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BILDUNG/633: Appelle für Aufnahme der Schmerzmedizin in die Approbationsordnung für Ärzte (Adhoc)


Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. - 26. Juni 2009
Deutsche Schmerzliga e.V. - Freitag, 26. Juni 2009

→  Appell an den Bundesrat: Jetzt Schmerzmedizin in die Approbationsordnung für Ärzte aufnehmen

→  Ein kleiner Schritt des Bundesrats wäre ein großer Schritt für Millionen Schmerzpatienten



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Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. - 26. Juni 2009

Appell an den Bundesrat: Jetzt Schmerzmedizin in die Approbationsordnung für Ärzte aufnehmen

Oberursel/Göppingen - Ein vom Bundestag kurzfristig verabschiedetes Gesetz sorgt dafür, dass die Palliativmedizin zum verpflichtenden Lehr- und Prüfungsfach für Ärzte wird. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Die Schmerzmedizin wurde dabei vergessen. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie appelliert darum an die Bundesländer, im Bundesrat dafür zu sorgen, dass Ärzte zum Nutzen von Millionen Patienten in Deutschland endlich auch in Palliativ- und Schmerzmedizin gut ausgebildet werden.

"Bitte tragen Sie dazu bei, dass in unserem Lande Menschen nicht weiterhin unnötig zu chronischen Schmerzpatienten werden, weil wir es uns immer noch leisten, Ärzte in diesem wichtigen Fachgebiet nicht auszubilden." Mit diesen Worten appelliert Dr. med. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, an die Bundesländer, einem Gesetz die Zustimmung zu verweigern, das am 05. Juli 2009 im Bundesrat verabschiedet werden soll.

Bei diesem Gesetz handelt es sich um das "Gesetz zur Regelung des Assistenzpflegebedarfs im Krankenhaus". Es sieht unter anderem in Artikel 7 die Änderung der Approbationsordnung für Ärzte vor: Demnach soll als verpflichtendes Fach die Palliativmedizin für Studierende der Medizin in die Approbationsordnung aufgenommen werden. "Dies ist sicher eminent wichtig", erklärt Müller-Schwefe, "macht es doch Kenntnisse für die Versorgung von etwa 85.000 Palliativpatienten jährlich obligatorisch."

"Doch hinzu kommen neun bis elf Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen, die oft ein Leben lang leiden", sagt der Göppinger Schmerzmediziner. "Viele dieser für Patienten, Gesundheitssystem und Volkswirtschaft katastrophalen, oft lebenslangen Krankheitsverläufe ließen sich verhindern, wenn nur Ärzte in ihrem Studium bereits Kenntnisse über chronische Schmerzen und deren Verhinderung erwerben müssten."

Die Folgen: Alleine im Bereich der uneffektiv behandelten Rückenschmerzpatienten bedeutet dies in Deutschland nach neuesten Zahlen eine volkswirtschaftliche Belastung von jährlich 48 Milliarden Euro durch insuffiziente Prävention und Therapie.

Dennoch wurden weder Schmerz- noch Palliativmedizin - trotz Unterstützung durch die Bundesärztekammer - bisher in die Approbationsordnung aufgenommen. Inzwischen bieten zwar zwei Drittel der medizinischen Fakultäten Schmerztherapie als Lehrfach an. Doch dieses Angebot alleine genügt nicht: "Die Schmerzmedizin muss auch verpflichtendes Prüfungsfach werden", sagt Müller-Schwefe, "denn die Erfahrung lehrt, dass nur jene Fächer gelernt werden, die auch geprüft werden."

Mit der Änderung der Approbationsordnung im jetzt vorliegenden Gesetzesentwurf besteht die von allen Fachgesellschaften und der Koalition gegen den Schmerz seit langem eingeforderte Chance, Schmerzmedizin zusammen mit der Palliativmedizin verpflichtend für alle Ärzte in die Approbationsordnung einzuführen. Doch dazu muss sie in den jetzt vorliegenden Gesetzesentwurf ebenfalls mit aufgenommen werden.

"Da dieses Gesetz bereits im Gesetzgebungsverfahren ist", appelliert Müller-Schwefe an die Bundesländer, "bitte ich Sie eindringlich, im Bundesrat darauf hinzuwirken, dass dieses Gesetz nicht ohne das zusätzliche Einfügen von Schmerzmedizin zu den Pflichtbestandteilen der Approbationsordnung den Bundesrat passieren kann. Dies erfordert lediglich in Artikel 7 unter Nummer 13 das zusätzliche Wort "Schmerzmedizin."


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Barbara Ritzert
Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
info@proscience-com.de
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Raute

Deutsche Schmerzliga e.V. - Freitag, 26. Juni 2009

Ein kleiner Schritt des Bundesrats wäre ein großer Schritt für Millionen Schmerzpatienten

Oberursel/München - Bei der Formulierung eines Gesetzesentwurfs, der die Approbationsordnung für Ärzte ändert, wurde offenkundig vergessen, die Schmerzmedizin in die Liste der verbindlichen Lehr- und Prüfungsfächer für Ärzte aufzunehmen. "Dies ist ein Skandal und ein Affront gegen Millionen von Menschen in Deutschland, die unter chronischen Schmerzen leiden", erklärt Dr. med. Marianne Koch, Präsidentin der Deutschen Schmerzliga. Die Patientenorganisation appelliert daher an den Deutschen Bundesrat, diesem Gesetz in der vorliegenden Form die Zustimmung zu verweigern.

Am 5. Juli 2009 wird im Deutschen Bundesrat das "Gesetz zur Regelung des Assistenzpflegebedarfs" beraten. Es sieht unter anderem vor, die Palliativmedizin als Pflichtlehr- und Prüfungsfach im Rahmen des Medizinstudiums in die Approbationsordnung für Ärzte aufzunehmen. Dies ist nach Meinung der Deutschen Schmerzliga e.V. ein wichtiger Schritt.

Als Skandal bezeichnet es die Patientenorganisation jedoch, dass die Schmerzmedizin bei dieser Änderung nicht berücksichtigt wurde. "Nicht nur die Palliativmedizin, sondern auch die Schmerzmedizin gehört unabdingbar in die Approbationsordnung für Ärzte", erklärt Dr. med. Marianne Koch, Präsidentin der Deutschen Schmerzliga. Würde das Gesetz um dieses eine Wort - Schmerzmedizin - ergänzt, könnte dies die Zukunft von Millionen Patienten mit chronischen Schmerzen entscheidend verbessern. Koch: "Eine gute Schmerzmedizin kann Leiden lindern, Lebensqualität verbessern und in vielen Fällen verhindern, dass wiederkehrende Schmerzen zu einer eigenständigen Erkrankung werden, der Schmerzkrankheit."

Obwohl sich die Deutsche Schmerzliga zusammen mit anderen Schmerzorganisationen auch in der Koalition gegen den Schmerz seit nunmehr 20 Jahren für das inzwischen unbestrittene Recht von Schmerzpatienten auf eine adäquate Behandlung einsetzt, wird dieses Recht zwar in Sonntagsreden gerne betont, aber letztendlich nicht durchgesetzt, da die Ausbildung der Ärzte auf diesem Gebiet mangelhaft ist.

Die fatalen Folgen: Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass alleine Rückenschmerzen die deutsche Volkswirtschaft mit jährlich 48 Milliarden Euro belasten. Das sind 2,2 Prozent des Bruttosozialprodukts. "Der Preis ist hoch, den Gesellschaft und Wirtschaft für eine mangelhafte Ärzteausbildung in Schmerzmedizin und die daraus resultierende Unter- und Fehlbehandlung zu bezahlen haben", sagt Koch. "Und nicht in Euro und Cent bemessen lassen sich Schmerzen und Beeinträchtigung der betroffenen Patienten."

Darum appelliert die Deutsche Schmerzliga an die Ministerpräsidenten der Länder, sich bei den bevorstehenden Beratungen des Gesetzes zur Regelung des Assistenzpflegebedarfs dafür einzusetzen, dass im § 27 Absatz 1 der Approbationsordnung für Ärzte nicht nur die Palliativmedizin, sondern auch die Schmerzmedizin in die Liste jener Fächer aufgenommen wird, die im Rahmen eines Medizinstudiums gelehrt und geprüft werden müssen. Zwei Drittel der medizinischen Fakultäten bieten unzwischen ein Curriculum Schmerztherapie für Studenten an. Es ist allerdings nur ein Wahlfach. "Es darf nicht sein, dass angehende Ärzte ihr Studium absolvieren können, ohne zu lernen, wie sie chronische Schmerzen verhindern und behandeln können", erklärt Marianne Koch. "Die Bundesländer haben es jetzt in der Hand, die Weichen richtig zu stellen."

Mitglieder der Koalition gegen den Schmerz sind neben der Deutschen Schmerzliga e.V.:

- Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. (DGS)
- Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)
- Interdisziplinären Gesellschaft für orthopädische und unfallchirurgische Schmerztherapie (IGOST)
- Berufsverband der Schmerztherapeuten in Deutschland (BVSD)
- Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP)
- und die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten.



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Andechser Weg 17, 82343 Pöcking

http://www.schmerzliga.de


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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2009