwerpunkte wie pharmazeutische Biotechnologie, Verfahrenstechnik, Biologische Arzneimittel und Patentrecht und bildet damit in genau den Bereichen aus, die in der modernen Pharmaindustrie dringend benötigt werden.

Mögliche Arbeitsfelder für die Absolventen der Applied Pharmacy liegen in der Arzneimittelherstellung, der Forschung und Entwicklung neuer Arzneistoffe, dem Qualitätsmanagement und der Arzneimittelsicherheit, um nur einige zu nennen. Die Entwicklung eines neuen Medikaments beispielsweise ist sehr aufwändig. Es muss wirksam, unbedenklich und von hoher und gleich bleibender Qualität sein. Von 1000 - 10.000 potenziellen Arzneistoffen erfüllt diese Kriterien meist nur eine Substanz. Für jeden der vielen Entwicklungsschritte hin zum fertigen Medikament werden die Industriepharmazeuten benötigt.

Wer sich intensiver über den neuen Studiengang informieren will, muss sich nicht auf die Reise nach Pirmasens machen, sondern erhält während einer Informationsveranstaltung im Internet umfassende Einblicke aus erster Hand und kann sogar eigene Fragen loswerden.

Am 28. Juni bietet die Fachhochschule Kaiserslautern um 17:30 Uhr ein sogenanntes Webinar an, in dem der Studiengang und der Ablauf des Studiums vorgestellt werden. Man erfährt, welche Fächer unterrichtet werden und vor allem welche Berufsperspektiven sich eröffnen. Eine Fragerunde bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich selbst einzubringen.

Wer also noch auf der Suche nach dem richtigen Studienplatz ist und sich für Naturwissenschaften und Pharmazie interessiert, aber eine Berufstätigkeit außerhalb einer Apotheke anstrebt, sollte diesen Termin nicht verpassen. Für die Teilnahme am Webinar sind nur ein Internetanschluss und ein Computer mit Lautsprecher nötig.

Es wird um Anmeldung zur Veranstaltung per
E-Mail an: al.pha@fh-kl.de gebeten.
Nach Anmeldung gehen den Interessierten die notwendigen Informationen für den Besuch der Internetveranstaltung zu.

Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Cornelia Keck
Mail: cornelia.keck@fh-kl.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fh-kl.de/fachbereiche/alp/studiengaenge/bachelor-angewandte-pharmazie.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution212

Quelle: Fachhochschule Kaiserslautern, Elvira Grub M.A., 21.05.2012

Raute

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) - 21.05.2012

Neues Forschungsprojekt soll Risiken bei Arzneimitteltherapien verringern

Kooperation des BfArM, des DZNE und der Uniklinik Bonn

Immer mehr ältere Menschen leiden unter neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer: Bis voraussichtlich 2050 wird sich die Zahl der Demenz-Patienten in Deutschland von heute 1,3 auf rund 2,6 Millionen verdoppeln. Entsprechend steigt der Arzneimittelverbrauch in diesem Bereich. Ein neues beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesiedeltes Forschungsprojekt stellt deshalb jetzt die Sicherheit der Arzneimitteltherapie bei älteren Patienten in den Mittelpunkt. Dabei kooperiert es mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und dem Universitätsklinikum Bonn (UKB). Die neue Arbeitsgruppe "Pharmakoepidemiologie bei Neurodegenerativen Erkrankungen" untersucht den Einsatz verschiedener Präparate und Behandlungsstrategien hinsichtlich ihrer Effektivität und unerwünschten Wirkungen bei Senioren.

Ziel der Forscher um Arbeitsgruppenleiterin Dr. Britta Hänisch ist es, die Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteltherapien zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen besser einschätzen zu können. So treten bei älteren Menschen oft mehrere Erkrankungen auf (Multimorbidität), was zur Einnahme vieler unterschiedlicher Arzneistoffe führt. Ein Untersuchungsschwerpunkt ist nun die Identifizierung von Risikofaktoren von Medikamenten sowie die Verbesserung der gebräuchlichen Verschreibungsmuster. Eine wichtige Grundlage dieser sogenannten pharmakoepidemiologischen Forschung sind Daten aus großen Kohortenstudien. Die Patienten werden nach einer Eingangsuntersuchung über mehrere Jahre regelmäßig in Bezug auf Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten getestet. Hinzu kommt eine Analyse von Erkrankungen, potenzieller Risikofaktoren und der eingenommenen Medikamente.

Die zusätzliche Berücksichtigung von Biomarkern und Informationen zur genetischen Variabilität dient dem Ziel einer individualisierten Therapie. Als weitere Datenquellen werden Verschreibungsdaten von Versicherungsträgern sowie Pharmakovigilanz-Informationen des BfArM analysiert.

Kontakt:

Dr. Britta Haenisch
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Gruppenleiterin
britta.haenisch@dzne.de

Dr. Dirk Förger
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Pressesprecher
dirk.foerger@dzne.de

Maik Pommer
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Pressesprecher
maik.pommer@bfarm.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dzne.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1369

Quelle: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Dr. Dirk Förger, 21.05.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Mai 2012