Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FAKTEN


ARTIKEL/809: Westküstenklinikum Heide - Gute Erfahrungen mit dem neuen Schockraum (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 1/2009

Westküstenklinikum Heide
Gute Erfahrungen mit Schockraum und ambulanter Neurologie

Von Dirk Schnack


Das Westküstenklinikum in Heide zieht nach den ersten Monaten ein positives Fazit zur Arbeit im neuen Schockraum. Polytrauma-Patienten können nach Einschätzung der beteiligten Ärzte besser und schneller versorgt werden als zuvor.

"Wir haben hier jeden Tag Emergency Room live", sagt Harald Stender. Der Verwaltungschef des Heider Westküstenklinikums ist stolz auf den neuen Schockraum, in dem seine Mediziner schwer verletzte Patienten aufnehmen. Statt George Clooney kümmern sich Chefarzt Dr. Klaus Dieter Luitjens oder Oberarzt Thomas Oliver Zugck um die Patienten. Sie und ihr Team arbeiten im Schockraum nach dem international anerkannten System Advanced Traum Life Support (ATLS). "Alle Patienten werden nach diesem Schema behandelt, zuerst immer die lebensbedrohlichen Verletzungen", erläuterte Zugck in einem Pressegespräch. Er hat das System bei seiner Tätigkeit in Südafrika kennen gelernt und in Heide umgesetzt. Zum Standard zählt ATLS auch in vielen amerikanischen und dänischen Kliniken. Weltweit ist ATLS Standard in 46 Ländern. Merkmale sind etwa die gemeinsame Sprache, schnelle, genaue Einschätzung des Patienten und Vermeidung von Sekundärschäden. Der Schockraum im neuen Klinikum verfügt über eine Liegendanfahrt und zentrale Lage, weist damit kurze Wege zum Röntgen, zur Computertomografie, Intensivstation und Operationssaal auf. Über eine gesonderte Telefonnummer kann schon vom Rettungshubschrauber aus Kontakt zum Schockraum aufgenommen werden, sodass ein speziell auf den Schwerverletzten zusammengesetztes Team bereit steht, wenn der Patient eingeliefert wird. Der dann folgende strukturierte Ablauf spart nach Erfahrungen Zugcks Zeit, gibt den Ärzten mehr Sicherheit und optimiert die Behandlung. Heide ist eines von landesweit vier neurochirurgischen Zentren in Schleswig-Holstein, die vom Land gefördert werden - also auch die Hauptlast der Versorgung in den Regionen tragen müssen. Stender ist sich bewusst, dass sein Haus wegen der entsprechenden Ausstattung in Zukunft noch stärker von den Rettungshubschraubern angeflogen wird.

Zugleich arbeitet das Haus aber auch an der ambulanten neurologischen Versorgung. "Wir wollen auch bei schwer behandelbaren Krankheiten eine bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung anbieten", betonte Stender. Der unter niedergelassenen Ärzten umstrittene Paragraf 116 b im Sozialgesetzbuch V und die in diesem Zusammenhang erteilten Genehmigungen für die Klinik bieten ihm diese Chance. Stender will allerdings vermeiden, in Konkurrenz zu einweisenden Ärzten zu geraten. Er hat deshalb für die Neurologie eine Lösung gefunden, die sich auch schon für andere Fachdisziplinen bewährt hat: Die Klinik bietet den Patienten eine Sprechstunde an, für die sie niedergelassene Neurologinnen auf Honorarbasis engagiert. In Heide ist dies Dr. Gotje Birker, am Brunsbütteler Haus Sabine Studt. Dabei beraten die Neurologinnen die Patienten im Wechsel mit den Experten der Klinik. Das Angebot richtet sich speziell an MS- und Epilepsie-Patienten. Birker hat im vierten Quartal 2008, in dem dieses Angebot ins Leben gerufen wurde, rund 300 Patienten beraten. "Über mein Praxisbudget hätte ich diese Patienten nicht noch zusätzlich behandeln können", sagt Birker. Da es im gesamten Kreis Dithmarschen nur vier niedergelassene Neurologen gibt, müssen Patienten zum Teil lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Die Sprechstunde soll diese Wartezeiten verkürzen. Bislang liegen diese für die Sprechstunden noch unter vier Wochen und damit deutlich unter den in vielen neurologischen Praxen üblichen Wartezeiten. Dr. Martin von Ekesparre, leitender Oberarzt in der Heider Neurologie und im Wechsel mit Birker in der Sprechstunde tätig, verspricht sich von dem neuen Angebot auch eine schnellere Bestätigung der Diagnose MS oder Epilepsie. Neben der Sprechstunde wollen Ekesparre und Birker die Vernetzung unter den Kollegen verbessern. Zu regelmäßigen Treffen eines Qualitätszirkels planen sie auch Hausärzte einzuladen. Die Genehmigung nach Paragraf 116 b wird ohne Zeit- oder Patientenbegrenzung erteilt. Wenn die Nachfrage der Patienten groß genug ist, könnte die Klinik die Sprechstunden auch erweitern und weitere niedergelassene Ärzte dafür engagieren. (di)

*

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 1/2009 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2009/200901/h090104a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

*

Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Januar 2009
62. Jahrgang, Seite 24 - 26
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Karl-Werner Ratschko (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-119, -127, Fax: -181
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.org
www.aeksh.de
www.arztfindex.de
www.aerzteblatt-sh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2009

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang