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DROGEN/236: Der Stoff aus dem Chemielabor - Gegen synthetische Drogen effektiver vorgehen (BMG)


Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung - 11. Oktober 2011

Drogenbeauftragte: Gegen synthetische Drogen effektiver vorgehen

Jahrestagung der Drogenbeauftragten "Der Stoff aus dem Chemielabor. Speed, Spice und Co."


Synthetische Drogen sind nach Cannabis die am häufigsten konsumierten illegalen Substanzen in Deutschland. Etwa 2 Mio. Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren haben bereits irgendwann einmal in ihrem Leben Amphetamine (Speed) konsumiert. Etwa 150.000 Erwachsene dieser Altersgruppe nehmen regelmäßig Amphetamine. Etwa 400.000 Erwachsene haben schon einmal neue synthetische Substanzen, d.h. Spice-ähnliche Produkte, wie Räuchermischungen oder auch Badesalze probiert.

Dazu erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans: "Vor besondere Herausforderungen stellen uns derzeit synthetische Substanzen, von denen immer wieder neue auf den Markt kommen. Diese Substanzen bergen unkalkulierbare gesundheitliche Risiken für die Konsumenten. Wir müssen uns deshalb sowohl in unseren Präventionsbemühungen als auch bei der strafrechtlichen Bekämpfung dieser Stoffe auf die neuen Herausforderungen einstellen."

Ein Verbot neuer synthetischer Drogen kann derzeit erst nach einem aufwändigen Verfahren durch Unterstellung unter das Betäubungsmittelgesetz erreicht werden.

Händler bewerben diese Substanzen bis zu ihrer Unterstellung gezielt als angeblich legale Alternative. Deshalb hat das Bundesministerium für Gesundheit ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, um Wege aufzuzeigen, wie effektiver auf diese Entwicklungen reagiert werden kann. Das Gutachten der Professoren Dr. Dieter Rössner und Dr. Wolfgang Voit von der Philipps-Universität Marburg zeigt auf, welche rechtlichen Möglichkeiten für ein schnelleres und wirkungsvolleres strafrechtliches Verbot bestehen. "Ich werde mich dafür einsetzen," so die Drogenbeauftragte, "dass wir auf Grundlage dieses Gutachtens das Betäubungsmittelrecht an die Herausforderungen des sich schnell verändernden Marktes synthetischer Drogen anpassen."

Hinsichtlich der notwendigen Präventionsangebote stellt die Drogenbeauftragte fest: "Wir brauchen zielgruppenspezifische Präventionsangebote, um die Konsumenten über die Gefahren der neuen synthetischen Drogen aufzuklären. Bislang sind die Kenntnisse über die Konsumenten der neuen synthetischen Drogen noch gering." Deshalb hat das Bundesministerium für Gesundheit beim Centre for Drug Research, Frankfurt a.M. eine Konsumentenbefragung in Auftrag gegeben. Die nicht repräsentative Online-Befragung unter der Leitung von Dr. Bernd Werse, schafft eine erste Grundlage für eine gezielte Ausrichtung der Präventionsangebote in diesem Bereich. Die Umfrage ergab, dass 89% der Konsumenten männlich und im Schnitt 24 Jahre alt sind. Nahezu alle Befragten hatten Erfahrungen mit Cannabis, 80% auch mit anderen illegalen Drogen. Das deutet darauf hin, dass durch die neuen Substanzen in der Regel keine neue Konsumentengruppe für psychoaktive Substanzen angesprochen wird. Auffällig ist auch, dass die Konsumenten über eine deutlich überdurchschnittliche Schulbildung verfügen.

Ausführliche Informationen zur Jahrestagung finden Sie in Kürze unter:
www.drogenbeauftragte.de


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Quelle:
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Pressemitteilung Nr. 10 vom 11. Oktober 2011
Bundesministerium für Gesundheit
Friedrichstraße 108, 10117 Berlin
POSTANSCHRIFT: 11055 Berlin
TEL +49 (0)30 18441-1452
FAX +49 (0)30 18441-4960
E-Mail: drogenbeauftragte@bmg.bund.de
Internet: www.drogenbeauftragte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2011