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MELDUNG/845: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 16.06.15 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→ Roboter im Harntrakt: Freiburger Forscher erhält Stipendium der
      Deutschen Gesellschaft für Urologie
→ Weltweiter Standard für Testung auf Mykoplasmen-Verunreinigung entwickelt


Universitätsklinikum Freiburg - 15.06.2015

Roboter im Harntrakt: Freiburger Forscher erhält Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Urologie

Dr. Fabian Adams, Assistenzarzt an der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg, wird ab 1. Juli 2015 für ein Jahr mit dem Ferdinand-Eisenberger-Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), gefördert. Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart (MPI IS) wird Dr. Adams an der Entwicklung autonomer Miniatur-Roboter forschen, die im menschlichen Harntrakt eingesetzt werden können. Ziel ist es, urologische Krankheiten wie Harnstein- oder Tumorleiden besser diagnostizieren und behandeln zu können. Insbesondere sollen dadurch operative Eingriffe verträglicher werden.

Schonung des Patienten ist oberstes Ziel

Dr. Adams wird für ein Jahr der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Peer Fischer, Forschungsgruppenleiter am MPI IS, angehören. "Bei einer klassischen Operation oder Endoskopie lassen sich gewisse Gewebeschädigungen nicht vermeiden. Unser oberstes Ziel der Miniaturisierung ist es, diese Schädigungen zu vermeiden", sagt Dr. Adams. Dafür wird ein naturgetreues Modell des Urogenitaltrakts entwickelt, an dem bestehende Robotik-Systeme für die medizinische Anwendung angepasst werden. Vor allem Fragen zu drahtloser Energieversorgung, Robotersteuerung und Antrieb sowie zu bildgebenden Verfahren werden in dem Projekt untersucht.

"Autonome, minimal-invasive Mikromaschinen und Nanoroboter haben das Potenzial, herkömmliche Verfahren zur endoskopischen Diagnostik und Therapie der Harnwege zu erweitern oder sogar teilweise zu ersetzen. Das geförderte Projekt stellt einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar", sagt Prof. Dr. Ulrich Wetterauer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg. Neben Anwendungen in der Urologie könnten die neu entwickelten Technologien auch in anderen Bereichen der modernen, operativen Medizin Anwendung finden.

"Das MPI IS hat in technischen Fragen sehr viel Erfahrung und wir kennen die komplexen medizinischen Zusammenhänge und konkreten klinischen Ansprüche an die Systeme. Das sind optimale Voraussetzungen für das Projekt", sagt Dr. Adams. Das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme ist von der Europäischen Union als "Center of Excellence" anerkannt und gilt weltweit als eine der besten Einrichtungen in den interdisziplinären Materialwissenschaften, Informatik und Biophysik.

Nach dem Medizinstudium in Greifswald und Freiburg ist Dr. Adams seit 2012 an der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg als Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Er engagiert sich seither neben der klinischen Patientenversorgung auch in verschiedenen Forschungsprojekten sowie in der medizinischen Lehre.

Ziel des Ferdinand Eisenberger-Forschungsstipendiums der Deutschen Gesellschaft für Urologie ist es, insbesondere Assistenzärzte für ein Jahr von ihrer klinischen Routine freizustellen. Das soll ihnen die Möglichkeit geben, an einer renommierten Forschungsinstitution in Deutschland selbständig wissenschaftlich zu arbeiten. Benannt ist das Stipendium nach dem deutschen Urologen Ferdinand Eisenberger, der die nicht-invasive Zerstörung von Nierensteinen durch Ultraschall mitentwickelt hat.

* Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.uniklinik-freiburg.de/urologie.html
Klinik für Urologie

http://pf.is.mpg.de/index.html
Forschungsgruppe Prof. Peer Fischer

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 15.06.2015

Raute

Paul-Ehrlich-Institut / Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel - 15.06.2015

Weltweiter Standard für Testung auf Mykoplasmen-Verunreinigung entwickelt

Biologische Arzneimittel wie rekombinante Proteine, monoklonale Antikörper oder manche Impfstoffe werden in Zellkulturen produziert. Um sicherzustellen, dass diese nicht mit Keimen kontaminiert sind, werden spezifische Erregernachweise geführt. Mitarbeiter des Paul-Ehrlich-Instituts haben federführend für die WHO die erste international anerkannte Referenzpräparation für die Testung von Zellkulturen auf Kontamination mit Mykoplasmen entwickelt. Über diesen neu entwickelten WHO-Standard berichtet Applied and Environmental Microbiology in seiner Online-Ausgabe vom 12. Juni 2015.

Mykoplasmen sind sehr kleine Bakterien ohne Zellwand, die aufgrund der geringen Größe und ihrer flexiblen Gestalt häufig auch Bakterienfilter passieren und daher mittels solcher Filter nicht sicher bei der Herstellung von Arzneimitteln entfernt werden können. Mykoplasmen können beim Menschen Erkrankungen der Atemwege und des Urogenitaltrakts verursachen.

Um sicherzustellen, dass weder die Ausgangszellen für die Produktion biologischer Arzneimittel - sogenannte Master-Zellbänke - noch die Produktionszellen selbst mit Mykoplasmen kontaminiert sind, werden unterschiedliche Testmethoden eingesetzt. Ein sehr sensitives Testverfahren ist die Nukleinsäure-Amplifikation-Technologie (NAT, nucleic acid amplification test). Dabei werden Abschnitte des bakteriellen Erbgutes milliardenfach vervielfältigt, wodurch Keime nachgewiesen werden können. Wie auch bei anderen Testverfahren ist eine Voraussetzung für die Verlässlichkeit dieser Testmethode ihre Überprüfung mithilfe geeigneter Referenzmaterialien - sogenannter internationaler Standards der WHO.

Mitarbeiter um Priv.-Doz. Dr. Micha Nübling, Leiter des Fachgebiets Molekulare Virologie der Abteilung Virologie des Paul-Ehrlich-Instituts ist, haben federführend für die WHO den ersten internationalen Standard für die NAT-Testung auf Mykoplasmen ("1st WHO International Standard (IS) for mycoplasma DNA for NAT assay designed for generic mycoplasma detection") entwickelt. Das Fachgebiet ist Teil des WHO-Kooperationszentrums für Blutprodukte und In-vitro-Diagnostika am Paul-Ehrlich-Institut. Im Rahmen dieser Entwicklung wurden in einer internationalen Machbarkeitsstudie vier exemplarische und miteinander entfernt verwandte Mykoplasma-Spezies in verschiedenen Konzentrationen in 21 Laboratorien mit 26 NAT-Verfahren eingesetzt. Auf diesen Ergebnissen aufbauend wurde der WHO-Standard hergestellt und schließlich vom "Expert Committee on Biological Standardization" (ECBS) der WHO anerkannt". Professor Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, ist Mitglied des ECBS.

Dieser WHO-Standard steht nun international für die Bestimmung von Qualitätseigenschaften der NAT-Tests (z.B. Nachweisgrenze), zur Kalibrierung der quantitativen Assays sowie für die Festlegung regulatorischer Anforderungen für die Mykoplasmentestung zur Verfügung. "Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, diesen WHO-Standard zu entwickeln, der dazu beitragen wird, weltweit verfügbare Testverfahren zum Nachweis von Mykoplasmen verlässlicher und miteinander vergleichbar zu machen", sagt Priv.-Doz. Dr. Micha Nübling.

* Originalpublikation:
Nübling CM, Baylis SA, Hanschmann KM, Montag-Lessing T ‡, Chudy M, Kreß J, Ulrych U, Czurda S, Rosengarten R, and the Mycoplasma Collaborative Study Group (2015): World Health Organization
International Standard to Harmonize Assays for Detection of Mycoplasma DNA. Appl Environ Microbiol. 2015 Jun 12. pii: AEM.01150-15

* Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt am Main ist als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Es erforscht, bewertet und lässt biomedizinische Human-Arzneimittel und Veterinär-Impfstoffe zu und ist für die Genehmigung klinischer Prüfungen sowie die Pharmakovigilanz - Erfassung und Bewertung möglicher Nebenwirkungen - zuständig. Die staatliche Chargenprüfung, wissenschaftliche Beratung/Scientific Advice und Inspektionen gehören zu den weiteren Aufgaben des Instituts. Unverzichtbare Basis für die vielseitigen Aufgaben ist die eigene experimentelle Forschung auf dem Gebiet der Biomedizin und der Lebenswissenschaften. Das Paul-Ehrlich-Institut mit seinen rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nimmt zudem Beratungsfunktionen in nationalem (Bundesregierung, Länder) und internationalem Umfeld (Weltgesundheitsorganisation, Europäische Arzneimittelbehörde, Europäische Kommission, Europarat und andere) wahr.

* Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=World+Health+Organization+International+Standard+to+Harmonize+Assays+for+Detection+of+Mycoplasma+DNA

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution430

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut - Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, Dr. Susanne Stöcker, 15.06.2015

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2015

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