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DROGEN/244: Zahl der Drogentoten 2011 stark gesunken (BMG/BKA)


Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung / Bundeskriminalamt
Gemeinsame Pressemitteilung - Berlin, 26. März 2012

Pressekonferenz der Drogenbeauftragten der Bundesregierung und des Präsidenten des Bundeskriminalamtes:

Zahl der Drogentoten 2011 stark gesunken

Weiterhin umfassende Hilfsangebote und konsequente Strafverfolgung des Drogenanbaus und -handels erforderlich.


Die Zahl der Drogentoten ist im Jahr 2011 auf 986 um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1.237) stark gesunken - damit hat die Zahl der Drogentoten den niedrigsten Stand seit 1988 erreicht. Das Durchschnittsalter der Drogentoten ist weiter angestiegen und liegt bei 37 Jahren.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans erklärt dazu: "Dieser starke Rückgang ist ein erfreulicher Trend und zeigt, dass die bestehenden Hilfs- und Behandlungsangebote erfolgreich sind und daher fortgesetzt werden müssen. Angebote wie die qualitätsgestützte Substitutionsbehandlung mit Methadon oder Buprenorphin, die diamorphingestützte Behandlung, Drogenkonsumräume, Spritzentauschangebote, Beratung sowie medizinische und soziale Hilfsangebote tragen maßgeblich dazu bei, dass Drogenabhängige überleben können und gesundheitlich stabilisiert werden."

Die Zahl der polizeilich erstauffälligen Konsumenten harter Drogen ist im Jahr 2011 um 14 Prozent auf insgesamt 21.315 angestiegen.

Die erfolgreichen Anstrengungen in der Drogen- und Suchtpolitik schlagen sich auch bei der Sicherstellung illegaler Substanzen nieder. Die Gesamtsicherstellungsmenge von Amphetamin und Methamphetamin ist auf ein Rekordniveau von rund 1,4 Tonnen angestiegen. Insbesondere bei kristallinem Methamphetamin (so genanntes "Crystal") konnten die Strafverfolgungsbehörden 2011 deutlich größere Mengen sicherstellen als im Jahr zuvor. Darüber hinaus wurden in Deutschland 717 Cannabis-Anbauplantagen sichergestellt, davon 34 so genannte "Profiplantagen" mit Anbaukapazitäten von über 1.000 Pflanzen.

BKA-Präsident Jörg Ziercke: "Wir müssen der Betäubungsmittelkriminalität weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln - präventiv wie repressiv - entgegentreten. Dies zeigen etwa die hohen Sicherstellungsmengen von Amphetamin und Methamphetamin, die überwiegend aus unseren Nachbarländern eingeschmuggelt und für den deutschen Konsummarkt bestimmt waren.

Aber auch die Entwicklungen im Bereich der neuen psychoaktiven Substanzen müssen wir weiterhin im Auge behalten. So genannte "Legal High" - Produkte, die beispielsweise als Kräutermischungen oder Badesalze verkauft werden, enthalten Betäubungsmittel oder ähnlich wirkende chemische Inhaltsstoffe, deren Wirkung nicht abschätzbar ist und von schwersten Vergiftungen bis hin zum Tod führen kann.

Von Cannabis, das durch die zunehmende Züchtung in Indoor-Plantagen häufig eine deutlich höhere Wirkstoffkonzentration aufweist, geht ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko aus.

International entwickeln sich neben Westafrika zunehmend auch Ost- und Südafrika zu Transitregionen beim Schmuggel von Heroin aus Afghanistan und Kokain aus den Staaten Südamerikas. Um solchen Entwicklungen gerecht zu werden, hat das BKA die Leitung des Europäischen Pakts zur Drogenbekämpfung zur Unterbrechung der Heroinlieferwege aus Afghanistan übernommen. Zudem erwarte ich vom zusätzlich auf EU-Ebene beschlossenen Pakt zur Bekämpfung synthetischer Drogen einen wichtigen Beitrag, um auch in diesem Phänomenbereich international noch schlagkräftiger zu werden."


Weitere Zahlen und Fakten zur Rauschgiftlage 2011 können über die Homepage des BKA unter www.bka.de und unter www.drogenbeauftragte.de abgerufen werden.


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ZAHL DER DROGENTOTEN / RAUSCHGIFTLAGE 2011

Aktuelle Daten zur Rauschgiftkriminalität und die Drogentodeszahlen


Zahl der Drogentoten

• Im Jahr 2011 starben 986 Menschen an Drogenkonsum (minus 20 Prozent).
• Haupttodesursache: Überdosis von Heroin in Verbindung mit sonstigen Drogen.
• Der Schwerpunkt lag bei den männlichen Drogenabhängigen ab 30 Jahren.


Erstauffällige Konsumenten harter Drogen

• 2011 wurden 21.315 erstauffällige Konsumenten harter Drogen registriert (plus 14,5 Prozent), Durchschnittsalter 28 Jahre.

• Während die Zahl der Heroinkonsumenten (2.742 Personen) zurück ging (minus 14,3 Prozent), stieg die Zahl erstauffälliger Kokainkonsumenten auf 3.343 Personen an (plus 4,1 Prozent).

• Die Zahl erstauffälliger Konsumenten von Amphetamin und Methamphetamin stieg im achten Jahr in Folge an - 2011 wurden 14.402 Personen verzeichnet (plus 19,6 Prozent); besonders ausgeprägt war die Entwicklung bei den erstauffälliger Konsumenten von kristallinem Methamphetamin (sog. "Crystal"), deren Zahl sich auf 1.693 Personen erhöhte (plus 163,7 Prozent).

• Damit wurden erstmals in Deutschland mehr erstauffällige Konsumenten von "Crystal" als von Ecstasy, deren Zahl (942 Personen) allerdings ebenfalls anstieg (plus 12,1 Prozent), registriert.


Sicherstellungsmengen und Fallzahlen einzelner Drogenarten

• 2011 wurden insgesamt 1.941 kg Kokain (minus 36 Prozent) und 498 kg Heroin (plus 5 Prozent) sichergestellt.

• Die Anzahl der Sicherstellungsfälle mit Heroin sank um 22,7 Prozent auf 4.361, die mit Kokain blieben mit 3.335 Sachverhalten relativ konstant (minus 0,4 Prozent).

• Mit Blick auf die synthetischen Drogen ist die Gesamtsicherstellungsmenge von Amphetamin und Methamphetamin im Jahr 2011 um 17 Prozent auf ein Rekordniveau von rund 1.408 Kilogramm gestiegen.

• Die Zahl der Sicherstellungsfälle in Bezug auf Amphetamin und Methamphetamin stieg um 21,8 Prozent auf 11.243.

• Die Gesamtsicherstellungsmenge von Crystal stieg um 48,8 Prozent auf rund 40 Kilogramm, bei Ecstasy um rund 110,5 Prozent auf 484.992 Tabletten (2010: 230.367 Tabletten).

• In 2.112 Fällen wurde Crystal sichergestellt (plus 164,3 Prozent). Bei Ecstasy stiegen die Fallzahlen um 9,3 Prozent auf 1.322.

• Bei Cannabis-Produkten wurden im Jahr 2011 folgende Entwicklungen festgestellt: bei Haschisch sank die Zahl der Sicherstellungsmenge auf 1.747 Kilogramm (minus 18,5 Prozent), bei Marihuana auf 3.957 Kilogramm (minus 18,8 Prozent).

• Es gab 7.285 Sicherstellungsfälle von Haschisch (minus 1,9
Prozent) und 27.144 Fälle mit Marihuana (plus 9,9 Prozent).


Rauschgiftanbau/Rauschgiftproduktion

• 2011 wurden in Deutschland 98 Cannabis-Outdoor-Plantagen und 619 Cannabis-Indoor-Plantagen festgestellt. Hierbei handelte es sich um 34 Profiplantagen (Anbaukapazitäten ab 1.000 Cannabispflanzen), 207 Großplantagen (Anbaukapazitäten von 100 bis 999 Pflanzen) und 476 Kleinplantagen (Anbaukapazitäten von 20 bis 99 Pflanzen).

• Die Zahl der sichergestellten illegalen Rauschgiftlabore zur Produktion synthetischer Drogen betrug 19 (2010: 16). Erneut haben die Täter in mehreren Fällen zur Methamphetaminproduktion Grundstoffe aus Fertigarzneimitteln extrahiert.


Internationale Lage

• Afghanistan bleibt Hauptursprungsland des in Europa und in Deutschland gehandelten Heroins. Nach Erhebungen der Vereinten Nationen stieg die Gesamtanbaufläche für Schlafmohn in Afghanistan im Jahr 2011 um 7 Prozent auf über 130.000 Hektar. Die Menge Rohopium, die daraus produziert werden kann, beträgt 5.800 Tonnen.

• Hauptanbau- und Produktionsländer für Kokain sind nach wie vor Kolumbien, Peru und Bolivien. Peru hat als Herkunftsland in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.

• Neben den USA bleibt vor allem Europa Absatzmarkt für Kokain aus Südamerika.

• Die Region Osteuropa hat in den letzten Jahren sowohl als Absatz- als auch Transitraum von Kokain an Bedeutung gewonnen.

• Bei der Produktion synthetischer Drogen gewinnt der afrikanische Kontinent zunehmend an Bedeutung: 2011 wurden erstmals Labore zur Produktion von Methamphetamin in Lagos/Nigeria sichergestellt.

• Daneben entwickelt sich Mexiko zu einem der weltweit führenden Staaten in der illegalen Herstellung von Methamphetamin. Dort wurden Labore sichergestellt, die Methamphetamin im Tonnenbereich produzieren konnten.


Quelle: Informationsblatt für die Medien, Pressekonferenz der Drogenbeauftragten der Bundesregierung und des Präsidenten des Bundeskriminalamtes am 26.03.2012


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Quelle:
Gemeinsame Pressemitteilung vom 26.03.2012
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Bundesministerium für Gesundheit
Friedrichstraße 108, 10117 Berlin
Telefon: 030 18441-1452, Fax: 030 18441-4960
E-Mail: drogenbeauftragte@bmg.bund.de
Internet: www.drogenbeauftragte.de
und
Bundeskriminalamt
BKA-Pressestelle, V.i.S.d.P. Markus Koths, Pressesprecher
Thaerstraße 11, 65193 Wiesbaden
Telefon: 0611-55-13083, Fax: 0611-55-12323
E-Mail: pressestelle@bka.bund.de
Internet: www.bka.bund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2012