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THERAPIE/131: Therapiehund - Das WKK Brunsbüttel setzt auf einen vierbeinigen Azubi (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 12/2010

Therapiehund
Das WKK Brunsbüttel setzt auf einen vierbeinigen Azubi

Von Angela Schmid


Mischlingshündin Clara ist in der Abteilung für Frührehabilitation und Geriatrie im Einsatz. Tiergestützte Therapien gewinnen an Bedeutung.


Geduldig sitzt Clara auf ihrem Stuhl, während die Menschen um sie herum miteinander reden. Clara interessiert das nicht. Ihr ganzes Augenmerk gilt einer Dose mit Leckerli. Intensives Starren hilft dabei, hin und wieder das Herz von Nina Mews (30) zu erweichen. Erst als alles Starren nichts mehr nützt und die Dose verschlossen bleibt, legt Clara ihren Kopf gelangweilt auf den Tisch.

Seit September ist die zweijährige Mischlingshündin im Westküstenklinikum (WKK) Brunsbüttel in der Ausbildung zur Therapiehündin. Ihre Aufgabe in der Abteilung für Frührehabilitation und Geriatrie scheint leicht: Sie ist einfach sie selbst und lässt sich ununterbrochen mit Streicheleinheiten verwöhnen. Das WKK hat in Heide bereits gute Erfahrungen mit drei Therapiehunden in der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gemacht. Ein Einsatz in der Geriatrie ist allerdings Neuland und bundesweit selten zu finden.

Die Idee hatte Hundeliebhaberin und Physiotherapeutin Nina Mews. Seit vielen Jahren setzt sie sich ehrenamtlich für den Tierschutz auf Mallorca ein. Immer wieder hat sie Hunde aus dem Tierheim Ajuncan in Deutschland vermittelt. Auch Clara ist bei ihr gelandet. In die ruhige Hündin hat sich Nina Mews besonders verliebt. Mit ihrem Vorschlag, sie als Therapiehündin einzusetzen, stieß sie in der Klinik auf offene Ohren. "Am Anfang war ich von der Idee ein wenig irritiert", gesteht Axel Schultz, kaufmännischer Leiter des WKK. Doch nach einigen Recherchen war ihm klar: "Die tiergestützte Therapie ist auf dem Vormarsch." Und mit der Hygiene in der Klinik gebe es keine Probleme, betont Schultz.

Gemeinsam mit dem ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Team hat die leitende Oberärztin Christine Guzy ein Konzept entwickelt, das die tierische Hilfskraft in die Behandlung einbindet. Innerhalb kurzer Zeit hat Clara die Herzen der Mitarbeiter und der Patienten erobert. Auch Ursula Schulz ist ein Fan der Hündin. Die Augen der 90-Jährigen leuchten, wenn Clara ihr den Kopf entgegenstreckt und sich geduldig streicheln lässt. Allein durch das Berühren des Hundes würden die kognitiven Fähigkeiten der Patienten gesteigert, so Christine Guzy. Auch die Psyche der Menschen werde durch den Hund positiv beeinflusst. Und die Anwesenheit von Clara hilft beim Abbau von Ängsten und bei der Steigerung der Mobilität. Vor allem aber motiviere die Hündin die oft hochbetagten Patienten, bei den Therapien engagiert mitzumachen, so die Oberärztin.

Einschränkungen für den Einsatz des vierbeinigen Azubis gibt es kaum. Bei fast allen Krankheitsbildern - von Demenz bis zu chronischen Schmerzen - wird die Förderung körperlicher und geistiger Fähigkeiten unterstützt. Zudem hilft die Anwesenheit des Tieres bei Stressabbau und Blutdrucknormalisierung. Außerdem sorge sie für eine positive Atmosphäre, so die Oberärztin. Doch Clara steht erst am Anfang ihrer Möglichkeiten. Bisher hat sie nur die Hundeschule kennen gelernt. Für einen Therapiehund reicht das nicht. Anfang kommenden Jahres besuchen Frauchen und Hund die "Akademie für Therapie- und Behindertenbegleithunde" in der Nähe von Schleswig. Die Kosten in Höhe von 1.000 Euro trägt der WKK-Förderverein Brunsbüttel.


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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 12/2010 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2010/201012/h10124a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Ursula Schulz (links) hat Clara und ihr Frauchen Nina Mews in ihr Herz geschlossen.


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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Dezember 2010
63. Jahrgang, Seite 37
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-119, -127, Fax: -188
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.org
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www.aerzteblatt-sh.de

Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2011