Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

VORSORGE/519: Interview - Leitfaden Prävention - Schaden von organisiertem Sport abgewendet (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 37 / 14. September 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Leitfaden Prävention: Schaden vom organisierten Sport abgewendet

Vier Fragen an Michael Vesper, den Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes


Der "Leitfaden Prävention" des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen ist überarbeitet worden. In diesem Leitfaden werden die Förderkriterien für Gesundheitssportangebote geregelt. Noch im Entwurf vom Frühjahr 2010 gab es Änderungsvorschläge für das Handlungsfeld Bewegung, die für die Vereine und Verbände nicht tragbar gewesen wären. Über die Anpassungen für den organisierten Sport sprach die DOSB PRESSE mit Michael Vesper, dem Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).


DOSB PRESSE: Herr Vesper, Wie bewerten Sie die Anpassungen für den organisierten Sport?

MICHAEL VESPER: Gerade noch mal gut gegangen, könnte man nach den harten Diskussionen und Interventionen um die Neufassung des Leitfadens sagen. Im Kern geht es darum, dass der bisherige Leistungskatalog erhalten bleibt. Vor allem im den Sport besonders betreffenden so genannten Handlungsfeld Bewegung waren ja Änderungen vorgesehen, die erhebliche Auswirkungen auf Angebot und Bezuschussung von gesundheitsfördernden Kursen gehabt hätten. Der Vereinssport wäre aus dem Bereich gesundheitlicher Vorbeuge herausgedrängt worden - jetzt spielt er dort weiterhin eine tragende Rolle.

DOSB PRESSE: Im Entwurf des Leitfadens Prävention wurde mit dem Ausschluss der Technikschulungen im Handlungsfeld Bewegung eine Differenzierung angedacht. Welche Auswirkungen waren auf die gesundheitsorientierten Bewegungsangebote vor allem im Rahmen des Qualitätssiegels Sport pro Gesundheit zu befürchten?

VESPER: Differenzierung - das klingt harmlos, wäre jedoch fatal gewesen. Technikschulungen künftig auszuschließen hätte verkannt, dass eine gesunde Bewegungsausführung zwingend mit einer korrekten Bewegungstechnik einhergeht. Auch wenn die Zielstellung des Angebotes auf der Verbesserung der physischen Ressourcen, wie Ausdauer, Kraft etc., liegt. Insofern mussten wir diesen Passus in dem Entwurf so verstehen, dass damit zukünftig gesundheitsorientierte und qualitätsgesicherte Bewegungsangebote nicht mehr bezuschusst werden sollen, ein Großteil dieser Angebote wäre nicht mehr durch die Krankenkassen förderfähig gewesen. Gerade die Programme der Spitzenverbände wären gestrichen worden. Ein solcher Schritt war für den organisierten Sport so nicht tragbar. Umso erfreuter sind wir nun, da wir diese Entwicklung verhindern konnten.

DOSB PRESSE: Ebenfalls im Entwurf vom Frühjahr 2010 wurde im Abschnitt Anbieterqualifikation die Gruppe der ÜbungsleiterInnen in die Fußnote des Handlungsleitfadens versetzt. Welche Folgen hätte dies gehabt?

VESPER: Diese Änderung hätte Übungsleiter betroffen, die eine gesundheitsorientierte Ausbildung im organisierten Sport durchlaufen haben. Durch die Abstufung in die Fußnote wird die Förderungswürdigkeit durch die Krankenkasse in Frage gestellt. Das flächendeckende Gesundheitssportangebot der Sportvereine wäre gefährdet gewesen, wenn ein Großteil der Kurse für die Krankenkassenförderung ausgefallen wäre. Dies mussten wir unbedingt verhindern. Wir begrüßen es sehr, dass neben den Sportwissenschaftlern oder Krankengymnasten jetzt auch wieder die ÜbungsleiterInnen im Fließtext aufgelistet sind.

DOSB PRESSE: Was muss sich ändern, damit künftig das, was die Vereine auf dem Gebiet der gesundheitlichen Vorsorge leisten, von den Krankenkassen richtig eingeschätzt und nach Möglichkeit noch stärker berücksichtigt wird?

VESPER: Wir sind froh darüber, dass der unter dem Qualitätssiegel Sport pro Gesundheit angebotene qualitätsgesicherte, flächendeckende und bezahlbare Gesundheitssport weiter gefördert werden kann. Für die Zukunft gilt, dass es hilfreich ist, als Dachverband des organisierten Sports früher bei der Ausarbeitung des Leitfadens in die Entscheidungsfindung mit eingebunden zu werden. Unglücklich ist es, wenn wir von anderer Seite aus erfahren, dass unser System in Frage gestellt wird. Die Zusammenarbeit ist bereits intensiver geworden und ich würde mich freuen, wenn das auch so bleibt.


*


Quelle:
DOSB-Presse Nr. 37 / 14. September 2010, S. 20
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2010