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DROGEN/258: Cannabis meistkonsumierte illegale Droge - Verbreitung synthetischer Drogen nimmt zu (BMG)


Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung - Berlin, 15. November 2012

Cannabis meistkonsumierte illegale Droge, Verbreitung synthetischer Drogen nimmt zu

Vorstellung der Jahresberichte der deutschen und europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht



Anlässlich der heutigen Vorstellung der Jahresberichte der deutschen und der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD und EBDD) erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans: "Die Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland ist auf einem guten Weg - auch im europäischen Vergleich. Wir verfügen in Deutschland über gute Präventions-, Beratungs- und Behandlungsangebote für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen. Die sich schnell verändernden Märkte und neue Substanzen stellen uns jedoch vor große Herausforderungen. Hilfs- und Beratungsangebote müssen an die neuen Entwicklungen angepasst werden, um den Betroffenen möglichst schnell effiziente Hilfe und Unterstützung anbieten zu können."

Nach wie vor ist Cannabis die illegale Droge in Deutschland und Europa, die am häufigsten konsumiert wird. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Konsumverhalten im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. Etwa 5 % der 12- bis 17-Jährigen konsumierten im vergangenen Jahr Cannabis 12-Monats-Prävalenz).

Von erheblicher Bedeutung ist Cannabis auch im Suchthilfesystem. Ein Drittel der Personen, die wegen Drogenproblemen 2011 eine Suchtberatungsstelle aufsuchten, wiesen einen problematischen Cannabiskonsum auf. Viele von ihnen fangen bereits im Teenager-Alter mit dem Konsum an (Durchschnittsalter 15 Jahre).

Der Anteil der Drogenpatienten, die wegen ihres Cannabiskonsums ambulant behandelt werden, liegt seit einigen Jahren bei etwa einem Drittel (2011: 34.7 %). Bei denjenigen, die das erste Mal in Suchtbehandlung sind, liegt der Anteil der Cannabisfälle bei 56,6 %.

"Das zeigt, dass Cannabis keineswegs eine harmlose Droge ist. Besonders der Langzeitkonsum kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen sowie zur Abhängigkeit führen", so die Drogenbeauftragte. "Deshalb dürfen wir mit unseren Bemühungen nicht nachlassen, über die Gefahren des Cannabiskonsums aufzuklären. Wir müssen schon Jugendlichen verdeutlichen, dass Cannabiskonsum gerade im Jugendalter mit besonderen psychischen Risiken verbunden ist."

Der Anteil der Konsumenten von Stimulanzien (Amphetamine, Ecstasy) bei den Erstbehandlungen hat weiter zugenommen (ambulante Behandlungen: 2009: 10 %; 2011:15 %). Dabei kommt Amphetaminen und anderen Stimulanzien bundesweit eine wachsende Bedeutung zu, während eine steigende Verbreitung von Crystal bislang hauptsächlich aus den Beratungs- und Behandlungseinrichtungen der Grenzregionen zur Tschechischen Republik gemeldet wird.

Darüber hinaus nehmen neue synthetische Drogen an Bedeutung zu. "Die Schwierigkeit besteht darin, anhand sachlicher Informationen die gesundheitlichen Auswirkungen und Risiken neuer Substanzen einzuschätzen", so Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel, Leiter der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht. "Wichtige Zugangswege für präventive Maßnahmen sind das Internet oder die sozialen Netzwerke, aber auch (Online-)Ausstiegshilfen und Angebote lokaler Beratungsstellen."

Auch der heute in Lissabon vorgestellte Jahresbericht der EBDD weist auf ein ähnliches Bild des Drogenkonsums in Europa hin: Der Gesamtkonsum illegaler Drogen in Europa ist weiterhin relativ stabil. Daneben kommt es jedoch immer wieder zu Entwicklungen, die unterstreichen, dass Drogenkonsum und damit verbundene Probleme nach wie vor erhöhter Aufmerksamkeit bedürfen. Dies beinhaltet neben dem Auftauchen neuer psychoaktiver Substanzen auch regionale Anstiege von Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis.

Weitere Informationen und die Jahresberichte der DBDD und EBDD finden Sie in deutscher Sprache unter www.drogenbeauftragte.de sowie unter www.dbdd.de.

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Quelle:
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Bundesministerium für Gesundheit
Friedrichstraße 108, 10117 Berlin
POSTANSCHRIFT: 11055 Berlin
TEL +49 (0)30 18441-1452
FAX +49 (0)30 18441-4960
E-Mail: drogenbeauftragte@bmg.bund.de
Internet: www.drogenbeauftragte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2012