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MELDUNG/775: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 08.09.14 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Spatenstich für den Neubau des Zentrums für Integrative Infektionsbiologie
      an der Universität Heidelberg.
→  Startschuss für Alzheimer-Projekt am Forschungszentrum Jülich



Universitätsklinikum Heidelberg - 04.09.2014

Spatenstich für den Neubau des Zentrums für Integrative Infektionsbiologie - CIID in Heidelberg

Landesregierung unterstützt Neubau mit rund 21,5 Millionen Euro / Wissenschaftler verschiedener Disziplinen arbeiten zusammen / Im Fokus: Viren- und Parasiteninfektionen verstehen und kontrollieren

Mit dem feierlichen Spatenstich am 4. September 2014 für das Zentrum für Integrative Infektionsbiologie - Center for Integrative Infectious Disease Research (CIID) startet der Neubau des Forschungsgebäudes an der Universität Heidelberg. Das CIID auf dem Campus im Neuenheimer Feld wird neue Ansätze der Infektionsforschung ermöglichen: Hierzu werden Arbeitsgruppen aus der infektiologischen Grundlagenforschung an medizinisch bedeutsamen Infektionserregern wie zum Beispiel HI- und Hepatitis-Viren oder Malaria-Parasiten, unmittelbar mit Wissenschaftlern aus der Physik, Chemie, Biologie, Nanotechnologie und Mathematik zusammenarbeiten. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Finanzstaatssekretär Ingo Rust hoben beim Spatenstich in Heidelberg die Unterstützung der Landesregierung für den Bau hervor. Für das Bauvorhaben sind 21,5 Millionen Euro Gesamtbaukosten in den Landeshaushalt eingestellt, weitere rund fünf Millionen Euro steuert das Universitätsklinikum bei.

"Das Zentrum für Integrative Infektionsforschung steht für die innovative Verbindung von Grundlagenforschung mit anderen Naturwissenschaften und der Materialforschung. Dieses grundlegend neuartige Konzept ist ein weiterer wichtiger Baustein in der langen und erfolgreichen Tradition der Infektionsforschung an der Universität Heidelberg. Durch den Neubau kann das CIID zur Stärkung und integrativen Vernetzung der Lebenswissenschaften beitragen", so Ministerin Theresia Bauer.

Staatssekretär Rust sagte: "Die Landesregierung wird zwischen 2015 und 2020 zusätzlich 600 Millionen Euro investieren, um die Unterbringungssituation von Forschung und Lehre zu verbessern. Hier in Heidelberg helfen wir konkret, die Infrastruktur für das international bedeutsame CIID zu verbessern." Die Maßnahme wird nach Art. 91b Grundgesetz vom Bund mit Übernahme der Hälfte der Baukosten gefördert. Für das erfolgreiche Einwerben der Fördergelder beglückwünschte Rust alle Beteiligten.

Wie sich Viren und Parasiten verbreiten und wie der Körper sie bekämpft

Wie beeinflussen Infektionserreger ihren Wirt? Wie dringen sie ein? Wie läuft die Infektion ab und an welcher Stelle könnten z.B. Wirkstoffe die Infektion stoppen? "Diese Fragen sind auf Einzelzellebene und in Modellsystemen bereits gut untersucht oder stehen im Fokus aktueller Forschung", erklärte Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Sprecher des Zentrums für Infektiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. "Dies liefert jedoch kein ausreichendes Verständnis des Infektions- und Krankheitsverlaufs im lebenden Organismus." Tiermodelle sind für viele Erreger nicht vorhanden oder eignen sich nicht für den Vergleich zum Menschen. Daher erforschen die Heidelberger Wissenschaftler experimentelle Zwischenebenen und methodische Entwicklungen, mit denen sich darstellen lässt, wie sich Viren und Parasiten ausbreiten und Krankheiten hervorrufen. Diese Erkenntnisse werden dann in mathematische Modelle übersetzt, die wiederum dazu beitragen, die hochkomplexen Prozesse genauer zu verstehen.

"Der Neubau stärkt den Schwerpunkt Infektionsforschung am Standort Heidelberg und schafft dringend benötigte Flächen für zukunftsweisendes interdisziplinäres Arbeiten", sagte Professor Dr. Claus R. Bartram, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Arbeitsgruppen des 2014 neu eingerichteten Sonderforschungsbereich (SFB) "Integrative Analyse der Replikation und Ausbreitung pathogener Erreger" werden hier Platz finden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den SFB mit 10,8 Millionen Euro; die Sprecherfunktion übernimmt Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich. In direkter Nachbarschaft des Neubaus - in den Räumen des Zentrums für Infektiologie - arbeiten Wissenschaftler des Heidelberger Standorts des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung. Die Gebäude werden miteinander verbunden sein.

Räume der Sicherheitsstufen S2 und S3

Der Forschungsbau mit Baukosten von 21,5 Millionen Euro wird eine Hauptnutzfläche von 2.734 Quadratmetern umfassen. Den Architektenwettbewerb hatte die Dortmunder Gerber Architekten GmbH für sich entscheiden können. Insgesamt werden bis zu 25 Gruppen mit rund 150 Mitarbeitern im CIID tätig sein, wobei in manchen Fällen nur ein Teil der Arbeitsgruppe im Neubau angesiedelt sein wird. Die Integration unterschiedlicher Disziplinen wird durch die Arbeit in gemeinsamen Labor- und Bürobereichen sowie durch die gemeinsam genutzte Infrastruktur gefördert. Die Ziele des CIID erfordern ein Forschungsgebäude, das die infektiologische Grundlagenforschung in Räumen der Sicherheitsstufen S2 und S3 mit der Entwicklung und Anwendung neuer Materialien, Instrumente und Methoden kombiniert. Dies ermöglicht die Integration neuer Methoden und Infrastrukturen sowie die rasche Einbeziehung relevanter neuer Infektionserreger und garantiert so auch in Zukunft die Beteiligung des CIID an der vordersten Front der Infektionsforschung.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. H.-G. Kräusslich
Department für Infektiologie, Virologie
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 324
69120 Heidelberg
Hans-Georg.Kraeusslich@med.uni-heidelberg.de

Bilder finden Sie in der Galerie:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=137777

Die Broschüre zur Veranstaltung
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/pressestelle/pdf/140825_A4_Faltblatt.pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 04.09.2014

Raute

Forschungszentrum Jülich - 05.09.2014

Startschuss für Alzheimer-Projekt

Im Forschungszentrum beginnen Tests für neuen Wirkstoffkandidaten

Ein großangelegtes Projekt, das einen neuartigen Wirkstoffkandidaten gegen die Alzheimersche Demenz bis zum Ende der Klinischen Phase I bringen soll, hat am Forschungszentrum Jülich begonnen. Innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre wird dabei zunächst die Sicherheit der Substanz geprüft - ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg zum Medikament. Das Team um Prof. Dieter Willbold vom Institute of Complex Systems erhält hierfür zwei Millionen Euro aus dem Helmholtz-Validierungsfonds (HVF).

Bei Morbus Alzheimer kommt es im Gehirn zu Zusammenlagerungen des Proteins A-beta, die die Nervenzellen schädigen und schließlich als "Plaques" sichtbar werden. Das Peptid "D3" wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Dieter Willbold entwickelt, um in diesen Prozess auf molekularer Ebene einzugreifen. Anders als bisherige Wirkstoffe ist D3 in der Lage, gezielt sogenannte A-beta-Oligomere unschädlich zu machen. Oligomere sind kleinere, mobile Aggregate des Proteins, die im Verdacht stehen, die Hauptrolle für das Entstehen und Fortschreiten der Krankheit zu spielen. In ersten Studien an Mäusen führte es zu einer Verringerung der Amyloid-Ablagerungen im Hirn und zur Verbesserung von Gedächtnis- und Lernfähigkeiten.

Um die Tauglichkeit der Substanz für die Anwendung im Menschen zu überprüfen, bewilligte der Helmholtz-Validierungsfonds 2013 Gelder in Höhe von zwei Millionen Euro. Der HVF fördert wissenschaftliche Erkenntnisse, die eine erfolgreiche wirtschaftliche Verwertung und einen hohen gesellschaftlichen Nutzen versprechen.

Der seitdem weiter optimierte Wirkstoff wird nun zunächst in präklinischen Untersuchungen auf unerwartete Nebenwirkungen geprüft. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Tests kann der Wirkstoff erstmals beim Menschen eingesetzt werden, um Erkenntnisse über die Sicherheit, Verträglichkeit und Verstoffwechselung der Substanz zu gewinnen. Erst nach erfolgreichem Abschluss dieser durch strenge Vorschriften geregelten Untersuchungen könnten in den Klinischen Phasen II und III Studien mit Alzheimer-Patienten folgen, in denen die Wirksamkeit am Menschen geprüft wird.

Weitere Informationen:
Institute of Complex Systems, Bereich Strukturbiochemie (ICS-6):
http://www.fz-juelich.de/ics/ics-6/

Ansprechpartner:
Prof. Dieter Willbold
E-Mail: d.willbold@fz-juelich.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/2014/14-09-04alzheimer.html

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image244173
Strukturmodell des Wirkstoffs D3

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution50

Quelle: Forschungszentrum Jülich, Dipl.-Biologin Annette Stettien, 05.09.2014

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2014