Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/569: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 09.07.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Schmucke Bakterien gegen Hautkrebs
→  Am Puls der Zeit: Zweibrücker Medizininformatiker bilden Brücke zwischen Ärzten und IT-Branche
→  Die bundesweite Machbarkeitsstudie zur Evaluation des deutschen
      Mammographie-Screening-Programms wird in Münster erstellt.



Deutsches Krebsforschungszentrum - 05.07.2012

Schmucke Bakterien gegen Hautkrebs

Ein Schülerteam des Heidelberger Life-Science Lab am Deutschen Krebsforschungszentrum gewinnt hochkarätigen Wettbewerb für Synthetische Biologie.

Gentechnik und Schmuck - wie passt das zusammen? Die Antwort gibt ein Team von fünf Schülern des Heidelberger Life-Science Lab am Deutschen Krebsforschungszentrum. Im Rahmen des internationalen Wettbewerbs iGEM programmieren die jungen Forscher Bakterien so um, dass sie vor krebserregender UV- und Röntgenstrahlung warnen. "Wenn unser Erbgut von Strahlung getroffen wird, entstehen gefährliche DNA-Brüche. Zum Glück gibt es ein Reparatursystem in der Zelle, das bei DNA-Schäden aktiv wird", erklärt Wettbewerbsteilnehmer Jakob Kreft.

Zusammen mit Charlotte Bunne, Anna Huhn, Mariam Harmouche und Stefan Holderbach konstruiert er ein synthetisches System aus standardisierten Genbausteinen, sogenannten BioBricks, das die Aktivität des zellulären Reparaturmechanismus mit einem Farbstoff anzeigt und somit die Strahlendosis direkt sichtbar macht. "Wir waren begeistert, als wir gesehen haben, dass unser System tatsächlich gesundheitsgefährliche Dosen von Sonnenstrahlung anzeigen kann. Das war der Höhepunkt unserer Projektarbeit", beschreibt Mariam begeistert.

"Damit die Leute unseren Strahlendetektor immer gern bei sich tragen, z.B. beim Sonnenbaden, entwickelten wir neben der wissenschaftlichen Projektarbeit eine exklusive Schmuckkollektion, in die wir unseren Strahlensensor integriert haben", erklärt Charlotte den besonderen Clou ihres lebenden Detektors.

Zusammen mit ihren Betreuern aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Universität Heidelberg präsentierten die fünf Nachwuchswissenschaftler ihr Projekt am vergangenen Wochenende beim internationalen iGEM-Schülerwettbewerb für Synthetische Biologie in Boston, USA, und setzten sich dabei erfolgreich gegen die 39 Konkurrenzteams aus Amerika, Europa und Asien durch. Die Bilanz: Das Heidelberger Team nahm neben dem 1. Gesamtpreis - der "Biobricks-Trophäe" in Form eines riesigen Lego-Steins - noch fünf von zehn Spezialpreisen mit nach Hause. Darunter sind die drei Auszeichnungen für die besten Forschungsergebnisse, für die beste Präsentation und für die beste Homepage.

Die BioBricks-Trophäe bleibt jetzt für ein Jahr im Life-Science Lab des Deutschen Krebsforschungszentrums. Im nächsten Jahr werden dann wieder Schülerteams aus aller Welt im Wettstreit um die begehrte Auszeichnung antreten. Das Life-Science Lab will selbstverständlich wieder dabei sein.

iGEM (international Genetically Engineered Machines competition) ist ein Wettbewerb in Synthetischer Biologie, der seit 2003 vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston ausgerichtet wird und sich seither zu einem der größten internationalen Wettbewerbe im Wissenschaftsbereich entwickelt hat. iGEM sammelt standardisierte Genbausteine in einer Datenbank, die den Wettbewerbsteilnehmern für ihre Projekte zur Verfügung steht.

In diesem Jahr hat das MIT iGEM als selbständige Non-Profit-Organisation ausgegründet. Seit 2011 findet zusätzlich zur traditionellen studentischen Ausscheidung ein Schülerwettbewerb statt. Mit dem Team aus dem Heidelberger Life-Science Lab beteiligten sich erstmalig deutsche Schüler daran.

Den Jugendlichen wurde die Reise zur Endausscheidung nach Boston ermöglicht durch finanzielle Unterstützung der Firmen Abbot und Promega, der Jugendstiftung Baden-Württemberg, des Freundeskreises des Englischen Instituts Heidelberg und der Life-Science Lab Alumni.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkfz.de

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)
ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Ansätze, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution386

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 05.07.2012

Raute

Fachhochschule Kaiserslautern - 06.07.2012

Am Puls der Zeit - Zweibrücker Medizininformatiker bilden Brücke zwischen Ärzten und IT-Branche

Software steuert nicht nur unseren Kaffeeautomaten, sondern auch Geräte aus der Medizintechnik. Die Fachhochschule Kaiserslautern stellt sich am Standort Zweibrücken mit dem Studiengang Medizininformatik dieser besonderen Herausforderung an die Ausbildung.

Von einem guten Arzt oder einer guten Ärztin erwartet ein Patient sicherlich insbesondere Zeit, Einfühlungsvermögen, Kompetenz und die Fähigkeit, eine treffende Diagnose und Therapie zu finden, die den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Um diesen Erwartungen und Anforderungen gerecht zu werden, muss ein Mediziner auf viele andere naturwissenschaftliche Bereiche zurückgreifen. Technische Geräte sind hierbei ein unverzichtbares Hilfsmittel. Vor wenigen Jahrzehnten noch konnte sich kaum jemand vorstellen, welche Erleichterungen es durch die Entwicklung immer neuer Geräte für kranke Menschen geben wird. Heute ist es selbstverständlich, dass computergestützte Systeme, wie beispielsweise EKG- oder Ultraschallgeräte in Arztpraxen zum Einsatz kommen.

Die Besonderheit dieser Geräte liegt nicht nur in der technischen Idee, sondern auch in der Software, die diese, wie jeden Kaffeevollautomaten im Haushalt, steuert. Informatiker, die solche Software entwickeln, brauchen nicht nur die Fähigkeit, Programme zu schreiben, sondern bedürfen eines fundierten Fachwissens aus der Medizin und den Naturwissenschaften. Dabei erstreckt sich ihr Aufgabenfeld von der Entwicklung neuer Computer- und zunehmend auch Smartphone-gestützter diagnostischer und therapeutischer Systeme über die Weiterentwicklung bis hin zum Service für bereits installierte Geräte. Absolventen einschlägiger Studiengänge können administrative Aufgaben im Gesundheitswesen übernehmen und damit zu dessen Optimierung beitragen oder aber auch Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung der Patienten unterstützen. Sie entwickeln einfach zu bedienende Computerprogramme, um die Patienten- und Datenverwaltung kosteneffizient zu organisieren; sie helfen, Fehleinschätzungen und Behandlungsfehler zu vermeiden und leisten damit ihren Beitrag zur besseren Versorgung kranker Menschen.

Die Fachhochschule in Zweibrücken stellt sich mit ihrem neuen Studiengang Medizininformatik diesem immer bedeutenderen Aufgabenfeld der Gesundheitsdienstleistungen, dem sogenannten HealthCare-Bereich. Sie bietet jungen Menschen ein interdisziplinäres Studium, welches exakt auf die Anforderungen dieses Bereiches abgestimmt ist. "An erster Stelle für den Erfolg einer Medizininformatikerin oder eines Medizininformatikers steht die Begeisterung, mit Menschen für Menschen zu arbeiten und sich dabei Kenntnissen aus den Naturwissenschaften und der Technik zu bedienen", führt Prof. Dr. Gerhard Schmidt, Studiengangsleiter der Medizininformatik, aus. "Das Ausbildungsprofil setzt damit Schwerpunkte, die insbesondere auch Frauen ansprechen und wir möchten diese auch sehr ermutigen, ein Studium der Medizininformatik in Betracht zu ziehen", so Schmidt weiter.

Neben der medizinischen Grundausbildung, die in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen und Institutionen, darunter auch das Uniklinikum Homburg, absolviert wird, lernen die Studierenden an einem Fachbereich mit mehrfach für ihre Lehre ausgezeichneten Dozenten die Grundlagen eines Informatikstudiums kennen. Ebenso zählt eine Vielzahl spannender Projekte zum Studieninhalt, in denen das erlernte Wissen vertieft und praxisbezogen angewendet wird. Dadurch wird nicht nur der Berufseinstieg, sondern auch der spätere Einsatz der Absolventen in den verschiedensten Berufsfeldern der HealthCare-Branche unterstützt und erleichtert.

Der Bachelorstudiengang Medizininformatik ergänzt den am Standort Zweibrücken etablierten, ebenfalls medizinassoziierten Studiengang "Angewandte Lebenswissenschaften" und nutzt die bereits bestehenden Kompetenzen synergetisch. Die Professoren aus den Fachgebieten Informatik, Medizin und den Naturwissenschaften bieten eine umfassende Ausbildung in einem von gegenseitigem Austausch geprägten Lernklima. Dabei liegt dem neuen Studiengang ein bewährtes Konzept zugrunde: Vergleichbar zum Studiengang Medieninformatik werden die Studierenden grundsätzlich zu Informatikern ausgebildet und erlangen durch medizinisch orientierte Zusatzfächer weitere fachspezifische Kompetenzen. Damit stehen den Studierenden am Ende ihrer Ausbildung gleich mehrere Berufsfelder offen: Sie können sowohl am klassischen Informatikarbeitsmarkt mit hervorragender Ausbildung aufwarten, als auch in vielen medizinischen und medizintechnischen Bereichen tätig werden.

Nach einem allgemeinen Basisstudium entwickeln die Studierenden ihre unterschiedlichen Neigungen. Eignungen und Fähigkeiten der in einer Vertiefungsphase individuell: So können die MedizininformatikerInnen beispielsweise mit profunden Kenntnissen über biologische Prozesse und Wissen aus der "Bioinformatik" aufwarten oder sich auch zu Experten in der "Medizinischen Signal- und Bildverarbeitung" und "Embedded Systems", wie sie zum Beispiel in Handgelenkblutdruckmessern zum Einsatz kommt, ausbilden lassen. Die Vertiefungsrichtung "Management und Kommunikation" bietet Einblicke in die Gebiete der "Medizinischen Dokumentation und Statistik", "Krankenhausinformationssysteme", der "Telematik im Gesundheitswesen" (elektronische Patientenakte) und liefert umfassende Informationen zum Datenschutz in Gesundheitsnetzen. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs sind Lehrangebote im Bereich Qualitäts- und Gebrauchstauglichkeitssicherung, wie sie zur Zertifizierung von Software als Medizinprodukt benötigt werden. Den Abschluss des Studiums bildet eine Praxisphase in einem Unternehmen, wobei sich meist dann die Möglichkeit anschließt, an gleicher Stelle auch die Bachelorarbeit in direkter Zusammenarbeit mit erfahrenen Mitarbeitern anzufertigen. Fraglos erleichtert dieser besonders praxisnahe Studienabschnitt den Direkteinstieg ins Berufsleben. Wer diesen Praxisbezug noch stärker ausgeprägt sehen will, kann den Studiengang Medizininformatik auch im Modell des berufsbegleitenden, kooperativen Studiums absolvieren, d.h. die Einbindung in ein Unternehmen ist dann während der gesamten Studienzeit gegeben.

Ihre Ansprechpartner:

Prof. Dr. Gerhard Schmidt
Mail: Gerhard.Schmidt@fh-kl.de

Prof. Dr. Uwe Tronnier
Mail: Uwe.Tronnier@fh-kl.de

V.i.S.d.P. Prof. Dr. Konrad Wolf
Präsident der FH Kaiserslautern
Mail: praesident@fh-kl.de

Red.: Pressestelle Standort Kaiserslautern
Elvira Grub
Mail: elvira.grub@fh-kl.de

Pressestelle Standort Pirmasens
Christiane Barth
Mail: christiane.barth@fh-kl.de

Pressestelle Standort Zweibrücken
Wolfgang Knerr
Mail: wolfgang.knerr@fh-kl.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fh-kl.de/fachbereiche/imst/informatik/studieninteressierte.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution212

Quelle: Fachhochschule Kaiserslautern, Dipl.-Kfm. Wolfgang Knerr, 06.07.2012

Raute

Universitätsklinikum Münster - 06.07.2012

Großauftrag geht an die Medizinische Fakultät der Universität Münster

Die bundesweite Machbarkeitsstudie zur Evaluation des deutschen Mammographie-Screening-Programms wird in Münster erstellt

Das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin und das Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster sollen mit dem Epidemiologischen Krebsregister NRW ein wissenschaftliches Modell entwickeln, auf dessen Basis es möglich ist, die Wirksamkeit des deutschen Mammographie-Screening-Programms nachzuweisen. Vorrangig geht es dabei um die Frage, mit Hilfe welcher Datenbasis untersucht werden kann, ob mit der Einführung des Mammographie-Screening-Programms die Sterberate von Brustkrebs gesenkt werden kann.

Münster ist eines der wichtigsten Gesundheitsstandorte in Deutschland mit dem Schwerpunkt Früherkennung/Vorsorge und wird durch diesen auf zwei Jahre angelegten Forschungsauftrag in seiner führenden Rolle auf diesem Gebiet bestärkt.

Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie in Berlin hat bereits zwei Evaluationsberichte zur Brustkrebsentdeckungsrate, Teilnahmezahlen und Tumorstadienverteilung veröffentlicht. Zurzeit schließen die drei Münsteraner Forschergruppen eine gemeinsame Studie zu den Intervallkarzinomen ab. Belastbare Zahlen zur Sterblichkeit an Brustkrebs können jedoch erst frühestens 10 bis 15 Jahre nach Einführung des Mammographie-Screening-Programms erwartet werden.

In den europäischen Nachbarländern, wie den Niederlanden oder den skandinavischen Ländern, gehört das Mammographie-Screening-Programm seit über 20 Jahren zu den staatlichen Gesundheitsprogrammen. Dort konnten in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden, dass mit Hilfe dieses Früherkennungsprogramms die Mortalitätsrate an Brustkrebs gesenkt wurde. Deutschland hat mit über 10 Millionen anspruchsberechtigten Frauen das größte Screening-Programm in Europa. Allerdings ergeben sich in Deutschland mehrere Schwierigkeiten für die Erfassung aller relevanten Daten: Aufgrund der Größe und der föderalen Struktur des Gesundheitssystems ist das Mammographie-Screening-Programm schrittweise ab 2005 eingeführt worden; erst 2009 ist die letzte Screening-Einheit an den Start gegangen. Das heißt, dass die bundesweit vorliegenden Zahlen zu den untersuchten Frauen aus unterschiedlichen Phasen des Programms stammen.

Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedliche Methoden der Datenerfassung existieren. Hinzu kommt, dass nicht jedes Bundesland über ein Krebsregister verfügt, das in den vergangenen Jahren vollzählig alle Krebsneuerkrankungen erfasst hat. Erschwert wird für die Wissenschaftler die Erfassung einheitlicher Daten durch die verschiedenen Datenschutzbestimmungen in den einzelnen Bundesländern.

In der auf zwei Jahre angelegten Machbarkeitsstudie sollen die Münsteraner Wissenschaftler in enger Kooperation mit Forschern aus Bremen und Dresden ein belastbares Modell entwickeln, mit dessen Hilfe fundierte und nachprüfbare Daten erhoben werden können, um die Mortalitätsrate des Mammographie-Screening-Programms zu evaluieren.

Gefördert und wissenschaftlich begleitet wird die Studie vom Bundesamt für Strahlenschutz und finanziert vom Bundesministerium für Gesundheit, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und der Kooperationsgemeinschaft Mammographie.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1133

Quelle: Universitätsklinikum Münster, Anette Grundmann, 06.07.2012

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2012